Mephistopheles. Hier ist ein Kästchen leidlich schwer, Um eine andre zu gewinnen. Zwar Kind ist Kind und Spiel ist Spiel. Ich weiß nicht, soll ich? Fauft. Mephistopheles. Meint ihr vielleicht den Schaß zu wahren? Dann rath' ich eurer Lüsternheit Die liebe schöne Tageszeit Und mir die weitre Müh' zu sparen. Ich hoff nicht, daß ihr geizig seyd! Ich krah' den Kopf, reib' an den Händen (Er stellt das Käsichen in den Schrein und drückt das Schloß wies der zu.) Nur fort! geschwind! Um euch das süße junge Kind Nach Herzens Wunsch und Will' zu wenden; Und ihr seht drein, Als solltet ihr in den Hörsaal hinein, Als stünden grau leibhaftig vor euch da Physik und Metaphysika! Nur fort! (Ab.) Margarete (mit einer Lampe). Es ist so schwül, so dumpfig hie (Sie macht das Fenster auf.) Fauft. Und soll sie sehn? sie haben? Mephistopheles. Sie wird bei einer Nachbarin seyn. Fauft. Können wir hin? Mephistopheles. Es ist noch zu früh. Faust. Sorg' du mir für ein Geschenk für sie. Mephistopheles. (Ab.) Gleich schenken? Das ist brav! Da wird er reüffiren! Ich kenne manchen schönen Plaß Und manchen alt vergrabnen Schak; Ich muß ein bischen revidiren. Abend. Ein kleines reinliches Zimmer, Margarete (ihre Zipse flechtend und aufvindend). Ich gab' was drum, wenn ich nur wüßt' Wer heut der Herr gewesen ist! Er sah gewiß recht wacker aus, und ist aus einem edlen Haus; (Av.) Das konnt' ich ihm an der Stirne lesen Mephistopheles. Faust. Mephistopheles. Herein, ganz leise, nur herein! (Ab.) Faust (nach einigem Stillschweigen). Ich bitte dich, laß mich allein! Nicht jedes Mädchen hält so rein. Mephistopheles (herumspürend). Faust (rings aufschauend): Willkommen füßer Dämmerschein! Der Ordnung, der Zufriedenheit! In dieser Armuth welche Fülle! In diesem Kerker welche Seligkeit! (Er wirft sich auf den ledernen Sessel am Bette.) (Ab.) O nimm mich auf! der du die Vorwelt schon Schon eine Schaar von Kindern rings gehangen! Und ist doch eben so warm nicht drauß'. Ich wollt', die Mutter käm' nach Haus. - (Sie fängt an zu singen, indem sie sich auszieht.) Es ging ihm nichts darüber, Und als er kam zu sterben, Er saß beim Königsmahle, Dort stand der alte Zecher, Er sah ihn stürzen, trinken Die Augen thäten ihm sinken, Trank nie einen Tropfen mehr. (Sie eröffnet den Schrein, ihre Kleider einzuräumen, und erblickt das Schmuckkästchen.) Wie kommt das schöne Kästchen hier herein? Ich schloß doch ganz gewiß den Schrein. Es ist doch wunderbar! Was mag wohl drinne seyn? Da hängt ein Schlüffelchen am Band, Wie sollte mir die Kette stehn? Wem mag die Herrlichkeit gehören? (Sie pußt sich damit auf und tritt vor den Spiegel.) Wenn nur die Ohrring' meine wären! Am Golde hängt Doch Alles. Ach wir Arnen! |