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Doch ehe sich der Träumer es versah,
So hatt' er in den Garten sich verirrt
Und sass behaglich unter den Oliven
15 Und baute Flotten, schifft' ins hohe Meer.
Diss kostete mich tausend kleine Leiden.
Verzeihlich war es immer, wenn mich oft
Die Klügeren mit herzlichem Gelächter
Aus meiner seeligen Ekstase schrökten;
20 Doch unaussprechlich wehe that es mir,
Mir schien als wäre nun mein Heldentum
Zum Spotte vor der bösen Welt geworden,
Und was mit Recht dem Träumer galt, das nahm
Der Fürst der Heere für Entwürdigung.

25 Und lange drauf, als schon der Knabe sich

Für mündig hielt, ertappt' ich mich noch wohl Einmal
Auf einer kindischen Erinnerung

Als einst ich las, wie der Pelide tief
Gekränkt an seiner Ehre weinend sich
30 Ans Meeresufer setzt und seiner Mutter
Der Herrliche den bittern Kummer klag[te].
[S. 2.] Das beste Wort verwirrt den Menschen oft
Wenn er den treuen Tadel nicht versteht

Er soll sich reinigen von einer Schlake

35 Er möcht' es wohl und weis nicht wie und wo?
Und fühlt sein Gutes un[-] und Misverstanden.
Besiegt er es, so fühlt er wohl, er thue

Nicht recht daran, und siegt die Meinung nicht,
Behält ihr Recht die bessere Natur

40 So straft er sich doch auch und zwiefach quält
Im Kampfe mit sich selbst der Arme sich.

Von lieben Fantasien sollte sich

Zu rechter Zeit der Knaben Sinn enthalten
In seiner Folgsamkeit verwundete

45 Der Thörige die Wurzel seines Wesens

Den jungen Trieb zu wirken und zu siegen
Und grämte sich in seiner schmerzlichen
Erniedrigung und wähnte doch sie nöthig.

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So gieng ich einst vorüber an der Kirche
50 Das Thor war offen und ich trat hinein.
Ich sahe keinen Menschen und es war
So stille, dass mein Fusstritt wiederhallte.
Von dem Altare, wo ich weilte, sah
Panagia mit Wehmuth und mit Liebe
55 Zu mir herab, ich beugte stumm vor ihr
Das Knie, und weint und blikte lächelnd wieder
Hinauf zu ihr und konnte lange nicht

Das Auge von ihr wenden, bis ein Wagen
Der rasselnd noch vorüberfuhr mich schrökte.
60 Izt trat ich leise wieder an die Thüre
Und sahe durch den Spalt und wartete

Des Augenbliks, wo leer die Strasse war.
Da schlürft' ich schnell hinaus, und flog davon
Und schloss mich sorgsam ein in meine Kammer.

Vermuthlich ist es dieses Bruchstück, auf welches sich Schwabs Geschichte von einer nächtlichen Anbetung des Panagia-Bildes durch den Knaben Hyperion gründet. 2) Freilich stimmt seine Erzählung nicht ganz mit der obigen Darstellung überein, ich nehme daher an, dass er aus der Erinnerung schrieb, welche ihn über Einzelheiten täuschte. Das Bruchstück hat weniger einen poetischen, als einen psychologischen Werth durch die Charakteristik, die Hölderlin von sich als Knaben gibt. Wir erkennen darin schon die Züge, die seinem späteren Leben so verderblich wurden: den träumerischen, der Wirklichkeit abgewandten Sinn; das Schwelgen in ehrgeizigen Phantasien; die Verletzbarkeit des Gemüths durch den Tadel der Genossen. Zugleich sehen wir, wie die Gestalten der Homerischen Gesänge schon früh sich mit seinem Denken und Empfinden verwebten.

Im December 1793 verliess Hölderlin die Heimat und bald, nachdem er sich in Waltershausen etwas eingelebt hatte, begann er mit der Umarbeitung der früheren Entwürfe. 'Mich beschäftigt', schreibt er im April 1794 an Neuffer, 'jezt beinahe einzig mein Roman. Ich meine jezt mer Ein

Vers 56 vor blikte läch gestrichen. 61-64 am Rande.

64 zuerst meiner

59 verschrieben rasseld

2) Friedrich Hölderlins sämmtliche Werke. Herausgegeben von Christoph Theodor Schwab, Stuttgart und Tübingen 1846 2, 282.

heit im Plane zu haben, auch dünkt mir das Ganze tiefer in den Menschen hineinzugehen.' Übrigens', heisst es in einem etwas späteren (ungedruckten) Briefe an denselben, 'komme ich jezt so ziemlich von der Region des Abstracten zurück, in die ich mich mit meinem ganzen Wesen verloren hatte.' Doch setzte er das Studium des Kant eifrig fort. 'Meine einzige Lektüre', schreibt er seinem Bruder im Mai, 'ist Kant für jezt. Immer mehr enthüllt sich mir dieser herrliche Geist.' Und eben so im Juli an Hegel: 'Kant und die Griechen sind jezt beinahe meine einzige Lektüre.' Es scheint indess, dass er vorzugsweise ästhetische Probleme bei diesen Studien im Auge hatte. 'Mit dem ästhetischen Theile der kritischen Philosophie suche ich vorzüglich fertig zu werden.' Und im Oktober schreibt er an Neuffer: 'Vieleicht kann ich dir einen Aufsaz über die ästhetischen Ideen3) schicken; weil er als ein Kommentar über den Phädrus des Plato gelten kann und eine Stelle desselben mein ausdrüklicher Text ist, so wär' er vieleicht für Konz brauchbar. Im Grunde soll er eine Analyse des Schönen und Erhabenen enthalten, nach welcher die Kantische vereinfacht und von der anderen Seite vielseitiger wird, wie es schon Schiller zum Theil in seiner Schrift über Anmuth und Würde gethan hat, der aber doch auch einen Schritt weniger über die Kantische Gränzlinie gewagt hat, als er nach meiner Meinung hätte wagen sollen. Lächle nicht! Ich kann irren; aber ich habe geprüft und lange und mit Anstrengung geprüft.' In demselben Briefe meldet er dem Freunde, dass er mit dem ersten Theile des Hyperion beinahe ganz zu Ende sei. Die fünf ersten Briefe werde er in diesem Winter in der Thalia finden. 'Fast keine Zeile,' fährt er fort, blieb von meinen alten Papieren. Der grosse Übergang aus der Jugend in das Wesen des Mannes, vom Affecte zur Vernunft, aus dem Reiche der Fantasie ins Reich der Warheit und Freiheit scheint mir immer einer solchen langsamen Behandlung werth zu sein. Ich freue mich übrigens doch auf den Tag, wo ich mit dem Ganzen

3) Der Aufsatz ist meines Wissens nicht gedruckt und hat sich auch im Nachlass nicht gefunden.

im Reinen sein werde, weil ich dann unverzüglich einen andern Plan, der mir beinahe noch mer am Herzen liegt, den Tod des Sokrates, nach den Idealen der griechischen Dramen zu bearbeiten versuchen werde.'

Von der Aussenwelt drang während dieser Zeit, da Hölderlin am Hyperion arbeitete, nur wenig in die Stille, welche ihn umgab. Das Leben auf dem Gute war sehr einsam. Bei seiner Ankunft war Frau von Kalb abwesend; der Major mit seinem Sohne, Hölderlins Zögling, eine Gesellschafterin der Hausfrau und der Pfarrer des Ortes bildeten fast den alleinigen Verkehr. Erst im April 1794 kehrte Frau von Kalb von Jena zurück. Dass diese bedeutende, Hölderlin geistig verwandte Frau einen Einfluss auf ihn gewann, ist zweifellos. Seine Briefe an Schiller, an seine Mutter, an Neuffer, an Hegel zeugen von der Verehrung, welche er für sie empfand, und der Bewunderung, welche 'die seltene Energie ihres Geistes' ihm einflösste. Und in gleicher Weise bekunden die Briefe der Frau von Kalb an Herder, an Charlotte von Schiller, an Hölderlins Mutter (ungedruckt), wie hoch sie den Erzieher ihres Sohnes schätzte und welchen Antheil sie an ihm als Menschen, wie als Dichter nahm. Wie weit Hölderlin sie in seine dichterischen Pläne einweihte, lässt sich nicht erkennen. An seinem Zögling hatte er in der ersten Zeit, wie es scheint, wirkliche Freude. Aber im Laufe des Sommers verkehrte sich das immer mehr in das Gegentheil. Hölderlin musste allmählich inne werden, dass seine angestrengten Bemühungen um die Bildung des Knaben nur sehr geringen Erfolg hatten. Er suchte den Grund theils in der mittelmässigen Begabung desselben, theils in der äusserst fehlerhaften und strengen Behandlung, welche er in früher Jugend erfahren; dazu hatte der Knabe ein Leiden, welches Hölderlin zu unausgesetzter Wachsamkeit nöthigte und ihm Wochen lang fast gänzlich die Nachtruhe raubte. So empfand er seinen Beruf mehr und mehr. als eine hemmende Last, unter deren Druck sein Gemüth sich verdüsterte und seine Arbeitskraft erlahmte. Seiner Mutter verschwieg er das Aufreibende seiner Lage und seine trübe Stimmung. Auch gegen Neuffer beobachtete er anfangs

Stillschweigen; in dem oben erwähnten Briefe vom Oktober 1794 machte er zum ersten Male seinem gepressten Herzen etwas Luft.4)

Mit Schiller war Hölderlin von Waltershausen aus nur brieflich in Verbindung getreten. Um Ostern hatte er ihm das Gedicht 'Das Schicksal' gesandt, welches er während des Winters beinahe ganz umgeändert hatte. Schiller scheine es, schrieb er an Neuffer, sehr gut aufgenommen zu haben, 'nach dem, was er mir sagte in der Antwort auf meinen letzten Brief, wo ich ihm das Fragment von Hyperion schickte'.5)

Schwere Gewichte hatten sich also an Hölderlins Schwingen geheftet, während er seinen in Tübingen begonnenen Roman umarbeitete. Wie gross die Änderungen sind, welche der ursprüngliche Plan erfuhr, können wir leider nur unvollkommen beurtheilen, da uns von der älteren Fassung so wenig geblieben ist, und wir von der neuen auch wieder nur ein Fragment besitzen.

Hölderlin hat in dieser die Ich-Erzählung mit der lebensvolleren Briefform vertauscht. Hyperion erzählt seinem Freunde Bellarmin von seiner Vergangenheit, aber mit der ganzen Gluth der Empfindung, als ob er eben Erlebtes berichte. So ist schon der Stil ein anderer, als in jener ersten Fassung. Auch der Inhalt weicht von dem früheren, so weit dieser uns vorliegt, ab. Im Mittelpunkt steht die Geliebte Hyperions, Melite; die Verkörperung seines Ideals in einer Mädchengestalt, 'wie aus Licht und Duft gewebt', ein Geschöpf der Sehnsucht des Dichters, in dem die Züge seiner Jugendgeliebten nicht zu erkennen sind. Hyperion hat früh seinen Frieden verloren, hat Ruhe gesucht, die Ruhe, die er in den seligen Tagen der Kindheit' besessen. In Melite hat er gefunden, was er suchte. Sie wird ihm plötzlich durch den Vater entrückt. 'Da ward ich, was ich jetzt bin. Aus dem Innern des Hains schien es mich zu mahnen, aus den Tiefen der Erde und des Meeres mir zu

4) Die erste Hälfte dieses Briefes ist von Schwab nicht abgedruckt. 5) Sowohl diesem Briefe Hölderlins, als der Antwort Schillers habe ich bisher vergeblich nachgespürt.

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