ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

In jenem sel❜gen Augenblicke

Ich fühlte mich so klein, so groß;
Du stießest grausam mich zurücke,
Ins ungewisse Menschenloos.

Wer lehret mich? was soll ich meiden?

Soll ich gehorchen jenem Drang?

Ach! unsre Thaten selbst, so gut als unsre Leiden,
Sie hemmen unsres Lebens Gang.

Dem Herrlichsten, was auch der Geist empfangen,
Drängt immer fremd und fremder Stoff sich an;
Wenn wir zum Guten dieser Welt gelangen,
Dann heißt das Bess're Trug und Wahn.
Die uns das Leben gaben, herrliche Gefühle
Erstarren in dem irdischen Gewühle.

Wenn Phantasie sich sonst, mit kühnem Flug,
Und hoffnungsvoll zum Ewigen erweitert,
So ist ein kleiner Raum ihr nun genug,
Wenn Glück auf Glück im Zeitenstrudel scheitert.
Die Sorge nistet gleich im tiefen Herzen,
Dort wirket sie geheime Schmerzen,

Unruhig wiegt sie sich und störet Lust und Ruh;
Sie deckt sich stets mit neuen Masken zu,

Sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erscheinen,
Als Feuer, Wasser, Dolch und Gift;

Du bebst vor allem was nicht trifft,

Und was du nie verlierst das mußt du stets beweinen.

Den Göttern gleich' ich nicht! Zu tief ist es gefühlt;
Dem Wurme gleich' ich, der den Staub durchwühlt;

Den, wie er sich im Staube nährend lebt,
Des Wandrers Tritt vernichtet und begräbt.

Ist es nicht Staub was diese hobe Wand,
Aus hundert Fächern, mir verenget ;
Der Trödel, der mit tausendfachem Land,
In dieser Mottenwelt mich dränget?
Hier soll ich finden was mir fehlt?

Soll ich vielleicht in tausend Büchern lesen,
Daß überall die Menschen sich gequält,
Daß hie und da ein Glücklicher gewesen?
Was grinsest du mir hohler Schädel her?

Als daß dein Hirn, wie meines, einst verwirret,

Den leichten Tag gesucht und in der Dämmrung schwer, Mit Lust nach Wahrheit, jämmerlich geirret.

Ihr Instrumente freilich, spottet mein,

Mit Rad und Kämmen, Walz' und Bügel.

Ich stand am Thor, ihr solltet Schlüssel seyn;

(zwar euer Bart ist kraus, doch hebt ihr nicht die Riegeï.) Geheimnißvoll am lichten Tag

Läßt sich Natur des Schleiers nicht berauben,

Und was sie deinem Geist nicht offenbaren mag,

Das zwingst du ihr nicht ab mit Hebeln und mit Schrauben,

Du alt Geräthe, das ich nicht gebraucht,

Du stehst nur hier, weil dich mein Vater brauchte.

Du alte Rolle, du wirst angeraucht,

So lang an diesem Pult die trübe Lampe schmauchte.
Weit besser hätt' ich doch mein Weniges verpraßt,
Als mit dem Wenigen belastet hier zu schwißen!
Was du ererbt von deinen Vätern hast
Erwirb es um es zu besiken.

Was man nicht nüßt ist eine schwere Last;

Nur was der Augenblick erschafft das kann er nüßen.

Doch warum heftet sich mein Blick auf jene Stelle?
Ist jenes Fläschchen dort den Augen ein Magnet?
Warum wird mir auf einmal lieblich helle,

Als wenn im nächt'gen Wald uns Mondenglanz umweht ?

Ich grüße dich, du einzige Phiole!

Die ich mit Andacht nun herunterhole,

In dir verehr' ich Menschenwiß und Kunst.
Du Inbegriff der holden Schlummersäfte,
Du Auszug aller tödtlich feinen Kräfte,
Erweise deinem Meister deine Gunst!
Ich sehe dich, es wird der Schmerz gelindert,
Ich fasse dich, das Streben wird gemindert,
Des Geistes Fluthstrom ebbet nach und nach.
Ins hohe Meer werd' ich hinausgewiesen,
Die Spiegelfluth erglänzt zu meinen Füßen,
Zu neuen Ufern lockt ein neuer Tag.

Ein Feuerwagen schwebt, auf leichten Schwingen,
An mich heran! Ich fühle mich bereit
Auf neuer Bahn den Aether zu durchdringen,
Zu neuen Sphären reiner Thätigkeit.

Dieß hohe Leben, diese Götterwonne!

Du, erst noch Wurm, und die verdientest du?
Ja, kehre nur der holden Erdensonne
Entschlossen deinen Rücken zu!

Vermesse dich die Pforten aufzureißen,
Vor denen jeder gern vorüber schleicht.
Hier ist es Zeit durch Thaten zu beweisen,

Daß Manneswürde nicht der Götterhöhe weicht,
Vor jener dunkeln Höhle nicht zu beben,

In der sich Phantasie zu eigner Qual verdammt,
Nach jenem Durchgang hinzustreben,

Um dessen engen Mund die ganze Hölle flammt;

Zu diesem Schritt sich heiter zu entschließen

Und, wär' es mit Gefahr, ins Nichts dahin zu fließen.

Nun komm herab, krystallne reine Schale!

Hervor aus deinem alten Futterale,

An die ich viele Jahre nicht gedacht.
Du glänztest bei der Väter Freudenfeste,
Erheitertest die ernsten Gäste,

Wenn einer dich dem andern zugebracht.
Der vielen Bilder künstlich reiche Pracht,
Des Trinkers Pflicht, sie reimweiß zu erklären,
Auf Einen Zug die Höhlung auszuleeren,
Erinnert mich an manche Jugendnacht;

Ich werde jezt dich keinem Nachbar reichen,
Ich werde meinen Wiß an deiner Kunst nicht zeigen;

Hier ist ein Saft, der eilig trunken macht.

Mit brauner Fluth erfüllt er deine Höhle.
Den ich bereitet, den ich wähle,

Der lehte Trunk sey nun, mit ganzer Seele,
Als festlich hoher Gruß, dem Morgen zugebracht!
(Er seht die Schale an den Mund.)

Glockenklang und Chorgesang.

Chor der Engel.

Christ ist erstanden!
Freude dem Sterblichen,

Den die verderblichen,
Schleichenden, erblichen
Mängel umwanden.

Fauß.

Welch tiefes Summen, welch ein heller Ton,
Zieht mit Gewalt das Glas von meinem Munde?
Verkündiget ihr dumpfen Glocken schon

Des Osterfestes erste Feierstunde?

Ihr Chöre fingt ihr schon den tröstlichen Gesang
Der einst, um Grabesnacht, von Engelslippen klang,
Gewißheit einem neuen Bunde?

Chor der Weiber.

Mit Spezereien

Hatten wir ihn gepflegt,

Wir seine Treuen

Hatten ihn hingelegt;
Tücher und Binden
Reinlich umwanden wir,
Ach! und wir finden
Christ nicht mehr hier.

Chor der Engel.

Christ ist erstanden!
Selig der Liebende,
Der die betrübende,
Heilsam' und übende
Prüfung bestanden.

Fauft.

Was sucht ihr, mächtig und gelind,

Ihr Himmelstöne, mich am Staube?

Klingt dort umher, wo weiche Menschen sind.
Goethe, sämmtl. Werke. XI.

3

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »