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ironisch 288) gehalten sind, als Vorläufer künftiger Schriften über diese Themata mitgetheilt. Eine Art ironischen Lobes enthält die Sinnliche Erzählung von der mechanischen Verfertigung des deutschen Original-Stückes vom Cato 289); desgleichen verkündigen die Critischen Betrachtungen und freien Untersuchungen zum Aufnehmen und zur Verbesserung der deutschen Schaubühne (Bern 1743) in Nr. III das Lob der angenehmen Nachlässigkeit und der glücklich auffahrenden Hoheit in Herrn Gottscheds übersetzter Iphigenia.' Aber wie Bodmers Polemik zu giftig war, um den Gegner in Liscows Art mit der unbefangenen Heiterkeit überlegenen Spottes spielend zu vernichten, hat er es auch nicht vermocht, sich über gehässige Ironie zur durchgeführten Parodie launig zu erheben. Wie sich in dieser Beziehung Schlegel wohl allein mit Liscow vergleichen lässt, glaube ich nun auch eine directe Beeinflussung seiner Satire durch die drei Schriften gegen Sievers wie die erste und dritte gegen Philippi aus nachstehenden Gründen behaupten zu

dürfen.

Zunächst ist es jedenfalls bemerkenswerth, dass bei Schlegel gerade auch diejenigen Motive wiederkehren, welche, zum Theil durch die jedesmaligen Anlässe bedingt, je einer dieser Satiren eigenthümlich sind: das Bücherverzeichniss den Anmerkungen, die Art der Maskirung der Vitrea, das Vorwort des Verlegers dem X. Y. Z., die Anmerkungen dem Briontes und der Stand- oder Antrittsrede. Die fingirte Bücherliste als komisches Motiv konnte Schlegel allerdings bei Rabener290) finden; aber er kündigt aus ganz ähnlicher Situation wie Liscow wenigstens die Schäfergedichte als 'zum Drucke fertig liegend'

288) Die neueste Art der Complimente mit nachdrücklichen Exempeln aus den Schrifften Gottsch. Schwab. Schwartzens, und anderer höflicher Leute beleget.

289) Crit. Sammlung 8. St. (Zürich 1743) S. 80 ff.

290) Vgl. das Verzeichniss aller herausgegebenen Schriften Nilson Scribbens: Belustigungen, Christmonat 1743, S. 547 ff. Die komische Messanzeige ist auch ein Motiv der Wochenschriften, so in Mylius Freygeist Bl. 18 S. 72 und noch in den Neuen Erweiterungen der Erkenntniss und des Vergnügens 1. Stück (Frankfurt und Leipzig 1753) S. 77 ff.

an. Beide Motive haben sich wohl vereinigt, ein umfangreicheres Gegenstück zu Gottscheds Dramenlisten und Gelegenheit zur Geisselung auch der ausserbukolischen Schriftstellerei des Gottschedischen Anhanges zu bieten. Die Vitrea ist die einzige Lisco wsche Satire, in welcher der Verspottete einen falschen Namen trägt; in allen übrigen ist er vom Titelblatte an offen genannt. Bei Schlegel findet sich je nach Text oder Notenapparat beides: ein unverkennbarer Einfluss gerade der genannten Satire neben dem der Liscowschen Manier im allgemeinen. Schlegels Anmerkungen endlich stellen gegenüber denen zum Briontes und der Antrittsrede nur eine weitere Herausarbeitung des Motivs dar, zu der schon einige ausgeführtere Noten bei Liscow (S. 136 f. 142 ff. 171 f., besonders die erste) Aufforderung und Anweisung enthielten.

Zweitens berechtigen Einzelzüge und wörtliche Berührungen zur Annahme wenigstens unbewusster Reminiscenzen:

a) Liscow bezeichnet seine parodistischen Anmerkungen über die Zerstörung von Jerusalem auf dem Titelblatt als eine Zugabe zum Sieversschen Passionscommentar: Schlegels Verzeichniss der guten Schäfergedichte bringt unter VIII (S. 137 f.) eine Zugabe zur deutschen Schaubühne in sechs Schäferspielen', und es wird später (S. 146) gemeldet, 'dass man der Kohlgärtner Zugabe zu seiner (Gottscheds) Schaubühne für seiner würdig erkennt'.

b) Die Art, wie Schlegel und Liscow von dem eigentlich parodistischen Theil ihrer Schriften reden, ist ganz die gleiche bei beiden einerseits der Verzicht, ihr Urbild vollkommen erreicht zu haben, andererseits aber der Anspruch auf ziemliche Ähnlichkeit mit Berufung auf das Urtheil anderer. Liscow in der Vorrede zu den Anmerkungen (S. 3): 'Ich bescheide mich zwar gerne, dass meine Anmerkungen unmöglich ihrem Urbilde vollkommen ähnlich seyn können; allein ich bin zufrieden, wenn ich nur einen merklichen Grad der Ähnlichkeit erreicht habe'; dann im X. Y. Z. S. 106 f.: 'Diese Begierde, dem Herrn M. Sievers nachzuahmen und demselben so viel als möglich gleich zu werden' u. s. S. 107: 'Da man meine Schrift gelobet und einhällig gesaget hat, dass ich

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dem Herrn Sievers glücklich nachgeahmet habe' u. s. w. S. 108: Ich habe dem Herrn M. Sievers nachahmen wollen; und alle Welt saget, ich habe es glücklich gethan'.

Entsprechend Schlegel S. 50: Und ob wir uns gleich bescheiden, dass wir solche Muster . . . nicht erreicht haben', ferner S. 72: 'Ohngeachtet ich mich gern bescheide, dass ich die Atalanta nicht erreicht habe, so habe ich mir doch alle mögliche Mühe gegeben, ihr überall zu folgen', während dann der zweite Theil der Satzverbindung den bereits erwähnten Coup einleitet, Gottsched selbst ein Anerkennungsschreiben hiefür in den Mund zu legen: Und meine Bemühung muss nicht ganz misslungen seyn, da ich von verschiedenen Verdienstvollen Männern Briefe habe, die mir über meine Arbeit ihren Beyfall bezeugen'.

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c) Liscow klagt (Anmerkungen S. 4): Es ist nunmehr leider . . . dahin gekommen, dass ein ehrlicher Mann fast nichts schreiben kann, das nicht von nase weisen Leuten auf's Übermüthigste sollte durch die Hechel gezogen werden' und wünscht dann (S. 10) vom Recensenten seiner Anmerkungen im Hamburgischen Correspondenten: 'O dass er doch immer zu Hause geblieben wäre'. Schlegel lässt neben wiederholten Ausfällen gegen Nase weise in Vorrede und Brief (S. 10 f. 73 Anm. 87) Nisus im Eingang des letzteren (S. 29) an Phyllis schreiben: Wenn ihr sonst nichts vorzunehmen gewusst hättet, als uns durch die Hechel zu ziehen, so hättet ihr immer mit euren hochweisen Spitzfindigkeiten zu Hause bleiben.... können'.

d) Liscow über Sievers (Anmerkungen S. 11): 'Dieser muthige Scribent wird sich durch solche armselige Spöttereien nicht abschrecken lassen, die Welt ferner mit seinen köstlichen Schriften zu erfreuen'. Schlegel lässt Hanns Görge gleich selbst versichern (S. 24): 'So werde. ich mich die schweren Amtsgeschäfte in Anbauung meines Kohlgartens nicht abschrecken lassen, in Herausgabe der versprochenen Werke unermüdet zu seyn'.

e) Schlegel und Liscow imputiren ihrem Opfer die Vorstellung, dass die guten Schriftsteller Unheil anrichten,

dem durch eigene Schriften begegnet werden müsse. Liscow (Vitrea S. 74): Die wir durch unsere Reden und Schriften diesem Unwesen zu steuern nicht vermögend sind' (Briontes S. 141): Der Herr Prof. Philippi hat zu keinem andern Ende seine sechs deutschen Reden herausgegeben, als dem Unheil das solche Schriften [welche die Nachahmung der Alten empfehlen] anrichten können, vorzubeugen. Bei Schlegel spricht Nisus seine Freude aus (S. 34), dass Phyllis Brief wegen seiner dunkeln Schreibart 'kein grosses Unheil anrichten werde', und Hanns Görge bemerkt (a. a. O. in der Note) von Gottscheds Neukirchausgabe, der Herr Herausgeber habe dadurch dem bösen Geschmacke völlig vorgebeugt.

f) Beide endlich thun Verzicht auf Vollständigkeit in der Aufzählung aller 'Schönheiten' aus den Schriften des Gehöhnten. Liscow (Briontes S. 173): 'Ich übergehe eine gute Anzahl derer Schönheiten, die in seinen (Philippis) Reden zu finden, mit Stillschweigen' u. s. w. Hanns Görge-Schlegel (S. 105 Anm.): Meine Absicht ist nicht gewesen, alle Schönheiten der guten Schäferspiele zu erschöpfen' u. s. w.

Bringen wir die Seitenzahlen der ausgehobenen Citate in eine Tabelle:

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so tritt hervor, wie einerseits eine Stelle aus Liscow bei Schlegel wiederholt anklingt (1137, 146. 350, 72 a), andererseits wie bei Liscow zerstreute Einzelzüge sich in unbewusster Reproduction zu je einer Stelle bei Schlegel verdichten (4, 1029. 74, 14134. 106 f., 108 72 b. 3, 106 f., 10872), eine in solchen Fällen stets eintretende Doppelbewegung.

Bei den unter b) und d) angeführten Parallelen ist ferner zu beachten, wie Schlegel das Übernommene fortbildet und durch Zuthaten in seiner Wirkung verstärkt: auch dies eine für litterarische Abhängigkeitsverhältnisse charakteristishe Erscheinung, die uns schon in der Verwerthung der den Satiren gegen Sievers und Philippi eigenthümlichen Motive des äusseren Aufbaus begegnete.

Unter solchen Umständen wird man endlich mehr als eine sprichwörtliche Redensart darin erblicken dürfen, dass Schlegel gerade in dem das Manuscript begleitenden Briefe an Bodmer 291) von den 'elenden Scribenten' und 'kleinen Geistern' spricht, die er angegriffen.

Stilistisch lässt sich Schlegel mit Liscow allerdings um so weniger vergleichen, als er sich ja auch mit bewusster Absicht derb und schwerfällig ausdrückt; gelegentlich weiss aber auch er mit Fragen und Betheuerungen sehr wirkungsvoll zu operiren.

Von litterarischen Nachwirkungen der Schlegelschen Schrift speciell im Gebiete der Satire kann im Anschluss an das Vorstehende am füglichsten gesprochen werden. Zu erwähnen ist, dass Breitinger in seiner witzigen Spotterzählung: Die Mütze 292), in welcher auch Schlegels Briefe an Bodmer verwerthet sind, Ganskiel-Gottsched durch die Nymphe Nefeline zuletzt in die 'Kolgärten' bringen lässt, die 'durch seine Schriften so berühmt werden als Smithfield und der Pontneuf', und dass E. Schlegel durch das Werk des Bruders zu seinem Gärtnerkönig veranlasst wurde, in welchem nun der Stil der zeitgenössischen Trauerspieldichtung verspottet werden sollte.293)

Budapest.

291) a. a. O. S. 74.

Oskar Netoliczka.

292) Die Mütze. Eine Französische Erzählung aus dem Lande der Feien. (o. O. u. J. 16 SS. 8o; Exemplar in der Kgl. Bibl. in Berlin Yr 631). Über Breitingers Autorschaft vgl. die Briefe der Schweizer S. 88 Anm. Der ursprüngliche Plan der Satire ist in der Crit. Sammlung 9. St. (1743) S. 109 mitgetheilt.

293) Vgl. seine Briefe an Bodmer vom 8. Oktober 1746 (Stäudlin S. 38 f.) und 18. September 1747 (Archiv f. Litteraturgeschichte 14, 51 f.). Fragmente in den Werken 2, 636 und bei Stäudlin S. 52.

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