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über die Mittel der Beschwichtigung. Und zu versuchen, diese zu erwirken, dazu drängten die Nachrichten, die in den letzten Monaten immer bedrohlicher gelautet hatten.

Vergebens war das Unternehmen gewesen, durch schriftliche Ermahnungen, durch Übersendung von Reformentwürfen die Gemüter zu versöhnen. Die Parteiung war nur um so eigensinniger geworden.

Da im Mai des Jahres 1727 erschien der Graf persönlich unter den streitenden Kolonisten, von denen die meisten nur von ihm gehört, niemals ihn gehört hatten.

Kaum hatte er auf der ersten der anberaumten Konferenzen zu sprechen begonnen, als die anfangs leidenschaftlich erregte Versammlung immer stiller wurde, um nur Worten zu lauschen, wie sie bisher niemals von ihr ver

nommen waren.

Drei Tage und drei Nächte wurde der jedesmal mehrstündige Vortrag fortgesetzt nicht um die Gedanken zu reinigen; nein um sie zu zersetzen, aufzulösen in ein

anderes Element.

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von dem Dogma zu

Der Redner hatte die Hörer von allem Lehrhaften zu der göttlichen Realität zurückzuführen gesucht, den alle Lehre nur andeutend beschreibt, dem Gegenstande des Dogmas; Doktrin und Verfassung zu dem Erfahrung zu erlebenden Heilande.

von dem Denken über einen in der geistlichen

Als die, welche vordem gehadert hatten, noch unter dem fortwirkenden Eindrucke der Reden vom 12. Mai (1727) wieder zusammentraten und nach nochmaliger Ansprache die von ihm entworfenen Artikel verlesen hörten, welche den Grundgehalt jener statutarisch ausprägten: da durchzuckte es einem elektrischen Fluidum gleich die verwandelten Herzen ; das Geheimnis des herrnhuterischen Bruderlebens war offenbar geworden. In dem Augenblicke, wo das Jawort von denselben Lippen ertönte, welche bisher meist Worte des Streites und des Widerspruchs geredet hatten, statt des Geräusches des Streites die Harmonie der Seelenstimmung sich verbreitete, war die Brüdergemeinde im wesentlichen gestiftet.

Indem alle Einzelnen sich eins fühlten mit dem Heiland, fühlten sie sich als Brüder. Indem alle als Brüder sich fühlten in dem Einssein mit dem Heilande, wurden sie eine Gemeinde, welche trotz der etwa noch fortdauernden Verschiedenheit des verstandesmäfsigen Urteils über die Statuten doch einmütig die Beobachtung derselben gelobte.

Der 12. Mai 1727 war der erste Stiftungstag. Die schöpferische Idee, welche den Grafen so lange bewegt, und das Material, welches die providentielle Fügung ihm bereitet hatte, durchdrangen sich miteinander. Die Schöpfung war geschehen ohne klares Bewusstsein des Schöpfers um dies Geschehen.

Als der zweite Stiftungstag gilt jener 13. August desselben Jahres, an welchem der Bruderbund besiegelt wurde, der Tag des Abendmahls.

Der Prediger Rothe in Berthelsdorf in der Nähe von Herrnhut" so erzählt uns der Freiherr von Schrautenbach1, der glaubwürdige Beobachter dieser Dinge -, „hatte den 13. August angesetzt, die Kommunion an demselben zu empfangen, und die Gemeinde eingeladen, sie zu wechselseitiger neuer Verbindung zu begehen. Man war aber kaum in der Kirche angelangt, schon bei der Absingung des ersten Liedes, als ein Gefühl wallete, welches bis dahin noch nicht bekannt war, das Wehen einer nahen Gegenwart der Gottheit, wie es bei Gelegenheiten ist, wenn jeder Einzelne sich in inniger Betrachtung findet und ein Gleiches seinem Nachbar ansieht. Der Graf that die Beichte vor dem Altar im Namen der Gemeinde, und der Beichtvater des Pfarrers Rothe, ein benachbarter Prediger und der Sache ganz fremder Mann, der die Kommunion hielt, erteilte die Absolution mit aufserordentlicher Bewegung."

Zinzendorf selbst erklärt 27 Jahre später am 13. August 1754: „Alle Leute, welche damals in Herrnhut beisammen waren, das waren mit sich selber unzufriedene Leute. Keiner hatte etwas gegen den anderen zu erinnern. Jedem

1) Schrautenbach, Der Graf Zinzendorf und die Brüdergemeinde, S. 117.

war es fern, dafs er seinen Nächsten hätte richten wollen; jeder war sich bewusst, dafs er selber nichts tauge und in diesem Bewusstsein kamen sie alle vor den Heiland. In dieser Betrachtung des Mannes der Schmerzen sagte ihnen ihr Herz, dafs er ihr Patron und Priester sein würde, der ihr Elend auf einmal in Seligkeit verwandelte. Dieses Vertrauen machte sie in einem Augenblicke zu einem seligen Volke" 1.

Beide Tage sind also die Tage der Stiftung; beide die wesentlichen Gedenktage. In allen Betsälen der Brüdergemeinde liest man diese Data in goldener Schrift.

7. Dieselbe nimmt weder eine konfessionelle Stellung ein im hergebrachten Sinne des Wortes; noch viel weniger eine antikonfessionelle. Sie macht auch nicht den vergeblichen Versuch einer Vermittelung in der Lehre.

Eine Schar Erweckter zu sammeln, war schon der Plan, das Vermächtnis des an der Wiedergeburt ganzer Kirchengemeinden verzweifelnden Spener gewesen. In dieser Allgemeinheit betrachtet, ist das Werk Zinzendorfs jenem gleichartig, in dem charakteristischen Detail der Ausführung aber ein erheblich anderes geworden. Spener hätte wohl einen grofsen, zeitweilig dauernden Konventikel stiften können, niemals aber eine eigentümlich religiös-geweihete Brüderkirche stiften wollen. Denn er war mit allen seinen Gedanken nicht auf Separation und Stiftung, sondern auf Reform gerichtet. Anders die des Grafen Zinzendorf.

Die Herrnhuter nennen sich die Brüdergemeinde als diejenige Genossenschaft, welche sich bemüht, die echten Brüder in Christo, welche sich in allen christlichen Kirchengemeinschaften finden, zu verbinden, an der Versichtbarung dieser Diaspora zu arbeiten. Brüderkirche dagegen ist seit der Synode zu Marienborn im Jahre 1736 der Name für die selbständige sichtbare Gemeinschaft, zu welcher sie sich konstituiert haben, von dem Gedanken geleitet, sie seien der sichtbare Kreis, in welchem sich ein Teil jener unsichtbaren Diaspora die erste äufsere Form gegeben

1) Schrautenbach, S. 118.

habe. Indem sie überdies die Verfassung der alten Mährischen Brüderkirche auf sich übertrugen, entstand die erneuerte Brüderkirche.

Dieselbe scheint also doch exklusiv zu sein gegen alle anderen Kirchen, oder doch als das magnetische Zentrum vorgestellt werden zu müssen, welches alle in anderen Konfessionen lebenden Glieder der erwähnten Diaspora an sich zu ziehen habe. Allein diese Tendenz, welche die Herrnhuter als Brüderkirche konsequenterweise verfolgen mussten, wird durchkreuzt von jener anderen, welche ihnen als Brüdergemeinde eigen ist. Diese ist ja die Botin, welche umherwandert, um die gläubigen Seelen, welche auch jenseits der Grenzen der Brüderkirche vorhanden sind, aufzufinden, miteinander zu verknüpfen. Oder vielmehr sie sollte das sein. Aber thatsächlich hat sie namentlich seit Spangenberg die Zudringlichkeit einer Propaganda in der Sphäre anderer christlicher Kirchengemeinschaften aufgegeben, dagegen das Werk der Heidenmission um SO eifriger betrieben; sie hat jene Zudringlichkeit aufgegeben und ist doch nicht der Meinung geworden, dass die echten Gotteskinder nur innerhalb ihrer Grenzen vorauszusetzen seien. Sie zeigt sich so wenig oppositionell gegen die anderen evangelischen Kirchen, dafs sie sogar der Lutherischen verhältnismäfsig sich angeschmiegt hat, als eine Kapelle neben ihren Domen, als ein Bethaus, von einem gar eigentümlichen Weihrauch erfüllt.

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Sie hat in gewisser Weise auch ihre Lehrgedanken, aber doch was schon aus der Darstellung ihrer Entstehung erhellt nicht ein Dogma im herkömmlichen Sinne in erster Linie als ein Unterscheidendes. Sie hat sich kirchenrechtlich eine nahe Stellung zu der Augsburgischen Konfession gegeben, weifs aber zu gut, dafs ihr eigenes Bedürfnis sie nicht dazu getrieben; dafs nur Umstände sie zu einer konfessionellen Äufserung veranlasst haben. Es ist wahr, gewisse Sätze in jener Bekenntnisurkunde werden von den Brüdern in höchst aufserordentlicher Art betont, gleichwohl nicht in Betracht des Lehrhaften.

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Alles Lehrhafte ist nur Erinnerung an ein süsses Ge

heimnis, welches man sich bereits erschlossen haben muss durch ganz andere Mittel als durch die der Lehre. Die Anstrengung des Denkens kann nicht dazu helfen; wie man denn auch nicht durch Gedanken über Christum zu Christo kommen kann. Es ist geborgen in der Stimmung des inneren Lebens. Statt des Wissens das persönliche Besitzen, statt der Erkenntnis die eigentümliche Seelenstellung zu gewinnen, ist die Sorge des Herrnhuters. Ohne Zweifel ein höchst Individuelles und doch nach der Vorstellung der Brüder nur verständlich im Zusammenhange mit einem Allgemeinen.

Der Heiland ist es, welcher, wie sie urteilen, mit dieser zu seinem Eigentume erkorenen Gemeinde einen „, Spezialbund" abgeschlossen hat, sie in allen Vorkommnissen des Lebens auf eine besondere Weise leitet. Und wiederum hat jedes Mitglied derselben das Band religiös - sinnlicher Sympathie auf eine einzige Weise zu knüpfen. Die Geschichte des Ganzen ist zwar verwoben mit den Zuständen und Schicksalen des inneren Lebens der Einzelnen; aber beide Prozesse sind doch darum nicht unter dem Bilde eines weiteren und engeren Kreises vorzustellen, sondern eher zu vergleichen zweien Kreisen, welche einander schneiden. Jeder Herrnhuter hat seinen individuellen Verkehr mit demselben Generalältesten, als welcher nach der Amtsentsagung des Leonhard Dober Christus selbst angeschaut wird, und weils von eigentümlichen Bezeugungen seiner Gnade. Seine · Erfahrungen sind individuelle Mysterien, aber doch auch dadurch so beseligend, dafs er sie beichten darf den geweiheten Brüdern. Diese sind die ihn belauschenden und erforschenden Seelenhüter. Er selbst übt diese Funktion im Verkehr mit anderen Brüdern. Jeder hat ein Besonderes zu bekennen; alle diese Bekenntnisse aber sind Zeugnisse für das Sich-selbst-bezeugen des einen und selben Heilands an der einen Brüdergemeinde. Er ist allen Einzelnen bekannt, alle sind von ihm in gleich originaler Weise gezeichnet. Das Zeichen rührt her von dem geheimnisvollen Eindruck, welchen er als der Gekreuzigte mit seinen Wunden, in seinem Blute gemacht, in welchem er sich selbst 2'

Zeitschr. f. K.-G. XII, 1.

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