ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

nicht in Abrede zu stellen sein, dafs in der wahrhaft interessanten Periode, in der sein Einflufs beim Hochmeister alles galt, dessen Politik einen Zug aufs Grofse hin genommen hat, einen wahrhaft europäischen internationalen Charakter trug, wie nie zuvor die eines Hochmeisters in Preufsen, noch jemals später, als Albrecht Herzog in Preufsen war. Wir müssen uns leider versagen, hier näher auf diese Dinge einzugehen, und es wird sich verlohnen, an anderer Stelle ein Bild aufzurollen, von dessen Bedeutung die Darstellung Voigt's bisher auch nicht annähernd eine Ahnung zu geben vermocht hat. Dort wird auch zu erörtern sein, wie Dietrich es war, der, als sein Bruder Nikolaus im Jahre 1519 vom Papste zum Vermittler zwischen dem Orden und Polen gesandt, in Preufsen weilte, mit diesem zuerst die Idee einer Reformation des Ordens an Haupt und Gliedern erörtert hat, worauf dann Nikolaus, nach Italien zurückgekehrt, am römischen Hofe ein Hauptbeförderer jener Reformidee und der darauf bezüglichen Breven gewesen ist. Aber auch der Gedanke, dafs der Hochmeister mit dem grofsen Reformator Luther in direkte Beziehungen treten müsse, entstammt dem Kopfe Dietrich's.

Dietrich hatte in den Jahren 1519 und 1520 im Auftrage des Hochmeisters in Deutschland geweilt, um für diesen, der auf sein Anraten gegen Polen zum Kriege drängte und mit Anfang des Jahres 1520 wirklich losbrach, die Hilfe der deutschen Fürsten zu erwirken und Söldnerhaufen anzuwerben wennschon mit dem schwächsten Erfolge. Als nun eben dieser Erfolg den prahlerischen Verheifsungen Dietrich's nicht entsprach und Hochmeister Albrecht, von aller Welt fast verlassen, nach schwerem Ringen mit der Polenmacht endlich im Jahre 1521 zu dem Thorner Beifrieden gedrängt ward, da war Dietrich es kamen Ohrenbläsereien seiner Widersacher dazu bei Albrecht in Un

gnade geraten. Dieser aber konnte doch immerhin nicht vergessen die aufopfernden Bemühungen des geistvollen Diplomaten in seinem Interesse vor dem Kriege und dessen vielfache beschwerliche Reisen für ihn ins deutsche Reich, zum König von Dänemark und zum Zaren aller Reufsen nach dem fernen Moskau und noch kurz vor dem Ende des Krieges nach Italien zu seinem Bruder, dem Erzbischof von Capua. Es gelang daher dem gewandten Manne nach einiger Zeit unschwer, von der Redlichkeit seines Strebens und seiner Unschuld am Mifserfolge den Hochmeister zu überzeugen; und im Hochsommer des Jahres 1521, nicht lange nachdem der Waffenlärm verklungen, kam Dietrich selbst wieder nach Preufsen, fast verstohlenerweise und nicht ohne Gefahr für sein Leben, denn etliche Ordensherren und die preufsischen Landstände, unter denen überhaupt sich viele Neider und Feinde seiner Person befanden, waren im höchsten Grade

erbittert auf ihn, dem sie alles Unglück des Krieges, den er verursacht, nun in die Schuhe schoben. Eine von Albrecht versuchte Aussöhnung seines Schützlings mit den Ständen gelang nicht, aber des Meisters Vertrauen selbst ward durch den Zauber der Persönlichkeit des Freundes vollkommen wiederhergestellt, ja es glückte dessen Überredungskunst, die eine wahrhaft zwingende gewesen sein mufs, das Haupt des Ordens in seiner nur allzu berechtigten Niedergeschlagenheit wieder aufzurichten und ihm neue Hoffnungsbilder vorzugaukeln. Nie vorher noch nachher jemals wieder hat Albrecht von Brandenburg sich zu Plänen bestimmen lassen, wie in jenen Tagen des Wiedersehens mit Dietrich von Schönberg. Die Folge war eine umfangreiche Vollmacht für diesen und Instruktionen zu diplomatischen Verhandlungen beim Kaiser, beim Papste, bei einer Reihe deutscher Fürsten, auf deren Gesinnung für ihn der Hochmeister nur irgendeinen Schein von Hoffnung noch zu setzen wagen konnte, bei den bedeutendsten Hansestädten und den Königen von Frankreich, England, Schottland und Dänemark. Noch harren wir einer umfassenden Darstellung und Aufhellung aller dieser so bemerkenswerten Bestrebungen und der Schritte zu ihrer Verwirklichung. Das Königsberger Staatsarchiv birgt eine Fülle schönen Materiales hierzu, wenn auch manche Lücke noch fühlbar bleibt: denn das Wichtigste wird in den vertraulichen Gesprächen zwischen den beiden Freunden mündlich erörtert und verabredet worden sein; noch vorhandene aphoristische Notizen, wohl nach dem Diktate Schönberg's niedergeschrieben, lassen das erkennen, und sie enthalten weit mehr als die offiziellen Schriftstücke. In diesen Notizen, welche Dietrich sich als einen Merkzettel anlegte die Aufzeichnung ist zu setzen in den Anfang des Septembermonats 1521, kurz vor der Abreise Schönbergs nach Deutschland, die um den 10. September erfolgte finden sich denn auch die kurzen, aber inhaltschweren Worte: Nota churfurst Sachssen reformacionem libri per doctorem Lutern.

Die Aufträge für den ins Ausland reisenden Dietrich von Schönberg enthalten also unter vielem anderen noch die Aufgabe, mit dem Kurfürsten von Sachsen von der Reformation, der Revision eines Buches durch Dr. Luther zu reden. Niemand sonst als Schönberg selbst wird dem Hochmeister von dem Wirken und von den Erfolgen des grofsen Reformators ausführlich berichtet haben: kein einziges Zeichen von einer Kenntnis der neuen Bewegung vor diesem Zeitpunkte im Ordenslande wird sonst sichtbar. Nicht eines der zahllosen Schriftstücke in den ersten Jahren der Reformation enthält auch nur eine Andeutung über die Ereignisse, obschon man getrost wird annehmen können, dass von den aus dem Reiche nach dem Hofe des Hochmeisters kommenden

fremden Kavalieren und Ordensdienern vielleicht doch mündlich dies oder jenes von der neuen Bewegung berichtet sein wird. Jetzt aber wurden Albrecht erst recht die Augen geöffnet in den Gesprächen mit Schönberg, die, wie besonders hervorzuheben ist, zuerst in Fischhausen stattfanden, im Hause des Bischofs von Samland, Georg von Polenz, also des Mannes, dessen eifrigen und kühnen Bemühungen es nicht allzu lange hernach während des Meisters Abwesenheit im Reiche gelungen ist, der Lehre Luther's im Lande Preufsen Eingang und festen Halt zu bereiten. Mit dem Buche, von dessen Reformation die Rede, kann nichts anderes gemeint gewesen sein als das grofse Ordensbuch, die Ordenssatzungen. Also nichts Geringeres wurde bezweckt als die Revision der Ordensregel im Sinne Luther's durch Vermittelung des Kurfürsten von Sachsen 1.

Dietrich von Schönberg ist, wie bemerkt, Anfang September aus Preufsen wieder abgereist. Seine diplomatische Thätigkeit für den Hochmeister ganz in dem Sinne der durch seine Ideen beeinflussten Instruktionen weiter zu verfolgen, ist hier nicht der Ort. Wir finden ihn bald in Pommern, dann bei dem Kurfürsten Joachim von Brandenburg, beim Kurfürsten Friedrich von Sachsen, beim König von Dänemark, in Lübeck, Hamburg und später in England, Schottland und Frankreich. Bei dem Kurfürsten von Sachsen mufs er im Oktober oder November 1521 sich aufgehalten haben. Einen besonderen Bericht über seine dortigen Verhandlungen besitzen wir leider nicht; eine Relation in Chiffren, auf die er sich mehrfach in einem Schreiben vom 16. Januar 15222, das er aus Lübeck, eben aus Dänemark zurückkehrend, absandte, beruft, hat sich nicht auffinden lassen. Doch hat sich wenigstens gerade in diesem Schreiben an den Hochmeister, in welchem er eine Übersicht seiner bisherigen Verhandlungen giebt, eine Bemerkung erhalten über ein vormals mit dem Kurfürsten betreffs Luthers geführtes Gespräch. Die Worte lauten: „Doctor Martins halben hab ich mit dem Churfursten Rede gehabt; was mir aber in dem Fall fur Antwort gefallen, werden E. F. G. in Zyffern auch vernehmen." Nichts ist bedauerlicher als der Verlust dieses Chiffrebriefes. Das Wörtlein „aber“ läfst fast vermuten, dafs des bekanntlich ja besonnenen Kurfürsten Bescheid nicht eben ein sehr günstiger gewesen sei. Es wird auch nicht weiter ersichtlich, wie der Hochmeister den Bericht Schönberg's

1) Die offizielle Instruktion zu Dietrich's Werbung beim Kurfürsten von Sachsen (St.-A. Königsberg, Foliant A 165) enthält nichts auf die Frage der Reform des Ordens Bezügliches.

2) St.-A. Königsberg, Schieblade D 59.

über diese Angelegenheit aufgefafst und ob er ihm neue Weisungen hierin erteilt habe. Da aber begegnen wir in einem weiteren Berichte Dietrich's aus Lübeck vom 12. Februar 15221 einer Nachschrift, welche buchstäblich also lautet: „Ich hab euch (dem Hochmeister) am nechsten geschriben, eurs ordens buch dem churfursten von Sachsen, der dan furter doctor Martin 2 ratschlagen solt lassen, zuzuschicken, das ich dan also, so palt es ausgeschrieben, im zufertigen het wollen, aber underdes befunt ich so vil, dafs es Mart n (oder s) r sehr an dem ort keczert, und solt ichs also hingeschickt haben, beforcht ich, es mocht in einer eng nit bleyben, sonder ofentlich an tag gebracht werden, derwegen ichs underlassen; aber ir solt nit zweyfeln, dan ich solchs an den orten, do es in einer gehaimb an nachteyl sol darüber decernirt werden, domit ir zu befinden, nichts das euch und eurn orden zu nachtey(1) raichen solt, ich furgenomen ader auc(h) furnemen thet, darum wolt euch enthalten, dem (ch)urfursten zu schreyben."

Der Sinn dieser Stelle ist, von einigen sehr zu bedauernden Unklarheiten abgesehen, im grofsen und ganzen einleuchtend. Dietrich hat geraten, eine Abschrift oder einen Auszug des Ordensbuches dem Kurfürsten von Sachsen zuzuschicken, damit dieser darüber, d. h. über eine Verbesserung der Ordenssatzungen im evangelischen Sinne mit Luther beraten solle; er befürchtet je

1) Mittwoch nach St. Apollonien-Tag. St-A. Königsberg, D 61. In Chiffern.

2) In der beiliegenden Auflösung des Chiffrebriefes von der Hand des hochmeisterlichen Kabinetssekretärs Christoph Gattenhofer steht ausdrücklich:,, Martini Luters".

verderbt

3) Die Stelle, hier wie bemerkt buchstäblich nach dem noch vorhandenen Chiffrebuch Schönberg's aufgelöst, ist offenbar aus dem Konzept eine häufige Erscheinung von Chiffrebriefen und so, wie sie dasteht, nicht recht verständlich; schon Gattenhofer vermochte damit nichts anzufangen, denn er giebt die Stelle so wieder: vnder des befindt ich souil, so es doctor Marthin Lutter (diesen Namen setzt er also auch hier eigenmächtig zu) an dem ort bekomen vnd ichs also hingeschickt haben, beforcht ich u. s. w. - Vielleicht ist aufzulösen: Martini halber; gemeint sind die tumultuarischen Bewegungen in Wittenberg, die jeden Besonnenen stutzig machen

mufsten.

4) Auch diese Stelle verderbt, oder Dietrich, der ohnehin in seiner Ideenfülle flüchtig zu stilisieren pflegt, ist aus der Konstruktion gefallen. Gattenhofer löst auf: aber ir solt nit zweiuell han, ich soll das an denen orten, do es in ainer gehaimb on nachtayl soll sein, daråber decernirt werden. Am Schlusse fügt er noch zu laus deo, vermutlich in der Freude ob der Vollendung der ermattenden Dechiffrierungsarbeit.

doch unter den zur Zeit obwaltenden Umständen Nichtwahrung des Geheimnisses, und an strengster Geheimhaltung mufste dem Hochmeister in seiner bedrängten politischen Lage vor allem gelegen sein. Deshalb widerrät Dietrich vorläufig jeden weiteren Schritt in dieser Angelegenheit. Und dabei ist es zunächst auch geblieben. Nur verlautet später einmal ganz beiläufig, dafs das, inzwischen also wirklich vom Hochmeister geschickte oder von ihm, als er im April 1522 dann selbst ins Reich kam, mitgebrachte Ordensbuch in die Hände des Dr. Zach, eines Rates des Kardinals Albrecht, Erzbischofs von Mainz und Magdeburg, gelangt war, ohne dafs wir sonst erfahren, zu welchem Zwecke 1.

Erst lange nach Jahresfrist, im Juni 1523, ist dann wirklich erfolgt, wozu der Hochmeister sich auf Zureden Schönberg's schon im Hochsommer 1521 entschlossen hatte. Der Hochmeister mufste erst selbst ins Reich kommen und die Verhältnisse überschauen, in den Unterredungen mit Osiander über die Bedeutung Luther's und seiner Lehre klaren Sinnes werden, ehe er den von Schönberg angeregten Plan wieder aufnahm. Wir kommen hier auf bekanntes Terrain und können abbrechen, da es hier nur darauf ankam, eine bislang unbekannte Thatsache von einiger Bedeutung fesfgestellt zu haben.

1) In einem für den Hochmeister bestimmten Ratschlag des Dietrich von Schönberg (wahrscheinlich vom 15. Juni 1523; St.-A. Königsberg. Registrant A 184) liest man: Nachdem Diterich von Schonbergk Doctor Zachen ein Buch, darin des Ordens Privilegien und anderst verzaichnet, gegeben, dafs mein gst. Herr, so Doctor Zach desselben nicht mehr bedorffen, wider fordern und zu sich nehmen thu. Am Rande: Ist geschrieben.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »