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brach aus unter den Tausenden. In Heerhaufen geteilt, zogen sie endlich weiter, wie ein anderer Moses" Pater Montoja vorauf, bis endlich das bergende Land, das Land zwischen Uruguay und Parana, da, wo beide Ströme auf 30 Meilen sich nähern, erreicht war! Eine ganze Provinz war verloren, von 80 000 „Bekehrten" etwa 12 000 geblieben, aber, wie wir sehen werden, war für die Mönchsregierung selbst ungeheuer viel gewonnen. Von Guayra wandten sich die Räuber gen Tape. Das erneute Königsgebot galt ihnen lächerlich, die Donner des Vatikans rollten machtlos über ihre Häupter dahin. Auch Tape ward zertreten, und, wie von Guayra, führten die Väter den Rest ihrer Gemeinden unter unsäglichen Mühen und vielfachem Widerstande über den Uruguay in das schon bezeichnete Land des Friedens.

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Vor frechem plöglichem Überfalle waren nun die Gemeinden gesichert, aber würden die Räuber nicht auch die breite Strom-Barriere überwinden? Was dann? Spanien half nicht, in Assumption hieß der Verlust von Tausenden eine Kleinigkeit, aus welchem die Väter so viel Aufhebens machten, da kam eine königliche Ordre, welche die Bewaffnung der Christen gestattete. Als nämlich die Not am höchsten war, eilte Montoja nach Madrid und Diaz Taño nach Rom. Beide redeten in beweglichen Worten von dem Elende der Christen; Montoja bewies, es liege im Interesse der Krone, wenn die Bewaffnung der Christen mit Feuergewehren gestattet würde. Lange schwankte das Zünglein der Wage hin und her, die neue politische Konstellation, herbeigeführt durch die Erhebung des Hauses Braganza in Portugal, gab den Ausschlag, Portugal war hüben und drüben zum Erbfeind geworden. Montojas Bitte drang durch, von Peru kamen die Waffen für die Christen, und bald fandten die Reduktions-Indianer die Mamelukos mit blutigen Köpfen heim!

Also die Christen bewaffnet, das Missionsfeld centralisiert auf das seitdem „Missiones" genannte Land zwischen Uruguay und Parana und westwärts von ihm nach Assumption zu! Das war eine Errungenschaft und ein Gewinn von ungeheurer Tragweite! In riesigem Drange der Thatkraft waren die Väter von 1609 an vorgedrungen; wie die Blätter und Blüten kommen im Frühling, so erstanden die Reduktionen, Tausende und aber Tausende von Heiden gingen ein in den Schafstall der Kirche; kaum daß ein neues Feld eröffnet war, trat ein zweitneues an die Seite des ersten, von allen Gegenden erschallten die Rufe nach dem „Gesetze Christi“, und bereit folgten die Väter. An einen inneren Aufbau, an eine missionarische Erziehung, das liegt auf der Hand, war bei

solchem Vorgehen nicht zu denken, Heidnisches mußte sich mischen mit wenig Christlichem, ein Zusammensturz war unvermeidlich. Da riefen die Waldläufer ein gebieterisch Halt; was reif war zur Ernte, das blieb, was Schwindelforn war, fiel ab, ward zertreten und verdarb.

Einen Stamm alter Christen, aus Guayra besonders, retteten die Väter, vom Uruguay nicht minder; beide führten sie den Parana-Christen zu, und an ihnen und mit ihnen in dem gegen früher engbegrenzten Raume begann nun die versäumte erziehliche Arbeit. Man sammelte außerdem, was in diesem Missionscentrum noch nicht den Namen Christi trug, gut geleitete und tüchtig bewaffnete Expeditionen suchten die Jagdgründe der Paulistas ab nach zersprengten Resten, bis in die Sierra del Tape mit unermüdlichem Eifer. Bald war die Zeit der eigentlichen Sammlung abgeschlossen; was geblieben war von der Guarani-Familie, hatte den Reduktionen sich zugewendet, die ja nun sichern Frieden boten.

In denselben Jahren vollzog sich der innere Ausbau der eigenartigen Mönchsregierung; etwa in das Jahr 1642 fällt die definitive Regelung dieser so eigenen Gemeinschaft, außerordentliche, königliche Privilegien gegenüber den Gelüsten der hierarchischen wie staatlich-kolonialen Macht, deren Krone die Bewaffnung der Christen war, thaten bald und leicht das Ihre, Jahre der Blüte und des friedlichen Gedeihens über die Missionen herbeizuführen. Handel und Gewerbe blühten auf, ausgedehnte Plantagen und riesige Viehhöfe umgaben die Missionsdörfer, und nichts schien der gesammelten Christenheit zu fehlen.

Es würde uns zu weit abbringen vom Ziele, wollten wir den nun beginnenden furchtbaren Kampf des streitbaren Bischofs Cardeñas von Assumption verfolgen, den Streit des Jose Antequera, der Communeros und Contrabandistas in derselben Stadt, Kämpfe, die der Orden ausfocht für die Freiheit seiner Christen, für seine eigenen weitgehenden, ungeheuerlichen Privilegien, Kämpfe, welche spanische, noch nicht erstorbene Habgier nach den Leibern der Eingebornen ihm aufzwang, in denen er aber siegte durch viel List und unverwüstliche Dreistigkeit, durch Entstellung der Wahrheit und schlaue Gewinnung des Königs und seiner Räte. Der Orden ging gestärkt und gehoben aus dem Unwetter hervor, das berühmte Decretum Philippi V. sanktionierte, was er gethan hatte und fürder unternehmen würde. Einen flüchtigen Blick nur können wir auf die übrige Missionsthätigkeit in der Ordensprovinz Paraguay werfen. Wir gehen vorüber an den wilden Guayquuru-Uakaekolot, den berittenen und streitbaren Chaco-Leuten, Abiponen, Mokobiern und anderen, an den den Guarani stammverwandten Chiriguanen auf den Abhängen der Anden,

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Völkern, denen der Orden gleichzeitig mit der Guarani-Mission seinen Eifer widmete, wir verlassen den trägen, faulen, indolenten, „fraßgierigen", nur das Heute kennenden und für das Morgen unbekümmerten Guarani, steigen den Paraguay aufwärts, alte, von goldsuchenden Spaniern betretene Pfade, und wenden uns jenen Gebieten zu, aus denen dem Amazonas seine großen Nebenflüsse von Süden zuströmen und die ChacoStröme ihr Wasser empfangen, dem Lande der Chiquitos. Auch ihnen brachte der Orden die Botschaft vom Kreuz gegen das Ende des 17. Jahrhunderts. Schlag auf Schlag standen die Reduktionen auf, zehn an der Zahl, und seltsame Dinge geschahen hier an Zeichen und Wundern, in nicht zwanzig Jahren war das Volk als solches bekehrt". Kaum war das Werk vollbracht, ja noch mitten im Werke, schauten die Väter aus von beiden Seiten, vom Süden her im Missionsland und vom Norden her aus den Geländen der Chiquitos, ein riesiger Gedanke bewegte ihre Seele, ein Weg, eine Brücke sollte geschlagen werden zwischen diesen Missionsgebieten, und vermittels der Verbindung beider gedachte man die starren Chaco-Leute einzuengen, um diese fast uneinnehmbare Burg des Heidentums zu gewinnen. Der Versuch scheiterte an den ungeheuren Schwierigkeiten und an dem Widerstande der flußräuberischen Payagua, ward endlich zu Grabe getragen bis auf den heutigen Tag durch Ereignisse, die den Orden hinwegfegten aus seinem Besize.

Dieses sind die beiden Missionsgebiete, auf denen die Väter Erfolg errangen; kehren wir zum ersten zurück, zu den Guarani-Missionen. Mit bewunderungswürdigem Geschick war das Land auserwählt; durchflossen von gewaltigen Strömen, bewässert durch viele Nebenflüsse derselben war es fruchtbar und reich an Saat zu Nutz der Menschen, pittoresk in dem Berggebiete, vollkommen gesunden und milden Klimas. Weite Wälder lieferten prächtiges Bauholz, der Unterwald den geschätzten Paraguay-Thee; reiche Weiden ernährten Tausende von Rindern. Hier standen 1732 die dreißig Reduktionen, denen bis zum Jahre 1750 noch drei andere sich zugesellten im nördlichen Gebiete, um als Posten zu dienen für den Weg zu den Chiquitos. Wenn irgend möglich, waren die Dörfer auf Höhen erbaut, an den Ufern der Hauptströme oder ihrer Neben und Zuflüsse.

Auf palmenbewachsenen Hügeln, den Uruguay zu Füßen rauschend, mit weitem Umblicke, lagen Hapeyu und La Cruz. An das Gelände des gleichen Stromes geschmiegt St. Thomas, St. Xavier krönte einst sein steiles Ufer, da, wo er sich entschieden dem Südlaufe zuwendet, während die Schwesterdörfer, La Conception und Sta. Maria la Major

auf Hügeln gelegen, mehr oder weniger entfernt von seinen Ufern, in der günstiger gelegenen Station ihren Stapelplatz fanden. Am Parana selbst waren die fünf östlichen Reduktionen erbaut, vor allen ausgesucht Candelaria, der Vorort der Mission; Corpus Christi, nur eine halbe Meile vom Flusse entfernt, besißt einen trefflichen Hafen, der auch dem nahen Jesus zu gute kommt. Von dem auf Hügeln erbauten Itapua schaut der trunkene Blick auf ein herrliches Gelände, auf den majestätischen Parana mit seinen blumigen Inseln, auf Thäler und Hügel, die reiche Bäche und Rinnsale dem großen Strome zusenden. Auch Sta. Rosa erfreute sich gleichen Vorzuges, an kleinem Wasserlaufe unter Palmen sich hinstreckend, - anderer Orte nicht zu gedenken. Wahrlich ein herrliches, reiches Land, weltabgeschieden und doch weltverkehrverbunden durch die mächtigen Stromläufe, wie keines geeignet zu der großartigen Anlage des Ordens. - Weniger günstig gelegen war die Chiquitos-Provinz, heiße Glutwinde wechselten ab mit kalten Stürmen, welche von den Anden herunterbrausen, Dürre verdarb oft menschlichen Fleiß, und zur Regenzeit breiteten unendliche Ströme und Überschwemmungsgebiete sich aus, die Klimafieber erzeugten und den Tod mit sich brachten. Reich bevölkert aber waren beide Gebiete. In den Guarani-Reduktionen lebten 1732: 30 362 Familien mit 141 182 Seelen; am meisten bevölkert war St. Nicolaus mit 7751, am geringsten St. Cosmas und Damianus mit 2509 Seelen. In den Chiquitos-Flecken lebten 1767: 23788 Seelen.

In tiefem Frieden thaten die Väter ihr Werk nach den letzten Kämpfen, aber drüben im Mutterlande nahte mit Riesenschritten der Zeitpunkt heran, an dem der seit lange gesammelte Unwille gegen den gepriesenen Orden zum Ausbruch kommen sollte. Und seltsam, Paraguay, dieser Winkel der Welt, spielt eine bedeutsame Rolle in der Geschichte des Sturzes der Jesuiten; der Missionsstaat der Jesuiten war der Hebel, der das innerlich morsche Gebäude aus den Angeln hob.

Am Ausflusse des La Plata hatten die Portugiesen eine Kolonie gegründet, San Sacramento, welche lebhaften Schmuggelhandel trieb und die spanischen Zollgesete zu schanden machte. Schon viel Blut war um dieses unbequeme Raubnest geflossen, Guarani hatten vor ihm tapfer gefochten; da gab die spanische Krone in den vierziger Jahren leichter Hand an Portugal die sogenannten sieben östlichen Missionen jenseits des Uruguay, an der Listère des brasilianischen Fichtenwaldes von Sta. Catharina, und erhielt dafür die unbequeme Kolonie. Ein Grenztraktat von 1750 regelte den neuen Besitzstand. Ein Schrei der Entrüstung ging durch die betroffenen Reduktionen, ihr reiches, herrlich bebautes

Land sollten die Väter dem Erbfeinde ausliefern und sich Wohnsige suchen, wo es ihnen beliebe; Spanien verlangte den schuldigen Gehorsam, Vorstellungen waren fruchtlos. Die Väter befanden sich in der pein lichsten Lage. Sie mußten den Schein des Gehorsams gegen die spanische Regierung wahren, daß sie royal seien, hatten sie immer behauptet, und doch zugleich den Widerstand der Indianer, der sofort organisiert war, begünstigen, und dieser zwiefachen Pflicht kamen sie redlich nach. Lange währte der Widerstand der aufgereizten Indianer, der Krieg der vereinigten Kronen Spanien und Portugal verschlang ungeheure Summen, und als endlich die sieben Flecken erobert waren, blieb das öde Land den Portugiesen ein unsicherer und wertloser Besit, der bald wieder an Spanien überging.

Die wichtigste Folge aber dieses sogenannten Traktat- oder sieben Missionskrieges war die, daß der Marquis Pombal, die Seele des Hasses wider den Orden, fest entschlossen ward, die Jesuiten zu stürzen, und daß die spanischen Staatsmänner in ihrer stets regen Voreingenommenheit bestärkt wurden. Paraguay trat in den Vordergrund des Interesses; im Jahre 1757 erschien die merkwürdige kleine Flugschrift Pombals: „Kurzer Bericht über die Republik der Jesuiten in Paraguay", das erste zündende Geschoß, welches gegen die Jesuiten geschleudert wurde, und dem von nun an ein vernichtender Schlag nach dem andern folgte.

Die gegenseitige Erbitterung erzeugte eine Hochflut von Streitschriften, in denen allen mehr oder weniger dem staunenden Publikum die Gemeingefährlichkeit der jesuitischen Gründung in Paraguay vorgeführt und ihre Abschaffung befürwortet wurde. Es giebt kaum eine interessantere Literatur als diese, aber ich darf mir nicht herausnehmen, darauf noch einzugehen. Zug um Zug vollzog sich das Verhängnis des Ordens in Europa; 1767 war die Vertreibung der Väter aus den Missionen in Spanien beschlossene Sache; vergeblich beschwor Papst Clemens XIII. Karl III. von Spanien, ein Staatsschiff brachte die Meldung nach Buenos Ayres.

Man hatte energischen Widerstand des Ordens erwartet, besondere Vorsichtsmaßregeln waren getroffen, ein eigener Gouverneur, Bucareli, war zu dem Ende nach Südamerika gesandt, auf einen Tag sollten die Verhaftsbefehle in allen Reduktionen vollzogen werden, sichere Gauchos hatten die einzelnen spanischen Posten benachrichtigt. Alles war unnötig; niedergeschlagen und in dumpfer Resignation demütigten sich die Väter unter den schweren Stecken des Treibers. „Die Kraft, welche so vielen Stürmen stand gehalten hatte, war geknickt. Der ungeheure Fall des

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