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dem Verrina. Seit den Tagen des Juden Süss und seiner Consorten waren die Juden in Würtemberg verhasst. Der Vormund versprach die Wegschaffung aller Juden, aber Herzog Karl konnte sie so wenig entbehren, dass er die Münze und das Salz an sie verpachtete. Dass die Juden durch den Missbrauch und den Druck der Christen zu Betrug, Diebstahl und anderen gemeinen Verbrechen verleitet wurden, war damals die allgemeine Meinung, zu welcher sich auch Lessing noch als Verfasser der 'Juden' bekannte. In den ökonomischen Beiträgen' des alten Schiller spielen sie dieselbe Rolle. In unserer Zeitschrift erscheinen sie einmal als Kirchenräuber. Aber die Verordnung Kaiser Josefs, welche den Juden Gewerbefreiheit ertheilte, wird darum nur um so freudiger begrüsst: sie eröffnen diesem unglücklichen und wegen seiner anhaltenden Blindheit und Verstockung bedauerungswürdigen Volke, welches aber einen Mendelssohn besitze und sich in so vielen Künsten hervorgethan habe, einen Wirkungskreis, welcher sie dem Betrug, dem Wucher und der Schmeichelei entziehe.

Ein schönes Beispiel dafür, wie nahe die Dichtung Schillers dem Leben steht, gibt die Bühnenbearbeitung der Räuber. 'Feuer ins Pulvermagazin', sagt Hermann, als er das Letzte wagt, zu Franz, ‘und hinauf in die Luft Freund und Feind!' Ich habe wohl selbst gelegentlich darauf aufmerksam gemacht, dass Hamlet in der Scene mit der Mutter sich eines ähnlichen Bildes bedient. Aber Schiller hat es aus dem Leben aufgegriffen; in den Seekriegen des Jahres 1781 trat es beständig vor seine Seele. Man vergleiche die folgenden Stellen:

(10. April, Nr. 21.) Bericht aus Hamburg von dem holländischen Admiral Crull. Sein Schiff wird von 4 englischen angefallen. Als es ganz durchlöchert war und er die Unmöglichkeit einsah weiter zu manoeuvriren, ergriff er eine brennende Lunte und eilte damit zur Pulverkammer, um das Schiff in die Luft zu sprengen. Seine Leute hindern ihn daran. Er begiebt sich wieder auf Verdeck und sagt: 'Weil ihr dann lieber saufen, als auf eine rühmlichere Art sterben wollt, so sei es; denn nie sollt Ihr mich dahin bringen, dass ich mich ergebe'. Da traf ihn eine Canonenkugel . . . Der Redacteur fügt hinzu, er verdiene eine Stelle neben Tromp und den Ruyter.

Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte II

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(S. 274.) Keins von den holländischen Schiffen habe im Sinne sich zu ergeben, sondern eher sich in die Luft zu sprengen. (S. 282.) Die Kriegsschalupe Cameleon ist in North-Schields angekommen, nachdem sie mit einem Holländischen Kaper ein hitziges Gefecht ausgestanden hatte, welcher mit dem gesamten Schiffsvolk in Brand gesteckt worden und in die Luft geflogen ist. Kein einziger Mensch davon ist gerettet worden. Es heisst dieser Kaper hätte die Flagge gestrichen, solche aber, nachdem das Schiff in Besitz genommen werden sollte, von neuem wieder aufgesteckt, und gab Feuer, worauf es dieses Schicksal erfahren

musste.

(S. 308.) Denen Spanischen Bombardier-Gallioten vor Gibraltar ist es gelungen, durch Hülfe einiger Granaten ein Pulver Magazin auf der Spitze von Europa in Gibraltar in die Luft zu springen, welches mehr als 300 Engländern das Leben kostete.

(S. 360.) Eine englische Schnau mit Depechen von Quebeck nach Engelland wurde bei St. Jean von dem amerikanischen Kaper Sullivan von 16 Canonen 92 Mann angegriffen, die Schnau hatte nur 6 Canonen und 18 Mann; der brave Capitain Wall wollte aber weder seine Depechen ins Wasser werfen, noch sich ergeben Freunde, sagte er zu seiner Equipage, entweder ehrlich gestorben oder unsern Auftrag vollbracht, wollt ihr mir folgen? God save the king, Huzza! Huzza! Wohin Sie wollen! war die Antwort. Wall klammerte sich mit seinem Schiffe an, und ehe sollen wir beide in die Luft fliegen, als er mich zum Gefangenen machen. Dem Amerikaner thate die Wahl gar nicht weheer ergab sich, Wall sezte sich nun auf den Sullivan, nahm in St. Jean hinlängliche Besazung, und brachte seine Depechen glücklich nach England.

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Oder ein anderes. Als Hoven seinen Freund Schiller auf die Erzählung Schubarts aufmerksam machte, welche den Stoff zu den Räubern lieferte, fügte er sogleich seine Idee hinzu darzustellen, wie das Schicksal zur Erreichung guter Zwecke auch auf den schlimmsten Wegen führe. Diese Idee, welche ihm aus dem Vaterhause geläufig war, hat Schiller wirklich durchgeführt aber erst in der Bühnenbearbeitung der Räuber mit den biblischen Worten ausgesprochen: 'Die Wege der Vorsehung sind seltsam und fürchterlich aber Freudenthränen am Ziele!' Und nun vergleiche man damit die folgende Stelle in unserer Zeitschrift:

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'Der Graf von Stolberg, dritter Bruder des durch seine Gedichte längst von Deutschland bewunderten Grafen, wurde in Kiel

in einem Zweikampf getötet. Nicht Wuth nicht Rache über den Tod des Gemordeten, nicht Christen unanständige Unversöhnlichkeit füllten die Seele des Grafen bei diesem Vorfall, sondern er betrachtete ihn als Christ, handelte dabei als ein Mann und dachte ans bessere Leben'. . . Es folgt nun der Trostbrief, welchen der Graf Christian von Stolberg an den Vater des Mörders richtete, worin er schreibt: 'Die Wege der göttlichen Vorsehung sind undurchschaubar und führen, so labyrinthisch sie sich auch wenden, gewiss dennoch alle zum Ziel, wie es unser ewiges Heil erforderte' . . . Die Redaction fügt hinzu: 'Nun sage mir noch ein deutscher Biedermann, ob der Graf als Mensch nicht den Dichter noch eins übertrifft? Wie wahr ist sein Gedanke dass das Unglück des Vaters schon vollkommen, sobald sein Sohn Mörder wird; dass das Unglück des Sohnes schon vollkommen, sobald er Mörder eines Menschen wird und dennoch ein empfindliches Herz hat. Dank Ihnen, also bester Graf, für Ihr herrliches Beispiel, aber ich fürchte, ich fürchte, es finde so wenig Nachahmung als Ihre Gedichte!'

Für den Fiesco hat das Schicksal der Gräfin Cornwallis eine Parallele geliefert. Aber auch im allgemeinen hat Schiller durch seine redactionelle Thätigkeit für den Fiesco gelernt: auf Kaper kreuzen lassen, Kriegsmunition schaffen, Couriere abschicken nach allen Seiten kurz, den ganzen politischen, militärischen und nautischen Apparat in Bewegung zu setzen, hat er hier in den täglichen Kriegsberichten wohl noch mehr und besser gelernt als aus den Erzählungen seines Vaters.

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Für Kabale und Liebe kommen die Nachrichten über Truppenverkäufe in Betracht, welche bekanntlich nicht dem Herzoge von Württemberg allein zur Last fallen, sondern ein so weit verbreitetes Laster gewesen sind, dass sich ein ganzes Buch darüber schreiben liess und auch geschrieben worden ist. Unsere Zeitung berichtet:

(16. März, Nr. 22, S. 67.) Am 4. März wurden aus Anspach die nach Amerika bestimmten Truppen eingeschifft. Kurz vor dem Ausmarsch hatte diese Residenz das wonnevolle Entzücken, Ihren angebeteten Landesvater und Regenten in bestem Wohlseyn von der Reise nach der Schweiz zurückkommen zu sehen.

(S. 114.) Die Hessischen Recruten nach Amerika sind abmarschirt.

(S. 166.) Aus Franken wird berichtet, dass von Unteroffizieren escortirte Recruten über jene hergefallen seien und sie ermordet hätten.

(6. Februar, Nr. 11, S. 40.) Auch aus England werden 'Pressgänge' d. h. Zwang zu Kriegsdiensten berichtet. 'Verträgt sich wohl dieses mit der so sehr gerühmten Englischen Freiheit?' An den Dichter des Marquis Posa fühlt man sich erinnert, wenn der Marquis Pombal nach seinem Sturze trotz seiner grossen Fehler vertheidigt wird. Die von Schiller später so sentimental ausgeführte Gestalt der Agnes Sorel tritt in der folgenden Notiz für einen Augenblick in seinen Gesichtskreis:

(15. May, Nr. 39, S. 154 f.) Die Chorherren des Capituls von Loches, 8 Meilen von Tours, haben die bereits vor 2 Jahren nachgesuchte Erlaubniss vom Könige erhalten, das Grabmahl der Agnes Sorel, dieser berühmten Maitresse Carl VII aus dem Chor ihrer Kirche nach dem mittleren Theile der besagten Kirche bringen zu dürfen. Die Bewegung des Sarges, und die Berührung der Luft, liessen bey der Eröfnung den Körper dieser Schönen, der seine Gestalt bis zu diesem Augenblick zu erhalten geschienen, in Staub zerfallen; ihre Haare, die sich noch aufgewunden befanden, sind dermalen die noch einzigen Überbleibsel von dieser so geraume Jahre Todes verblichenen Schönheit.

Am interessantesten jedoch sind die folgenden Mittheilungen über die Glocken. Als Schiller später sein Glockenlied dichtete, hat er von dem Motto vivos voco, mortuos plango, fulgura frango nur die beiden ersten Sätze ausgeführt; das Brechen der Blitze aber hat er in ganz anderer Weise aufgefasst, als die Glockeninschrift besagt. Der folgende Artikel unserer Zeitschrift, welcher pompös genug zwar anstatt der politischen Neuigkeiten ‘alte Neuigkeiten' verspricht, die aber wichtiger sein sollen als die seltensten europäischen Begebenheiten, gibt die Aufklärung:

(12. October, Nr. 82, S. 325 f.) Viele Europäische Staaten, die Türkey und einige andere ausgenommen, vom ersten Januar etlicher Jahrhunderte her nach Christi Geburt, bis auf den heutigen Tag, da wir davon schreiben wollen. In aufgeklärten Jahrhunderten, in denen man in Untersuchung und Ausspührung der Natur so weit gekommen, selbige in ihren geheimsten Schlupfwinkeln belauscht, dem Erdball bis in seine Eingeweide nachspühret, das Insekt unter dem Stein und das Moos auf dem Baum der Inquisition unterwirft, sollte man sich da nicht zur ersten Pflicht machen: Phänomina ins Licht zu sezen, an denen im Ganzen genommen, vielleicht mehr gelegen ist, als an den Bemühungen des Thomasius, die Gespenster aus Teutschland zu vertreiben. Wir fürchten uns nicht, dem Publico nachfolgendes bekannt

zu machen, weil einem teutschen Biedermann an aufhebung nachfolgenden Gebrauchs vielleicht mehr gelegen ist, als an der Eroberung von Gibraltar und Minorka, oder der Devastirung der beiden Carolina. Es ist nemlich in einem grossen Theil von Deutschland, in Frankreich, Italien, Spanien, Portugall und zum Theil in Polen herkommlich, bey aufsteigenden Gewittern, die sich über einem Ort zusammenziehen, oder sich demselbigen nahen, mit Glocken zu läuten. Der Gebrauch ist uralt, und hatte bey der ersten Kirche die gute Absicht, die Christen in einem Ort zum Gebet aufzumuntern, damit man vor Unglücksfällen, denen man bey Gewittern ausgesezt ist, gesichert seyn möchte. Seit dieser Zeit aber ist dieser wohlgemeinte Kirchengebrauch ausgeartet, und nun will man durch die Schwingungen eines todten Metallklumpens eben das bewürken, was die alten durch das Gebet zu thun suchten. Diese angeträumte Wunderkraft einem klingenden Erzt, ist so unwürdig einem Christen, als schädlich sie einem jeden Menschen werden kann; und man braucht eben nicht der grösste Naturforscher zu seyn, um beweisen zu können, dass keine Operation die Herbeyführung eines drohenden Gewitters mehr begünstigt, als die zitternde Erschütterung der oberen Atmosphäre durch das Läuten. Der schwebende Gang der elastischen Gewittermaterie in der dichtern Luft eilt natürlich gern nach denen Orten, wo hin und herfahrende Glocken, deren hoch aufgehengtes Erzt ohnehin schon Lockspeise vor den Blitz ist, noch dazu gleichsam einen Plaz in der weiten Luft um sich her aufräumen, welchen die Gewitterluft natürlicher Weise sogleich wiederum anfüllt, den Strahl herbeilockt, und die Thürme und Kirchen, sowie die durch Läuten sich erhitzte Personen der offenbaren Gefahr vom Blitz zerschmettert, oder zerstümmelt zu werden aussezt. Der verflossene mit so vielen Wettern schwanger gewesene Sommer und die häufige Unglücksfälle dabey, sollten auch denen unaufmerksamsten bedenklich vorgekommen seyn. Von Landenau an, bis nach Paul de Leon, schlug in einer Nacht ein erschreckliches Donnerwettter gerade in alle die Kirchen und Thürme, in denen geläutet wurde, und verschonte nur die, in denen man den Tumult unterliesse. Zu Valancienne in der Dauphine wurden von den jungen Purschen, welche die Glocken zogen, 2 erschlagen, und 9 verwundet; zu Pattelange in Lothringen wurde von 3 läutenden Personen einer erschlagen, und 2 verwundet; zu Longville bey Bar stürmten währenden Gottesdiensts bey einem schrecklichen Wetter die tollen Bauern in ihren einsichtsvollen Pfarrer, und seinen Vicar, die ihnen die Gefährlichkeit des Läutens vorhielten, und solches immer unterbrechen liessen, so lange bis derb zusammengeklingelt werden musste, und bald war der herausgeforderte Schlag da, tödtete 5 Menschen, von welchen einer 11 Waisen hinterlässt, und verlezte noch ungefehr 60, davon 20 ohne Hofnung der Genesung verbrannt wurden! O! das ist alles

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