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beide zeigen eine gesuchte Nüchternheit des Ausdruckes, sowie jene streng wissenschaftliche Darstellungsweise, die es verschmäht, jemals das eigene Subject zur Sprache kommen zu lassen. Was Daru in seiner Notice sur Volney bemerkt, gilt ebenso für Niebuhr: Il ne dit point, par où il a passé, ce qui lui est arrivé, quelles impressions il a éprouvées. Il évite avec soin, de se mettre en scène; c'est un habitant des lieux, qui les a longtemps et bien observés, qui vous décrit l'état physique, politique et moral. Indessen darf nicht übersehen werden, dass Volney durch Charakter und Thaten Niebuhr weit überlegen ist.

Dagegen ist die Kenntniss der Reisebeschreibungen von Le Vaillant gewiss von grossem Einfluss auf Schiller gewesen. Hier haben wir, nach Schillers eigenen Worten, einen wirklich poetischen Charakter' und 'wahrhaft mächtigen Menschen', der es versteht, in spannender, oft dramatischer Form seine romantischen Abenteuer zu erzählen und dessen ehrenhaftes und unerschrockenes Wesen wohl geeignet ist, unsere ganze Theilnahme zu fesseln. Gleich beim Beginne seiner ersten Reise nach Süd-Afrika (1790) ereilt ihn ein eigenthümliches Geschick: während er auf dem Lande jagt, wird seine Flotte durch ein englisches Geschwader angegriffen und das Schiff, auf dem sich seine ganzen Habseligkeiten befinden, in die Luft gesprengt. N'ayant pour toute ressource que mon fusil, dix ducats dans ma bourse et le mince habit que je portais, quel parti me restait-il à prendre? qu'allais - je devenir? Zum Glück trifft er auf einen europäischen Colonisten, der sich seiner aufs freundlichste annimmt und ihn drei Monate lang beherbergt, und es entstehen zwischen beiden Beziehungen, denen das flüchtig skizzirte Verhältniss Jennys zu seinem Patron in unserem Fragmente völlig entspricht. Auch der Charakter des gutmüthigen und ehrenhaften Pflanzers trägt ganz die Züge jenes boerman, ebenso wie Le Vaillant durchaus die Bezeichnung 'Engel der Unterdrückten' verdient, mit der Jenny bei Schiller charakterisirt wird. Dazu kommt dann die bekannte wunderhübsche Episode Le Vaillants mit einer jungen Eingebornen, Narina, deren Goethe in einem Brief an Schiller gedenkt (den 14. Februar 1798), und die

ganz sicher Ursache mehrerer kurzer Notizen ist, wie: 'Eine Eingeborene liebt den Europäer und beweint ihn nach seiner Abfahrt'. Möglich erscheint schliesslich noch, dass die decorativen Bemerkungen: 'Korallen, Seegras, Seevögel' u. s. f. auf die anschaulichen Schilderungen bei Le Vaillant zurückgehen.

Ebenso unverkennbar ist ferner der Einfluss, den Cooks von Forster 1778 herausgegebene Reisebeschreibung auf unseren Dichter geübt hat. Auch hier muss schon die ganze Art der Darstellung ein empfängliches Gemüth mächtig berühren; Wieland hat nicht Unrecht, wenn er bei der Anzeige dieses Buches im Merkur bemerkt: 'Es ist immer der Mühe werth, jedem Manne zuzuhören, der uns seine Reise um die Welt erzählt. Ist aber der so weit gereiste Mann noch ein junger Mann, dessen warmes Herz jeden Eindruck der Natur desto reiner und tiefer auffasst, den neuen Gegenständen, die sich ihm darstellen, noch mit Liebe entgegenschlägt, und der, wenn er sich des Schönen und Grossen, so er nicht nur gesehen, sondern auch genossen hat, wieder erinnert, mit Feuer und Begeisterung davon spricht: so weiss ich nicht, welches Gedicht, wenn auch das Werk der reichsten und glänzendsten Einbildungskraft, uns so viel Vergnügen machen könnte, als eine solche Reisebeschreibung; zumal wo das Neue und Wunderbare, das Erstaunliche und Schreckliche, das Schöne und Anmuthige, kurz alles, wodurch der epische und dramatische Dichter die Seele seiner Hörer fasst und in alle Arten sympathetischer Leidenschaften setzt, hier immer abwechselnd sich vereinigen, lebhafte Eindrücke auf uns zu machen und das Gemüth beständig in einer theilnehmenden Stimmung zu halten.' Und einige Seiten später: 'Herr Forster stellt hier alle die Mühseligkeiten, die sie auf ihrer ersten Fahrt überstanden, so zusammen, dass sie die Skizze zu mehr als einer grossen Schilderei für künftige Maler und Dichter enthalten, die sich diese Reise zu Nutze machen werden, um die Natur von ganz neuen Seiten darzustellen.' Wären uns aber auch diese Sätze Wielands unbekannt, wüssten wir nicht, dass Schiller Cooks Reisen gelesen hat, so würden uns doch einige Andeutungen

unseres Fragmentes dies vermuthen lassen: 'England strickt ein Netz von Entdeckungsfahrten um den Globus, womit es alle Meere umfängt', 'Der Seemann, der überall und nirgends zu Hause ist und auf dem Meere wohnt' und ähnliches mehr. Auch die Botany- Bay, welche Schiller erwähnt, wurde von Cook im Jahre 1770 entdeckt und so verlockend beschrieben, dass die englische Regierung sich entschloss, hier eine Colonie zu gründen, und zu deren Anlegung die sämmtlichen Verbrecher im Reiche bestimmte. Kam es auch nachher anders, so blieb doch der Name Botany-Bay auf lange Zeit hinaus der Schrecken aller Verbrecher Englands.

Indem wir jetzt zu den secundären Quellen übergehen, die bei der Entstehung des Fragmentes eingewirkt haben können, begeben wir uns noch mehr als bisher auf das Gebiet schwankender und uncontrolirbarer Vermuthungen. Immerhin mag auf einzelne auffallende Ähnlichkeiten hingewiesen werden.

In der bei Voss im Jahre 1793 erschienenen bändereichen 'Geschichte der Schiffbrüche oder Nachrichten von den merkwürdigen Schicksalen und Begebenheiten der berühmtesten Seefahrer auf ihren Reisen in verschiedene Weltgegenden' werden im 4. Bande S. 86 ff. die 'Begebenheiten eines Spaniers' erzählt. Gleich zu Anfang bemerkt der Verfasser, dass es eine Gemüthskrankheit gewesen sei, die ihm den Aufenthalt in Europa unmöglich gemacht und ihn in die weite Welt getrieben habe; 'er hat die Schrecknisse der europäischen Sitten kennen gelernt, und weil er alles in Europa verloren, was ihm theuer war, so umfasst er mit Hoffnung das neue Vaterland', sagt Schiller. Kaum befindet der Spanier sich jedoch eine Woche auf dem Meere, da bricht eine Empörung unter der Schiffsmannschaft aus, in der er verwundet und mit seinem Hofmeister und dem Kapitän des Schiffes gefangen genommen wird. Aber als ob die Meuterer für ihre Ruchlosigkeit bestraft werden sollten, erhebt sich bald darauf ein furchtbares Unwetter, in welchem das Schiff an eine wüste Insel verschlagen wird; dort setzt man am nächsten Morgen die drei Gefangenen aus und lenkt das Schiff wieder in das Meer zu

rück. Die Verlassenen kommen nach mannigfachen Gefahren und Mühsalen in ein Dorf, dessen Bewohner sie freundlich aufnehmen, weshalb sie längere Zeit verweilen; endlich gelingt es ihnen, einen Eingeborenen zu finden, der sie in bewohntere Gegenden führt, von denen sie schliesslich nach Europa heimkehren. Und nun lese man die kurzen Aufzeichnungen Schillers, welche ganz das Aussehen haben, als seien sie bald nach der Lektüre eines Buches aus dem Gedächtniss und mit Erweiterungen niedergeschrieben: 'Landen und Absegeln. Sturm. Seetreffen. Meuterei auf dem Schiff. Schiffsjustiz. Begegnung zweier Schiffe. Scheiterndes Schiff. Ausgesetzte Mannschaft. Proviant. Wassereinnehmen. Handel. Seekarten, Compass, Längenuhr. Wilde Thiere, wilde Menschen.' Ausser gelegentlichen anderen Notizen, etwa: 'Ein Kapitän, der von einer rebellischen Mannschaft ausgesetzt wird oder geworden ist', würde hierher gehören der kurze Abschnitt, welcher mit den Worten beginnt: 'Das Schiff, welches auf der Rhede liegt, ist von der aufrührerischen Mannschaft in Besitz genommen.'

Auf eine weitere Quelle leitet uns ein sonderbarer Irrthum Schillers. Beiläufig nennt er nämlich Isle Bourbon eine selten besuchte Station, während in der That diese schon im Jahre 1664 besiedelte Insel sich zweier grosser Häfen und einer nicht unbeträchtlichen Bewohnerzahl erfreute. Vielleicht stammt dieses Versehen aus Fra Paolino da San Bartolomeos 'Reise nach Ostindien', die im 15. Bande des Magazins von merkwürdigen und neuen Reisebeschreibungen erschien, jener Sammlung, in der Schiller auch Le Vaillants Bericht kennen gelernt hatte. Dort heisst es nämlich S. 444: 'Am zwanzigsten Mai fuhren wir, nach einem zwanzigtägigen Aufenthalte von Isle de France ab, und nach vierundzwanzig Stunden langten wir zu St. Denis auf der Insel Bourbon an. Sie ist ebenfalls voll Berge, nur mit dem Unterschiede, dass diese nicht so spitzig sind wie jene auf Isle de France. Letztere wird von den Seefahrern weit stärker besucht, weil sie einen sehr schönen Hafen hat, woran es der Insel Bourbon gänzlich fehlt.'

Die Notiz unseres Fragmentes: 'Krieg in Europa macht Krieg in Indien' entspringt wohl der Bekanntschaft mit ähnlichen Vorkommnissen des englisch-französischen Krieges. Beispielsweise wurden im Jahre 1792, als wieder einmal der Krieg zwischen England und Frankreich ausbrach, des letzteren ostindische Besitzungen, welche 1785 restituirt waren, von neuem von den Engländern erobert.

Was endlich die 'Memoiren eines tüchtigen Seemanns' betrifft, so will es uns unwahrscheinlich dünken, dass hiermit Rochons Voyages à Madagascar, à Maroc et aux Indes orientales gemeint sein sollten. Zwar ist das Buch 1802 erschienen und der Verfasser erst im Mittelländischen, dann im Indischen Meere gewesen, aber der Astronom Rochon, der 1786 von seiner Regierung zur Beobachtung des Venusdurchganges entsandt war, entspricht so wenig der Vorstellung, die man sich von einem 'tüchtigen Seemann' macht, dass ich allein aus diesem Grunde an der Richtigkeit der Düntzerschen Vermuthung zweifeln möchte. Übrigens kommt es ja gar nicht auf die nähere Feststellung des betreffenden Buches an; das Werk von La Peyrouse, an das man auch wegen des gleichnamigen Kotzebueschen Schauspieles (1798!) denken könnte, ist es nicht. Ebenso wenig möchte ich auf den Namen unseres Helden, der abwechselnd Jenny und Eduard genannt wird, also wohl Eduard Jenny heissen soll, besonderes Gewicht legen, da nach Ausweis der 'Deutschen Biographie' gerade zu jener Zeit eine schweizerische Kaufmannsfamilie Jenny zu Ansehen zu gelangen begann und der auch sonst nicht allzu seltene Name Schiller durch irgend einen Zufall bekannt gewesen sein mag.

Ich versuche nunmehr eine kurze Charakteristik des Fragmentes. In leidlich sicheren Zügen sind nur die Hauptpersonen gezeichnet. Da haben wir zunächst die typischen Figuren des Einen, der sich wegsehnt' und des 'Anderen, der zu bleiben gedenkt', der Europäer, die in ihr Vaterland heimstreben', und der anderen Europäer, die es verliessen und das Glück unter einem anderen Himmel aufsuchen'. Schärfer individualisirt treten diese Typen in Jenny und dem zweiten 'jungen Europäer' hervor; von diesem wird uns erzählt, dass er sich mit Freude und Hoff

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