ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

werde, wenn er es zuweilen singe. Der Teufel dagegen dringt darauf, dass dieser sich Bewegung mache, damit der Trank um so rascher wirke, wenn seine volle Kraft ihn durchdringe; bald werde er sich davon ganz behaglich fühlen. und Liebe in seiner Brust sich regen. Dass aber auch das Gaukelbild des Spiegels dabei nicht ohne Einfluss sei, lehrt uns Fausts Wunsch, noch einmal in diesen zu schauen, wovon ihn jedoch der Teufel mit der Versicherung abhält, bald werde er die allerschönste Frau leiblich vor sich sehen. Seine leise gesprochenen Schlussworte deuten an, der Trank werde ihn mit solcher sinnlichen Gluth erfüllen, dass er in jedem Weibe die vollendetste Schönheit sehe und sich unwiderstehlich dazu hingerissen fühle; des von Faust selbst angedeuteten Eindrucks des Zauberbildes brauchte er nicht zu gedenken.

So ist der Zweck der Hexenküche, die eine in sich trefflich abgeschlossene dramatische Handlung enthält, vollkommen erreicht. Nicht allein hat der Zaubertrank Fausts sinnliches Leben frisch belebt und das Bild der nackten Schönheit seine Lüsternheit erregt, sondern auch der Unsinn des Teufels- und Hexenglaubens ist in scharfer Beleuchtung hervorgetreten. Freilich war es gewagt, den Spott in die dramatische Darstellung selbst einzumischen, aber dem Dichter ist es vortrefflich gelungen, dieses in einer Weise. auszuführen, dass wir das durch den Spott in sich vernichtete Zauberwesen dennoch lebendig vor uns sehen, es als gegenwärtig, als anschauliche Wirklichkeit sich vor uns bewegen sehen.

2. Frau Baubo in der Walpurgisnacht des Faust.

In einer Beurtheilung der zweiten Faust - Ausgabe Schröers in Schnorrs Archiv meint W. v. Biedermann, Schröer habe sich, wie auch v. Loeper, durch meine Bezeichnung der Baubo als 'Amme des Demeter' irre führen lassen; er finde sie nirgendwo als solche bezeichnet. Ich schlage in dem mir zunächst zur Hand stehenden Wörterbuch der griechischen Eigennamen von Pape nach und finde dort, was ich geleugnet sehe. Freilich ist Pape kein Gewährsmann. Wer alle Erwähnungen der Baubo, die zu

Goethes Lebzeiten bekannt waren, zusammen und kritisch festgestellt haben will, wende sich an Lobecks Aglaophamus. Dort steht denn auch S. 823 die Stelle des Hesychios: Βαυβώ τιθήνη Δήμητρος. Für die Erklärung Goethes kommt es gar nicht darauf an, seit wann Baubo als Amme der Demeter genannt wurde, welche die auf den Tod Betrübte lachen machte, was nach anderer Sage Jambe that. Man kann zweifeln, woher Goethe von der Baubo Kunde hatte. Seine erste Kenntniss der alten Mythologie schöpfte er aus des Jesuiten Franz Pomey Pantheon mythicum. Ob er die mit Kupfern ausgestattete Kurze Einleitung in die Göttergeschichte der alten Griechen und Römer, nach Anleitung des berühmten Franz Pomey aus den Hauptquellen selbst geschöpft, von Johann Georg Hager (1762) benutzt, wissen wir nicht. Noch im Jahre 1797 war sein mythologisches Handbuch die zweite Ausgabe von Benjamin Hederichs Mythologischem Lexikon, obgleich nach dessen Tod (1748) schon eine neue Ausgabe von Schwabe (1770) erschienen war. Aber vielleicht kannte Goethe die Baubo, wie ich schon in der dritten Ausgabe meiner kleinen Faust - Erklärung (1879) bemerkt habe, aus Hamanns Versuche über die Ehe, der die 'Vettel Baubo' einer 'heiligen Vestalin' entgegensetzt, möglicherweise auch aus der 1779 handschriftlich an Herder geschickten Metakritik, wo der in den Kirchenvätern belesene Magus nach Arnobius des 'Formenspiels einer alten Baubo mit sich selbst, inaudita spe solaminis', gedenkt. Wer die betreffende Stelle und eine andere des Clemens von Alexandria gelesen, wird es nicht, wie v. Biedermann, beanstanden, wenn Schröer nach mir die Baubo als Typus (ich sagte 'Symbol') der Schamlosigkeit bezeichnet. Schon vor vierzig Jahren habe ich auf die beiden andern keinen Zweifel gestattenden Stellen Goethes hingewiesen. 1789 nannte er im 'Römischen Carneval' den als hochschwangere Frau verkleideten jungen Mann, der sich verstellt, als ob er auf der Strasse niederkomme, und eine unförmliche Gestalt zur Welt bringt, eine Baubo (die 'auf öffentlichem Platze die Geheimnisse der Gebärerin entweiht'). 1823 schrieb er in dem Aufsatze 'Verstäubung, Verdunstung, Vertropfung': 'Und so liessen sich auch Naturforscher

manchmal betreten, dass sie, der guten Mutter einige Blössen abmerkend, an ihr als an der alten Baubo höchst zweideutige Belustigung fanden.' Hier werden die Naturforscher mit der Demeter verglichen, die durch das abscheuliche, gemeine Spiel der Baubo, das die Kirchenväter mit grosser, einer bessern Sache würdiger Treue schildern, zum Lachen gebracht wurde. So tief haftete die Erinnerung an die Gemeinheit der alten Sage in Goethes Seele, der dadurch vollberechtigt war, Baubo auf einem Schweine dem Hexenchor als 'Mutter' voranreiten zu lassen. Leider hatte Schröer unterlassen, auf die beiden Goethestellen zu verweisen, deren sich auch v. Biedermann nicht erinnerte.

3. Die goldene Bulle und die neue Reichsordnung im vierten Acte des zweiten Theiles des Faust.

Die Frankfurter sogenannte goldene Bulle, welche, wenn sie auch nicht die erste Ausfertigung, sondern nur eine Abschrift der von Kaiser Karl IV. endgültig erlassenen Reichsordnung war, doch bei der Wahl und Krönung des deutschen Königs und römischen Kaisers als massgebend galt, wurde als kostbarster Schatz in dem dortigen Stadtarchive auf dem Rathhause, dem Römer, aufbewahrt, da sie nicht allein die Gerechtsame des Kaisers und der Kurfürsten, sowie das Verfahren bei der Wahl festsetzte, sondern auch, was für Frankfurt die Hauptsache, die grosse Handelsstadt am Main zur Wahlstadt des Reiches erhob. Wie den jungen Goethe alles, was das vergangene Leben seiner Vaterstadt betraf, besonders wenn seine Folgen noch in seine Zeit hinabreichten, auf das lebhafteste anzog und sich seiner Seele einprägte, so auch, als es ihm gestattet war, der Vorzeigung der goldenen Bulle an einige vornehme Fremde beizu wohnen. Mit höchster Verehrung betrachtete er die mit seidenen Fäden aneinandergehefteten Pergamentblätter, an denen das mit Goldblech überzogene Kaisersiegel hing. Als er dann den Inhalt der lateinisch geschriebenen Urkunde kennen lernte, konnte freilich die altersgraue, mit seltsamen Bibelsprüchen gespickte Fassung der nicht in vollem Ergusse eines majestätisch gebietenden Willens sich aussprechenden, sondern bruchstückartig zusammengesetzten

Urkunde ihn nur wunderlich anmuthen, aber der dem heranreifenden Knaben ausserordentlich gewogene Schöff v. Olenschlager, der sich mit einer gelehrten Erläuterung dieses als Kleinod von allen Frankfurtern verehrten Wahrzeichens beschäftigte, wusste ihn von dessen Werth und Würde zu überzeugen, indem er auf den Fortschritt hinwies, den die goldene Bulle in jenen wilden Zeiten für die selbständige Entwickelung des deutschen Staatslebens gebildet, und auf ihre vierhundertjährige Wirksamkeit hinwies. Als der Vater beim Heranrücken der neuen Wahl und Krönung mit Wolfgang die Diarien ihrer letzten Vorgängerinnen durchging, um ihm von der Wichtigkeit dieser feierlichen Handlung einen Begriff zu machen, musste es sich ihm aufdrängen, wie schlimm es mit der Macht des Kaisers und der Einigkeit der Fürsten zum Schutze eines starken, uneigennützig von ihnen geförderten Reiches stehe. Davon sollte er bald den augenfälligsten Beweis an dem Königsmahle finden, das er auf dem Römer sah. Hier thronten die geistlichen Kurfürsten in aller Pracht, während die weltlichen fehlten, die sich in den von der goldenen Bulle ihnen bestimmten Ehrenämtern schon seit langer Zeit vertreten liessen; die für die Fürsten, Grafen und Reichsstädte bestimmte Tafel blieb unbesetzt, weil die meisten fürchteten, an derselben nicht den ihrer Würde gebührenden Platz zu erhalten. Auch kehrte man sich sonst nicht an manche Bestimmungen der goldenen Bulle. Das also war der Erfolg dieser vielbelobten Reichsordnung, die freilich Deutschland vom Papste unabhängiger gemacht hatte, aber statt ein von der Gesammtheit aller Fürsten und Stände getragenes, durch einheitliches Zusammenwirken starkes Reich zu gründen, durch die Macht, welche sie einzelnen bestätigt hatte, und dazu drei geistlichen Fürsten, den Wetteifer derselben gross gezogen, dem Oberhaupt soviel als möglich zu entziehen und sich selbst zur Befriedigung eigener selbstsüchtiger Gelüste zuzulegen. Davon genoss denn das Reich die immer trauriger sich entwickelnde Frucht, indem die Fürsten, je mehr sie sich fühlten, um so grössere Selbständigkeit erstrebten und besonders die geistlichen ihre Macht zum Schaden des Reiches missbrauchten, sich vom Erbfeinde Deutschlands

gegen das Reich bestechen liessen. Immer anspruchsvoller war Österreich aufgetreten, da es das Kaiserthum als ihm angehörig betrachtete und sich in Folge der für Deutschland verhängnissvollen Glaubenstrennung als bedeutendste katholische Macht dazu vor allen berufen fühlte. Daraus war der siebenjährige Krieg hervorgegangen, in welchem Wolfgang mit seinem Vater ganz auf preussischer Seite stand. Schon der junge Leipziger Student hatte wenig Achtung vor der aus dem traurigen Keime der goldenen Bulle als Caricatur einer starken einheitlichen Macht hervorgegangenen Reichsordnung. Freilich lehnt in Auerbachs Keller Brander das von Frosch angestimmte Lied: 'Das liebe heilge Römsche Reich wie hälts nur noch zusammen?' deshalb ab, weil die Politik ihrer fröhlichen Gesellschaft fern bleiben solle, doch spricht dasselbe Goethes Gesinnung aus. Wenn er sich im französischen Elsass ganz als Deutscher fühlte, gegenüber der argen Vergewaltigung des Rechts in dem seinem völligen Verfalle entgegengehenden Frankreich, so wusste er doch auch von der Reichsverfassung nichts Löbliches zu sagen, ja das, was Deutschland von Frankreich erlitten hatte, besonders den Raub des Elsasses, empfand er als Schuld des verkrüppelten Reichszustandes. Dieser hatte auch die Zustände herbeigeführt, von welchen sein Götz, dessen Held im Kampf mit der den Kaiser missbrauchenden Niederträchtigkeit zu Grunde geht, ein trauriges Bild entwirft. So war der junge Stürmer, der in seiner der Strassburger Facultät eingereichten Abhandlung die nach der Oberherrschaft strebende Kirche dem Staate unterworfen wissen wollte, ein erklärter Gegner der durch die goldene Bulle begründeten Reichsordnung, wenn er auch für die frühere Kaiserzeit sich nicht begeistern konnte, selbst die Hohenstaufen nicht in rosigem Lichte sah, vielmehr ihre Vergeudung deutschen Blutes und deutscher Kraft im Kampfe mit den freien Städten Italiens bedauerte, wie der Streit zwischen Welfen und Ghibellinen ihm widerwärtig war, er nur die Blüthe des Minnesanges als eine glückliche Oase im wilden Kriegsgetümmel begrüsste.

Seinen Widerwillen gegen die goldene Bulle, die er, ohne ihre geschichtliche Nothwendigkeit zu erkennen, nur

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »