ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

in hohem Grade. Um ein Beispiel für die Karikatur zu haben, braucht man nur den zweiten Auftritt der Anne Dore, wo Velten und Michel die Magd, welche durch einen Krug Bier Frieden stiften will, abwechselnd mit Füssen treten, mit Gottscheds Atalanta I 5 (S. 376) zu vergleichen; Amaryllis sagt hier einfach: 'Ihr zerrt mich gar entzwei.'

Schlegels Satire erscheint als ein Werk von geschlossener Stileinheit, insofern in der äussern Anlage des Ganzen wie in Sprache und Inhalt des ersten und dritten Theiles der Charakter einer Parodie auf die beiden Hauptwerke Gottscheds, in erster Linie auf die Deutsche Schaubühne, consequent festgehalten ist. Dagegen tritt nun dort, wo die letztere nur den äusseren Rahmen, nicht auch die eigentliche Vorlage abgibt, diese strenge Form der Parodie naturgemäss gegen eine freiere Manier zurück. Neben den parodistischen Einlagen nach Massgabe der den Kohlgärtnern angedichteten ästhetischen Grundsätze enthält der Brief' im wesentlichen eine bloss ironische Charakteristik der beiderseitigen pastoralen Dichtungen. Noch mehr unterscheiden sich von der Vorrede Hanns Görgens die Anmerkungen, trotzdem dieser, wie bereits bemerkt, auch hier das Wort führt. In der Vorrede' wird Gottsched von seinem parodistischen Doppelgänger nicht erwähnt: in den Anmerkungen beruft sich Hanns Görge mit den Citaten aus Atalanta durchgängig auf den 'Herrn Verfasser der Atalanta', den 'Herrn Herausgeber des Neukirch' und direct auf den 'Herrn Professor Gottsched' als das unerreichte Vorbild der Kohlgärtner; ja er brüstet sich (S. 72 f. Anm.) mit einer Stelle aus einem schmeichelhaften Anerkennungsschreiben eines 'berühmten Mannes in L.', die eine Auslese Gottschedischer 'Leibsprüchelgen' darstellt 121): Gottsched selbst soll die thatsächlich karikirende Copie getreu finden. Demgemäss zeigen auch die Anmerkungen nur an wenigen Stellen, die grösstentheils dem Anfang angehören, Benützung des Gottschedischen Wortschatzes; im Durchschnitt stimmt Schlegel

121) Eine Parodie auf 'Gottscheds Charlatanerien im 2. Theile der Schaubühne': Pottelwitz an Bodmer 30. Juli 1746 (Litt. Pamphlete S. 88). Gemeint ist S. 27 f. der Vorrede.

in individuellem Ausdruck das ironische Lob des Oberhauptes der Kohlgärtner an. Am buntesten schillert das 'Verzeichniss', das sich in der Anzeige des Verlegers fortsetzt. Nach der verschiedenen Bildung spalten sich die Titel in zwei Hauptgruppen: die eine besteht aus freien Erfindungen, die den Gegner theils durch die blosse Zumuthung solcher Stoffwahl dem Spotte preis geben 122), theils durch directe Ironie 123) lächerlich (a) oder verächtlich (b) machen; die andere und sie ist die bei weitem umfangreichere - schliesst sich parodistisch an Schriften aus dem eigenen 124) oder solche des angegriffenen Kreises an; die zahlreichen Nummern dieser letzten Art treffen wieder den Menschen (a) wie den Poeten (b) und Kunstrichter (c), dessen Schriften dabei jedesmal theils im allgemeinen 125), theils in Einzelheiten 126) als Anhaltspunkt

122) Z. B. 'Vorschlag Hallern und den Milton zu durchwässern, und dadurch vielleicht noch zu Poeten zu machen. Leipzig 1745' (S. 139). 123) Z. B. a) 'Rechtfertigung des Herrn Professor Gottsched gegen den Vorwurf, dass er zu schreiben gar nicht aufhören könne. Leipzig 1745' (S. 158). b) 'Ablehnung des Vorwurfs, dass der Herr Professor Gottsched darum weil er witzige Köpfe für sich zur Frohne arbeiten lässt, Geldbedürftig seyn und kein Brod haben müsse, kurz . . . ein elendes Geschöpf sey' (S. 154).

124) 'Die Schäfergedichte aus den neuen Beyträgen gänzlich umgegossen' (folgen die parodirten Titel, deren erster z. B. lautet: 'Die geprüfte Treue, oder besser der vexirte Schäfer von Hanns Görgen') und 'Die Fortsetzung des verzweifelnden Schäfers, und der mitleidigen Schäferinn, oder das Leichenbegängniss, vom Nisus' (S. 136, I–II).

125) Z. B. a) 'Critische Staatskunst, worinn insonderheit das sechste Cap., dass man die loben müsse, die unter einem sind, und das achte Cap., dass man die tadeln müsse, die über einem sind, merckwürdig sind. 1745' (S. 147).—b) 'Zugabe zur deutschen Schaubühne in sechs Schäferspielen . . . verfertigt und herausgegeben von den Kohlgärtnern' (folgt die Aufzählung. S. 137 f.). c) 'Fortsetzung des Versuchs einer critischen Dichtkunst des Herrn Prof. Gottscheds' u. s. w. (S. 148 ff.)

126) Z. B. a) 'Beweiss, dass ein witziger Kopf, der kein Brod hat, ein sehr elendes Geschöpf sey; dass man daher, um nicht zu darben, nach dem Beyspiele, das der Herr Professor Gottsched vor etliche und zwanzig Jahren gegeben, brav Gelegenheits-Gedichte machen solle. VI. Th. d. Deutschen Schaubühne p. 539' (S. 153).—b) 'Der Geitz der Schäferinnen in einem Aufzuge von Daphnis. Dieses ist die Ausführung seines eigenen Verses [Elisie II 1] p. 474: 'Die meisten

dienen. Zu den beiden eben charakterisirten Hauptgruppen, in welchen die Titel an sich komisch wirken, gesellt sich dann eine kleine dritte, in welcher wirkliche Schriften des Gehöhnten in der Form eines kürzeren oder längeren Prospectes, zu dem eine fingirte neue Auflage Anlass gibt, ironische Kritik erfahren. 127)

So erwählt Schlegel alle möglichen Verkleidungen und Tonarten: bald erscheint er als Gottscheds parodistischer Doppelgänger, der den Litteraturdictator bis auf die Wahl der Worte nachahmt; bald gibt er als Kohlgärtner Proben eines Zerrbildes poetischer Theorie und Praxis, als deren unerreichtes Vorbild die Gottschedische in Anspruch genommen wird; bald kündigt er als Verleger 128) Satiren auf Gottsched an und begleitet sie mit ironischen Prospecten, um am Schlusse in der Maske der Schweizer mit dem Abdruck der (leicht veränderten) naiven Vorrede Gottscheds zum Witzling als einer Nachricht der Herrn J. J. B. und J. J. B. an den gütigen Leser' noch einmal aufs boshafteste Gottsched gegen Gottsched auszuspielen 129) — ein buntes Sichverstecken, das für den Mangel an Geschlossenheit durch treffliche Wirkungen reich entschädigt.

Schäferinnen Sind noch in unsrer Flur durch Gaben zu gewinnen' (S. 138 als Nr. 6 in der oben, Anm. 125 unter b) angeführten Zugabe zur d. Schaubühne'). c) 'Beweiss, dass Neukirch ebenso unser Iuvenal sey wie Haller unser Persius ist. Nach den Worten in [Gottscheds] Neukirch[s] Vorrede: 'In Ansehung dieser Satire kann man unseren Dichter getrost mit dem Iuvenal vergleichen' u. s. w. (S. 148 f. als Nr. 1 in der oben, Anm. 125 unter c) angeführten 'Fortsetzung des Versuchs einer critischen Dichtkunst').

127) Z. B. 'Gereinigte deutsche Schaubühne, von Johann Christoph Gottscheden. Leipzig 1745. 4 Bände. Hier sind alle die Stücke ausgelassen, die im bösen Geschmacke geschrieben, als die ungleiche Heyrath, das Testament, der Herrmann, die Dido, der geschäftige Müssiggänger, und die Panthea . . . . Die französischen Übersetzungen sind alle aus dieser Auflage herausgelassen und an deren statt Holbergische Comödien, und deutsche Originale eingerückt worden' u. s. w. (S. 140 ff.)

128) Als solcher leitet er die Satire auch mit dem oben erwähnten 'Vorbericht' ein, einer Verwahrung gegen den fingirten Zorn der Beiträger über die Satire.

129) S. 159 f.

Es liegt auf der Hand und die mitgetheilten Titel zeigen es, wie trefflich die von Schlegel verwendeten Kampfmittel, vor allem das satirische Bücherverzeichniss, sich dazu eigneten, mit dem Hauptangriff auf bestimmtem Gebiet eine Fülle kleinerer Ausfälle nach den verschiedensten Richtungen zu verbinden. Er hat es sich denn auch nicht versagt, bei dieser Gelegenheit so ziemlich alles zu berühren, was er und Elias in den litterarischen Tagesfragen auf dem Herzen hatten.130) Hier interessirt nur, was mit der Schäferei zusammenhängt.

Schlegel richtet seine Kritik gegen die Schäferdichtung des Gottschedischen Kreises, wie sie oben im Zusammenhang charakterisirt ist. Ebenso ungerecht wie boshaft wird dabei Gottsched von ihm für alles verantwortlich gemacht, womit dieselbe sein Missfallen erweckt. Ohne Rücksicht auf den Abstand zwischen Atalanta und ihren Nachahmungen, ohne Beachtung des numerischen Verhältnisses der getadelten Atalantastellen zu der Fülle ähnlicher und ärgerer in den übrigen Stücken ist über Gottscheds Schäferspiel ebenso abgeurtheilt, wie jene es wirklich verdienen. Thatsächlich Vereinzeltes wie die Erwähnung von Verlobung, Heirat u. dgl. wird als charakteristisch hingestellt. Selbst in einem Falle, wo nur eine entfernte Parallele aus Gottsched aufzutreiben ist, wie die oben S. 25 f. citirte Stelle für eine Rubrik Wirthschaftliches', (S. 51 ff. Anm.) gibt Schlegel paradox genug, aber sehr geschickt eine Auslese aus den Reimereien der Nachfolger mit der Wendung, als habe Gottsched das Gleiche vorausgesetzt. Diese gänzliche Nichtachtung eines unverkennbaren Unterschiedes findet wohl auch umgekehrt in der Formel Ausdruck: 'Wenn etwas von Atalanta bewiesen ist, so ist es von Elisien, dem Bräutigam ohne Braut und der Braut ohne Bräutigam auch bewiesen' (S. 83 Anm.; vgl. S. 100 Anm.). Über diese Art der Polemik schreibt darum auch Elias Schlegel an Bodmer, er wisse

130) Eine Würdigung dieser beiläufigen Bemerkungen, die für die Beurtheilung des litterarischen Standpunktes der Beiträger überhaupt und des Verhältnisses der Schlegel zu Gottsched insbesondere um so wichtiger sind als Danzel die Satire nicht vorgelegen hat, bleibt auf andere Gelegenheit verspart.

nicht, ob darin eine kleine Bosheit oder eine Unwissenheit zu suchen' sei (8. Oktober 1746: Stäudlin S. 39).

Von Gottsched gefeierte Muster konnten natürlich nicht verschont bleiben. Am wenigsten der trotz der abfälligen Beurtheilung durch die Schweizer 131) auch als Bukoliker reactionär auf den Schild gehobene B. Neukirch, der 'deutsche Theokrit', dessen vier Schäfergedichte in der 3. Auflage der Critischen Dichtkunst an Stelle der Gottschedischen Eklogen als Musterbeispiele getreten waren. 'Der selige Herr Hofrath Neukirch' figurirt deshalb als eine Art Schutzpatron der Kohlgärtner; unter den 'Schäfergedichten, die zum Drucke schon fertig liegen', befindet sich (S. 138 VIII 2) ein Schäferspiel: Der Holzhacker: 'so noch von dem seligen Herrn Hofrath Neukirch verfertigt worden; ist durch und durch nach seinem gewöhnlichen feinen Geschmacke'; der Titel Anne Dore zielt auf eine Dore in Neukirchs. Schäfergedicht Sylvia 132), und wo es irgend angeht, wird für die in den Noten ausgehobenen 'Schönheiten' der modernen Pastoralia, für Stellen des 'Briefes' und der poetischen Parodien auch aus Neukirch eine Parallele oder ein Beleg beigebracht.133) Neben Neukirch wird sodann von älteren Dichtern J. G. Schoch (Goedeke 32, 67 ff.) und ein gewisser C. H. der Neukirchschen Anthologie (4, 81 ff.) Ziel der Satire 134), weil ihrer die Critische Dichtkunst (2. Aufl. S. 448 ff.) unter Mittheilung von Proben lobend gedacht hat.135)

Einige Zeitgenossen dagegen, deren Nennung nahe lag, sind nicht berücksichtigt. Dass Schlegel die in Hallers Alpen gegebenen Keime eines echten Idylls un

131) Discourse der Mahlern II. Th., Zürich MDCCXII., V. Disc., S. 37 f.

132) Vgl. S. 26 Anm.; die bezügliche Stelle in Gottscheds Ausgabe S. 298, V. 45-49. Dasselbe Gedicht verhöhnte um dieselbe Zeit Rabener im Traum von den Beschäftigungen der abgeschiedenen Seelen (Beytr. I 3 S. 242 ff.) und Zachariä im 1. Buch seiner Verwandlungen (ebda. S. 209).

133) S. 31. 34. 48. 53. 55. 69 f. 78. 86. 100. 103 Anm.

134) S. 30 Anm. 46 Anm. 47 f. Anm. 52 Anm. 53 f. Anm. 85 Anm. 135) Für Schoch war dies schon im Biedermann Bd. 1 (1727) Bl. 30 S. 120 geschehen.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »