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der Crébillonschen Figur des Schah Baham mit der Wielandschen des Schah Gebal leiten; aber obwohl Wieland eine besondere Vorliebe für jenen Schah bekannt hat (Gedanken über eine alte Aufschrift S. 5), finde ich kaum eine engere Beziehung des Schah Gebal zu ihm, als zu dem Sultan im Sopha, auf welchen ich 1,357 verwies. Ausserdem mag den Recensenten der 8. Theil des Ah quel Conte verführt haben, worin ein Stückchen Höflingswirthschaft und Kammersitzung abspielt; Politisches also wie im Goldnen Spiegel, aber keine vorbildliche Scene. Und eine solche kann ich überhaupt nicht entdecken. Crébillons Ecumoire gibt zweifellos engere Anknüpfung.

Es sei erlaubt, an diese nöthige Berichtigung eine kleine Nachlese anzuhängen.1) Ich hätte die Behauptung, dass Wieland den Prinzen die Ansichten seines Goldnen Spiegels vorgetragen habe, durch Verweise auf seine Äusserungen in den nächsten Jahren stützen sollen. Er denkt über die Wichtigkeit der Erziehung noch 1775 gerade so wie zur Zeit der Abfassung der scheschianischen Königsgeschichte (vgl. T. Merkur 1775 2, 134; oben 1, 406); er betrachtet, wie die politischen Berichte des Merkurs zeigen 2) (vgl. besonders 1773 1, 276), auch die gegenwärtigen Ereignisse vornehmlich als Belege für die Morallehre, als Beispiele von Grossmuth, Gerechtigkeit, Wohlthätigkeit, Menschenliebe (vgl. 1773 3, 291) wie schon früher die Geschichte überhaupt (oben 1, 409); er rühmt die Reisen Friedrichs und Josefs (1773 2, 297 f.), wie er ehedem das Reisen den Fürsten ans Herz legte (oben 1, 428); er sehnt wiederholt das Ende der Kriege herbei, wie er auch vorher friedliebend war (oben 1, 427); er sieht die Glückseligkeit der Staaten nach wie vor in der Moralität der Menschen (1773 1, 276) u. s. w.

1) Richard Heinzel machte mich aufmerksam, dass im Briefe S. 375 statt des unverständlichen en joli vú zu lesen ist: enjolivée. 2) Springer war damit beauftragt; aber ob er der Berichterstatter ist, wird durch Wielands Ausgewählte Briefe 3, 149 fraglich. Wer er auch war, damals am allerwenigsten hätte der Herausgeber des Merkurs eine von der seinen abweichende politische Meinung vorbringen lassen.

Über das Ziel seiner Morallehre bietet Wielands 'Vorbericht zum Anti-Cato' (T. Merkur 1773 3, 99 ff., besonders S. 109) genaueren Aufschluss, als ich oben 1, 416 f. gab; auch catonische Tugend lehnt er als Schwärmerei ab; die Anrede der 'Tugend' an Herkules (T. Merkur 1773 3, 152 ff.), d. i. an Carl August3), erlaubt sparsamen Genuss der Lust.

Die Art, wie Wieland Moral vortrug, lässt sich aus einer Anmerkung im Teutschen Merkur 1773 3, 177 vermuthungsweise schliessen; er sagt da, die Sittenlehrer möchten 'statt allgemeiner Theorien (die uns in der Ausübung fast immer ungewiss lassen) sich häufiger mit genauer Erörterung dessen, was in besondern Fällen moralisch recht ist, beschäftigen'. So verspricht er einen Dialog über die Frage, ob ein Staat unter einem schwachen oder unter einem bösen Regenten in grösserer Gefahr sei übel regirt zu werden, und ich bin überzeugt, dass die Weimarischen Prinzen diesen unter dem Titel 'Stilpon' (T. Merkur 1774 3, 295 ff.) veröffentlichten und andere Dialoge, die Wieland bereit liegen hatte, deren Freiheit aber, wie er sagt, die Drucklegung nicht erlaubte, dem Inhalte nach hörten. Das Aufwerfen solcher 'akademischen Fragen', wobei das 'Für und Wider einer zweifelhaften moralischen Aufgabe' untersucht wurde, ist für Wielands Charakter, Wissen und Lehrmethode bezeichnend; entschieden war er nicht, Systeme missachtete er, die praktische Ausbildung glaubte er so am besten zu fördern.

Auch den angeblich 'nach dem Englischen' mitgetheilten "Unterricht eines alten Persischen Monarchen an seinen Sohn' (T. Merkur 1773 3, 167 ff.) hat sicherlich Wieland für seine fürstlichen Zöglinge berechnet, wenn er auch gegen einige Punkte dieser 'Regierungskunst' polemisirt; sie ruht auf demselben Grunde wie die Vorschriften des Goldnen Spiegels, ergänzt diese durch praktische Rath

3) Die Wahl des Herkules ist zum Geburtsfest des Durchlauchtigsten Herzogs Carl August, Erbprinzen zu S. W. u. E. aufgeführt worden; so lautet der Titel im Merkur; der offenbar officielle Einzeldruck des lyrischen Dramas nennt den Erbprinzen nicht Herzog, sondern Durchlauchtigsten Fürsten; darnach ist doch wohl 1, 432 zu berichtigen.

schläge. Wielands Zusätze zu dem 'Unterricht' sind wegen der darein versteckten Ausfälle auf französische Justiz (S. 182) und die Zersplitterung Deutschlands (S. 177 f.) beachtenswerth. Über die Schwierigkeit der Wahlen in den kleineren Republiken des römisch- deutschen Reiches d. h. in den Reichsstädten spricht er hier wie im 'Stilpon', und die gleichzeitigen 'Abderiten' spotten lustig über das Kleinwesen solcher Städtlein. Trotzdem wird auch hier nirgends deutlich deutsche Einigungspolitik getrieben.

Wie enge die erwähnte, im Septemberheft des Merkurs 1774 gedruckte 'Unterredung' 'Stilpon oder über die Wahl eines Oberzunftmeisters von Megara' mit Wielands Erzieheramt zusammenhängt, lässt sich an dem durch den Inhalt nicht bedingten Schlusse prüfen: der Philosoph wird des Landes verwiesen d. h. Wieland wird seines Einflusses auf Carl August beraubt (vgl. oben 1, 433). Noch deutlicher tritt dieses Ereigniss in der an den Goldnen Spiegel anknüpfenden 'Geschichte des Philosophen Danischmende' heraus, die im Januarstück des Merkur 1775 beginnt. Auch Danischmende wird aus dem Reiche vertrieben; doch mit guten Wünschen des Sultans. Natürlich ist Danischmende wieder Wieland selbst. Es ist von einigem Interesse, an Danischmende zu beobachten, wie die Zurücksetzung in Weimar auf Wieland wirkte. Zunächst preist er die häusliche Glückseligkeit, die er jetzt in der Musse erst recht genoss, als das einzige sichere Gut; seine Frau rückt nun in seine Schriften ein und wird als Perisade (vgl. Ausgew. Briefe 3, 238) aufs liebevollste gezeichnet. Sodann kommt der Verdruss über das vorzeitige Ende seines Einflusses in einer politischen Schwenkung zum Ausdruck; der verdrängte Prinzenerzieher schwärmt nun wieder wie in seiner Jugend für die kleinen Freistaaten (T. Merkur 1775 2, 52), feiert die Erhebung der Colonien von Nordamerika (2, 93) und decretirt: die grossen und kleinen Sultane sind die ersten Ursachen alles Übels in der Welt (2, 47), was er freilich später abschwächt, um den Bonzen ihr Schuldtheil nicht zu verkürzen (2, 110). Ja noch mehr: Wieland wird in dieser Zeit den Anschauungen der Sturm- und Drangperiode zugänglich. Es gibt Augenblicke, ruft Danischmende aus,

wo die Natur zu laut schreit, um sich übertäuben zu lassen. Aus seinem Munde kommen nun Phrasen, wie ich möcht toll werden über die dummen Einrichtungen in der Welt! oder das Herz im Leibe blutet einem ehrlichen Kerl, der u. s. w. (T. Merkur 1775 1, 58 f.). So hatte der Hofphilosoph des Schah Gebal früher nicht gesprochen. Jetzt vertheidigt derselbe Wieland den Enthusiasmus (dem Kalender gegenüber), der im 'Anti-Cato' ihn verworfen hatte. Jetzt nimmt der Popularphilosoph die Individualität des Naturmenschen in Schutz (1775 3, 254), wenn er auch das Krankhafte des Genie wesens klar sieht (3, 265).

Seinem jungen Fürsten hat sich Wieland mit solcher Wandlung nicht entfremdet, seine monarchische Gesinnung hatte ja nur einen kleinen Stoss bekommen; es ist zur Genüge bekannt, dass er schon 1777 die Volkssouveränität bestimmter verwarf als im Goldnen Spiegel.

Wenn Wieland zu Anfang des März 1775 schreibt: er könne sich nicht von einem Prinzen, dem er sich ganz zu eigen gegeben habe, gerade zu einer Zeit, wo er seine Freunde am nöthigsten habe, entfernen (Ausgew. Briefe 3,200), so lässt eben diese Äusserung erkennen, dass seine Stellung zu Carl August nur äusserlich, nicht auch innerlich verändert war. Und darum ist es nicht belanglos, hier auf den Anflug von Naturburschenthum bei Wieland hinzuweisen und an das Titanenthum in seiner auf den Erbprinzen berechneten 'Wahl des Herkules' zu erinnern. Wieland kam den Neigungen des Fürsten, seine kraftvolle Natur auszuleben, entgegen; er durfte das jetzt entschiedener, da er mehr Freund als Erzieher war, und er that es wohl absichtlich, um dem veralteten Hofwesen, in welches Carl August nun eingeführt wurde, entgegen zu arbeiten. So ist des Herzogs Übergang vom Vertrauen auf Wieland zur Freundschaft für Goethe nicht mehr ein erstaunlicher Sprung.

Zum Schlusse möchte ich hier eine oben 1, 349 u. ö. als Quelle benutzte ungedruckte Rede Wielands mittheilen; als einzige Probe der Art, wie er zu seinen Schülern sprach, ist sie an sich von Werth und erlaubt doch auch einen Schluss auf seine Vortragsweise vor den Weimarischen Prinzen.

Die Rede hat er seinen Zürcher *) Schülern, Grebel und den beiden Ott, zum Abschied gehalten. Sie ist aus dem Nachlasse Paul Usteris in den Besitz des H. Regierungsrathes Hagenbuch in Zürich gekommen; ich verdanke ihre Kenntniss meinem Freunde Bächtold. Die Handschrift ist nicht die Wielands. Sie ist auch nicht eine gleichzeitige Abschrift von Wielands Original oder eine Niederschrift nach seinem Dictat, weil der Schreiber das spätere Todesjahr Grebels beigesetzt hat. Eine zweite ebenfalls fremde Hand (vielleicht Usteris) hat nicht nur eine grosse Zahl von Fehlern, aber nicht alle, verbessert, sondern auch Lücken ausgefüllt; die Fehler sind zumeist Hörfehler; es handelt sich also um ein Dictat. Nun sind zwei Ableitungen möglich entweder copirte der Schreiber ein schlecht geschriebenes Dictat Wielands - etwa die Nachschrift eines der drei Schüler und der Corrector hat theils conjicirend, theils durch genauere Lesung undeutlicher Stellen nachgebessert; oder dem Schreiber selbst wurde aus einer älteren guten Niederschrift dictirt und der Corrector tilgte seine Fehler nach der Vorlage aus. Für die Echtheit der Überlieferung sind beide Ableitungsarten ziemlich gleichwerthig. Ich gebe die Handschrift mässig verbessert in Druck, regle Accente und Interpunction, deren zahllose Kommata sich am besten aus Pausen des Dictirenden erklären, ändere Hörfehler wie sens statt sans, pié statt pied, ces statt ses, empreuntés, notres entretiens frequens oder Schreibfehler wie par statt pour u. dgl. m.

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Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, dass sich Wieland selbst der französischen Sprache beim Unterricht gelegentlich bedient hat, sie war ihm damals sehr geläufig und ihr Gebrauch entsprach wohl der Sitte der feineren Züricher. Auffallender ist der rhetorische Schwung der Rede, weil diese Sprechweise den damaligen Druckwerken Wielands nicht so eigen ist; er bestätigt das Zeugniss über seine hinreissende Beredtsamkeit, das Erfurter Zuhörer ihm ausstellten (oben 1,346). Doch ist kein falscher Prunk zu sehen, alles athmet echte Wärme und wirkliche Liebe zu seinen Schülern. *) nicht Bernern, wie ich oben 1, 349. 350. 353 und im Register

irrig schrieb.

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