ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

redactionellen Theile, offenbar um den Raum zu füllen, in den sogenannten Avertissements' die Anfänge des heute. so hoch entwickelten Annoncenwesens: der Verleger, welcher auch Sortimenter ist, zeigt darin neben Arndts Büchern vom wahren Christenthum und anderen Erbauungsbüchern am liebsten Theaterstücke an, welche zeigen, dass die bigotten Schwaben nun auch Geschmack an weltlicheren Freuden finden. Auch ökonomische Anzeigen: Verkäufe und Licitationen besonders von Tabaksorten, Ausschreibungen von Stellen und Ämtern, sowie amtliche Anzeigen und nicht selten auch Steckbriefe kommen unter dem Strich vor.

Als Schiller im Jahre 1781 die Redaction dieses Blattes übernahm, suchte er diese Rubriken zunächst um eine weitere zu vermehren: er führte einen stehenden Artikel 'Gelehrte Sachen' ein, wie ja auch Lessing an der Vossischen Zeitung bloss um der 'gelehrten Nachrichten' willen Gefallen fand. Früher waren nur ab und zu litterarische Nachrichten mitgetheilt worden, sowohl in der ersten Rubrik, wie denn schon am 27. Februar 1781 als 'Empfindlicher Verlust eines grossen Gelehrten' der Tod Lessings gemeldet wurde, wohl kaum schon von Schiller, welcher gewiss den Nathan in der Reihe der Lessingschen Dichtungen zu nennen nicht unterlassen hätte:

(Nr. 17 S. 67.) Braunschweig, vom 19. Febr.: Empfindlicher Verlust eines grossen Gelehrten. Die Wissenschaften können nur selten einen grösern Verlust leiden, als derjenige ist, den wir leider heute ankündigen müssen, Lessing, in mehr als einer Gattung von Känntnissen der Erste, in andern nur von einem Heyne und wenig andern nachgeeifert, der Verfasser des Laokoon, der Briefe antiquarischen Inhalts, der theatralischen Bibliothek und der Dramaturgie, der Miss Sara Sampson, der Emilia Galotti und der Fabeln, ein Schriftsteller, der von seinen ersten Gedichten, den Kleinigkeiten, an, bis auf seine letzten Schriften immer einerley Beyfall einerndtete, der Führer seiner Nation auf Wegen, die sie noch nicht beschritten hatte, dessen feines Gefühl der Schönheit von der ausgebreitesten Gelehrsamkeit unterstützet wurde, der in jeder Wissenschaft orientirt war, sobald er sich ihr näherte, starb vorigen Donnerstags Abends den 15.ten dieses hier in Braunschweig. Sein Tod, ohngeachtet er nicht ganz unvermuthet war, ist desto schmerzhafter, da er der Welt in Jahren entrissen wird, wo der Ruhm anderer Gelehrten sich gewöhnlich erst zu gründen anfängt, und in einem Zeitpunkte, wo der Eifer, womit er in seinen letzten

Streitigkeiten die Wahrheit suchte, ihn gewiss zu derselben geführt haben würde.

Seit dem 4. Mai erscheint nun, nachdem Schiller bereits am 3. März ein Gelegenheitsgedicht beigesteuert hat, dessen Autorschaft durch Petersen bezeugt ist, ein stehender Artikel 'Gelehrte Sachen'. Aber Schiller war kein Gelehrter wie Lessing und er hatte in Schwaben, wo die weltlichen Wissenschaften eben erst in Aufnahme kamen, ausser den Pfarrern und Lehrern kein wissenschaftlich gebildetes Publicum. Die Rubrik ist dürftig und schlecht versehen und ging bald völlig ein. Sie kommt mehr dem Interessenkreis praktischer Leser als dem Schillerschen entgegen: doch verräth ihn im ersten Artikel nicht bloss die Abneigung des Mediciners gegen die Wundermacher, sondern auch die Freude an dem mathematischen Calcul, mittelst dessen er den jährlichen Reingewinn des Goldmachers berechnet. Hier die ganze Rubrik:

(4. May, Nr. 36, S. 143.) Das grosse Geheimniss, Gold zu machen ist entdeckt, und zwar von einem der grössten Männer, dem Herrn Sage, entdeckt, der gefällig genug ist, das ganze Verfahren der Welt in einem kleinen Werkchen vor Augen zu legen, dessen vollständigen Titel wir denen, die da reich werden wollen, nicht vorenthalten können. Hier ist er: L'art d'essayer l'or et l'argent, tableau composé de la coupellation des substances metalliques, par le moyen du plomb et du bismuth; et procédés pour obtenir l'or plus pur que par la voie du depart, avec figures par Msr. Sage. A Paris, de l'Imprimerie de Monsieur in 8, 1780. Prix 2 Liv. 8 sous. Chez Didot le jeune, quai des Augustins. Der Prozess wird jedesmal in 24 Stunden geendigt, der Aufwand ist 578 Liv. und der reine Profit alle 24 Stunden, 23866 Liv. 8 S. 11 D. Da der Prozess 100mal zum wenigsten in einem Jahre gemacht werden kan; so beträgt der reine Gewinn am Ende des Jahres 2,386 644 Liv. 11 S. 8 D. ein Capital, womit man hoffentlich für das erste zufrieden seyn wird.

(8. May, Nr. 37, S. 148.) In dem zu Paris herauskommenden Journal de Physique, Janvier 1781 findet man eine ausführliche Nachricht von dem Auswurfe des Vesuvs im August 1779 aus einem Schreiben des Ritters Hamilton, an Joseph Banks, wovon wir hier eine Stelle ausheben wollen, die von dieser fürchterlichen und zugleich prächtigen Naturscene einen Begrif geben kan: 'Sonntags den 8ten August Abends gegen 9 Uhr, hörte man einen Knall, der die Gebäude in Portici und der ganzen Nachbarschaft so gewaltig erschütterte, dass alle Einwohner für Schrecken das Freye

suchten. In Neapel habe ich noch viele Fenster und Mauern gesehen, die von dem Stosse zerbrochen und zerborsten waren, ob man gleich den Knall nur wenig in dieser Stadt bemerkt hatte. In demselben Augenblick erhob sich ein Sprung von durchsichtigem Feuer aus der Öffnung des Berges, der sich nach und nach zu einer solchen Höhe erhob, dass alle Zuschauer in das furchtvollste Erstaunen dadurch gesetzt wurden. Sie werden es mir kaum glauben können, wenn ich Ihnen sage, dass diese Feuersäule wenigstens dreymal höher war, als die Höhe des ganzen Berges, dessen Spitze, wie Sie wissen, 3700 Fuss über der Meeresfläche erhaben ist, Das Licht, das diese Feuersäule um sich verbreitete, war so stark, dass man in einer Entfernung von 10 Meilen um den Berg herum, die kleinsten Gegenstände erkennen konnte. Ein Engelländer, Namens Morris, hat zu Sorrento, zwölf Meilen von dem Vesuv, den Titel eines Buchs deutlich lesen können.'

(11. May, Nr. 38, S. 152.) Ein Ungenannter aus der Gegend von Riga versichert, nach langen Bemühungen endlich durch einen ganz unvermutheten Zufall hinter die richtigste und zuverlässigste Berechnungsmethode der Entfernung der Sonne von unserer Erde gekommen zu seyn; nach welcher mathematisch gewiss dargethan werden könne, dass die Sonne nicht einmal drey tausend einzelne Meilen, geschweige 22 bis 23000 halbe Erdmesser, oder zwanzig Millionen Meilen entfernt sey. Er bietet den gedachten Beweis seiner Berechnung einer hohen Standesperson oder einer astronomischen Gesellschaft für einen von ihm zwar selbst zu bestimmenden, doch aber der Wichtigkeit des Gegenstandes angemessenen Preis an. Zum Voraus wird nichts weiter als das Ehrenwort verlangt, dass man nach befundener Richtigkeit des einzusendenden Beweises sein Versprechen halten wolle, gegen welches dann der Ungenannte, wenn er die gebotene Summe annehmlich findet, und ihm die Addresse der Person und ihres Aufenthalts mittelst der ordinairen Hamburger Staats- und gelehrten Zeitung gemeldet worden, nicht ermangeln wird, seinen Beweis sogleich einzusenden.

(15. Mai, Nr. 39, S. 156.) Der Preiss, den Herr Professor Klein in Mannheim vor zwey Jahren auf die beste Übersetzung des vortrefflichen Heldengedichts: 'Das befreite Jerusalem von Torquato Tasso' gesetzt hat, erhielt der berühmte Verfasser der Laidion. Wegen Vorzüglichkeit dieser Übersetzung vor andern eingeschickten wurde der bestimmte Preiss von 70 Dukaten auf 80 Louisd'or erhöhet. Das Werk wird mit dem italienischen Original, mit dem Bildniss und Leben des Autors auf weisses Papier in vier Bänden abgedruckt. Der Band kostet 1 fl.

Seit dem Juli erscheint auch wiederholt eine Rubrik Ökonomische Nachrichten' in der Zeitschrift. Dass dieselbe in einer Wochenschrift ungewöhnlich und auffällig war, beweisen die Worte, mit denen die Redaction den ersten Ar

tikel einleitet: Wir wissen zwar nicht, wie das Publikum es aufnehmen wird.' In dieser Rubrik ist unschwer die Mithilfe von Schillers Vater zu erkennen: wenn der Verfasser derselben sogleich mit der Anpflanzung und Benutzung von Erdäpfeln beginnt und die Cultur derselben vor den Halmfrüchten empfiehlt, so hat der Verfasser der 'Ökonomischen Beiträge' diesen Rath schon zwanzig Jahre früher ertheilt. Aber auch in der Empfehlung des Blitzableiters (S. 262 f.) glaube ich die feierliche Stimme und das biblische Pathos des alten Schiller zu vernehmen :

Wie oft hat nicht die gütige Vorsicht den Menschen auf Mittel und Wege geführt, Unglücksfällen vorzubeugen und auszuweichen, die sie, nach dem Laufe der Natur und guten weisen Absichten, nicht aufhalten kann, und man befolgt sie. Ebenso gütig handelt sie bey einem der prächtigsten Schauspiele in der Natur der Donnerwetter. Die Natur würde ersterben, wenn es mangelte. Die Vorsicht zeigt uns die Mittel, uns zu schützen, aber Blindheit und Unglauben stossen sie von sich.

Der Poet Schiller kommt in dieser Zeitschrift fast gar nicht zum Wort. Nur die Neujahrsnummer wurde herkömmlicher Weise mit Gelegenheitsversen, entweder mit einem Glückwunsche oder mit einem Gedicht an den Herzog eröffnet. Aber wie wenig die Leser davon hielten, ergibt sich aus der Bemerkung, womit der frühere Redacteur das Ausbleiben derselben am Beginn des zweiten Jahrganges entschuldigt hatte: 'Wir würden den wenigsten von unsern Lesern einen Dienst erweisen, wenn wir den für Neuigkeiten bestimmten Raum in unsern Blättern mit Versen ausfüllten und einen frostigen Neujahrswunsch ableiern wollten.' Der Jahrgang 1781 enthält drei Gedichte: ein Neujahrsgedicht, welches wie üblich mit dem Preis Gottes das Lob des Herzogs verbindet; eine Ode auf Karls Geburtstag und Schillers Ode auf Karls Wiederkehr von seiner norddeutschen Reise. Auch diese letzte verdankt einer allgemeinen Gepflogenheit ihr Entstehen und, als Herzog Karl beispielsweise im Jahre 1775 von einer Reise zurückkehrte, konnte. das Haugsche Magazin nicht umhin, die Gedichte abzudrucken, mit welchen man ihn in Göppingen und Stuttgart begrüsst hatte. Um einen Masstab für die Stuttgarter

Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte II

23

Hof- und Gelegenheitsdichtung Schillers zu geben, wiederhole ich alle drei Gedichte:

(2. Januar, Nr. 1, S. 1 f.)

Bey dem Anfang dieser Periode
Lass' Allgütigster! Dir diese Ode

Heut ein angenehmes Opfer seyn!

Wie geflügelt eilen unsre Jahre

[ocr errors]

Mit uns, wie der Tag, der gestern ware,
Nur GOtt! Du bleib'st, wie Du bist, allein.
Unermesslich war sie Deine Gnade,
Die im vor'gen Jahr durch alle Grade,

Sich an uns so reich bewiesen hat.
Alle Sprachen sind zu arm, und können
Niemals ihren Umfang würdig nennen,

Und kein Mensch preist ihren Reichthum satt.
HErr mit Liebe väterlichem Schonen

[ocr errors]
[ocr errors]

Sah'st Du auf uns, die im Lande wohnen,

Und auf unsern besten Herzog hin.

Gnädig merktest Du auf unsre Bitte,
Heiter wandelt CARL in unsrer Mitte,
Und im Kreis von seinen Zöglingen.
Ernde Herbst selbst unsre junge Saaten
Sind bisher nach unsrem Wunsch gerathen,

Schon lacht uns die Zukunft lieblich an.

Feuers-Noth- und andere Gefahren,

Die so vieler Länder Ruthen waren,

Haben Würtemberg kein Leid gethan.
Deutschland liegt beweint im Staub die Grösse
Ihrer Kaiser- Königin Therese

[ocr errors]

Die der Engel GOttes kürzlich schlug.
Doch schon trocknet die gerechte Thräne;
Dann der Erstgebohrne Ihrer Söhne

Joseph lebet diss ist Trost genug.

Lass' GOtt disen Pfeiler veste stehen!
Halte CARL bey höchstem Wohlergehen!

O! dann stehts um uns noch lange gut.
Sonne stral' auf beide Thronen nieder!
Und ihr Stralen brecht euch auf uns wieder!
Nimm uns alle GOtt in Deine Hut!
Lösch' die Flamme die Verderben lodert,
Ströme Bluts von unsern Brüdern fodert,

Auch dort

jenseits in America!

Höhn' sie aus die Götter dieser Erden!

Lass' die Schwerdter Pflug und Sicheln werden

Wie Du thatest in Germania,

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »