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auf vier Ausnahmen 81), die Grenzen eines Actes von 8-14 Auftritten fortan nicht mehr überschreitet.

Wir haben die bukolische Dichtung der Gottschedischen Schule bis zu dem Zeitpunkte begleitet, wo die begabtesten Mitarbeiter der Belustigungen Schwabe die Gefolgschaft kündigen. Es lag für diese nahe genug, das eigene Concurrenzunternehmen mit einem Sujet zu eröffnen, dem unter dem Einfluss der herrschenden Mode Gunst und Interesse gesichert war. Vermochte doch um diese Zeit selbst Pyras Wahre Dichtkunst der Verlockung zu schäferlichen Situationen nicht zu entgehen.82) So erschien an der Spitze der Bremer Beiträge Gärtners Geprüfte Treue 83), frei von Anstössen, wie sie den eben charakterisirten Übergangsstücken nach Seiten der inneren Form noch anhaften, und äusserlich durch eine im Schäferspiel bisher nicht dagewesene Eleganz ausgezeichnet; Schäfererzählungen im gleichen Stile, den wir auf diesem Gebiet bereits in den Belustigungen ausgebildet fanden, traten hinzu, theils 'sterbeblau' sentimental wie die an Matthew Priors Despairing shepherd 84) halb parodistisch angeschlossene Trilogie 85), in welcher Schäfer und Schäferin erst auf dem unbequemen Wege des Scheintodes aus Liebesgram zum glücklichen Paare wird, theils leichte Causerie nach französischem Muster, zuweilen

81) Vgl. unten. Zu den dort genannten drei Stücken gesellt sich später Gessners Evander und Alcimna mit drei Acten. Das Lessingsche Fragment (Hempel 11, 2, 413) zeigt ebenfalls Anlage auf mindestens zwei Acte.

82) Vgl. Freundschaftl. Lieder Nr. 4. 6. 10. 11. 17. 19 (Deutsche Litt.-Denkmale 22, 20. 23. 32 ff. 35. 47. 52); daneben Seuffert, Anzeiger für deutsches Alterth. und deutsche Litt. 10, 255 ff. Im Inneren des "Tempels' mit dem Throne der Poesie und ihren liebsten Töchtern sieht man als erste die Ekloge sitzen (IV 144 ff. Neudruck S. 112). Langes Empfänglichkeit für modernes Stillleben zeigte sich von wenig poetischer Seite; vgl. Freundschaftl. Lieder Nr. 8. 14 (DLD. S. 28. 40) und Seuffert a. a. O. S. 258.

83) I1 S. 9-38. Über Aufführungen vgl. Schütze a. a. O. S. 281 f. 84) The Poetical Works of Matthew Prior. With Memoir and Critical Dissertation, by the Rev. George Gilfillan, Edinburgh 1858, p. 26f. 85) I 1 S. 97 ff. (von Joh. Arn. Ebert; eine spätere Fassung in dessen Episteln und vermischten Gedichten, Hamburg 1789, S. 250 ff.); 6, 611 ff.; II 3 S. 240 ff.

mit einer Überraschung: Galathee straft den ungetreuen Geliebten durch Küsse; Doris schreit, als Elpin 'zu kühn' wird, so laut, dass sie -- Hylax Schweigen auferlegt.86)

Die Pastoraldichtung ist aber zugleich auch dasjenige Gebiet, auf welchem sich gegen Gottsched neben dem stillen Protest positiver dichterischer Leistung der ausgesprochene satirischer Kritik aus dem Kreise der Beiträger erhebt, um in allseitige Stellungnahme zu den litterarischen Factionen des Tages auszulaufen. Zunächst benutzte Gärtner 87) Nummer 2 des erwähnten Cyclus zu einem Schreiben der Phyllis an den Verfasser' dieser 'mitleidigen Schäferinn' (I 6 S. 614 ff.), in welchem die zeitgenössische Schäferdichtung mit feinem Witze charakterisirt und eine scharfe Untersuchung in den Gegenden der Schäfer' verlangt wird, weil ein grosser Theil der letzteren in die Stadt oder auf das Dorf gehöre. Neben deutlichen Anspielungen auf die Stücke von Uhlich und dem Kopenhagener Anonymus glauben wir auch eine auf Gleims Blöden Schäfer zu erkennen. Während es sich aber hier und vollends in dem 'Antwortschreiben des Verfassers der mitleidigen Schäferinn' (II 3 S. 234 ff.) mehr um eine Tändelei handelt, die dem Streitschriften ausschliessenden Charakter der Beiträge entspricht, erwählte um dieselbe Zeit J. A. Schlegel ohne Vorwissen der Freunde die Schäferdichtung des Gottschedischen Kreises zum Gegenstand vernichtendsten Spottes für eine selbständige Schrift, die uns hier eingehend zu beschäftigen hat.

2. J. A. Schlegels Satire: Vom Natürlichen in

Schäfergedichten.

1746 erschien zur Ostermesse: Vom Natürlichen in Schäfergedichten wider die Verfasser der Bremischen neuen

86) Jenes 15 S. 514 f.; dieses III 5-6 S. 505. Weitere Nummern s. 13 S. 254 ff. 4 S. 369 ff.

87) Auf ihn glaube ich wenigstens folgende Bemerkung A. Schlegels (Batteux, 2. Aufl., S. 462 f.) beziehen zu dürfen: 'Ein sinnreicher Schriftsteller, welcher durch sein eignes Beyspiel bewiesen, dass er die eigentliche Natur des Schäfergedichtes genau kenne, und Regeln ebensowohl zu beobachten als zu geben wisse, hat in zween Briefen der gewöhnlichen Fehler, die in dieser Dichtungsart begangen werden, mit einem sehr feinen Witze gespottet'.

Beyträge verfertigt vom Nisus einem Schäfer in den Kohlgärten einem Dorfe vor Leipzig. Zweyte Auflage, besorgt und mit Anmerkungen vermehrt, von Hanns Görgen gleichfalls einem Schäfer daselbst. Zürich, Bey Heidegger und Compagnie 1746' (160 SS. 8°). 88) Als Verfasser dieser Schrift hat lange Zeit Bodmer gegolten; die klaren Zeugnisse für Johann Adolf Schlegels Autorschaft bei Ebert 89) und Eschenburg 90) haben erst Redlich 91) und Schnorr (?) 92) wieder beachtet, nachdem Danzel 93) von den Pseudonymen 'Orontes' und 'Pottelwitz', deren sich Schlegel in seinen Briefen an Bodmer bedient, den letzteren für den wahren Namen des Verfassers gehalten und Goedeke 94) Bodmern, unter dessen Schriften E. J. Koch 95) und nach ihm Jördens 96) das Buch aufführen, wenigstens die 'Vorrede' (s. u.) zugewiesen. Schlegel und seine Freunde wussten eben den Schleier tiefsten Geheimnisses über den Verfasser der Satire zu breiten; in den Correspondenzen des Kreises mit Bodmer wird er stets nur 'Herr Pottelwitz' genannt, so dass selbst ein aufgefangener Brief nichts ergeben hätte, und noch in den 'Katastrophen der Litteratur' sagt Bodmer: 'Orontes und Pottelwitz haben ihren wahren Namen bis auf diesen Tag versteckt gehalten.'97) Anfangs wollte Schlegel überhaupt niemandem in Leipzig sein Vorhaben anvertrauen.

89) Exemplare in der Kgl. Bibliothek zu Berlin, der Universitätsbibliothek zu Jena, der Stadtbibliothek zu Hamburg.

89) Episteln und vermischte Gedichte S. 19 f. Anm. Die Stelle ist abgedruckt bei Koberstein, Grundriss 55, 389 f. Anm. 149, der aber zugleich merkwürdig genug auf Danzels Lessing 11, 443 verweist.

9o) 5, 203 Anm. seines Hagedorn.

91) Hempels Lessing 9, 78 Anm. 2. Die Nachricht' am Schlusse (S. 159 f.) ist übrigens auch nicht von Bodmer, wie Redlich angibt, sondern bloss die 'Anmerkung Herrn Conrector Erlenbachs' auf S. 160. Vgl. Litter. Pamphl. S. 77.

92) Archiv für Litteraturgeschichte 4, 289 ff.

93) Lessing 11, 443 f. u. Anm.

94) Grundriss 21, 562 Nr. 24.

95) Compendium 12, 189 Nr. 83 e. 22, 188.

96) 1,138 Nr. 15. Das Richtige hat F. v. Blankenburg: Litterarische Zusätze zu Johann George Sulzers allgemeiner Theorie der schönen Künste (Leipzig 1797) 2, 93.

97) Litter. Pamphlete S. 5.

War Rosts Vorspiel nach der Beschlagnahme des ersten Dresdener Druckes alsbald von der Schweiz aus in den Berner Nachdrucken verbreitet worden, so wandte er sich im Sommer 1745 unter Einsendung seiner Schrift in einem anonymen Briefe 98) unmittelbar an Bodmer um einen Verleger und leitete damit die erste directe Verbindung zwischen Leipzig und Zürich ein; Bodmer seinerseits erliess am 20. September in seinem und Breitingers Namen ein günstiges Antwortschreiben und fand sich durch die Schlegelsche Schrift zu seiner Critik der Panthea angeregt 99), die er mit dem 'Natürlichen' gleichzeitig herausgab. 100) Die Satire 'verursachte bey ihrer Ankunft einiges Aufsehen; viele Leser thaten' Schlegel 'die Ehre an, die' er 'itzt gerne verbitten wollen, ihn für den Verfasser auszugeben', und da auch Gärtner darunter war, sah sich Schlegel 'theils aus Besorgniss, dass er andern von ungefähr seine Muthmassung mittheilen möchte, theils aus Zufriedenheit über seinen Beyfall, theils aus Hochachtung' veranlasst, diesem seine 'Streiferey gegen den König Teutoboch' einzugestehen. 101)

'Ich habe nach meinem Vermögen etwas zur Verbesserung des Geschmackes bey meinen Mitbürgern beyzutragen gesucht' schreibt Schlegel über seine Satire in dem Begleitbriefe an Bodmer. Den äusseren Anstoss zu derselben mag die derbe Verhöhnung der Beiträger und Zinggs, des ihnen günstigen Kritikers des Hamburgischen

98) Litter. Pamphlete S. 73 ff., wo auch die weiteren Briefe Schlegels an Bodmer abgedruckt sind. Die über dem ersten stehende Jahrzahl 1744 ist natürlich falsch. Bodmer erhielt das Schreiben am 10. August 1745: an Schlegel 20. September 1745 (Archiv für Litteraturgeschichte 4, 292, wo auch die übrigen Antworten auf die in den Pamphleten enthaltenen Schlegelschen Briefe mit Ausnahme des letzten mitgetheilt sind).

99) Bodmer an S. G. Lange 6. September 1745: Lange, Sammlung gelehrter und freundschaftlicher Briefe, Halle 1769, 1, 122.

100) Beurtheilung der Panthea eines sogenannten Trauerspieles der Frau L. A. V. G. Nebst einem Vorberichte für die Nachkommen und einer Ode auf den Namen Gottsched. Köln, druckts Peter Hammer, 1746.

101) Schlegel an Bodmer 30. Juli 1746 (a. a. O. S. 87 ff.). Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte II

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Correspondenten 102), in der Gottschedin Nachspiel Herr Witzling 103) gebildet haben, dessen Titelheld überdies auch ein Schäferspiel unter dem Titel: Die Nothzüchtigung verfertigt hat, welches er ein vertractes schalkhaftes Stück' nennt. 104) Als ein Anlass persönlicher Verstimmung darf daneben der Missbrauch in Erinnerung gerufen werden, welchen sich Gottsched in seiner tendenziösen Neukirchausgabe ein Jahr vorher mit einem Gedichte Adolf Schlegels erlaubt hatte, indem er in die versificirte Zueignung derselben zur Charakteristik der 'neuen verderbten' Schweizer Dichter Schlegels 'geistvollen Poeten' ohne dessen Vorwissen eingefügt, eine Parodie, die in Wirklichkeit nur gegen die elenden Nachahmer Hallers. gerichtet war. 105)

Schlegels Schrift zerfällt, abgesehen von dem kurzen 'Vorbericht des Verlegers' (S. 3 f.) und der Nachricht' am Schlusse (S. 159 f.), auf die wir zurückkommen, in vier grössere Theile. Erstens die 'Vorrede Hanns Görgens des Herausgebers' (S. 5-26) berichtet über die Absicht der 'Kohlgärtner' 106), der wieder einreissenden Verderbniss des 'Geschmacks in Schäfergedichten', wie sie in den neuen Beiträgen sich gezeigt, durch eigene Schriften, von denen eine Anzahl bereits druckfertig vorliegt, zu steuern. Als erste derartige Veröffentlichung nun erscheint: 'Des Nisus eines Schäfers in den Kohlgärten vor Leipzig Brief an die

102) Das letztere nach Schlenther, Frau Gottsched und die bürgerliche Komödie, Berlin 1886, S. 204.

103) DS. 61 (1745), 509-51.

104) a. a. O. S. 543 f.

105) Vgl. Ebert an Hagedorn 29. Juli 1744 (Eschenburg 5, 250).

106) 'Unter der Bezeichnung Kohlgärten versteht man schon seit Jahrhunderten die Dörfer Reudnitz, Anger und Crottendorf. Den wesentlichsten Theil der Kohlgärten bildete jedoch stets Reudnitz': Otto Moser, Die Umgebung Leipzigs, Leipzig 1868, S. 82. (Hier befand sich bekanntlich Goethes Wohnung, gegenüber der Händelsche Kuchengarten.) Als 'bäurischer Schäfer' wird Gottsched mit seinem Anhange auf das Dorf versetzt und des Wortspieles halber gerade in die Kohlgärten. Unter seiner Leitung zu dichten beginnen heisst in unserer Satire 'sich in den Kohlgärten niederlassen' (S. 20).

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