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Seidel, Petreius Aperbach, Euricius Cordus, als Adressat auch Crotus u. a.; eine grosse Anzahl der Briefe ist an Camerarius gerichtet. Die zweite Abtheilung dieser Briefe führt uns eine etwas spätere Generation im freundschaftlichen Briefverkehr vor; ich möchte sie den Wittenberger Poetenkreis nennen, weil diese Poeten in Wittenberg ihren idealen Einigungspunkt hatten, wie vordem Crotus und Eoban in Erfurt, und weil sie, ähnlich wie diese den Mutian, den Melanchthon als ihr gemeinsames Oberhaupt verehrten. Ausser Camerarius finden wir hier eine grössere Anzahl der bedeutenderen neulateinischen Dichter Deutschlands mit kurzen oder längeren Schreiben vertreten: Sabinus, Stigel, Micyll, Vincentius Opsopäus, P. Lotichius Secundus, ferner einzelne Vertreter des Nürnberger Gelehrtenkreises wie Christoph Scheurl und Lazarus Spengler. Für die Geschichte der neulateinischen Dichtung und der grammatischen Studien in den dreissiger und vierziger Jahren des sechzehnten Jahrhunderts bietet jener Briefwechsel ein nicht unwichtiges, interessantes Material.

Hier bleiben wir bei einem Freundesbrief des Camerarius an eine weniger bekannte Persönlichkeit des sechzehnten Jahrhunderts, den Juristen Daniel Stibar stehen. Dieser Brief findet sich im Libellus Xa-X 2b und der Anfang desselben möge, mit den nothwendigsten Bemerkungen versehen, hier folgen.

Praestantissimo Viro D. Danielo Stibaro S. S.

S. D.

Quod scribis dolori tibi esse dilationem congressionis nostrae, ut tibi credo, sic non concedo ut maiorem haec res tristitiam tibi afferat, quam mihi. Nam et carendum mihi maxima uoluptate colloquij tui, et sustinendae illae molestiae sunt morbi, quibus impedior, quo minus iter facere possim. Fui in thermis, quae falso sic nominantur, non enim calidae sunt aquae sed fiunt. Retuli inde hoc commodi ut iam aliquanto sim quam prius afflictior. Nunc alias specto αὐτοφυῶς θερμάς. Vbi igitur Huttenus noster est? qui addat se socium et comitetur euntem. Vna etiam expectatio aduentus Philippi moratur me, qui nunquam ita plane scripsit se uenturum esse atque nuper. Pridie Nonas noctem moestissimam sustinui cum Luna Marti obijceretur in Piscibus. Faustus enim tuus facit, ut tecum lubeat ista disserere, qui utinam docuerit te potius aliquid ex hac arte, quam inflauerit

uentulo uanissimae superstitionis, Aut nescio quibus praestigijs suspensum tenuerit. Sed quid ille ait nobis tandem? Quid etiam? Scio enim te diligenter de omnibus percontatum. Caesar ne uincit? Ita quidem fieri necesse est. Quamuis narrent PP. suam interponere tanquam pacificam personam, et petere ab utroque XX. M. militum quibus Concilium, quod indicturus sit, protegere, et redigere in ordinem contumaces possit. Ita Galli quidam qui apud nos litteris dant operam, ferunt. Nos Caroli celebratiunculas emisimus cupidissime, itaque minus elaboratas, sed probari cupio uoluntatem. Tibi dedicauimus, et fecimus Philippi Huteni mentionem temere quidem ut uideo, sed honorifice tamen, quare gratum fratri illius me fecisse confido...

In dem weiteren Verlauf des vom 13. August 1536 datirten Briefes geschieht des Faust keine Erwähnung mehr. Auch in dem darauf folgenden undatirten Schreiben des Camerarius an Stibar, das aber aus derselben Zeit zu stammen scheint, wie das soeben angeführte (X 2 b-X 4a) lassen sich directe Beziehungen auf Faust nicht nachweisen.

Der Adressat Daniel Stibar ist im Jahre 1503 zu Rabeneck in Oberfranken geboren; er ging im Jahre 1518, um die Rechte zu studiren, nach Erfurt, wo er der besonderen Obhut des Magister Georgius Poetus aus Pfortzheim übergeben wurde. Hier traf er mit dem von Leipzig kommenden Joachim Camerarius zusammen, an welchen ihn bald ein inniges Freundschaftsbündniss knüpfte. Auch zu den anderen Mitgliedern des Erfurter Poetenkreises scheint er in ein vertrauliches Verhältniss getreten zu sein, sicher wissen wir das wenigstens von Eoban (vgl. den Brief von Eoban an Stibar vom 6. September 1538 a. a. O. Da f.). Nach Vollendung seiner Studien machte Stibar Reisen nach Italien, Frankreich und den Niederlanden, verweilte längere Zeit bei Erasmus, der ihn mit Wohlwollen empfing, und kehrte dann in sein Vaterland zurück, um sich als Rathsherr und Richter in den Dienst der Stadt Würzburg zu stellen. Dass er zur Vertheidigung der Stadt, der er diente, auch zu den Waffen gegriffen habe, wird rühmend hervorgehoben; und zwar geschah das in seinen späteren Lebensjahren, im Jahre 1552, als der wüste Raufbold Markgraf Albrecht von Kulmbach Franken und insbesondere Würzburg heimsuchte. 2)

2) Joachim Camerarius, der sich gerade damals ebenfalls in seiner fränkischen Heimat und zwar in seiner Vaterstadt Bamberg aufhielt,

Im Dienste dieser Stadt war Stibar länger als zwanzig Jahre thätig; mehrfach wurden ihm auch Gesandtschaften übertragen, doch scheinen seine Einnahmen nicht allzugross gewesen zu sein, denn er hinterliess nur wenig Vermögen, als er am 7. August 1555 starb.

Aus den wenigen persönlichen Zügen, die uns von ihm berichtet werden, vermögen wir uns ein individuelles Bild nicht zu gestalten. Zu seiner Vaterlandsliebe, wie sie aus der oben angeführten Thatsache erhellt, würde noch die Freigebigkeit zu erwähnen sein, die er trotz seiner, wie es scheint, beschränkten Vermögensverhältnisse ausgeübt hat. Sie kam einem Würdigen zu Gute, dem P. Lotichius Secundus, den er nicht allein zum Lehrer seiner Verwandten machte, sondern auch, als er nach Italien ging, mit Reisegeld versah.3) Dass es jedoch auch nicht an Verstimmungen zwischen den beiden fehlte, erhellt aus einem Briefe des Camerarius an Lotichius a. a. O. X 5 b.

Der einzige Brief, den wir von Stibar besitzen (an Camerarius vom 8. Dezember 1547, a. a. O. Seite vor Q und Q), bietet keine näheren Züge zur Charakteristik des Mannes; doch tritt uns die warme Anhänglichkeit an die Erfurter Hochschule erfreulich daraus entgegen. Mehr zur näheren Erkenntniss seiner Persönlichkeit trägt ein von Freher) berichtetes Wort bei. Stibar soll über schwierige Lagen und Unglücksfälle sich mit den Worten hinweggeholfen haben: 'Was thut mir das? morgen werde ich sterben!' Diese Worte zeigen ihn uns als einen gottergebenen Mann, der sich über

hat uns in seinem Gedicht Votum seu preces (Leipzig 1563; ausserdem gedruckt hinter den Eklogen des Camerarius, Leipzig 1568 S. 97 ff.) ein anschauliches Bild der damals in den fränkischen Städten herrschenden Verwirrung entworfen.

3) So berichtet Freher, Theatrum vivorum eruditione clarorum 2, 832. Lotichius schreibt im Januar 1555 an Camerarius (a. a. O. N 2 b): Vt in Italiam absoluendorum studiorum caussa proficiscerer, Clarissimus uir et praeceptor obseruande, honestissime a D. Stibaro dimis

sus sum.

4) Freher a. a. O.: Memoriam pietatis, virtutis et doctrinae sempiternam, pecuniae vero parvum quiddam reliquit, et in rebus difficilibus dicere solitus est: Quid a me? cras discedam.

die Leiden der Welt mit der Aussicht auf das baldige ewige Leben tröstet.

Betrachten wir nun die Briefstelle des Camerarius, so kann nicht zweifelhaft sein, dass Daniel Stibar mit Faust näher bekannt gewesen sein muss. Und da aus dem kürzlich gefundenen, in dieser Vierteljahrschrift 2, 156 ff. veröffentlichten Zeugniss über Faust hervorging, dass Faust auch mit Philipp von Hutten verkehrt hat, eine Freundschaft zwischen Stibar und Philipp Hutten sich aber auch aus unsern Briefen nachweisen lässt, so darf man zunächst mit Sicherheit Folgendes behaupten: Faust hielt sich etwa in den Jahren 1535-37 in Oberfranken auf und muss hier in dem Freundeskreise des Philipp Hutten eine immerhin nicht unangesehene Stellung eingenommen haben. Wenigstens ergibt sich aus dem Briefe des Camerarius mit ziemlicher Gewissheit, dass Stibar ganz unter dem Banne Fausts gestanden hat. Nicht allein dass er mit Faust befreundet gewesen zu sein scheint die Bezeichnung Faustus tuus deutet darauf hin, er gehörte auch offenbar zu den gläubigen Bewunderern und Schülern des Magiers.

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Interessant ist die Stellung des Camerarius dem Faust gegenüber. Er schilt zwar den Freund wegen seiner Leichtgläubigkeit und verweist ihm den Aberglauben, den Faust ihm eingeflösst habe. Trotzdem kann er aber nicht unterlassen, sich auf das dringendste und genaueste über das zu erkundigen, was Faust über den Erfolg des dritten französischen Feldzuges Karls V. geweissagt habe 5); man sieht, wie auch er ihm übernatürliche Kräfte zutraut.

Die Stelle ist deshalb so bemerkenswerth, weil wir aus ihr deutlich ersehen, wie es Faust an einer gläubigen Gemeinde nicht gefehlt hat und wie er aller Wahrscheinlichkeit nach das Zeug dazu gehabt haben muss, auch auf lebenserfahrene und gebildete Männer einen grossen Ein

5) Man erinnere sich übrigens auch der durch Manlius berichteten Renommistereien Fausts über Karls V. erste Feldzüge: Idem Faustus magus turpissima bestia, et cloaca multorum diabolorum, uane gloriabatur de se omnes victorias, quas habuerunt Caesariani exercitus in Italia, esse partas per ipsum sua magia. Idque fuit mendacium uanissimum.

druck zu machen. Leider fehlen uns die gleichzeitigen Briefe des Stibar, welche gewiss über Faust noch reichen. Aufschluss gewähren würden. Vielleicht richten die Fachgenossen beim Durchblättern handschriftlicher Sammlungen ihr Augenmerk auf den Namen Stibarus; es ist immerhin möglich, dass hier oder da Briefe desselben auftauchen. Georg Ellinger.

Berlin.

Ein Manuscript Tiedges.

Aus dem Handel hat das K. S. Hauptstaatsarchiv vor einigen Jahren ein Manuscriptblatt Tiedges erworben 1), welches zu folgenden Mittheilungen Anlass gibt.

Auf der Vorderseite des kleinen Quartbogens steht von des Dichters Hand und von ihm unterzeichnet das bei Falkenstein: C. A. Tiedges Leben u. s. w. 3 (1841), 75 abgedruckte Gedicht an den späteren König Friedrich August II. von Sachsen 2), welchen er 'angebetet' haben soll (a. a. O. 1 (1841), 8), mit der ursprünglichen Überschrift: 'Dem Königlichen Prinzen | Friedrich von Sachsen' und in der anfänglichen Form V. 4: 'Die sich mit Dir der hohen Freundschaft nahn', während der Druck die Worte hat: 'Die sich mit Dir dem Freundschaftstempel nahn'.

Dass das erwähnte Blatt keineswegs dem Prinzen Friedrich August überreicht worden ist, beweist die Rückseite desselben. Auf dieser stehen nämlich (durchstrichene) weitere Verse von Tiedges Feder und am Rande (wohl von anderer oder des Dichters sehr später Hand) eine Bemerkung mit einem Verweise auf ein anderes hierzu gehöriges (dasselbe liegt mir nicht vor) Stück Papier.

Diese letzteren Verse habe ich bei Falkenstein (a. a. O. Bd. 3: poetischer Nachlass Tiedges) vergeblich gesucht,

1) Es ist jetzt daselbst Locat 3406 aufbewahrt.

2) Auch ein Gedicht Tiedges an den Prinzen (späteren König) Johann zu Sachsen theilt Eberhard in der Gesammtausgabe der Werke des Dichters mit, Bd. 2, III. Aufl. 1832, S. 134.

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