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ist eine entstellende Unterlegung; die reizende Gestalt zeigt sich im blendenden Glanze lockender Sinnlichkeit, und wenn Faust sie so nahe wie möglich sähe, er würde nichts Abschreckendes, nichts was ihn an die Vergänglichkeit und Nichtigkeit aller Schönheit und alles Sinnenreizes mahnte, in ihr entdecken, wonach Mephisto keines solchen Mittels bedurfte, das die Missdeutung ihm zuschreibt. Aber, wendet man ein, einer Aufreizung der Lüsternheit durch eine nackte Frauengestalt bedurfte der Teufel gar nicht, da der Verjüngungstrank dazu hinreichte, von dem Mephisto nach der leise gesprochenen Schlussbemerkung die vollste Wirkung mit Sicherheit erwartet. Das Frauenbild im Spiegel ist eigentlich nur zur dramatischen Belebung der Hexenküche ersonnen, wird aber zugleich geschickt benutzt, Fausts längeres Verweilen an dem ihm widerwärtigen Orte zu begründen und den Teufel gelegentlich sein neckisches Spiel mit diesem treiben zu lassen.

Nachdem Mephisto trotz Fausts Bemerkung, das Treiben der Thiere scheine ihm der Gipfel der Albernheit, diesen seinen Lieblingen sich wieder zugewandt hat, scheint er um seinen Genossen sich nicht weiter zu kümmern, während er in Wirklichkeit die Frauengestalt in den Spiegel zaubert. Seine Worte: 'Wie glücklich würde sich der Affe schätzen, Könnt' er nur auch ins Lotto setzen!' sind wohl an Faust gerichtet, der aber, ganz von der Erscheinung im Spiegel gefesselt, nicht darauf hört. Erst als dieser sein Entzücken über die für ganz unmöglich gehaltene Schönheit des Weibes leidenschaftlich ausspricht, mischt sich der teuflische Begleiter ein; er spottet darüber, dass sein Doctor, der allem Genuss geflucht hat, nun doch finde, die vollendete Frauenschönheit sei 'der Inbegriff von allen Himmeln'. Dabei bedient er sich in seiner Weise der biblischen Schöpfungsgeschichte: 'Natürlich, wenn ein Gott sich erst sechs Tage plagt, Und selbst am Ende Bravo sagt, Da muss es was Gescheites werden'. Wie cavaliermässig er mit der Bibel umspringt, ergibt sich schon daraus, dass er Gott, der die ganze Welt mit Ausnahme des Menschen, durch sein blosses Wort ins Dasein gerufen, sich damit plagen lässt, dass er das schliessliche Und er sah, dass es gut war' in einen Bravoruf des

selben über sein eigenes Werk verwandelt. In Bezug auf die Schöpfung des Weibes widerspricht die Bibel sich selbst, da sie einmal am sechsten Tage Gott ein Männlein und ein Fräulein schaffen lässt, das andere Mal bildet dieser die Eva aus einer Rippe des schlafenden Adam. Wenn Mephisto sagt, Gott habe sich erst sechs Tage geplagt, so kann dies nur dahin verstanden werden, dass die Schöpfung des Weibes erst zuletzt erfolgte. Bei seiner teuflischen Auslegung kümmert es ihn nicht, dass Gott am siebenten geruht und dadurch den Sabbat geheiligt hat. Hat die Bibel selbst die Frau aus der Rippe des schlafenden Mannes entstehen lassen, so brauchte Mephistos Spott sich kein Gewissen daraus zu machen, die Bildung des Weibes als der Krone der Schöpfung auf den siebenten Tag, oder, wenn man ja dem Sabbat sein Recht lassen will, auf den Abend des sechsten zu verlegen, als der eben geschaffene Adam eingeschlafen. Seinem Zwecke gemäss nimmt er an, der sich plagende Gott habe immer vollendetere Werke geschaffen, wie wenig dies auch der Bibel entspricht, die nur die Bildung des Menschen dadurch auszeichnet, dass die Gottheit vor derselben mit sich selbst zu Rathe gegangen und mit eigener Hand im Menschen ihr Ebenbild geschaffen, dem sie ihren Athem eingehaucht. Die höchste Kunstfertigkeit lässt der Teufel Gott in der Schöpfung des Weibes bewähren, und nur auf diese bezieht er zu seinem Zwecke den Bravoruf. Wie erst auf die Zeit vor dieser letzten Schöpfung geht, so deutet am Ende nicht auf die ganze Thätigkeit der Welt- und Menschenbildung, sondern auf die Vollendung derselben durch ihre Krone, das Weib.

Aber von dieser, bei genauerer Betrachtung sich als nothwendig ergebenden teuflischen Darstellung der biblischen Schöpfungsgeschichte ahnt der auf neue Entdeckungen ausgehende Faustforscher nichts, er wandelt seine eigenen Wege. Die sechs Tage habe Gott nicht auf die Bildung des Menschen oder gar der Frau allein verwandt, sondern auf die ganze Schöpfung; deshalb könne das Bild, das Faust im Spiegel sieht, nicht die Frau, es müsse die 'Frau Welt sein. Dabei ist übersehen, dass im Spiegel nur ein Frauenbild erscheint, auch Faust von einem 'schönsten Bilde

von einem Weibe' spricht, wonach denn auch nur auf dieses der sich unmittelbar anschliessende Spott des Teufels gehen kann. Es wäre doch seltsam, wenn Mephisto von etwas ganz anderem sprechen und dem Faust auf die tollste Weise zu verstehen geben wollte, die Frau sei die trügende Frau Welt. Auch aus dessen weiterer Äusserung, er wisse seinem Freunde so ein Schätzchen auszuspüren, ergibt sich nothwendig, dass Faust meinen muss, der Teufel spreche von einer Schönheit von Fleisch und Blut, während er nach unserem neuen Ausleger, dem Faust ganz unverständlich, von einem andern Bilde als demjenigen reden würde, welches dieser im Spiegel wirklich schaut, von einer Allegorie, an welche Faust so wenig als ein Leser mit gesunden Sinnen denken kann. Ja, müssten wir sie auf diese Weise fassen, so würde Mephisto dem Faust unwillkürlich das verrathen, was er durch das Verschwimmen des Bildes beim Nähertreten ihm zu verheimlichen suchen soll. Diese Deutung führt eben in ein Labyrinth von Widersprüchen, während diejenige, an deren Stelle sie sich setzen will, sowohl dem Zusammenhang wie der Absicht des Teufels entspricht. Leider ist das nicht der einzige Fall, wo die Heranziehung mittelalterlicher Vorstellungen, von welchen gar nicht erwiesen, dass Goethe zur Zeit sich ihrer erinnert, ja dass er je davon gewusst haben könne, zu arger Missdeutung verleitet hat. Erst müsste doch feststehen, Goethe habe im Jahre 1788 von der allegorischen Dichtung Der Welt Lohn des Conrad von Würzburg oder von der betreffenden mittelalterlichen Vorstellung gewusst, ehe man sie zur Erklärung verwendete. Aber auch abgesehen davon, konnte die Sage von Wirnt von Grafenberg zu dem Frauenbilde in der Hexenküche auch nicht die allergeringste Handhabe bieten; was der Dichter hier bedurfte, hat damit, dass die in allem Glanze vollkommenster Schönheit einem Ritter erschienene. Frau Welt sich darauf als eine Höhle von Kröten und Schlangen, als eine Pestbeule offenbart und so dessen Bekehrung bewirkt, ihn dem Himmel gewinnt, nicht das Mindeste gemein. Wie Goethe die meisten Stoffe, die er behandelte, ganz umgestaltet und in sein Eigenthum verwandelt hat, so führte er auch die Sage vom Zauberer

Faust im geraden Gegensatz zu ihrer mittelalterlichen Bedeutung aus; Faust sollte nicht dem Teufel zum Opfer fallen, sondern durch eigene Kraft sich emporraffen, nicht im Lasterleben und eitelm Gaukeltreiben versinken. Seltsam ist es, ihm neben dieser Umbildung, zu welcher ihn sein. tiefster Sinn nothwendig trieb, noch eine andere, gleichfalls in ihr Gegentheil zu verändernde Sage unterzuschieben, zu behaupten, diese, nicht die wirklich behandelte, habe ihn das Bedürfniss fühlen lassen, 'den Drang zur Welt, zur Bethätigung der innewohnenden Kraft nur um unseres diesseitigen Glückes, um unserer irdischen Veredlung willen nicht als etwas Gemeines, sondern vielmehr als etwas Gutes und Heiliges darzustellen, als etwas, das den Himmel verdiene und nicht die Strafe der Hölle'. In der Zaubersage von Faust lag für unseren Dichter die volle, keiner weitern Einwirkung bedürfende Veranlassung, sie nach seiner allen Teufelskram als Gebilde finstern Aberglaubens verwerfenden Anschauung auszuführen. Der Teufel muss an Faust zu Schanden werden, er muss zuletzt als armer Teufel abziehen. Das war ohne Zweifel von Anfang an Goethes Absicht, lag ihm auch die Art der Ausführung zunächst noch nicht klar vor.

Doch kehren wir zur Auffassung des Frauenbildes als Frau Welt zurück. Dem Teufel liegt es fern, im Doctor die leidenschaftliche Sehnsucht nach der Frau Welt immer lebendig zu erhalten; er zweifelt gar nicht, dass er diesen im taumelnden, stets unbefriedigten Genusse durch die Welt schleppen werde. Was er zunächst mit diesem vorhat, zeigen die Schlussworte der Hexenküche, wenn es einer solchen Hindeutung noch bedürfte. Er will Fausts Lüsternheit wecken, und er brauchte nicht der Teufel zu sein, um zu wissen, dass er dieses am leichtesten durch das nackte Frauenbild erreichen werde. Aber ist er auch von dieser unfehlbaren Wirkung überzeugt, dass der Doctor wirklich Feuer fängt, macht ihm eine echt teuflische Freude, die er freilich diesem verbirgt, indem er, als ob ihn die Sache gar nicht kümmerte, sich mit den Thieren behaglich abgibt. Als die steigende Sinnengluth (der Teufel weiss die Gestalt im Spiegel immer verführerischer zu machen) Faust endlich so

gewaltig ergreift, dass er es nicht mehr auszuhalten vermag und er darauf dringt, die ihm von Anfang an verhasste Hexenküche zu verlassen, thut der Schelm so, als ob er ihn nicht verstehe, und glaube, seine Äusserung beziehe sich auf die Tollheiten der Thiere; ja die Aufforderung: 'Entfernen wir uns nur geschwind!' überhört er absichtlich, überspringt sie mit einem Witze. Ehe Faust auf Erfüllung seines Verlangens bestehen kann, wird durch die Ankunft der Hexe seine Aufmerksamkeit abgelenkt.

Erst nach Erledigung des aufregenden Zwischenfalles, der das schärfste Licht auf die Gemeinheit und den Unsinn des unter dem Teufel stehenden Hexenspukes wirft, wendet sich Mephisto mit einem seine eigene Gemeinheit entschuldigenden Worte an Faust, für den er dann ein Glas vom Besten bei der Hexe bestellt. Die Verspottung solcher Verjüngungstränke tritt am offensten in der Empfehlung der Hexe hervor, sie selbst nasche zuweilen aus dieser Flasche, was die übelste Vorstellung von der Wirksamkeit ihres Mittels geben muss. Das seltsame Gebahren des hässlichen Weibes erregt Fausts Aufmerksamkeit, aber die höhnische Nachahmung der Kirchengebräuche, womit dieses die Ceremonien zum Empfange des Trankes beginnt, ist weit entfernt, ihn anzusprechen. Doch Mephisto sucht ihn damit zu beruhigen, dass alles nur Hokuspokus sei, und nöthigt ihn, in den von der Hexe gezogenen Kreis zu treten, damit er dort den Verjüngungstrank empfange. Der Widersinn ihrer Weiheworte macht diesem den Kopf schwindelig, so dass sein Begleiter die begeisterte Sibylle auffordern muss, alle weiteren Sprüche zu unterlassen und sofort ihrem Gaste den Trank vollauf einzuschenken, da er, wie stark dieser auch sein möge, ihm nicht schaden werde. Auch hier springt Mephistos Hohn deutlich hervor, der weiss, wie wenig das Hexengebräu die ihm zugeschriebene Kraft besitzt. Er selbst verleiht ihm diese erst, darauf deutet die Flamme, welche dem Doctor, als er die Schale an den Mund bringen will, daraus entgegenschlägt. Der Spott der Hexe auf die kirchlichen Gebräuche schliesst, nachdem Mephisto der Hexe versprochen, ihr für den Trank später gern etwas zu Gefallen zu thun, mit der Überreichung eines Liedes, das ihn stärken

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