auch die von Eberhard besorgte Ausgabe der Werke Tiedges (8 Bde. 1823-29) enthält sie nicht. Sie beziehen sich auf den Geburtstag einer fürstlichen Dame.") Ich theile dieselben daher hier mit: In der Schrift 'Charakteristik von Berlin, Stimme eines Kosmopoliten in der Wüste. Philadelphia 1785' 2, 94 im Abschnitt über Recensenten heisst es: Auf welche Art soviele Kritiken in der Allgemeinen Deutschen Bibliothek zur Reife gedeihen, darüber lese man eine Schrift nach, die den unverkennbaren Stempel eines Schülers Rabeners an sich trägt und den Titel führt: Leben und Tod des Dichters Fiolafimi [so!]. Wie unzuverlässig die mehresten in Journalen und Zeitungen erschienenen Kritiken sind, erhellt daraus, dass sie erschlichen, erkauft und bezahlt werden. Berlin. Ludwig Geiger. 3) Man beachte das Wort: 'geweihtes' Haupt. Vielleicht ist die Besungene die Herzogin Anna Charlotte Dorothea von Kurland, über welche Tiedge eine anziehende Biographie (1823) geschrieben hat, oder ihre Schwester, Elisabeth von der Recke, Tiedges Freundin, selbst. Steirisches Scheltgedicht wider die Baiern. Die Handschrift 4119 der kaiserlichen Hofbibliothek in Wien, Papier, Sedez, ist im 16. Jahrhundert geschrieben und zwar vor 1548. Denn sie bildete ebenso wie die gleich ausgestatteten Nummern 4117, 4118, 4120 derselben Bibliothek ein Notizbuch des Frater Johannes Hauser, der als Pfarrer am 29. Dezember 1548 gestorben ist. Seine eigenhändig geschriebenen Sammlungen, welche ein äusserst buntes Vielerlei geistlichen und weltlichen Inhaltes, Tractate, Predigten, Gedichte, Volkslieder, Priameln, Segensformeln und dergleichen befassen, sind nach seinem Tode an das Kloster Monsee zurückgekommen, dem er offenbar angehört hatte. Das Stück, welches ich in den folgenden Blättern herausgebe, steht auf f. 48a52b. Die Überschrift sowohl, als die Zwischenzeilen nach V. 176 und 180 sind roth, ebenso der Anfangsbuchstab des Gedichtes. Die Aufzeichnung ist ziemlich flüchtig und daher auch nicht ohne Fehler. Diese habe ich, sofern sie unzweifelhaft waren, im Abdruck verbessert und die handschriftliche Überlieferung unten angemerkt, sonst aber den Text ganz unverändert gelassen und nur die Interpunction beigefügt. Die übrigen Anmerkungen enthalten Belege und Erklärungen, erweisen litterarische Bezüge. Länger fortgesetzte Pflege und die Achtsamkeit Sachkundiger wird gewiss noch manches Bessere und Zutreffendere beibringen. Ich bin zufrieden, sofern jene Nachweise und die dem Texte folgende Erörterung des Gedichtes zu eindringlicherer Behandlung einer Litteratur in etwas anregen, welche bisher nicht ganz verdientermassen zurückgesetzt worden ist. [48] Ain vernichtnuss der Payren von einem kropfaten Steyrer. Nun hort all geleych, payd arm vnd reich, In der Überschrift bezeichnet sich der Verfasser als einen kropfaten Steyrer und 77 f. führt er an, dass die Baiern dies seinen Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte II 21 5 10 reych vnd arm, junkh vnd alt, vnd all dy da hye stan, nun merkt vnd last ewr gaffen! Landsleuten nachsagen. Seit dem 15. Jahrhundert ist der krankhaft dy von den Payren sein geporen; wann von den Payren mein red sol sein, ain feder nach der andern ich ruken wil mit stralen vnd mit spiessen: dy stralen sein meine wort, dy mir an hangen von geschlächtes art. 15 Die Formel, zu welcher die Keller 166, 14. 246, 15. 388, 21. beiden Verba verknüpft werden, wiederholt sich 37, dazu vgl. 72. 128. 185. Zingerle 17, 563. 25, 1113. 16 Die Baiern gelten als grob, vgl. = = die Stellen bei Schmeller 1, 219 f. 1695 und die Sammlung derselben von Wackernagel Zs. 6, 255 f., wozu ich noch füge Zingerle 12, 36: mich dunckht an der sprach, du seyst ain Pair, was nach dem Zusammenhange als Spott auf die grobe Sprache gemeint ist. Freilich sind auch die Steirer nicht als fein berufen gewesen, vgl. Seifried Helbling (hg. von Seemüller) 3, 329 ff. 14, 42. Die Phrase röpffen ir flug kann auf verschiedene Weise ausgelegt werden. röpffen ist rupfen, gröblich ausraufen, Schmeller 2, 131. Keller 300, 6 f. flug Flügel (Lexer 3, 416. Schmeller 1,790. DWB. 3, 1838), aber auch und noch heute der technische Ausdruck für den Flügel als Helmzier. Vgl. den König vom Odenwald, Germania 23, 298. Beides kann hier gemeint sein. Ich halte es aber für wahrscheinlicher, dass den Baiern nur die Federn aus dem Flügel überhaupt gerissen werden sollen, angesichts folgender Stellen: Beheim sagt von den übel beleumundeten Wienern im Buch v. d. Wienern 413, 23 ff.: sy waren gancz verschalten und verlassen auff alle ort. ainr rupft sy hie, der ander dort, schir aller menglich yederman wolt mit in sein geriten an. Vgl. Keller 754, 16: so wil in yedermann berupfen und 478, 31 f. Das Bild ist allgemein: Keller 380, 35 ff.: und werden dardurch nider geworfen vil guter kaufleut auf den strassen, der mancher muss ein feder lassen, wozu noch 258, 8 ff. 282, 18 ff. 17 ruken wie 23.93 ist ungefähr soviel als 'rupfen', Schmeller 2, 49. Die Feder ziehen 91. 18 ff. Das Bild, jemand mit Tadel angreifen mit Pfeilen auf ihn schiessen, wird auch sonst gebraucht, vgl. Zarnckes Anmerkung zum Narrenschiff 19, 66. Zingerle 25, 303 f. = = 19 Das Verbum schiessen passt sowohl zu stralen als zu spiessen, wenn auch in jedem der beiden Fälle die Bedeutung etwas anders ist. 20 f. stral st. m. pfeil, im Bairischen gewöhnlich, Schmeller 2, 812. Keller 262, 31. Dass stral aber auch eine besondere Art von Pfeil bezeichnet (geschliffen hol, mit scharpfen eisin) ergibt sich aus Michel Beheim 84, 23 ff. 22 ist nach mhd. Weise ausgedrückt: gemäss meiner Nun dy erst feder ich yn ruk vnd sprich: daz dy Payren seind helt vnd also ir herren in nötten verlassen; dy iren herren albeg habent in huet daz sy yn peschirmen pey tag vnd pey nachten, = Abstammung. 23 ym Hs. 24 unmut ist = Zorn, zuken reissen, Schmeller 1, 1697. 2, 1083. 25 ff. Der Vorwurf der Feigheit, welcher hier wider die Baiern ausgesprochen wird, ist unerhört und muss einen besonderen Anlass haben. Denn was man ihnen auch im Mittelalter nachsagte, und sie waren keineswegs beliebt, immer galten sie für tapfer und kriegslustig. So schon im Annoliede 319: Peiere vuorin ie ci wige gerne, und vgl. die erwähnten Stellen über die Baiern, wozu noch weiter Seifried Helbling 1, 438. 443 (mit Seemüllers Anmerkung). 14, 40. 15, 39 ff., wo aus dem Gegensatze blûcliche die Bedeutung des den Baiern beigelegten freidic recht erhellt. 26 Ich hatte bei diesem Vergleich zunächst an das österliche Streitspiel süddeutscher Knaben, das 'Eierpecken' gedacht, aber ohne Zweifel ist diese Stelle hier aus dem berühmten Neithartspiel entlehnt, bei Keller 195,5 ff.: so pin ich gar ein werder helt; wo man die herten eir schelt und schoner frauen pflegen sol, do vertrit ich mein stat gar wol, und wo man scharpfe swert zeucht, pin ich der erste, der do fleucht. Ganz anders wird der Vergleich gebraucht von Beheim 85, 13 f.: ê ainer het ain ai geschelt, er het wol hundert schüss gezelt, und noch im 18. Jahrhundert sprichwörtlich, vgl. diese Vierteljahrschrift 2, 11. 27 treffen, zusammentreffen, entscheidender Schlag, Schmeller 1, 651. 29 Der Vers ist ganz formelhaft, vgl. Keller 27, 15. 468, 24. 697, 15. Wittenweilers Ring 252, 40. 30 vgl. Zingerle 6, 126: so suecht yederman sein gebin. Es heisst nur: er strebt darnach. Tautologie ist heute im Dialekt ganz gewöhnlich. sind treulos: Ganelons Schwert war ein bairisches, Rolandslied 58, 14 ff. Wackernagel a. a. O. 256. 35 ff. Die Treue der Steiermärker rühmt auch der steirische Reimchronist (Eigenlob!), vgl. bei v. Karajan, Über den Leumund der Österreicher u. s. w., Sitzungsberichte der Wiener Akademie 42, 493 f. immer, Schmeller 1, 57. 38 Vgl. Zingerle 15, 97. Hier ist nachten wohl nur um des Reimes willen gesetzt, 36 alweg == 32 da mit daz, diese 33 Die Baiern |