ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

geschriebenen Gesetzen eines patriarchalischen Despotismus. Auf die beratende Stimme ihrer Grankapitäne und Kapitäne hören sie wohl, aber auch nicht immer. Innerhalb der Grenzen ihrer Gebiete und Stämme ist ihre Machtbefugnis unbeschränkt, wie bis in die allerneuste Zeit verschiedenartige Verfügungen und Vorkommnisse bezeugen. Nur die Granmanswürde ist erblich, aber nach einem eigentümlichen Gesetz, das in seiner Weise auch in den gewöhnlichen Buschnegerfamilien eine allbeherrschende Rolle spielt. Der jedesmalige Thronerbe ist in der Regel der Sohn der nächstältesten Schwester des verstorbenen Oberhauptes, wie in den heidnischen Buschnegerfamilien der Bruder der Mutter ein viel weitergehendes Verfügungsrecht über ihre Kinder besit als ihr Gatte, der Vater ihrer Kinder. Dies Herkommen beruht auf einer in sittlicher Beziehung bitterbösen Anschauung, als ob der jedesmalige regierende Häuptling der Treue seiner eigenen Frau so wenig sicher wäre, daß er nur darauf rechnen könne, unter den Kindern seiner Schwester einen wirklichen Blutsverwandten als Nachfolger zu finden. Im Falle von Streitigkeiten bei Ernennung eines neuen Granmans und sie sind infolge gerade dieser unmoralischen Erbfolgeordnung nicht selten wird als lezte Instanz die Entscheidung des Gouverneurs in Paramaribo angerufen.

Als ein geschlossenes Ganze haben wir bisher die Buschneger betrachtet, denn engzusammengeschlossen standen sie in dem Kampf für ihre Freiheit der europäischen Kolonialmacht gegenüber. Ein einheitliches Volk bilden sie jedoch nicht, sondern sie gliedern sich in verschiedene Stämme. Man unterscheidet gewöhnlich vier solche.

1. Den zahlreichsten und mächtigsten bilden die Aukas oder Aukaner, auch Djoekas (sprich: Dschukas) genannt, 3-4000 Köpfe stark. Kappler giebt ihre Zahl allzu niedrig, auf 15-1600 Seelen an. Ihre Wohnsize beginnen jenseits der Plantage La Paix an der oberen Cottica und der Coermotibo, ziehen sich an der ganzen unteren und mittleren Morovijne mit ihrem Labyrinth von Inseln und Schlupfwinkeln entlang und umfassen noch den Stromlauf der ebenfalls sehr inselreichen Tapanahoni, eines Nebenflusses der Morovijne. An der Tapanahoni ist auch die Residenz des Granmans, gegenwärtig des mächtigen Ossést, gelegen. Auch an der oberen Morovijne oder Lava, oberhalb des Einflusses des Tapanahoni in dieselbe, wohnen noch einzelne Aukaner; außerdem haben hier die BoniNeger, ein früher den Aukanern gehorchender Stamm von etwa 3—500 Seelen, ihre Niederlassungen. Da sie aber von jenen sehr bedrückt wurden, wandten sie sich Anfang der sechziger Jahre dieses Jahrhunderts an den Gouverneur mit der Bitte, sie als selbständigen Stamm und den von ihnen Erwählten als Granman anzuerkennen. Er erfüllte diesen Wunsch zum bitteren Verdruß der Aukaner. Lettere haben endlich noch einen vorgeschobnen Posten von Stammesgenossen an die Sara-Kreek (Flüßchen, Bach), die sich in die Suriname ergießt, entsandt, wo zu ihren Gunsten die Missionsstation Roffikamp errichtet ist, während das ganz kürzlich gegründete Wanhatti an der oberen Cottica und Albina an der unteren Morovijne die ersten Vorposten der von Westen und Norden her zu den Aukanern vordringenden Sendboten des Evangeliums sind.

2. Die Saramadaner, 2500-3000 Seelen stark, haben schon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts den ihren Namen bestimmenden Fluß verlassen und sich an der oberen wie mittleren Suriname angesiedelt. Mit aus Rücksicht auf sie ist die Missionsstation Bergendahl, in ihrem aus

schließlichen Interesse Gansee und noch viel früher Goejaba (sprich: Guhjaba) wie das seinen Standort öfters wechselnde Bambey angelegt worden, während in allerjüngster Zeit das Heidengemeinlein Aurora ganz in der Nähe der legtgenannten Stationen entstand.

3. Die Matuari oder Beku Musinga- Neger, etwa 5-600 an Zahl, bewohnen die Ufer der mittleren und oberen Saramada; in ihrem Gebiet wurden die Missionsstationen Marípastoon und Kwattahede gegründet. Mit ihnen vermengt und ihre Wohnsize teilend, lebten in den fünfziger Jahren unsres Jahrhunderts

4. die Coerenti (sprich: Kurenti) oder Koffimaka- Neger, ein lange Zeit völlig unbekannter, besonders wilder Buschnegerstamm, 3-400 Seelen stark. Im Jahre 1883 des wirklichen oder eingebildeten Druckes seitens des Matuarihäuptlings müde, lösten sie das Freundschaftsband und wanderten westlich an die Ufer der Coppename, wo sie sich niederließen. Das Dorf Coppenkrisi bildet den Mittelpunkt ihres Distriktes. Das dort entstandene Christengemeinlein wird von dem Missionar der Plantagenstation Katharina Sofia mit Wort und Sakrament bedient.')

Außer den genannten Stämmen haben sich in der Zeit von 1763–1863 in dem Gebiete zwischen der Suriname und Morovijne zu verschiedenen Malen Banden von weggelaufenen Sklaven häuslich eingerichtet, die den Kampf gegen die „Kolonie“ auf eigne Faust fortsetten und sehr beschwerlich waren. Ein Teil von ihnen fiel im Kampf gegen die Truppen der Kolonie, ein anderer wurde über die Morovijne nach Cayenne gejagt. Zwischen einem größeren Trupp solcher Waldläufer und der Regierung in Paramaribo kam im Jahre 1863 ein gütliches Abkommen zustande, vermittelt durch unsere Missionare, an die sich das Oberhaupt jenes, Kapitän Broos, mit der Bitte um Vermittlung vertrauensvoll gewandt hatte. Kapitän Broos ist 1879 getauft worden. (Miss.-Blatt der Brüdergemeinde 1863 S. 263 f., 1880 S. 17.) An der gegebenen Einteilung kann indes das Vorhandensein eines solchen isolierten Häuschens von 100-150 Negern nichts ändern, ebensowenig die Thatsache, daß an der mittleren Morovijne noch das Stämmchen der Poligocdoe-Neger existiert.

In jene 4 Stämme gliedert sich also das Waldvölkchen. Seit es Muße und Spielraum zu innern Fehden bekommen hat, ist, wie schon die oben erwähnten weiteren Abzweigungen andeuten, das gegenseitige Verhältnis dieser Stämme kein jederzeit ungetrübtes und brüderliches. Erst gegen Ende des vorigen Jahrzehntes hat z. B. Ossési, der Aukanerhäuptling, die Saramackaner bei Gran Zanti mit blutigen Köpfen an die Suriname zurückgejagt und allen ihren Stammesgenossen das Betreten seines Gebietes bei Todesstrafe verboten, weil die Saramadaner angefangen hatten, an der Beförderung der Goldgräber und ihrer Sachen nach und aus dem Innern des Landes, einem sehr einträglichen Geschäft, rührig teilzunehmen. Diesen Transportdienst sah jener Häuptling aber für eine Art von Monopol seines Stammes und der Bonnineger an. Daher sein stachliges Eingreifen! Ob der Anlaß zu jener Gliederung in verschiedne Stämme noch jenseits des Oceans im afrikanischen Mutterboden oder nicht viel mehr in dem Umstande zu suchen ist, daß die der Surinameschen Sklaverei Entflohenen an verschiedenen Flüssen sich niederließen, dürfte kaum zu ergründen sein. Neger

1) Mit Ausnahme von Katharina Sofia sind alle Plantagenstationen in der „Kolonie" absichtlich auf dem Kärtchen nicht angegeben worden, um das Gebiet der Buschnegermission möglichst übersichtlich und unverworren herauszuschälen.

haben keine Geschichte, ehe sie nicht mit den Völkern der Geschichte in Berührung kommen. Jedenfalls aber stimmen die äußere Erscheinung, die Lebensweise, die Sitten und Anschauungen wie die religiösen Vorstellungen der verschiedenen Stämme von kleinen unwesentlichen Unterschieden abgesehen, so völlig überein, daß wir bei einer Besprechung derselben ohne Gewaltsamkeit die eben Getrennten wieder als ein gemeinsames Ganze betrachten können.

Ganz auffällig, selbst in den Augen eines nur durchreisenden Europäers, unterscheidet der Buschneger sich von dem Neger der Kolonie". Und der Vergleich fällt nicht zu Ungunsten des Sohnes der Wildnis aus.

Die Hautfarbe des letteren ist so zu sagen ein waschechteres, dunkleres und tieferes Schwarz oder Schwarzbraun. Ofters trifft man auch Buschneger beiderlei Geschlechts, deren Schultern und Oberarme, ja gelegentlich sogar Backen mit Tättowierungen bedeckt sind. Sie bestehen aus vielen kleinen regelmäßigen Figuren, die in ihrer Gesamtheit einen Stern oder ein Parallelogramm bilden. Ein in die Wunde geriebnes Pulver verursacht, daß die glänzendschwarze Narbe nach vollzogener Heilung erhaben ist, eine Farbenwirkung etwa wie die von schwarzem Samt auf schwarzer Seide. Kenner und Freunde derartiger Verzierungen bezeichnen sie als hübsch und geschmackvoll. Weit kräftiger, gesünder und stattlicher in seiner äußeren Erscheinung als der Plantagen und der Stadtneger ist der Buschneger, namentlich der Oberkörper, der starke Nacken, die breite Brust, die muskulösen Arme des letteren machen den Eindruck stählerner Unverwüstlichkeit, man würde sogar sagen, männlicher Schönheit, wenn nicht der Unterkörper zu wünschen übrig ließe mit seinem tiefeingebognen Kreuz, dem zu start entwickelten Gesäß und Unterleib und den zu dünnen, fast wadenlosen Beinen. Die Erscheinung der Mädchen dagegen ist anmutig und den Gesezen der Schönheit entsprechend, während Gesichtszüge und Körper verheirateter Frauen frühzeitig verfallen und häufig eine zu große Fülle oder zu große Magerkeit aufweisen. Die Kleidung aller besteht nur in einem Lendenschurz, den Kindern wird auch dieser erlassen. Außerdem schmücken sie, namentlich das weibliche Geschlecht, Hand- und Fußgelenk, Hals und Stirn, die großen Zehen und die Daumen mit messingnen Ringen und mit Bändern weißer und blauer Porzellanperlen. Zum Teil stehen diese Zieraten jedoch auch mit ihren abergläubischen Vorstellungen in Verbindung, auf die wir erst weiter unten zurückkommen. Das filzig wollige, beinahe undurchdringliche Kopfhaar flechten Männer und Weiber zu kleinen zolllangen Zöpfchen zusammen, die hörnerartig emporstehen. Bei festlichen Gelegenheiten wird das Haupt häufig mit gelben oder roten Plüschringen geschmückt, die bisweilen in einen nach hinten herabhängenden Schweif aus buntgefärbtem Haar oder Pflanzenfasern auslaufen. Während der Arbeit pflegen die Männer sich zum Schuß gegen die senkrechten Strahlen der Sonne mit einem Hute zu bedecken. Eine Schranke zwischen den Negern der Kolonie und den Buschnegern bildet endlich die Sprache. Zwar reden beide negerenglisch, jenes eigentümliche Sprachgemisch, das aus afrikanischen, portugiesischen, holländischen, vor allem aber englischen Worten entstanden ist, das jedoch gleichzeitig sowohl durch die Sprachorgane wie durch die Anschauungsweise des Negers sein eigenartiges, individuelles Gepräge erhalten. hat. Während der Neger der „Kolonie" indes ganz naturgemäß und mit unter dem Einfluß der Mission viele holländische Worte sich aneignet und die Aussprache seines Idioms der des Holländischen genähert hat, ist die Sprache des Buschnegers stark mit Worten versezt, die dem Portugiesischen

entlehnt sind. Denn als seine Vorfahren sich die Freiheit gaben, waren sie fast ausschließlich Sklaven portugiesischer, aus Brasilien eingewanderter Juden, welche in Suriname unter dem Schuße holländischer Herrschaft die freie Religionsübung fanden, die ihr bisheriges Vaterland ihnen verweigert hatte. Die Männer des Buschlandes, welche mit ihren Erzeugnissen häufig in die Kolonie" kommen, vermögen sich infolge davon zwar ohne Mühe mit den Negern der „Kolonie“ und den die Zunge dieser redenden Missionaren zu verständigen; aber Weiber und Kinder, selten oder nie den Urwald verlassend, stehen zunächst dem Idiom der Kolonie" wie einer völlig fremden, unbekannten Sprache gegenüber; nur allmählich, wenn natürlich auch weit rascher als ein Ausländer, befreunden sie sich damit. Doch in Bezug auf die Aukaner gilt das nicht. Ihr Negerenglisch weicht bloß in einzelnen Ausdrücken von dem der „Kolonie" ab.

Nur an Flüssen oder Bächen siedelt sich der Buschneger an. Suriname ist allerdings überreich an solchen, wie schon die beigegebene Kartenskizze andeutet, obwohl auf derselben nur die Haupt-Wasserläufe des Landes, aber nicht die hunderte von kleinen Kreeks angegeben sind, welche jenen zuströmen. Diese Wasserläufe bilden die einzigen Verkehrsstraßen des Landes; existieren doch selbst in der Kolonie" nur 2-3 Landstraßen und auch diese nur für ganz kurze Strecken. Am Wasser also führen die Buschneger ihre Kamp's oder Dörfer auf. Gleichwohl liegen dieselben oft sehr versteckt und schwer zugänglich. Die zahllose Menge von Inseln, mit denen namentlich die Morovijne aber auch die Suriname, die Saramacka und Coppename in ihrem Mittel- und Oberlauf durchsetzt sind, die Engigkeit und unglaubliche Gewundenheit der oft im Pflanzenwuchs fast erstickenden Kreeks begünstigen die Anlage ihrer Niederlassungen in solchen ungeahnten Schlupfwinkeln. Die Größe eines Kamps ist sehr verschieden, es kann aus 3, 4, aber auch, wenn es groß ist, aus 40-50 Wohnungen bestehen; einem jeden steht ein vom Granman ernannter Kapitän vor. Die Hütten, durch kleine Abstände von einander geschieden, erheben sich ohne jede Straßenordnung beliebig hingewürfelt neben und hinter einander. Doch ist der ganze Dorfplat sauber mit Sand bestreut, der häufig erneuert und gefegt wird. Einzelne Bäume, die man beim Ausroden des Urwaldes absichtlich stehen gelassen oder gar nachträglich angepflanzt hat, spenden einigen Schatten. Verschiedne Palmenarten, Apfelsinen, Orangen und Kaffeebäume walten unter ihnen vor; doch verschmäht der Buschneger das aus den Bohnen der letteren bereitete Getränk, er verkauft jene vielmehr unenthülst in kleinen Portionen an die Weißen. Nehmen wir die einzelnen Hütten näher in Augenschein, so finden wir, daß sie aus vier roh behauenen Eckpfosten bestehen und in 2 Abteilungen zerfallen; die eine vom Rauch geschwärzte und meist nach 2 oder gar 3 Seiten offene dient als Küchenraum. Dort werden auch Kochgeschirr und Teller aufbewahrt, stets blankgepugt, denn nach jedem Gebrauch scheuert man sie am Fluß mit Sand. Zeichnen sich doch die Buschneger vor vielen Plantagennegern und vollends vor den Indianern durch große Reinlichkeit aus; sofort nach der Rückkehr von der Jagd oder aus den Kostäckern wäscht oder badet sich jedes, und am Morgen thut das groß und klein. Die andre Abteilung der Hütte benutt man als Schlafraum; man bringt dort die Nächte in Hängematten oder auf niedrigen Pritschen zu. Diese Abteilung ist entweder ganz oder doch nach 2 Seiten geschlossen durch ein zierlich aussehendes Geflecht aus Palmblättern, das die Wände abgiebt; sie dient auch als Aufbewahrungsort für die Habseligkeiten der Familie, die in Körben oder Kisten oder den neuerdings sehr beliebten Blechkoffern, die man in der

Stadt kauft, aufbewahrt werden. Das Dach ist ebenfalls aus Palmblättern hergestellt. Ofters trifft man auch 2 Hütten statt einer, d. h. Küche und Wohnraum sind dann ganz getrennt. Eine gewisse Mannigfaltigkeit herrscht natürlich in Bezug auf den Hausbau. Bisweilen ruht die Hütte auf 2-3 Fuß hohen Pfählen. Manche Hütten sind so niedrig, daß man nicht aufrecht darin stehen kann, andre sind hoch und haben ringsum Wände aus Flechtwerk, einzelne sind sogar mit geschmackvollen Schnißereien verziert. Im übrigen lebt und hantiert man unter diesem Himmelsstrich immer im Freien, außer wenn gerade die Sturzflut eines tropischen Regenschauers niedergeht; so kann der Buschneger sehr wohl mit diesem primitiven Zweikammersystem in seiner Behausung auskommen. Möbel trifft man, von kleinen eigentümlich geformten Schemeln abgesehen, die man mit großköpfigen blinkenden Polsternägeln zu verzieren liebt, nicht in diesen Wohnungen an. Daß es außerdem dem Besizer kein großes Opfer kostet, aus irgend welchen Gründen einen solchen Bau zu verlassen und anderswo neu aufzuführen, leuchtet ohne weitres ein. Zu mancher Hütte gehört auch noch ein Vorratshaus (Loge), meist auf Pfählen errichtet und von allen Seiten geschlossen, auf einer kurzen Leiter gelangt man zu den darin verwahrten Ernteerträgen.

Und worin bestehen diese? Reis und Cassabawurzeln, aus deren Mehl er sein Brot bereitet (es wird in dünnen, großen Scheiben gebacken und ist, frisch genossen, sehr wohlschmeckend), machen die Hauptnahrung des Buschnegers aus; daneben baut er Welschkorn (Caro) und Pinda, eine kleine Erdnuß, die geröstet trefflich mundet und von den Städtern zu mancherlei Confekt verarbeitet wird. Yamswurzeln und Maniok, ebenso Bananen, die Lieblingsfrucht des Plantagen- und Stadtnegers, zieht er seltener. Denselben Grund bepflanzt er nur ausnahmsweise mehr als einmal, da die erste jungfräuliche Kraft des Bodens mit ein, zwei Ernten merkbar vermindert ist und er die Anwendung von Dünger nicht kennt oder verschmäht. Warum auch anders zu Werke gehen? In dem dünnbevölkerten Lande ist unermeßlicher Raum vorhanden, und mit einer dem Europäer schier unbegreiflichen Schnelligkeit hat der Urwald ein solches als Feld benußtes Stück Land gleich wieder für sich zurückerobert. Das kann man am besten in der Kolonie" auf verlassnen Plantagen wahrnehmen, wo unbewohnte. Gebäude, rajch verfault, bald von Gesträuch und Bäumen überwachsen sind, wo dichtes Gestrüpp und Ranken einen früher benutten Dampfkessel völlig überwuchert haben, oder wo, wie in der Judensavanna, eine herrliche Synagoge und ein Kirchhof mit kostbaren jüdischen Grabsteinen in den Umarmungen dieser Pflanzenwelt von unwiderstehlicher Triebkraft geradezu erwürgt und zerquetscht werden. Bei der Anlegung und Bestellung seiner Kostgründe beobachtet das Waldvölkchen eine Art von Teilung der Arbeit zwischen Mann und Frau. Er fällt die Riesen des Urwaldes und kappt die Hauptäste, sie entfernt die kleineren Zweige davon und häuft sie auf für die Flammen, denen sie nachher übergeben werden; er ebnet den Boden und lockert ihn auf, sie pflanzt die Seglinge und jätet; er besorgt die eigentliche Ernte, sie trägt die Frucht heim. Fleischkost verschafft der Buschneger sich durch die Jagd auf Leguane (3-4 Fuß lange Eidechsen, Tapire, Hirsche, Hasen, Affen, Flußschweine und verschiedene Vögel. Außer Hühnern und gelegentlich einem Jagdhund, den er dem Indianer abkauft, besißt er keine Haustiere. Er ist auch ein eifriger Fischer, aber nie mit dem Net, sondern nur mit der Angel; sehr viele Fische erlegt er auch mit Pfeilen. Endlich bedient er sich dabei eines Mittels, das in den Ländern der Gesittung als polizeiwidrig sofort verboten werden würde. Er mischt nämlich den Saft der

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »