ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

aμaqtñoαi ti, besessen, ἐξ

Passivität, wie das nach allem Vorangegangenen bei einem römischen Morallehrer zu erwarten war. Die Steine werden zum Bau getragen, behauen, eingefügt, weggeworfen wie richtiges totes Material. Jenes Abwälzen aller eigenen Verantwortlichkeit auf den Genius finden wir bei Hermas jaufs schroffste ausgedrückt Mand. VI, 2: Auch der Gläubigste und Beste, vom bösen Engel erfasst, dei und der Schlechteste, vom guten Engel ἀνάγκης δεῖ ἀγαθόν τι ποιῆσαι. Hermas selbst ist das glänzendste Beispiel für das absolut unthätige, unselbständige Verhalten in Sachen der Sittlichkeit, indem er die einfachsten, alltäglichsten Thatsachen und Regeln gleichsam staunend mit offenem Munde als Offenbarungen des heiligen Geistes oder seines Spezialengels hinnimmt. Von sittlichem Kämpfen und Ringen, von eigenem Suchen und Erkennen ist dies der gröfstmögliche Gegensatz, so dafs uns jene alltäglichen Offenbarungen, zu denen erst der heilige Geist erscheinen muss, einfach lächerlich vorkommen. Das römische Wesen ist gerade unserem deutschen diametral entgegengesetzt, aber deshalb ebenso gut vorhanden und als in der Geschichte wirksam zu erkennen, wie unser eigenes. Nicht nur in der praktischen Moral ist nun der Mensch bei Hermas so vollständig passiv, ein leeres Gefäfs, das von irgendeinem Geiste erfüllt wird, auch den rechten Verstand, die Einsicht und Vernunft erhält er ohne eigene Mühe. Wer den heiligen Geist hat, der spricht, wie Gott will. IIav yàg лvεõμɑ аñò Θεοῦ δοθὲν οὐκ ἐπερωτάται λαλεῖ γὰρ πάντα 1. Diese Stelle klingt sehr an 1 Joh. 2, 27 an: où zoɛiav exete iva τις διδάσκῃ ὑμᾶς, ἀλλὰ τὸ αὐτὸ χρῖσμα διδάσκει ὑμᾶς περὶ лávτv und erläutert wieder, wie zgłoμa, die Weihe, schlechthin für πνεῦμα gilt. Ferner mand. X, 1: ὅπου γὰρ ὁ κύριος κατοικεῖ, ἐκεῖ καὶ σύνεσις πολλὴ. κολλήθητι οὖν τῷ κυρίῳ καὶ πάντα συνήσεις καὶ νοήσεις und sim. IX, 2: ἐρώτα τὸν κύριον, ἵνα λαβὼν σύνεσιν νοῇς αὐτά 2. Alle individuelle

[ocr errors]

1) mand. XI, 9 vgl. ebenda 5.

2) Dafs Stellen, wie die beiden letzten nicht in dem tiefen Sinne aufgefasst werden dürfen, den wir ihnen ohne weiteres unterlegen

[ocr errors]

weil ge

erscheinen, wie uns

Freiheit und Selbständigkeit, alle eigene Willensthat ist dem Römer völlig fremd, mag ihm ebenso unsittlich fährlich und zum Zweifel verführend seine blinde geistige Unterordnung und seine daraus folgende furchtbare Veräufserlichung der Moral. Τὸ πνεῦμα τὸ ἅγιον τὸ προόν, τὸ κτίσαν πᾶσαν τὴν κτίσιν, κατώκισεν ὁ θεὸς εἰς σάρκα, ἣν ἐβούλετο, und dieses auserlesene, prädestinierte Fleisch wandelt dann eben fromm, wie Puppen von Gott dirigiert 1. Dafs der heilige Geist zuerst von den Aposteln empfangen wurde und von den Vorstehern und Lehrern ausgeht, findet sich hier nur andeutungsweise, ein Beweis, wie nötig der Gegensatz war, um das römische Bewusstsein in klare Worte und Ausdrücke zu fassen. Añóστολοι καὶ διδάσκαλοι διδάξαντες σεμνῶς, καθῶς καὶ παρέλαβον τὸ πνεῦμα τὸ ἅγιον. sim. ΙΧ, 25. Es ist hier wohl zu beachten, dafs nicht etwa steht: zas naρéhαßov Tip didaσzalíav oder ähnlich. Das würde eine blofse sklaτὴν διδασκαλίαν vische Weitergabe des Empfangenen bedeuten, aber mit dem Hinweis auf den Besitz des heiligen Geistes ist gemeint, dass die Apostel und Lehrer die Tradition auf dem rechten Grunde selbständig weiter entwickelt haben, wie es der römischen Anschauung und Successionslehre entsprach. Im selben Gleichnis IX, 15 heifst es ferner: outou (nämlich die beiden ersten γενεαὶ ἀνδρῶν δικαίων, Propheten, Apostel und Lehrer) πρῶτοι ταῦτα τὰ πνεύματα ἐφόρεσαν, καὶ ὅλως ἀπ ̓ ἀλλήλων οὐκ ἀπέστησαν, οὔτε τὰ πνεύματα ἀπὸ τῶν ἀνθρώπων, οὔτε οἱ ἄνθρωποι ἀπὸ τῶν πνευμάτων, ἀλλὰ παρέμειναν τὰ πνεύματα αὐτοῖς μέχρι τῆς κοιμήσεως

würden, braucht kaum erwähnt zu werden, weil sie eben bei Hermas stehen. Man sieht ja, wie und wofür er Verständnis sucht bei seinem Genius in Hirtengestalt. Pius IX. charakterisiert diese Art von ,, passivem Verständnis" trefflich durch seine Worte an einen greisen französischen Bischof (Juli 1870), welcher ihm erklärt hatte, dafs sein Gewissen ihm gebiete, wider das neue Dogma zu stimmen: ,,Nein, ihr werdet nicht dagegen stimmen, der heilige Geist wird euch in der Entscheidungsstunde unwiderstehlich erleuchten, und ihr werdet alle Placet sagen." Quirinus, Röm. Briefe vom Konzil, S. 606f. 1) sim. V, 6 vgl. VIII, 6.

avtov. Aus dieser Stelle, wie überhaupt aus dieser ganzen Schrift, ergiebt sich wieder, wie äufserlich die Einwohnung des Geistes gedacht wird und wie diese Vorstellung der Inspiration, dem charisma veritatis der Beamten zugute kam. So mufste eben jeder Bischof bei anderen und bei sich selbst als unmittelbarer Sprecher der Gottheit gelten und seine Worte als Ausdruck des göttlichen Willens. In diesem Sinne darf man vielleicht noch Ausdrücke wie: & hovoros τὸν πλοῦτον, ὃν ἔλαβεν ἀπὸ τοῦ κυρίου, παρέχει τῷ πένητι sim. II, 7 oder das häufige κολλάσθαι τοῖς δούλοις To 980, welche Worte Clemens den aufrührerischen Korinthern beständig zuruft, vornehmlich auf die Gemeindebeamten beziehen, jedenfalls nur noch auf solche, die der Ordnung und den Presbytern gehorsam sich fügen. Durch Hermas wird die unglaubliche Unselbständigkeit und das fast lächerliche Autoritätsbedürfnis der Römer im reichsten Mafse auch für die römisch-christliche Welt bezeugt, und es konnte infolge dessen, wie schon erwähnt, gar nicht anders kommen, als dafs eben den Presbytern und Bischöfen die,, authentische Interpretation" und produktive Weiterentwickelung der Tradition von der Menge zugedrängt wurde. Gerade aus Hermas' Schrift ersehen wir, wie natürlich dem Römer der Bischof als ein gotterfülltes Gefäfs erscheinen musste, das nicht aus menschlicher Vollmacht, sondern durch Gott erleuchtet die christliche Lehre handhabt. Wie nahe der Traditionsbegriff der Successionslehre verwandt ist, wie beide auf den Besitz und das Weitergeben des göttlichen Geistes hinauskommen, liegt auf der Hand. Presbyteris obaudire oportet his, qui successionem habent ab apostolis, qui cum episcopatus successione charisma veritatis certum secundum placitum patris acceperunt. Ir. IV, 26. Damit haben wir die Entwickelung dieser merkwürdigen, spezifisch römischen Ideen bis an den Ausgang des zweiten Jahrhunderts begleitet und sie an die bekannten Aussprüche von Irenäus und Tertullian angeknüpft, die zuerst jene Prinzipien in vollster Schärfe und Klarheit verkünden. Die Wurzeln derselben liegen, wie wohl genügend ersichtlich geworden, schon in den dunkeln, sagenhaften Zeiten, da die

Stadtgemeinde Rom sich bildete und noch keine Ahnung von einstiger doppelter Weltherrschaft hatte.

Nach dem Gesamteindruck alles Bisherigen dürfen wir wohl sagen, dafs das Wesen der katholischen Kirche schlechterdings unverstanden bleibt, wenn man sie nicht als nationale Schöpfung des römischen Geistes im grofsartigsten Sinne kennt und betrachtet. Sie stellt das zweite Römerreich dar, an Macht und Gröfse des ersten würdig. Wie einst Rom die Nationen zermalmte, wie es keine neben sich duldete, mit keiner einen Kompromifs schlofs, so erträgt die römische Kirche keine andere Meinung, keine andere Religion neben sich, setzt sie alle Zeit unerschütterlich dem „, Abtrünnigen " ihr anathema sit entgegen. Toleranz ist selbst mit dem gröfsten Fluche bedroht. Es hat in der Weltgeschichte viele Völker mit grofsem Nationaldünkel gegeben, die alles Ausländische verachteten, aber solch unbeugsamen, unerträglichen, diamantharten Hochmut, wie er den Römern eigen, findet man wohl nicht wieder. Diese verachteten die fremden Nationen nicht, nein, dieselben waren ihnen als solche gar nicht vorhanden; sie konnten nur Teile, Unterthanen des römischen Reiches, oder überhaupt nicht sein. Mit den Waffen in der Hand bewiesen die Römer allen Völkern, dass sie keine eigene Existenzberechtigung hätten, bis diese Beweisführung an der ebenbürtigen Kraft des Germanentums furchtbar scheiterte. Als Sklaven mochten die Deutschen dem römischen Geist sich nicht unterwerfen, aber als Freie und Sieger haben sie sich willig der überlegenen Bildung und Kultur des vom Schauplatz der Geschichte abtretenden Volkes gebeugt und auch das Christentum von ihm angenommen. Als diese Herrschaft des Romanismus wiederum durch die Ansprüche des Papsttums zum drückenden Joche werden sollte, da bewies Deutschland abermals, dass es keinerlei Knechtschaft vertrage; durch die Reformation machte es sich geistig frei, bewies es seine Mündigkeit. Nach jahrtausendelangem sieglosen Kampfe wird der Romanismus sich nun doch drein fügen müssen, als nationaler Volksgeist neben und unter anderen zu gelten. Sein Anspruch, der universelle,, Katholicismus" im eigentlichen Sinne

des Wortes zu sein, hat in der Politik wie in der Religion keinerlei thatsächliche Berechtigung mehr, seit in beidem eine andere Nationalität sich siegreich gegen ihn behauptet hat. So gut wie der Romanismus seine eigene Kirche geschaffen hat und sie festhält und sogar unberechtigte Ansprüche für sie erhebt, so gut hat doch gewifs auch der Germanismus, das Deutschtum, sein Recht, die Religion nach deutscher Weise aufzufassen und zu gestalten. Das Volk hat sich dies Recht nicht nehmen lassen, und die Wissenschaft rechtfertigt es, indem sie auch,, die alleinseligmachende" als eine fremde Nationalkirche nachweist.

Zeitschr. f. K.-G. XII, 2.

17

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »