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gleich aus dem Bereiche von O heraus. Dasselbe gilt von der Versreihe, in welcher Anspielungen auf den zweiten Monolog vorkommen, also haben wir fernerhin auch die Verse 1579-1606 und dazu natürlich auch den GeisterChor der zweiten Periode zuzuweisen. So bleibt denn nicht mehr viel übrig, und auch von dem Reste muss noch manches abgezogen werden. Ich bin zu alt, um nur zu spielen, Zu jung, um ohne Wunsch zu sein' steht nicht im Einklang mit der alten Dichtung, nach welcher Faust ein noch junger Mann sein muss; er ist erst seit zehn Jahren als Lehrer thätig und macht auf ein naives Mädchen schnellen und tiefen Eindruck. Älter als 30-35 jährig sollen wir ihn uns schwerlich vorstellen. Überhaupt möchte ich die Verse 1544-71 dem 25jährigen lebensfrohen Dichter nicht gern zutrauen, da er doch nur schreibt was er erlebt, was er fühlt. Für lässt sich demnach nur weniges reclamiren. Ich halte für alt die Verse 1533-43, denn die beiden Schlusszeilen erinnern an eine Stelle des Satyros (Ende des 3. Acts Der junge Goethe 3, 481): 'Und nun ledig des Drucks gehäufter Kleinigkeiten, frey wie Wolken, fühlt was Leben sey'; und sodann das Stück V. 1635-48 aus inneren Gründen, weil der frühere Mephisto, nicht der spätere das Wort führt. 'Ich bin keiner von den Grossen' hätte der Junker Satan' schwerlich von sich gesagt. Ob nicht auch die Verse 1712 f. 'Ich werde heute gleich, bei'm Doctorschmaus, Als Diener, meine Pflicht erfüllen' O zufallen, lasse ich dahin gestellt; sie könnten alt sein, weil sie ein in A nicht zur Geltung gebrachtes Motiv Mephistos Dienstleistungen im Hause Fausts, vor der Weltreise- andeutend berühren. In den Rahmen von O würden schliesslich auch die Zeilen 1744-64 ganz wohl passen, ohne dass sich ein zwingender Beweis für ihre Ursprünglichkeit führen liesse. Doch würde Faust die Worte: 'In deinen Rang gehör' ich nur' dem Junker Satan schwerlich zurufen, und wenn Mephisto hier nicht in irgend einem Verhältnisse zum Erdgeiste gedacht wäre, würde er wohl nicht mit demselben in einem Athem genannt werden.

c) Nun zur Valentinscene. Diese hat in U den Platz, den der Zusammenhang einzig und allein zulässt, hinter 'Dom.

Exequien der Mutter Gretgens'. Denn durch den furchtbaren Auftritt vor ihrem Hause war Gretchen so an den Pranger gestellt, dass sie sich nicht mehr unter ihren Verwandten in der Kirche hätte sehen lassen dürfen (vgl. V. 3757). Und wenn die ganze Stadt von ihrer Schande wusste, wozu brauchte es dann des bösen Geistes? Ihre Gewissensqualen erklären sich psychologisch nur unter Voraussetzung der Verborgenheit der Sünde und dem Bangen vor der Entdeckung. Diese ist nun Schritt für Schritt eingetreten zwischen der Beerdigung der Mutter und der Ermordung Valentins ist eine geraume Zeit verstrichen, während der wir einen fortgesetzten Verkehr zwischen Faust und Gretchen anzunehmen haben und natürlich hat man nicht unterlassen, auch dem Bruder die Sache zuzutragen. Er passt nun dem Verführer auf, um ihm seinen verdienten Lohn heimzuzahlen. Der Zusammenstoss mit Faust, der, wie die Prosascene Trüber Tag Feld' lehrt, im ältesten Faustplane lag und mit Valentins tödtlicher Verwundung enden sollte, fehlte in O noch, denn die Verse 3660-3715 müssen der zweiten Periode (mit Schiller) angehören, weil Mephistopheles in seiner späteren Rolle auftritt, als höllischer Dämon, der mit übernatürlichen Kräften begabt ist. Das Lied musste der Dichter später einfügen, um das Eingreifen Valentins zu motiviren. In den Zusammenhang passt es schlecht, weil ja an Gretchen nichts mehr zu bethören' war und überdies bei den Besuchen Fausts doch gewiss eher alles Aufsehen vermieden werden musste. Und welchen Zweck sollte wohl in dem Stadium, in welchem das Verhältniss stand, ein Ständchen gehabt haben? Dagegen erlaube ich mir die Meinung zu vertreten, dass die Scene zwischen Valentin und Gretchen (V. 3722-75) der vorweimarischen Dichtung angehört, weil sie nach Inhalt und Form den Geist derselben wiederspiegelt. Der Auftritt ist von einer dramatischen Kraft, die der Dichter in dieser Stärke nur noch in der Kerkerscene entfaltet hat, und ob ihm diese 1797 oder in den folgenden Jahren noch zu Gebote gestanden habe, möchte ich doch bezweifeln, so gross seine Schöpfungen aus dieser Zeit nach anderen Richtungen hin auch sein mögen. Und Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte II

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dann erwäge man doch die sprachliche Form! Schwache Singularcasus wie 'Leichen' (Dativ), 'Jammerecken' (Accus.), 'Sachen' (Accus.), die Comparativformen 'mehre' (V. 3737), 'bälder' dürften sich aus den Werken der klassicistischen Zeit wohl schwerlich nachweisen lassen, und Formen mit Abstossung des Schlussvocals im Reime wie 'Hur': 'nur' V. 3730, 'Bürgersleut': 'Zeit' V. 3751 sind deutliche Spuren des an den gesprochenen Frankfurter Dialekt sich anlehnenden Jugendstils. Auch können die unregelmässigen Verse 3740 ff. dem an der Antike geschulten Dichter wohl kaum zugetraut werden.

28. März

Basel,

1889.

5. Mai

Rudolf Kögel.

Schillers Fragment: Das Schiff.

In der Nachlese zu Schillers Werken, welche Hoffmeister 1840 veröffentlichte, findet sich ein dramatischer Entwurf, der den Titel Das Schiff trägt und nicht unwesentlich durch eine andere Skizze ergänzt wird, die zuerst Goedeke im 15. Bande der kritischen Ausgabe bekannt gab. Goedeke schiebt freilich noch hinter der Erwähnung des Oceanus den anderweitig aufgefundenen Plan eines Gedichtes ein, der folgendermassen lautet: 'Seine Götter ruft der Meerkönig zusammen und berathschlagt mit ihnen, wie sie gegen die menschliche Kunst ihr alte Götterfreiheit behaupten wollen, weil die Mechanik ihnen über den Kopf wachse. Alles Göttliche verschwindet aus der Welt, und die alten Götter machen den Menschen Platz. Immer hör ich die Humanität rühmen, man will sie überall pflanzen und darüber wird alles Grosse und Göttliche ausgerüstet. Wie klein war die Welt des Odysseus, als beide Äthiopien sie umschlossen, aber da war der Mensch noch gross und kräftig stand er da.' Aber abgesehen von der ganz äusserlichen Anknüpfung des Meergottes, der ernsthaften Verkörperung natürlicher Gewalten, an den Oceanus, eine launige allegorische Figur, gehört auch diese Skizze ganz und

gar nicht in unseren Zusammenhang: ein völlig verschiedener Gedankenkreis spricht aus dem grösseren dramatischen Entwurfe und aus dem kleineren Gedichtversuche zu uns. In diesem handelt es sich um einen Vergleich der früheren poesievollen Zeit mit der Nüchternheit und Leere unserer Tage, in jenem um die Zusammengehörigkeit des Menschen mit seiner Muttererde; dieser gehört augenscheinlich in die Periode der 'Götter Griechenlands', jener fällt, wie Hoffmeister richtig bemerkt, wegen des überwiegenden Ideengehaltes in die Epoche des 'Wallenstein' und seiner Nachfolger; dieser enthält noch den schmerzlich empfundenen Gegensatz zwischen der freiheitlichen Welt des klassischen Griechenthums und der beschränkten Lebenswirklichkeit der Gegenwart, der doch schon in den 'Künstlern' überwunden ist, jener trägt nicht mehr die leisesten Spuren einer solchen inneren Zerrissenheit. Wir verweisen demnach diesen Entwurf eines Gedichtes in die Zeit vor 1789 und demgemäss aus dem Zusammenhange unseres Frag

mentes.

Es bleiben die beiden Theile übrig, welche in Spemanns Deutscher Nationallitteratur (Bd. 125) mit A und B bezeichnet sind und die nicht nur aus dem oben angedeuteten inneren Grunde, sondern auch nach den ebenda von Boxberger abgedruckten Briefstellen mit grosser Sicherheit in das Jahr 1798 gesetzt werden können. Weshalb Boxberger einen Satz aus einem Schillerschen Briefe des Jahres 1804 mittheilt, in dem von den Memoiren eines tüchtigen Seemanns gesprochen wird, ist unklar; das Einzige, was wir daraus lernen können, ist, dass Schiller auch später noch sich mit Gegenständen beschäftigt hat, welche unserem Stoffe nahe liegen. Bestimmt aber gehören beide Theile des Entwurfes in dieselbe Zeit; eine genaue Prüfung der Einzelheiten, für die es uns hier an Raum mangelt, ergibt dies zur Evidenz.

Wenn wir nunmehr versuchen wollen, uns die Entstehungsgeschichte des so bestimmten Fragmentes verständlich zu machen, so haben wir vor allem die Aufgabe, die äusseren Anregungen zusammenzustellen, welche den Dichter auf den Gedanken eines solchen Dramas brachten. Schiller

schreibt zunächst an Goethe (den 26. Januar 1798), dass er die Reisebeschreibungen eines Volney und Niebuhr gelesen habe, aber es für absolut unmöglich halte, den Stoff zu einem epischen oder tragischen Gedicht in aussereuropäischen Völkermassen zu finden; doch schon der Brief vom 13. Februar desselben Jahres zeigt, dass eine Sinnesänderung in Schiller vorgegangen ist: ‘es ist keine Frage', so heisst es da, 'dass ein Weltentdecker oder Weltumsegler wie Cook einen schönen Stoff zu einem epischen Gedichte entweder selbst abgeben oder doch herbeiführen könnte.' Und wenige Zeilen später: 'Wenn ich mir aber eben diesen Stoff als zu einem Drama bestimmt denke, so erkenne ich auf einmal die grosse Differenz beider Dichtungsarten. Da incommodirt mich die sinnliche Breite ebenso sehr, als sie mich dort anzog; das Physische erscheint nun bloss als ein Mittel, um das Moralische herbeizuführen; es wird lästig durch seine Bedeutung und den Anspruch, den es macht, und kurz, der ganze reiche Stoff dient nun bloss zu einem Veranlassungsmittel gewisser Situationen, die den inneren Menschen ins Spiel setzen.' Hier zweifelt Schiller also noch daran, ob es ihm bei einem Versuche gelingen würde, die Masse des rein Materialen zum Aussprechen eines Gehaltes zu bewältigen; dass dieser Zweifel in einem späteren Stadium verschwand, beweist eben das uns vorliegende Fragment.

Jedoch noch in anderer Beziehung sind die beiden genannten Schreiben von Bedeutung, da sie mit dem Hinweis auf Volney, Niebuhr, Cook und Le Vaillant, sowie mit der Bemerkung, dass der Dichter in jenem Winter 'viele Reisebeschreibungen' gelesen habe, uns erwünschten Aufschluss über die Quellen des Fragmentes gewähren. Was Schiller aus diesen Darstellungen entlehnt haben kann, ist entweder örtliches und zeitliches Stimmungsbild oder dieses und jenes für Bewohner ferner Länder charakteristische Moment; die eigentliche Fabel bietet sich dem Künstler selten in Berichten solcher Art dar. Und für diesen Zweck dürften ihm weder die Landreisen Carsten Niebuhrs bedeutende Anregungen geboten haben, obwohl sie damals grosses Aufsehen erregten, noch die Schilderungen eines Volney, denn

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