Wodurch besiegt er jedes Element?
Ist es der Einklang nicht, der aus dem Busen dringt, Und in sein Herz die Welt zurücke schlingt? Wenn die Natur des Fadens ew'ge Länge, Gleichgültig drehend, auf die Spindel zwingt, Wenn aller Wesen unharmon'sche Menge Verdrießlich durch einander klingt;
Wer theilt die fließend immer gleiche Reihe Belebend ab, daß sie sich rhythmisch regt? Wer ruft das Einzelne zur allgemeinen Weihe, Wo es in herrlichen Accorden schlägt?
Wer läßt den Sturm zu Leidenschaften wüthen? Das Abendroth im ernsten Sinne glühn? Wer schüttet alle schönen Frühlingsblüthen Auf der Geliebten Pfade hin?
Wer flicht die unbedeutend grünen Blätter Zum Ehrenkranz Verdiensten jeder Art? Wer sichert den Olymp, vereinet Götter? Des Menschen Kraft im Dichter offenbart. Lustige Person.
So braucht sie denn die schönen Kräfte Und treibt die dicht'rischen Geschäfte, Wie man ein Liebesabenteuer treibt. Zufällig naht man sich, man fühlt, man bleibt Und nach und nach wird man verflochten; Es wächst das Glück, dann wird es angefochten, Man ist entzückt, nun kommt der Schmerz heran, Und eh man sich's versieht, ist's eben ein Roman. Laßt uns auch so ein Schauspiel geben! Greift nur hinein ins volle Menschenleben! Ein jeder lebt's, nicht vielen ist's bekannt,
Und wo ihr's packt, da ist's interessant. In bunten Bildern wenig Klarheit, Viel Irrthum und ein Fünfchen Wahrheit, So wird der beste Trank gebraut,
Der alle Welt erquickt und auferbaut.
Dann sammelt sich der Jugend schönste Blüthe Vor eurem Spiel und lauscht der Offenbarung, Dann sauget jedes zärtliche Gemüthe
Aus eurem Werk sich melanchol’sche Nahrung, Dann wird bald dieß, bald jenes aufgeregt, Ein jeder sieht was er im Herzen trägt.
Noch sind sie gleich bereit zu weinen und zu lachen, Sie ehren noch den Schwung, erfreuen sich am Schein: Wer fertig ist, dem ist nichts recht zu machen; Ein Werdender wird immer dankbar seyn.
So gieb mir auch die Zeiten wieder, Da ich noch selbst im Werden war, Da sich ein Quell gedrängter Lieder Ununterbrochen neu gebar,
Da Nebel mir die Welt verhüllten, Die Knospe Wunder noch versprach, Da ich die tausend Blumen brach, Die alle Thäler reichlich füllten. Ich hatte nichts und doch genug !
Den Drang nach Wahrheit und die Lust am Trug. Gieb ungebändigt jene Triebe,
Das tiefe schmerzenvolle Glück,
Des Hasses Kraft, die Macht der Liebe,
Gieb meine Jugend mir zurück!
Der Jugend, guter Freund, bedarfst du allenfalls, Wenn dich in Schlachten Feinde drängen, Wenn mit Gewalt an deinen Hals Sich allerliebste Mädchen hängen, Wenn fern des schnellen Laufes Kranz Vom schwer erreichten Ziele winket, Wenn nach dem heft'gen Wirbeltanz Die Nächte schmausend man vertrinket. Doch ins bekannte Saitenspiel Mit Muth und Anmuth einzugreifen, Nach einem selbstgesteckten Ziel Mit holdem Irren hinzuschweifen, Das, alte Herr'n, ist eure Pflicht,
Und wir verehren euch darum nicht minder.
Das Alter macht nicht kindisch, wie man spricht, Es findet uns nur noch als wahre Kinder.
Der Worte sind genug gewechselt,
Laßt mich auch endlich Thaten sehn: Indeß ihr Complimente drechselt, Kann etwas Nüßliches geschehn.
Was hilft es viel von Stimmung reden? Dem Zaudernden erscheint sie nie. Gebt ihr euch einmal für Poeten, So commandirt die Poesie. Euch ist bekannt, was wir bedürfen, Wir wollen stark Getränke schlürfen; Nun braut mir unverzüglich dran!
Was heute nicht geschieht, ist morgen nicht gethan, Und keinen Tag soll man vervassen,
Das Mögliche soll der Entschluß Beherzt sogleich beim Schopfe faffen, Er will es dann nicht fahren lassen, Und wirket weiter, weil er muß. Ihr wißt, auf unsern deutschen Bühnen Probirt ein jeder was er mag; Drum schoner mir an diesem Tag Prospecte nicht und nicht Maschinen. Gebraucht das groß' und kleine Himmelslicht, Die Sterne dürfet ihr verschwenden; An Wasser, Feuer, Felsenwänden, An Thier und Vögeln fehlt es nicht. So schreitet in dem engen Bretterhaus Den ganzen Kreis der Schöpfung aus, Und wandelt mit bedächt'ger Schnelle Vom Himmel durch die Welt zur Hölle.
Der Herr, die himmlischen Heerschaaren, nachher Mephistopheles.
Die drei Erzengel treten vor. Raphael.
Die Sonne tönt nach alter Weise In Brudersphären Wettgefang, Und ihre vorgeschrieb’ne Reise Vollendet sie mit Donnergang. Ihr Anblick giebt den Engeln Stärke, Wenn keiner sie ergründen mag; Die unbegreiflich hohen Werke Sind herrlich wie am ersten Tag.
Und schnell und unbegreiflich schnelle Dreht sich umher der Erde Pracht; Es wechselt Paradieses - Helle
Mit tiefer schauervoller Nacht;
Es schäumt das Meer in breiten Flüssen
Am tiefen Grund der Felsen auf, Und Fels und Meer wird fortgerissen
In ewig schnellem Sphärenlauf.
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