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Narren kennen, um sie von noch grösseren Narren auslachen zu lassen. Lernen Sie tausend Elende kennen, um noch Elendere zum Mitleiden zu bewegen! Machen Sie in Engelland Doktor Fauste, in Italien Lustspiele' - nach Goldoni (vgl. 201, 47 f.) — 'und in Frankreich Lieder, ich will indessen hier bleiben und vor Langeweile Ihre Schriften lesen.' Ich bin in der angenehmen Lage, meine Auffassung dieser Probleme vollauf bestätigt zu sehen. Nicht um einen bürgerlichen' modernisirten Faust handelt es sich damals, sondern ganz unleugbar einzig und allein um den alten Doctor Johann Faust, um ein Stück mit "Teufelei', und ob Lessing, der gern die Absicht für die Ausführung nahm, vom mitternächtlichen Sinnen schon zu weiterer Ausarbeitung geschritten war, steht nach wie vor dahin. Der Hinweis auf England endlich, den ein Citat - woher? verstärkt, bedeutet mehr als einen scherzhaften Fingerzeig, Lessing wolle seinen Faust auf der mit dem jungen Winkler geplanten Reise im Lande des Spleen und der Selbstmorde vollenden, sondern wir mögen auch hier schon jener berühmten Sätze gedenken, mit denen 1759 die Litteraturbriefe den Abdruck eines Faustfragments einleiten, jener Sätze, welche die Verwandtschaft des älteren deutschen Volksdramas mit dem Genie Shakespeares behaupten und als neues Ideal der Bühne die Rückwendung zu den stammverwandten Vettern predigen. Dachte Lessing bei der ‘überlegenden Verzweiflung' an Hamlet?

Berlin.

Erich Schmidt.

Noch einmal Lessings Gedicht: Das Muster der Ehen.

Mein Freund Robert Boxberger hat, gleich nachdem er meinen Aufsatz über Lessings Gedicht Das Muster der Ehen (Vierteljahrschrift 1, 492) gelesen, mich auf das 113. der von Goedeke herausgegebenen geistlichen und weltlichen Lieder von Hans Sachs hingewiesen. Dies einer eigen

händigen Handschrift des Dichters entnommene Lied von drei Strophen ist betitelt 'Was die e gut mach' und beginnt :

Alphonsum, den künig, tet fragen

ein graf, wan eleut fritlich sint?

'Wan der man taub wirt', tet er sagen,

'und wan das weibe gar erblint.'

Der Graf bittet dann um Erklärung dieses Ausspruches, und der König gibt sie in den beiden andern Strophen.

Goedeke hat dem Liede folgende Anmerkung beigefügt: 'Aus den Dictis Alphonsi regis Arragoniae in Plutarchs Sprüchen von Eppendorf, S. 589. Auch von Lessing behandelt: Das Muster der Ehen (Maltzan I 133).'

Diese Anmerkung veranlasste mich in dem berühmten Werke De dictis et factis Alphonsi regis Aragonum libri quatuor nachzusehen, welches der italienische Humanist Antonio degli Beccadelli, gewöhnlich nach seiner Vaterstadt Palermo Antonius Panormita genannt, verfasst hat, und da fand ich den 7. Abschnitt des 3. Buches also lautend:

Matrimonium ita demum exigi tranquille et sine querela posse dicebat [sc. Alphonsus], si mulier caeca fiat et maritus surdus.

Hierzu gibt Jakob Spiegel, der zu dem Werke Scholien geschrieben hat1), folgendes Scholion:

Innuens, opinor, foemeinum genus obnoxium esse zelotypiae, atque hinc oriri rixas et querimonias, rursum maritis permolestam esse uxorum garrulitatem, qua molestia cariturus sit, si fiat surdus, nec illa vexabitur adulterii suspitione, si careat oculis. Sic interpretatur magnus noster Erasmus. Quanquam id dicti Pontanus ille quoque magnus vir tribuit ipsi Antonio Panormitae libro tertio de Obedientia, et de Sermone tertio. Sic enim ait: Antonium Panormitam, cum ab eo quaereretur, quibus maxime opus esse iudicaret ad connubii tranquillitatem, respondentem audivi, nullas nec quietas nec felices satis nuptias esse posse, praeterquam si vir surdus esset, uxor vero caeca, ne altera videlicet inspiceret,

1) Antonii Panormitae de dictis et factis Alphonsi regis Aragonum libri quatuor. Commentarium in eosdem Aeneae Sylvii, quo capitatim cum Alphonsinis contendit. Adiecta sunt singulis libris Scholia per D. Iacobum Spiegelium. Basileae 1538. 4o. Spiegels Dedication an Kaiser Karl V. und dessen Bruder König Ferdinand I. ist vom 3. Mai 1537 datirt.

quae a marito intemperanter fierent plurima, alter ne2) audiret obgannientem assiduo domi uxorem.

Die angeführte Interpretation des Erasmus findet sich in seinem Werk: Apophthegmatum ex optimis utriusque linguae scriptoribus collectorum libri VIII. In das letzte Buch hat Erasmus nämlich eine Anzahl Aussprüche des Königs Alfons aufgenommen und darunter auch als vierten den obigen mit ein paar kleinen sprachlichen Änderungen und mit beigefügter Erklärung:

Idem dicere solet, ita demum matrimonium tranquille citraque querimonias exigi posse, si maritus surdus fiat, uxor caeca: innuens, opinor, etc. etc.3)

Die beiden Stellen aus den Werken des Joannes Jovianus Pontanus (Giovanni Gioviano Pontano), des jüngern Zeitgenossen und Freundes des Antonius Panormita, welche Spiegel citirt, aber nicht einzeln ihrem Wortlaut nach mitgetheilt, aus welchen er vielmehr eine gemacht hat, mögen hier folgen.

De Obedientia liber III, cap. II.

Antonium Panormitam, cum ab eo quaereretur, quibus maxime opus esse iudicaret ad connubii tranquillitatem, respondentem audivi, nullas nec quietas, nec felices satis nuptias esse posse praeter quam si vir surdus esset, uxor vero caeca.

De Sermone liber III, cap. XVII.

Antonius Panormita, suavis admodum vir, interrogatus, ad rem uxoriam iucunde concorditerque agendam quibusnam maxime opus esse duceret, sumpto argumento a frequentia molestiarum ac magnitudine, quae in vita contingerent coniugali, duobus tantum opus esse respondit, vir ut aurium surditate teneretur, uxor vero ut oculis esset capta, ne altera videlicet inspiceret, quae a marito intemperanter fierent plurima, alter ne audiret obgannientem assiduo domi uxorem.

Nach vorstehenden Mittheilungen braucht also Lessing auf den Schluss seines Gedichtes Das Muster der Ehen

2) Die Worte alter ne fehlen bei Spiegel.

3) Plutarchs Sprüche von Eppendorf', wie Goedeke a. a. O. kurz citirt, sind eben die Apophthegmata des Erasmus in der Übersetzung, die 1534 zu Strassburg erschien und betitelt ist: Plutarchi von Cheronea und anderer kurtz weise und höfliche Sprüch .... Neulich durch Heinrich von Eppendorf uss dem Latin in Teutsch verdollmetscht. Vgl. J. F. Degen, Litteratur der deutschen Übersetzungen der Griechen 2, 329 ff, Nachtrag S. 279 ff.

keineswegs gerade durch Reusners Emblema gekommen zu sein.

Boxberger hat mich auch noch wegen der letzten Zeile des Lessingschen Gedichtes auf Lessings Brief an seinen. Bruder Karl vom 31. Dezember 1771 verwiesen, in welchem Lessing schreibt: 'Wenn im zweiten Theile die Erzählung Das Muster der Ehen noch nicht abgedruckt ist, so soll es mir lieb sein. Denn ich kann nicht begreifen, wie vom Anfange an die letzte Zeile so ganz widersinnig abgedruckt worden. Es muss nämlich nicht heissen:

Die Frau war taub, der Mann war blind,

sondern umgekehrt:

Der Mann war taub, die Frau war blind.

Ändere das also, wenn es noch Zeit ist.'

Weimar.

Reinhold Köhler.

Wer ist der Verfasser des Sinngedichts:
Jupiter an die Götter und Menschen?

Muncker hat in seiner Bearbeitung des Lachmannschen Lessing 1, 49 f. mehr kühn als glücklich den Text mit einem recht geschmacklosen Epigramm auf den grossen König zu bereichern versucht. Der einzige Grund, der sich für die Aufnahme dieses apokryphen Stückes in Lessings Werke anführen liess, war der, dass es in zwei Sammlungen Gleimscher Kriegslieder, welche älter sind als die bekannte mit Lessings Vorrede und mit Melodien, unter der Chiffre L. abgedruckt ist. Ich lasse die Frage nach dem Verhältniss dieser zwei Sammlungen, die beide in doppelter Ausgabe existiren, zu den ersten Einzeldrucken der Kriegslieder in Quart hier aus dem Spiele; man kommt dabei über Vermuthungen nicht hinaus, da weder die Messkataloge noch die Briefwechsel Lessings und Kleists mit Gleim Aufschluss geben. Wenn Muncker vermuthet, Lessing habe allein oder gemeinsam mit Kleist die erste Sammlung in Druck gegeben, so scheint mir auch hierfür jeder Anhaltspunkt zu

fehlen, abgesehen von der nichts beweisenden Thatsache, dass ihr Verleger, der Stuttgarter Joh. Bened. Mezler, auch der Verleger der Kleinigkeiten' ist. Es hätte aber nichts gefruchtet, dem gewiss von vielen getheilten Zweifel an der Echtheit des fraglichen Epigramms öffentlich Ausdruck zu geben, solange die Unechtheit sich nicht wirklich erweisen liess, und die Versuche, einen Weg zu solchem Beweise zu finden, schienen anfangs aussichtslos. Ein merkwürdiger Zufall hat ihn jetzt entdecken lassen. Mir fiel ein Exemplar einer längst vergessenen hamburgischen Wochenschrift. in die Hände, die unter dem Titel 'Zum Vergnügen. Ein Wochenblatt für die Toiletten und Theetische' in sechs Theilen, Hamburg und Leipzig 1758-1760 herausgekommen ist 1), und beim Durchblättern derselben zeigte sich zunächst 1, 96 (11. Stück vom 27. Februar 1758) das angeblich Lessingsche Epigramm ohne die erste der beiden von Muncker aus seiner Vorlage wiederholten Überschriften 'Sinngedicht auf Se. Preussische Majestät', aber mit der Chiffre L**; dann S. 168 (20. St. vom 30. März 1758) eine französische Übersetzung desselben von einem Ungenannten, die nach einer beigefügten Anmerkung dem 36. Stück der Berlinischen privilegirten Zeitung entnommen sein sollte.

Das Verfolgen dieser Spur führte weiter zu dem ersten Druck des Originals; denn die Vossische Zeitung von 1758 enthält nicht allein an der angeführten Stelle den französischen Text, sondern auch im 11. Stück vom 26. Januar den deutschen, also mehrere Monate vor Munckers erstem Druck, der nach Ausweis des Messkatalogs erst in der Michaelismesse 1758 erschienen ist. In dem Artikel 'Von gelehrten Sachen' berichtet das Blatt über die Feier von Königs Geburtstag im Joachimsthalschen und im französischen Gymnasium. Dann heisst es wörtlich: 'Auch bei Auswärtigen sind die hohen Eigenschaften unseres Verehrungswürdigsten Monarchen, sowie die grossen Begebenheiten, welche den Ausgang des vorigen Jahres so

1) In Carl Jacobys Abhandlung: Die ersten moralischen Wochenschriften Hamburgs im Anfange des 18. Jahrhunderts (Osterprogramm des Wilhelm-Gymnasiums 1888) S. 47 findet sich unter Nr. 40 eine abweichende Angabe, die hiernach zu berichtigen ist.

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