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sonstigen Gelegenheitsreimerei ins Schäfergewand 19); Wernicke besingt in vier Eklogen zwei Todesfälle, eine Geburt und eine Vermählung 2o), und selbst Günther verfertigt nicht nur in fremdem Namen' ein Pastorell auf ein Hochzeitsfest 21), sondern 'erinnert sich' auch 'der vorigen Zeiten und guter Freunde unter einem Schäfergedicht' 22) und will in einem anderen echt conventionell seine Grabschrift in einen Baum schneiden. 23) Die Anfänge der Die Anfänge der Anakreontik beschleunigen den Niedergang der galanten Poesie: die Schäferdichtung begegnet einem verwandten Element. So ist bei Hagedorn und den jüngeren Hallensern beides verbunden24); so verschlingen sich in Gessners Idyllen mit biblischen und Klopstockschen anakreontische Fäden 25), und wenn die pastorale Lyrik doch eine gewisse Beeinträchtigung erfährt, herrscht die Schäferpoesie jetzt wieder im Bereiche des Dramas und erringt dann als Prosaerzählung nie dagewesene Erfolge.

19) Vgl. z. B. Königs Schäfergedicht auf die hohe Geburt eines Chur-Sächss. Printzen (Des Herrn von Königs Gedichte... gesammlet und herausgegeben [von Joh. Christoph Rost], Dressden 1745, S. 39 ff.) und B. Neukirchs Schäfergedancken bey einer jagt Seiner Königl. Majestät in Preussen (in der oben citirten Sammlung Neukirchs 6, 207 ff., in Gottscheds Ausgabe: Herrn Benjamin Neukirchs ... auserlesene Gedichte..., Regensburg 1744, S. 294 ff.).

20) Überschrifte oder Epigrammata In acht Büchern Nebst einem Anhang von etlichen Schäffer-Gedichten ..., Hamburg 1701, S. 165 ff.

21) Sammlung von Johann Christian Günthers aus Schlesien bis anhero herausgegebenen Gedichten ... Vierte Auflage, Breslau und Leipzig 1746, S. 1134 ff.

22) A. a. O. S. 190 ff. Bei Fulda, Die Gegner der zweiten schlesischen Schule 1, 141 ff.

23) Sammlung S. 319 ff.

24) Vgl. unten.

25) Scherer, Litteraturgesch. S. 430. Die Verbindung von Schäferthum und Anakreontik bei Gessner empfanden die Zeitgenossen sehr deutlich; vgl. z. B. die unten citirte Abhandlung J. A. Schlegels im Anhang der 2. Aufl. seiner Batteux-Übertragung (Batteux... Einschränkung der schönen Künste auf einen eintzigen Grundsatz. Aus dem Französischen übersetzt und mit einem Anhange einiger eigenen Abhandlungen versehen. Zweyte, verbesserte und vermehrte Auflage. Leipzig 1759) S. 468 Anm. Bekannt ist, dass zu Gessners ersten poetischen Leistungen anakreontische Lieder gehörten.

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Die mit dem Charakter des jeweiligen Stoffes zum Theil unmittelbar gegebenen Eigenthümlichkeiten des Stiles wurden der Hauptsache nach bereits angedeutet: die Natur wird meist idealistisch-elegisch beschrieben, das urwüchsige Leben und Fühlen einfacher Menschen in realistischem Genrebilde, oft satirischen Anstrichs, festgehalten; der allegorische Hirtendichter aber, der den überfeinerten Städter in erlogenem Schäfergewand nicht verleugnen will oder kann, kommt im besten Fall über graziös - sentimentale Natur- und Empfindungsmalerei nicht hinaus.

Zu diesen charakteristischen Momenten tritt als ein mehr zufälliges noch das Fehlen einer feststehenden Form, indem diese zwischen Epos, Lied und Drama, zwischen Prosa und Versen schwankt.

Kein Wunder, dass bei solch innerer und äusserer Verschiedenheit der poetischen Erzeugnisse, die aus Alterthum und Neuzeit unter den Namen des Idylls, der Ekloge, des Hirtengedichtes vorliegen, eine Poetik, die das Wesen der einzelnen Dichtungsgattungen dogmatisch zu bestimmen suchte, sich auf einem Gebiete, wo auch Aristoteles im Stiche liess, nicht zurecht zu finden vermochte, und dass das unvergleichliche Muster, das in Theokrits Idyllen der poetischen Nachbildung sich darbot, der wiedererwachenden deutschen Litteratur einstweilen so gut wie verloren blieb.

Unter diesem Gesichtspunkt wird in vorliegender Arbeit der Versuch gemacht, einem auch an sich nicht ganz unerfreulichen Dichtungsgebiet die historische Würdigung angedeihen zu lassen. Die Entwickelung des Idylls des achtzehnten Jahrhunderts, insoweit sie sich im besonderen Stoffkreise einer idealen Schäferwelt vollzieht, und die gleichzeitigen Forderungen der Ästhetik sollen nach ihrem gegenseitigen Verhältniss zur Darstellung gelangen.

Mit Gessner erreicht die Schäferpoesie ihre relative Vollendung; er gibt zugleich mit dem Zurückgreifen auf Theokrit und der Forderung eines grösseren Realismus den Anstoss zu jenem Umschwung, der sich in Herders einsichtiger Scheidung zwischen Theokrit und Gessner auf dem Gebiete der Theorie als vollzogen darstellt. So ergeben sich die Jahre 1756 bez. 1767 als Grenzen der Be

trachtung: die Nachahmer Gessners bezeichnen eben so wenig eine wirkliche Weiterentwickelung der Schäferdichtung als das Fortleben der alten Anschauungen nach Herder für diejenige des Idylls überhaupt in Frage kommt.

1. Die deutsche Schäferdichtung von Gottsched bis auf die Bremer Beiträger.

Wir haben gesehen, wie jene irregeleitete Schäferpoesie, die eine halbe Erkennung der Antike im romanischen Auslande gezeitigt, seit Opitz, die Keime wirklicher Idyllenoder wenigstens naturbeschreibender Dichtung überwuchernd, auch die deutsche Litteratur beeinflusst, nur den allgemeinen Stilwandlungen der Renaissance-, Barock- und Rococozeit unterworfen. Aber wenn im siècle de Louis XIV. für Frankreich eine Litteratur erblüht war, die noch zur Zeit des verfallenden Classicismus auf dem Gebiete der Ekloge einen Namen wie Fontenelle aufweist, hat die Reaction gegen den Schwulst in Deutschland auch für die Schäferdichtung platte Alltagsnüchternheit und Philistrosität im Gefolge, der neben dem poetischen Geiste nun auch der immerhin nicht ganz reizlose Wortprunk abgeht. Begegnen in B. Neukirchs grosser Anthologie noch Schäferlieder wie Bessers 'Eleonora die betrübte' (2, 330 ff.), so gähnt aus der Sammlung, die der fromm gewordene Hunold-Menantes seiner galanten Vergangenheit entgegensetzt 26), bloss schäferliche Gelegenheitsdichtung entgegen, in welcher der zweimal 27) vertretene Brockes höchstens sprachlich oder durch poetischere Anschauung der Landschaft in den obligaten Naturschilderungen hervorragt; dieselben beiden Nummern aus seiner Feder sind das Beste, was die 'Poesie

26) Auserlesene und theils noch nie gedruckte Gedichte unterschiedener Berühmten und geschickten Männer zusammengetragen und nebst seinen eigenen an das Licht gestellt von Menantes. Stück 1-10: Halle 1718. 11-20: 1719. 21-27: 1720.

27) Stück 7 S. 577 ff. 12, 90 ff. Von Gedichten anderer Verfasser sei hier die im St. 27 S. 594 ff. enthaltene Hirtencantate hervorgehoben, weil die darin durchgeführte abgeschmackte Allegorie für ein Vermählungsgedicht originell erscheint: die Braut das Schaf, der Bräutigam der Hirt (der versichert, dass er ihr Herz, nicht ihre Wolle, das 'goldene Vliess', liebe!): wohl Contrafactur aus der geistlichen Lyrik.

der Niedersachsen' 28) in pastoraler Gratulations poesie aufzuweisen hat, und der gleiche sofort näher zu charakterisirende Stil eignet den Gelegenheitseklogen in dem von G. F. W. Juncker besorgten siebenten Theil Hoffmannswaldauscher Gedichte 29), thatsächlich einem Corpus des obersächsischen Poetenkreises, an welchem J. U. König, Gottsched, der Herausgeber und sonstige Mitglieder der Leipziger deutschen Gesellschaft (Clodius, S. Seidel u. a.) betheiligt sind.

Es war Gottsched natürlich nicht gegeben, an lebensvolle Erfassung der modernen ländlichen und kleinbürgerlichen Welt zu denken. Die Ansätze dazu in den Lustspielen des Zittauer Rectors fallen ihm unter den 'weisianischen Comödienwust'; verwerfend spricht die Critische Dichtkunst 30) von A. Gryphius 'sehr plump klingendem' 'Bauerstück' im Verliebten Gespenst. Vergil und Neukirch (der letztere als 'deutscher Theokrit' 31)) sind die Muster für Schäferdialog und -erzählung. Schon in der ersten Publication der deutschen Gesellschaft begegnet ein schäferliches Gratulationsgedicht von Gottsched 32); die beiden ersten Auflagen der Critischen Dichtkunst bringen in dem Kapitel 'von Idyllen, Eclogen oder Schäfergedichten' (1. Aufl. S. 395 ff., 2. Aufl. S. 454 ff.) je vier Beispiele 'von seiner Arbeit drei Hochzeitsgedichte und eine Geburtstagsgratulation; zu ihnen tritt in der 2. Auflage noch 'Urania', ein Ausdruck der Besorgniss um die Braut während Danzigs Belagerung durch die Russen.

28) C. F. Weichmanns Poesie der Niedersachsen, Hamburg 1725, 1, 75 ff. 118 ff.

29) Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesener und bissher ungedruckter Gedichte siebender theil, nebst einer Untersuchung der Hanckischen weltl. gedichte. Franckfurt und Leipzig 1727. Darin S. 120 ff. ein schäferliches Hochzeitsgedicht vom Herausgeber selbst, ein zweites anonymes S. 130 ff. Vgl. Nachricht von der erneuerten deutschen Gesellschaft in Leipzig und ihrer ietzigen Verfassung u. s. w., Leipzig 1727, S. 45.

30) 3. Aufl. Leipzig 1742, S. 497. Fortan citirt CD.

31) a. a. O. S. 495.

32) Oden der deutschen Gesellschaft in Leipzig ... Leipzig, Bey Joh. Friedr. Gleditschens sel. Sohn, Anno 1728, S. 242 ff.

Noch tiefer stehen die Schäfergedichte in den Schriften der Leipziger deutschen Gesellschaft 33), sämmtlich durch Heiraten veranlasst. Wie die Stoffgattung ist zwar auch die Anlage dieser Reimereien unter wesentlicher Bewahrung der Tradition mit geringen Varianten die gleiche. Im Eingang gewöhnlich Bestimmung des Locals, am häufigsten durch einen Fluss (bei Gottsched wohl auch durch directe Ortsnennung), sowie der Jahres- oder Tageszeit, meist unter Schilderung der Naturscenerie, zuweilen mit besonderer Berücksichtigung des Wetters. Dann Gespräch zweier Schäfer, dem öfters wenigstens ein Gedankenmonolog des einen von beiden vorausgeht. Eine Variation ist: directe Einführung in den Dialog und Nachholung der üblichen Angaben von Ort und Zeit mit einem: 'So sprach'. Die Motive der Zusammenkunft sind ebenso kindlich erfunden wie die Einführung des Themas. Da hat etwa der eine der beiden Hirten einen guten Lammsbraten zum Abendbrot, an welchem er den Freund noch in später Stunde theilnehmen lässt, und nachdem man bei Tische über Verschiedenes recht einfältig geredet, wird die Unterhaltung mit einem: 'Lass uns an dessen statt bessers sprechen' auf das neue Ehepaar gelenkt. Oder der eine Schäfer ist auf dem Wege zum Maienfest und wird dabei vom anderen mit der Kunde der Hochzeit aufgehalten. Oder zwei Heerden weiden neben einander; die Hirten unterhalten sich tagsüber mit Gesang und Flötenspiel; der gemeinsame Heimweg aber gibt Anlass zu einem Gespräch, bei welchem die Mittheilung des frohen Ereignisses erfolgt, u. s. w. Regelmässig ergehen sich dann beide im Preise des Bräutigams, der Braut, gewöhnlich auch der Eltern (besonders des Vaters), und den Schluss bilden Segenswünsche für das junge Paar, zum Theil in Form

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33) Der Deutschen Gesellschaft in Leipzig Eigene Schriften und Übersetzungen in gebundener und ungebundener Schreibart (3 Thle. Leipzig 1730-39. Thl. 1 erschien nach einer Titelauflage von 1735 im Jahre 1742 in 'zweyter vermehrter Auflage', 2 in unverändertem Abdruck. Die nachstehenden Citate beziehen sich für 1 und 2 auf diese Ausgabe von 1742) 1, 173 ff. 2, 195 ff. 229 ff. 247 ff. 3, 188. 246 ff. Daneben Übersetzungen aus Vergil, Fontenelle und einem englischen Bukoliker: 2, 457 ff. 548 ff. 1, 582 f.

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