Es klang so nach als hieß es Noth, Ein düstres Meimwort folgte Lod. Es tönte hohl, gespensterhaft gedämpft. Noch hab' ich mich ins Freie nicht gekämpft. Könnt' ich Magie von meinem Pfad entfernen, Die Zaubersprüche ganz und gar verlernen, Stünd' ich, Natur! vor die ein Mann allein, Da war's der Mühe werth ein Mensch zu seyn.
Das war ich sonst, eh ich's im Düstern suchte, Mit Frevelwort mich und die Welt verfluchte. Nun ist die Luft von solchem Spuk so voll Daß niemand weiß wie er ihn meiden soll. Wenn auch Ein Tag uns klar vernünftig lacht, In Traumgespinnst verwickelt uns die Nacht; Wir kehren froh von junger Flur zurück, Ein Vogel frächzt; was krächzt er? Mißgeschick. Von Aberglauben früh und spat umgarnt Es eignet sich, es zeigt sich an, es warnt Und so verschüchtert, stehen wir allein; Die Pforte knarrt und niemand kommt herein.
(erst ergrimmt, dann besänftigt vor sich).
Nimm dich in Acht und sprich kein Zauberwort.
Würde mich kein Ohr vernehmen, Müßt es doch im Herzen dröhnen; In verwandelter Gestalt
Ueb' ich grimmige Gewalt.
Auf den Pfaden, auf der Welle, Ewig ängstlicher Geselle; Stets gefunden, nie versucht,
So geschmeichelt wie geflucht. Hast du die Sorge nie gekannt?
Ich bin nur durch die Welt gerannt; Ein jed' Gelüst ergriff ich bei den Haaren, Was nicht genügte ließ ich fahren,
Was mir entwischte ließ ich ziehn.
Ich habe nur begehrt und nur vollbracht,
Und abermals gewünscht, und so mit Macht
Mein Leben durchgestürmt; erst groß und mächtig ; Nun aber geht es weise, geht bedächtig. Der Erdenkreis ist mir genug bekannt, Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt;' Thor! wer dorthin die Augen blinzend richtet, Sich über Wolken seines Gleichen dichtet! Er stehe fest und sehe hier sich um; Dem Tüchtigen ist diese Welt nicht stumm.
Was braucht er in die Ewigkeit zu schweifen! Was er erkennt läßt sich ergreifen.
Er wandle so den Erdentag entlang; Wenn Geister spuken geh' er seinen Gang; Im Weiterschreiten find' er Qual und Glück, Er! unbefriedigt jeden Augenblick.
Wen ich einmal mir besiße Dem ist alle Welt nichts nüße: Ewiges Düstre steigt herunter, Sonne geht nicht auf noch unter, Bei vollkommnen äußern Sinnen Wohnen Finsternisse drinnen, Und er weiß von allen Schäßen Sich nicht in Besiß zu sehen. Glück und Unglück wird zur Grille, Er verhungert in der Fülle; Sey es Wonne, sey es Plage, Schiebt er's zu dem andern Tage, Ist der Zukunft nur gewärtig, Und so wird er niemals fertig. Fauft.
Hör' auf! so kommst du mir nicht dei! Ich mag nicht solchen Unsinn hören.
Fahr hin! die schlechte Litanei
Sie könnte selbst den klügsten Mann bethören.
Soll er gehen? soll er kommen?
Der Entschluß ist ihm genommen; Auf gebahnten Weges Mitte Wankt er tastend halbe Schritte.
Goethe, sämmtl. Werke. XII.
Er verliert sich immer tiefer, Siehet alle Dinge schiefer, Sich und andre lästig drückend, Athem holend und erstickend; Nicht erstickt und ohne Leben, Nicht verzweifelnd, nicht ergeben. So ein unaufhaltsam Rollen, Schmerzlich Lassen, widrig Sollen, Bald Befreien, bald Erdrücken, Halber Schlaf und schlecht Erquicken Heftet ihn an seine Stelle
Und bereitet ihn zur Hölle.
Unselige Gespenster! so behandelt ihr Das menschliche Geschlecht zu tausendmalen; Gleichgültige Tage selbst verwandelt ihr In garstigen Wirrwarr nehumstricter Qualen. Dämonen, weiß ich, wird man schwerlich los, Das geistig - strenge Vand ist nicht zu trennen; Doch deine Macht, o Sorge, schleichend groß, Ich werde sie nicht anerkennen.
Erfahre sie, wie ich geschwind
Mich mit Verwünschung von dir wende! Die Menschen sind im ganzen Leben blind, Nun, Fauste, werde du's am Ende!
(Sie haucht ihn an.)
Faust (erblindet).
Die Nacht scheint tiefer tief hereinzudringen, Allein im Innern leuchtet helles Licht; Was ich gedacht ich eil' es zu vollbringen;
Des Herren Wort es giebt allein Gewicht. Vom Lager auf, ihr Knechte! Mann für Mann! Laßt glücklich schauen was ich kühn ersann. Ergreift das Werkzeug, Schaufel rührt und Spaten! Das Abgesteckte muß sogleich gerathen. Auf strenges Ordnen, raschen Fleiß, Erfolgt der allerschönste Preis; Daß sich das größte Werk vollende Genügt Ein. Geist für tausend Hände.
Großer Vorhof des Palasts.
Mephistopheles (als Aufseher voran). Herbei herbei! Herein herein! Ihr schlotternden Lemuren,
Aus Bändern, Sehnen und Gebein Geflickte Halbnaturen.
Lemuren (im Chor).
Wir treten dir sogleich zur Hand, Und, wie wir halb vernommen, Es gilt wohl gar ein weites Land Das sollen wir bekommen. Gespißte Pfähle die sind da, Die Kette lang zum Messen; Warum an uns der Nuf geschah Das haben wir vergessen.
Mephistopheles. Hier gilt kein künstlerisch Bemühu; Verfahret nur nach eignen Maaßen; Der Längste lege längelang sich hin,
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