ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

spricht doch dem ursprünglichen Geist der Idylle. 272) Wohl mochte auch Wilhelm in einer Zeit, da er zum Wortführer der Schuldoctrin geworden, zu diesen Anschauungen des Bruders hinneigen; aber die 'mimisch gerichtete' Idylle hat er stets neben die ideale gestellt, und in der ersteren Voss als Nachfolger Theokrits anerkannt. 273)

Beilage: J. A. Schlegel und Liscow.

Das satirische Werk des Vaters der führenden Romantiker verdient in hohem Grade unsere Aufmerksamkeit. Es sei gestattet, hier in Form eines Excurses die Beobachtungen nachzutragen, die sich mir besonders über Schlegels Verhältniss zu Liscow aufgedrängt haben.

Schlegels noch wenig beachtete Schrift darf insofern mit grösserem Rechte als Liscows Satiren unter den Vorläufern der Litteraturbriefe genannt werden, als hier im Unterschiede von den Liscowschen wirklich die schöne Litteratur das Gebiet bildet, auf welchem Schlegel gleich Lessing sämmtliche Factionen und Vorbilder der Zeit bis auf wenige Ausnahmen ins Auge fasst. Wenn Liscow wiederholte Verwerthung der chronique scandaleuse nicht verschmäht, lässt Schlegel, ein paar boshafte Anspielungen auf Uhlichs Vergangenheit und die des Kopenhagener Anonymus 274) abgerechnet, das Privatleben der Gegner unan

272) Jugendschriften, hg. v. Minor 1,212; vgl. F. Schlegels Sämmtliche Werke, Wien 1822, 4, 61 f. A. W. Schlegels Sämmtliche Werke 3, 169 ff.

273) Vorlesungen über schöne Litteratur und Kunst, hg. von Minor, Deutsche Litteraturdenkmale 18, 394 f.

274) Die im parodistischen Commentar zur Elisie für die letztere fingirte Fabel (Vorrede S. 12 ff.) lässt sich wenigstens mit Thatsachen aus Uhlichs Leben in Einklang bringen. Es heisst nämlich vom König Dion (eine Person des Stückes wird eben hier wie auch sonst mit dem Autor identificirt), er sei ein Mitglied der Reibehandischen Truppe, als welches er im Nepomuck (wohl der Haupt- und Staatsaction, die bei K. Weiss, Die Wiener Haupt- und Staatsactionen, Wien 1854, S. 113 ff. abgedruckt ist) des Königs Wenzel Rolle gespielt, habe dann Elisien geheiratet und sei Reibehand alsbald sammt zwei Collegen durchgegangen, deren einer den lustigen Rath, der andere den Scharfrichter in jenem Stücke zu geben pflegte. Bekanntlich hat nun Uhlich 1742 bei dem grossen Streite der Schröder mit Schönemann diesen

getastet 275), übt aber freilich den unfeinen Kunstgriff, Gottsched, wie wir sahen, mit tief unter ihm stehenden Scribenten unterschiedslos zusammenzuwerfen und so in diesen auch ihn zu vernichten.

Auf Liscow lenkt den Blick in erster Linie die Form der Schlegelschen Satire. Im Gegensatz zu Rabener, Rost u. a. verzichtet Schlegel gleich Liscow auf Erfindung einer poetischen Fabel. Sodann wird auch von ihm der Gegner nicht direct widerlegt, sondern unter der Maske eines Gesinnungsgenossen durch paradoxe Übertreibung seiner Ansichten, die hauptsächlich in unsinnigen ästhetischen Urtheilen Ausdruck findet, und durch parodistische Production im Sinne der so verzerrten Theorie dem Spotte preisgegeben. Zahlreiche Citate aus den Schriften des Verhöhnten liefern in Anmerkungen den Erweis seiner Geistesverwandtschaft mit dem verkleideten Angreifer und damit seiner Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft von Schriftstellern, die

gleich Ackermann, Starcke und seiner nachmaligen Gattin Rudolphi verlassen, um im nächsten Jahre wieder zu ihm zurückzukehren und 1745 zu F. Schuch überzutreten (Chronologie des deutschen Theaters S. 103 f. 109. 126, Schütze S. 264 f., Danzels Gottsched S. 160, J. F. Löwens Schriften, Hamburg 1766, 4, 34 f.). Uhlich spielte ernste Rollen (Chronologie S. 86, Schütze S. 257), die Rudolphi naive (Chronologie a. a. O., Schütze S. 259), Starcke im Anfang der vierziger Jahre noch komische (Schütze S. 264), ebenso Ackermann (Schütze S. 257). Es trifft somit alles zu. Dass Uhlich dem berüchtigtesten Pfleger der Haupt- und Staatsaction zugewiesen und ein Stück der DS. einer solchen an die Seite gestellt wird, entspricht der Auffassung der Gottschedischen Theaterreform im gegnerischen Lager; vgl. z. B. Bodmers Gottsched, ein Trauerspiel in Versen oder der parodirte Cato (Crüger S. 127 ff.). Dass Uhlich sich mit der Rudolphi thatsächlich erst nach der Trennung von Schönemann vermählt, darf nicht als historischer Beweis gegen meine Auffassung gebraucht werden. So ist denn auch für die parodistische Bemerkung über den Bräutigam ohne Braut (Vorrede S. 17 ff.) ein biographischer Hintergrund (wohl die Übersiedelung des Verfassers aus Deutschland nach Dänemark) um so wahrscheinlicher, als der Commentar zur Atalanta (S. 21 ff.) eines Hinweises wenigstens auf die Heimat ihres Urhebers nicht entbehrt (Atalanta ist die Tochter eines Försters bey Königsberg in Preussen').

275) Die oben, Anm. 123 b). 125 a). 126 a) angeführten moralischen Bezichtigungen Gottscheds betreffen doch nur sein Vorgehen als Litterat.

Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte II

6

schon durch den Namen (Kohlgärtner') charakterisirt ist. Während sich dabei die Satire die äussere Anlage von Schriften des Gegners zu nutze macht, wird dieser formale Anschluss theils bis auf den Ausdruck derartig ausgedehnt, als sei ihre Autorschaft nicht nur einem Anhänger des Opfers sondern diesem selbst angedichtet, theils zum äusseren Anlass für neue Teufeleien wie das satirische Bücherverzeichniss genommen.

[ocr errors]

Die parodistisch-ironische Manier hat bekanntlich Liscow unter dem Einflusse Swifts in die deutsche Litteratursatire eingeführt und nach einem ernsthaften' Erstlingswerke gegen den Rostocker Manzel bis zur Longinvorrede in allen seinen Schriften meisterhaft gehandhabt. So finden wir denn bei ihm auch bereits alle die besonderen Formen ausgeprägt, in denen uns dieselbe bei Schlegel begegnet. Entlehnung der äusseren Anlage der Satire vom Gehöhnten selbst zeigen bis ins Detail Liscows Anmerkungen zur Zerstörung der Stadt Jerusalem, zeigt im allgemeinen Briontes der jüngere und im gewissen Sinne auch die Vitrea fracta. Innerhalb dieses Rahmens wird dann in allen dreien auf der einen Seite das eigentliche parodistische Gegenstück gegeben die 'ebenso kurtzen als nachdrücklichen und erbaulichen Anmerkungen' als Nachahmung des Sieversschen Passions commentars, der erste Theil der Lobrede auf Philippi nach Massgabe seiner Rede Von den Rechten der Akademischen Freiheit und die Beschreibung der zerbrochenen Fensterscheibe nach dem Vorbilde der Sieversschen Entdeckungen auf dem 'lapis musicalis', auf der anderen die ironische Charakteristik des Gegners oder seiner Schriften als ironisches Lob und als Vertheidigung gegen Einwände gebracht 276): in der Vorrede zu den Anmerkungen, in dem Abschnitt der Vitrea über Makewind und in der Hervorhebung der 'Schönheiten' der Philippischen Reden in der zweiten Hälfte des Briontes. Die Maske der Freundschaft in der speciellen Form der den Schriften des Gehöhnten zufolge

276) Bei Schlegel tritt noch die Contrastirung mit den Schriften anderer hinzu.

behaupteten gemeinsamen Zugehörigkeit zu einer Schriftstellergilde, deren Name Aushängeschild ist, nimmt Liscow als 'elender' und 'armseliger' Scribent in der Vitrea 277), als 'kleiner Geist' im Briontes und in der Antwort auf die 'Stand- oder Antrittsrede' vor 278) und gibt, wie Schlegel durch den Titel Vom Natürlichen in Schäfergedichten, gleichfalls schon durch diesen eine ironische Charakteristik der verspotteten Litteraturgattung mit der Bezeichnung der Anmerkungen als 'kurtz, aber dabey deutlich und erbaulich', des Cliftonschen Briefes als Vitrea fracta (Lappalien) und der Lobrede auf Philippi als 'Muster einer natürlichen, männlichen und heroischen Beredsamkeit. Anmerkungen, in denen die satirisch verwendeten Stellen aus Philippis Schriften wenigstens nach der Seitenzahl citirt werden, begleiten die Charakteristik der 'sechs deutschen Reden' im Briontes wie diejenige der Thüringischen Historie' und des 'Mathematischen Versuchs' in der Antwort auf die Stand- oder Antrittsrede. A m Versteckspiel in der Autorfrage betheiligt sich (wenn auch nach ganz anderer Richtung) auch der Verleger des Sich selbst entdeckenden X. Y. Z. Den satirischen Angriff in der Form der Bücherliste endlich finden wir am Schlusse der Anmerkungen.

Schlegel arbeitet demnach auch im einzelnen durchwegs mit den Kunstmitteln der Liscowschen Technik. Ein directes Abhängigkeitsverhältniss dürfte daraufhin allein natürlich nicht behauptet werden. Die Geschichte der Satire des 18. Jahrhunderts ist noch nicht geschrieben, Liscows formaler Einfluss auf die litterarische Pamphletistik der Zeit noch nicht völlig zu überschauen. Nach den dankenswerthen Proben, die Litzmann279) mitgetheilt, war derselbe ein

277) Vgl. S. 49. 74. 79. 83 des (correcteren) zweiten Druckes der 'Sammlung von 815 Seiten (Goedeke 21, 570 Nr. 1), nach welchem auch in der Folge citirt ist.

278) Hier allerdings wie stellenweise auch in den übrigen Satiren (vgl. S. 11. 172 f. 177. 179) in der Figur der directen Apostrophe, welche Schlegel überhaupt fremd ist.

279) Chr. L. Liscow in seiner litterarischen Laufbahn, Hamburg und Leipzig 1883, S. 100 ff. 116 ff. Vgl. dazu B. Seuffert im Anzeiger f. deutsches Alterth. und deutsche Litt. 11, 74 f.

bedeutender auf die Hamburger Journalistik, namentlich den Correspondenten, (zu dessen Mitarbeitern 1746 auch J. A. Schlegel gehört280) wie auf die Pflege des ironischen Pamphlets im Gottschedischen Kreise in den Neufränkischen Zeitungen und den unter Gottscheds Leitung stehenden Rednergesellschaften. So konnten sich nach Ausbruch des Streites der Schweizer mit Gottsched die Belustiger gleich diesen bei ihrer Polemik und sonst gelegentlich auf Liscow berufen.281) Was zu Leipzig in Liscowscher Manier zu Stande kam, war freilich salzlos genug; z. B. der einem Bruder Erlenbach-Bodmers in den Mund gelegte ironische Antipope282), der angeblich nur die zur Bodmerschen Praxis stimmende Theorie der Kunstrichterschaft in Regeln fasst. Geistvoller wussten die Schweizer sich die ironische Manier und auch Einzelmotive Liscows anzueignen. Unter parodistischer Einflechtung von Citaten aus Gottsched wird der 'Verdacht' abgelehnt, dass die schweizerische Nation sich habe überreden lassen, an Miltons Verlorenem Paradies. einen Geschmack zu finden'283); das Ergänzungs - Stück' und die Anmerkungen, mit welchen Bodmer die Trillersche Schutz-Vorrede' begleitet 284), sind in der Maske eines Zunftgenossen des Verhöhnten geschrieben; ein neuer Titel wird für Schwarzens Aeneis 285) und eine Reihe frei erfundener286), die theils ernsthaft 287), theils

280) Vgl. Gärtner an Bodmer 8. April 1747 Litt. Pamphlete, S. 113. Die daselbst erwähnte Recension findet sich im Jahrgang 1747 nicht; der vorhergehende war mir nicht zugänglich.

281) Critische Sammlung 2 St. (1741) S. 175 ff. 3. St. (1742) S. 135 Anm. 4. St (1742) S. 59. 6. St. (1742) S. 5 f. 94 Anm. A. Belustigungen 1 (Augustm. 1741) S 168 f. 3 (Augustm. 1742) S. 162 - Vgl. auch Pyras Erweis, dass die G*ttsch*dianische Sekte den Geschmack verderbe, Hamburg und Leipzig 1743, S. 50 f. und Fortsetzung des Erweises, Berlin 1744, S. 10. 36 f.

282) Belustigungen 3 (Heumonat 1742) S. 51 ff.

283) Crit. Sammlung 2. St. (1741) S. 73 ff.

284) a. a. O. S. 1 ff.

285) 8. St. (1743) S. 53.

286) a. a. O. 9. St. (1743) S. 106 ff.

287) z. B. VINDICIAE HALLERIANAE, oder Rettung der Sprache Hr. Hallers, die von gewissen Sprachrichtern der Härtigkeit, der Zweydeutigkeit und der Dunkelheit angeklaget worden.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »