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andere haben darüber nachgedacht. Zwei literarische Erscheinungen können uns das zeigen, von denen die eine dem Anfang des 17. Jahrhunderts angehört, die andere schon in das 18. Jahrhundert fällt. Die erstere ist Shakespeares Schauspiel „Der Sturm", welches 1623 zuerst gedruckt wurde.

Die Fabel ist bekanntlich die, daß Prospero, der Herzog von Mailand, durch Verrat seines Thrones und seiner Heimat beraubt, auf einer Insel Zuflucht findet, wohin später auch sein verräterischer Bruder verschlagen wird. Diese Insel, wahrscheinlich eine der Bermudas-Inseln, deren Entdeckung 1552 eine der ersten unter den protestantischen Entdeckungen heidnischer Länder war, findet Prospero im Besiß eines Weibes, einer Here, und ihres mißgestalteten Sohnes Caliban, den er in seine Macht bekommt und zu einem gebildeten Wesen zu machen sucht. Caliban, der von seiner Mutter den amerikanischen Götzen Setebos kennt, ist ein Vertreter der heidnischen Amerikaner und erweist sich als ein unbildsames Wesen. Der Narr Trinculo, der ihn auf der Erde liegend findet, meint, in England würde er diesen Wilden ausstellen können, und Leute, die für einen lahmen Bettler keinen Deut übrig hätten, würden gerne zehn geben, um einen „Indianer" zu sehen. Der Indianer aber, so wenig bildungsfähig er sonst ist, zeigt sich sehr empfänglich für den Wein, welchen der betrunkene Stefano ihm giebt. Das ist, sagt Caliban, ein braver Gott; er bringt himmlischen Trank. Ich will vor ihm niederknien; dieser Trank ist nicht von der Erde. Bist du nicht vom Himmel gefallen ?" Der Wein bewährt sich als eine nur zu wirksame Kulturgabe, leider bis auf den heutigen Tag. Den Caliban hat sie zu einer Verschwörung gegen seinen Herrn Prospero angestachelt, die zwar vereitelt wird, diesen aber veranlaßt, über seinen Erziehungsversuch das Todesurteil zu sprechen: „Ein Teufel ist er, ein geborner Teufel, au dessen Natur keine Kultur haftet; an dem meine Mühen, aus Menschenliebe unternommen, alle, alle verloren sind, ganz verloren."

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Nicht so pessimistisch ist die Auffassung von der Möglichkeit, einen Wilden zu wandeln, welche die andere literarische Erscheinung vertritt, die fast ein Jahrhundert jünger ist, als Shakespeares Sturm. Ich meine Defoes 1719 erschienenes Buch von dem Leben und merkwürdigen, erstaunlichen Abenteuern Robinson Crusoes", das allen wohl als Campes „Robinson der Jüngere" bekannt ist. Das Original ist eine Schrift voller Missionsgedanken.

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Bekanntlich wird Robinson als Schiffbrüchiger auf eine südamerikanische Insel verschlagen und im ersten Teil sehen wir, wie er hier in der Einsamkeit von vielen Errungenschaften unsrer Kultur entblößt eine nach der andern sich erwirbt. Erst nach vielen Jahren der Einsamkeit sieht er wieder einen Menschen und dieser ist ein Heide, ein Kannibale. Von da an beginnt die Missionsarbeit im Buche. Robinson selbst, durch sein Unglück zur Buße und Bekehrung geführt, zu seinem Gott und seiner Bibel bekehrt, steht keinen Augenblick an, Freitags Missionar zu werden. Es gelingt ihm, Freitag wird Christ. Einen Augenblick freilich ist Robinson zweifelhaft, ob der Bekehrte

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nicht im Grunde seines Herzens am liebsten wieder in seiner Heimat wäre, den Zwang christlicher Kultur abwürfe und als Kannibale etwa auch seinen Missionar verspeisen möchte. Aber zu seiner Beschämung erkennt er bald, daß er ihm unrecht gethan und daß Freitags treues Herz solche Gedanken nicht hegt. Der Wilde, erzählt Robinson, war jest ein guter Christ, ein viel besserer, als ich selbst“ und als solcher bewährte sich Freitag bis zu feinem Tode. Was dem Prospero mit Caliban nicht gelungen, hat Robinson mit dem Kannibalen zustande gebracht. Zwar waren ihm die Schwierigkeiten nicht verborgen geblieben und hatten ihn erkennen lassen, daß Gottes Wort und Geist die absolut notwendigen Lehrmeister sind, um Menschenseelen in der seligmachenden Erkenntnis Gottes und der Gnadenmittel zu unterweisen“. Aber diese Lehrmeister konnte er ja haben. „Wir konnten, erzählt er, hier das Wort Gottes lesen, und waren hier nicht weiter entfernt von seinem Geiste, daß er uns unterweise, als wenn wir in England gewesen wären."

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Der Romanschriftsteller Defoe und sein Held kannten bessere Mittel, die Schwierigkeiten der Missionierung und Kultivierung zu überwinden, als Shakespeare und sein gelehrter, mit Zaubermitteln ausgerüsteter Prospero und auch als manche erleuchtete Theologen, Zierden der deutschen evangelischlutherischen Kirche im 17. Jahrhundert.

Es war um die Mitte dieses Jahrhunderts, im Jahre 1664, daß der Baron Justinianus von Welz seine „christliche und treuherzige Bermahnung" ausgehen ließ an alle rechtgläubige Christen der Augspurgischen Confession, betreffend eine sonderbahre Gesellschaft, durch welche nebst göttlicher Hülfe unsre Evangelische Religion möchte ausgebreitet werden". Das war der erste öffentliche Aufruf zur Mission, der in der evangelischen Kirche gehört wurde. Von den Schwierigkeiten der Aufgabe, zu welcher Justinianus ermahnte, redet dieser nicht, hat sie vielleicht auch nicht erkannt, aber davon redet er, daß dies Werk nach Gottes Willen sei und der Christen Pflicht, und wird darum den Schwierigkeiten gegenüber sich der göttlichen Hülfe“ getröstet haben, auf die er im Titel seiner Schrift hinweist. Sein Aufruf fand hier und da Zustimmung, aber dieselbe war nicht mächtig genug, um gegen den Widerspruch aufzukommen, der sich erhob, und der diesen Missionsruf erstickt hat. Unter den Widersprechenden zeichnete sich der Regensburger Superintendent Joh. Heinr. Ursinus aus, der 1674 seine „wohlgemeinte, treuherzige und ernsthafte Erinnerungen an Justinianum“ herausgab, „seine Vorschläge, die Bekehrung des Heidentums und Besserung des Christentums betreffend.” Dieser Theologe wußte mehr als genug von den Hindernissen.

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„Sollen die Heiden heutzutage bekehrt werden, so müssen zuvor dreierlei Hauptmängel und Hindernisse abgethan und weggeräumt werden, 1. an feiten der lehrenden Christen, 2. an seiten der zu bekehrenden Heiden, 3. an seiten Gottes selbst." Wir haben es jetzt nicht mit allen seinen Einwänden zu thun; es genügt zu erinnern, daß nach Ursinus unter anderen die Lehrenden

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,,erstlich mit den Heiden müssen reden und Gottes Wort ihnen vortragen können, denn der Glaube kommt aus dem Gehör". Das einfache Mittel der Spracherlernung scheint Ursinus nicht zu genügen; er denkt wohl an die Sprachgabe des Pfingstfestes. Als dritte Eigenschaft der Missionare wird gefordert: Ferner müssen sie es im äußerlichen Wandel nach dem Schein der Vernunft den heidnischen Mönchen, Pfaffen und dergleichen nicht nur gleich, sondern auch zuvorthun. Denn eben dadurch die Heiden am meisten gefangen werden gehalten in den Stricken des Satans, daß durch seine Hülfe seine Werkzeuge schier übernatürliche Dinge treiben, welche von ihrem Volke für göttliche Wunderwerke gehalten werden. Fasten, beten, seinen Leib kasteien ist lauter Kinderspiel: wer nicht in glühende Öfen gehen, glühende Eisen verschlucken, seinen Leib zerschneiden, verborgene Sachen offenbaren, ja gar sich lebendig in Feuer und Wasser mit Bezeugung großer Freudigkeit seines innerlichen Geistes kann stürzen und dem Teufel durch sein selbst Opferung sich ergeben, der wird nichts geachtet." D. h. verstehen wir richtig, so soll der evangelische Missionar den heidnischen Zauberer übertrumpfen, wie Moses Schlangenstab die Stäbe des Jannes und Jambres verschlang; ehe der evangelische Missionar arbeiten kann, muß er mit der Wundergabe ausgerüstet sein. Hören wir noch eines der Desiderien, die an seiten der Heiden“ erfüllt werden müßten. „Die Heiden, sagt Ursinus, welche bekehrt sollen werden, müssen nicht sein erstlich wilde Leute, die schier nichts Menschliches an sich haben, als die äußerliche Gestalt, wie die Grönländer, Lappen, Samojeden, Menschenfresser, hin und her in den abgelegenen Inseln und unter den Polis wohnend, zu welchen kein Zutritt zu hoffen und mit welchen kein vernünftiges Volk einige Gemeinschaft hat." Das heißt, der ßágßagos und Exúns muß hellenisiert werden, ehe er christianisiert werden kann, oder modern ausgedrückt: erst kultivieren, dann christianisieren.

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Der Missionsprediger ist damals zum Stillschweigen gebracht worden und, wie so oft die, welche von der Kirche nicht verstanden sind, thun, zu den Sektierern gegangen. Aber während in der deutschen evangelischen Kirche der Regensburger Superintendent das Wort behielt, war doch schon evangelischerseits der Versuch gemacht und gelungen, der Schwierigkeiten, die dem Missionswerke im Wege stehen oder nach der Klugen Meinung stehen sollen, Herr zu werden. Ein paar Jahrzehnte vor dem Erscheinen von Urfinus Erinnerung hatte John Elliot sich an die 3ndianer gemacht; er hatte es verstanden, mit ihnen zu reden in ihrer Sprache, sogar Gottes Wort in ihre Sprache zu übersetzen und aus dem Gehör war der Glaube gekommen; es war der Anfang der Indianermission schon geschehen, deren Erfolg wohl noch viel erfreulicher vor aller Augen da stehen würde, wenn nicht andere Kulturträger, wie einst zu Caliban, mit der Flasche gekommen und den bösen Geist geweckt hätten. Einige Jahrzehnte nach dem Erscheinen von Ursinus Schrift gab es noch mehr Missionare, unter ihnen solche, die sich an die wagten, welche von

andern vergessen waren, Polis" wohnen, gegangen waren, und die, obwohl die Wunderzeichen aus, blieben, und die Kultur nicht zuvor ihr Werk gethan hatte, von dort die fröhliche Botschaft sandten: „sie wollen nun" d. h. diese Wilden wollen nun glauben ans Evangelium.

die zu den Grönländern“, so „unter den

Das waren freilich immer nur einzelne Erscheinungen. Von einem allgemeinen Aufgebot aller Kräfte, welche die evangelische Kirche zur Welteroberung mobil machen konnte, war noch nicht die Rede. Das hat sich erst in den letzten hundert Jahren angebahnt. Die Jubiläumsgedanken, die im Jahre 1892 oft ausgesprochen sind, gehen auf den Bahnbrecher William Carey zurück, und auf die berühmte, wirksame Predigt, die er im Mai 1792 gehalten hat. Diese Predigt hatte aber ihre Vorgeschichte, zu der auch eine Predigerkonferenz im Jahre 1786 gehört. In derselben hatte der ehrwürdige Vorsitzende Ryland die jüngeren Brüder aufgefordert, ein Thema zur Besprechung vorzuschlagen. Nach einer Pause meldete fich Carey und schlug vor, darüber zu verhandeln,,,ob der den Aposteln gegebene Befehl, alle Völker zu lehren, nicht bindend sei für alle ihnen nachfolgende Prediger bis zum Ende der Welt, sintemal die denselben begleitende Verheißung ebenso lange gelte." Da fuhr ihn der Vorsitzende an:,,Sie sind ein elender Schwärmer, solche Frage zu stellen. Selbst= verständlich kann nichts geschehen, ehe nicht ein zweites Pfingsten kommt, wann eine Austeilung von Wundergaben, die Sprachengabe eingeschlossen, den Auftrag Christi ausführbar machen wird, wie im Anfang!" Der Mann, welcher glaubte, mit Gottes Wort und Geist könne die Kirche die ihr gestellten Aufgaben erfüllen, sollte ein Enthusiast, und der Mann, welcher Zeichen forderte, wollte der Nüchterne sein!

Auch an der Schwelle dieses lezten Missionsjahrhunderts begegnen uns die Bedenken, ob es möglich sei, ohne außerordentliche Hilfe Gottes, ohne Wunder in der ganzen Welt den Religionswechsel samt seinen notwendigen Folgen zustande zu bringen, den die Mission anstrebt. Bekanntlich hat W. Carey sich nicht abhalten lassen, sondern ist gegangen und hat es probiert. Ihm find andere nachgefolgt, und von Jahrzehnt zu Jahrzehnt ist die Zahl der Vereinigungen, die sich dem Werke widmen, der Missionare, die zu den Heiden gehen, der Heiden, die durch sie das Christentum annehmen, die Ausdehnung des Gebietes, auf dem man thätig ist, gewachsen. Keineswegs kann man schon sagen, daß die Kirche alle ihre Kräfte angespannt hat; daran fehlt noch sehr viel. Aber man darf sagen, daß seit der Apostelzeit die christliche Kirche nie in dem Maße an der Heidenbekehrung sich beteiligt hat, wie in unsern Tagen, daß, so

lange das Christentum besteht, nie so viele berufene Knechte Gottes in dem Werke thätig waren und daß in der ganzen christlichen Zeitrechnung nie so viele Heiden Christen wurden, wie es jezt Jahr um Jahr geschieht. So darf man von einem Erfolge der Mission reden, und dennoch ist das Verlangen nach Wunder und Zeichen nicht verstummt. Es äußert sich nicht gerade in dürren Worten, daß man etwa, wie Ryland, ein neues Pfingsten mit Wundergaben fordert, aber doch so, daß man Forderungen stellt, aus denen deutlich die Unzufriedenheit mit dem bisherigen Erfolg, mit dem Betriebe der Mission, dem ganzen Gebaren in derselben und das Begehren nach etwas Größerem, Außerordentlichem, Wunderbarem zu erkennen ist. Wir nennen einige Symptome dieser Geistesrichtung.

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Vielleicht erinnern sich die Leser, daß im Jahre 1859 ein Missionar in Nordindien die gesamte Christenheit aufforderte, in der zweiten Woche des neuen Jahres sich zu Gebetsversammlungen zu vereinigen, in welchen um eine allgemeine Ausgießung des h. Geistes" gebeten werden möchte. Diese Bitte gab den Anstoß zu den Gebetsversammlungen im Januar, die seitdem so weit verbreitet und eine neue christliche Sitte geworden sind. Es läßt sich leicht erklären, daß ein Mann in der Missionsarbeit stehend, angesichts der Schwierigkeiten, mit denen er zu ringen hat, einen Hilferuf ausstößt und die Fürbitte der ganzen Christenheit fordert. Wir wollen es ihm auch nicht übel nehmen, daß er von einer allgemeinen Ausgießung des heil. Geistes redet, obgleich wir diesen Ausdruck für unbiblisch halten. Die allgemeine Ausgießung des heil. Geistes ist ein für allemal geschehen, sie ist eine Heilsthatsache, die sich ebensowenig wiederholt wie Ostern und Karfreitag. Der Missionar hat sich nur eines ungenauen Sprachgebrauches bedient, was ja oft genug geschieht. Allein er hat doch auch wirklich etwas anderes begehrt, als was immer ge= schieht, wo Gottes Wort verkündet wird und Gottes Geist sich bezeugt. In außerordentlicher Weise sollte Gottes Reich kommen, wie er denn auch ausdrücklich sich auf die Erweckungen in Amerika, Irland und Skandinavien berief, welche von einer Art von Zungenreden begleitet in jenen Jahren viel von sich reden machten. Es sollte durch besondere, außergewöhnliche Offen= barungen des heil. Geistes der Lauf des Evangeliums beschleunigt werden.

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Eine Unzufriedenheit mit dem gewöhnlichen Gang der Mission, um ein auderes Symptom zu nennen, verraten auch die, welche ihre Mission „Glaubens mission" nennen. Diese Männer reichen in ihrem Glauben ohne Zweifel viele anerkennenswerte „Tugend" dar, aber daß sie in ihrer Tugend Bescheidenheit" darreichen, kann man nicht sagen, weder in dem landläufigen Sinne, noch in dem, welchen Petrus im Auge hat, wo er dazu ermahnt. Denn man kann es nicht bescheiden nennen, daß jemand die eigene Arbeit eine Glaubensarbeit nennt und damit den andern den Glauben abspricht. Und es ist eine merkwürdige und lehrreiche Erscheinung, daß dieser Glaube meistens die voors, die Bescheidenheit im Sinne des Bescheidwissen nicht verträgt, daß er vielmehr meistens da aufhört, wo einer Bescheid weiß. Glaubens

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