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ersten Bücherverboten 1521 an bis zur definitiven Vernichtung der Ketzer geschildert. Tiefer als irgendwo hätten zwei edle Prinzipien den Volkscharakter durchdrungen. Ihrer Fälschung sei die extreme Intoleranz mit ihrem gleichen Hasse gegen Juden, Mohammedaner und Lutheraner entsprungen. Traditionelle Ansicht ist, die Inquisition habe in der Wissenschaft gehaust gleich einer Herde Elephanten in indischen Reisfeldern. Ticknor hält auch in der dritten Ausgabe 1863 den Irrtum noch fest.

Der Historiker Ferdinand's und Isabella's hat Ranke's Skizze Philipp's II. als Magnet benutzt, um das edle Metall aus den Urkundenmassen zu ziehen, die ihm Simancas, Madrid, Brüssel, Paris, Leiden darboten. Unvollendet blieb die History of the reign of Philipp the Second king of Spain, 3 Vol., 1855-1858. Sie widerlegte die Meinung, Spanien, an die Verteidigung des Katholicismus seine europäische Stellung setzend und von den finanziellen Lasten der habsburgischen Weltpolitik erdrückt, hätte schon im 16. Jahrhundert dem heutigen Escorial geglichen, diesem gröfsten, schwermütigsten Granitbau der Welt. Prescott hat Hunderte königlicher Schreiben gelesen aus der, auch vor den Sekretären geheim gehaltenen Korrespondenz, die, einst in Simancas, jetzt im Hotel Soubise liegt. Neues über spanischen Protestantismus fand er so wenig wie es Alberi's Relazioni degli ambasciatori Veneti, Serie I, T. III, V, VI, 1853, 1861, 1862 enthalten; ein Beweis, welch ein bald vergessenes Intermezzo, nach diplomatischem Mafsstabe, diese evangelischen Regungen waren. Ursprung, Mittel, Führer, Anhänger der religiösen Revolution werden klar und konzis dargestellt. Man sieht den Grofsinquisitor die Mine legen zum allgemeinen, raschen Ruin der Feinde Gottes. Das Netz droht vor der Menge der Fische den höllischen Menschenfischern zu zerreifsen. Die Autosdefé verbänden den Pomp eines römischen Triumphes mit den Schrecken des jüngsten Gerichtes. Sie mahnten an die Gladiatorenkämpfe im Kolosseum. Es gebe keine bessere Schule, um das sittliche Gefühl eines Volkes zu vergiften und die menschlichen Empfindungen zu töten als diese gräfslichen Schauspiele.

Kein edleres Opfer hätten die Bluthunde des Officiums erbeutet als den Erzbischof von Toledo. Der Prozess wird in Kürze, nach den Akten, erzählt. Die Schuld des Prälaten ist nicht genügend abgewogen. Prescott gesteht, Tiefes zu geben sei nicht seine Sache. Hiefs doch sein unitarischer Wahlspruch: wait the great teacher death and God adore.

1829 hatte Ranke Saint Reals Roman über Don Carlos zerstört. 1863 und 1867 beseitigte M. Gachard's Don Carlos et Philippe II., 2 T., die Fabel vom Protestantismus des Prinzen. Nach Sandoval, Llorente, Castro, Mignet schildert er die Invasion der Häresie in Valladolid, die Entdeckung, die Autosdefé 1559. Den Reiz dieser abscheulichen Schauspiele fasse man heute nur mit Mühe, da die Gesinnungen der Humanität und Toleranz in den Massen herrschten, wie in den höheren Klassen. Gern hätte er an Philipps sentencia famosa gegen Seso gezweifelt: Holz trüge ich herbei, um meinen Sohn zu verbrennen, wäre er so böse, wie ihr seid. Aber der Bericht des französischen Gesandten enthalte die Parallele: ich würde meinen Sohn sterben lassen, sündigte er in diesem Punkte; paroles horribles et qui montrent, jusqu'à quel point ce monarque poussait le fanatisme. Gachard berührte ein verwandtes Gebiet in der Schrift: Sur Jeanne la Folle et les documents concernant cette princesse 1869. G. A. Bergenroth hatte den Calendar of letters, dispatches and Statepapers, relating to the negotiations between England and Spain, preserved in the archives at Simancas and elsewhere, 2 Vol., 1852, 1868 edirt. Das Supplement to Vol. I and II 1868 enthüllte ein unerhörtes Geheimnis der Bosheit, das durch den Aufsatz in Sybel's Historischer Zeitschrift 1868, Kaiser Karl V. und seine Mutter Johanna, verbreitet wurde. Königin Juana sollte für wahnsinnig erklärt, eingekerkert, mifshandelt sein, weil drei fürstliche Henker, der Vater, der Gemahl und der Sohn, ihr die Kronen entreissen und sie für die lutherische Ketzerei strafen wollten, in die sie früh verfallen war. Die Fabel vom Wahnsinne mufste die Schandthaten von Tordesillas rechtfertigen. Da habe man Juana schmachten lassen, ohne Geld, elend gekleidet, von Megären gehütet. Den Widerwillen

gegen die Messe dachte man der Fürstin durch die Folter auszutreiben. Ihr einziger Gedanke war Flucht aus dem gräfslichen Kerker, dessen Korridore sie jammernd und weinend durchirrte. Ihr Flehen hätte Steine erweichen können, den Sohn rührte es nicht. Gachard, Vicente de la Fuente, Doña Juana la loca, vindicada de la nota de herejia 1870, R. Villa, Bosquejo historico de la reina Doña Juana, formado con los principales documentos relativos a su persona 1874, haben die Akten dieser späten Beatifikation der gekrönten lutherischen Märtyrerin revidiert. Es ist nichts geblieben, als ein gelehrter Geisterseher, der glaubte, was er wünschte.

2) Voll Sympathie für den Laien prediger und Gewissensrat Giulia Gonzaga's schrieb Wiffen die Biographie des vermeinten Quäkers vor Fox. Man kannte in England nur Walton's Phantasiestück, das aus den Zwillingen Valdes ein unwahres Unikum gemacht hatte. Wiffen stellte Facta und Data mit Hilfe der Schriften der Brüder, der Briefe des Erasmus, Castiglione's, der Cenni Böhmers fest. Manche Konjekturen und Irrtümer hat er beseitigt. Auf zeitgeschichtlichem Hintergrunde sieht man die hervorragenden Valdesianer. Die Einheit und Verschiedenheit der Brüder, die religiösen Gedanken der Zeit, Juans Fortschritt vom erasmischen zum mystisch-biblischen Standpunkte sind gut entwickelt. Der Verfasser preist das Credo seines Lieblings. Es wurzele in der Herzenserfahrung. Es erhebe sich zur Einfalt des Evangeliums. Verbreitet wirke es wie der kleine Stein den ruhigen See bewege und vom Zentrum aus immer weitere Kreise bilde. Wiffen will jedem der Brüder das Seine geben, die fragmentarischen Nachrichten richtig kombinieren. Manchmal neckt ihn freilich dabei seine poetische Ader. Durch Gedankenlesen und biographische Exegese der Worte Juans entstehen unhistorische Thatsachen. Dahin gehört z. B., der Vater der Brüder, erzogen am Hofe der katholischen Könige, habe am Aufstande der Comuneros teilgenommen. Juan soll im Mercurio seine Mutter, Grossmutter und sich geschildert haben. Von Alfonso, dem Gegner Luther's, heifst es, er wetteifere mit ihm im Fluge des Genius. Das Urteil erklärt sich freilich aus der in England

häufigen Unbekanntschaft mit dem Wesen der sächsischen Reformation. Fehlen dort doch in sehr reichen Bibliotheken die lutherischen Klassiker. Der Anhang des Buches enthält spanisch die Korrespondenz des Erasmus und Pietro Martir d'Anghieras mit den Brüdern.

Seit ungefähr fünfzig Jahren giebt die Akademie der Geschichte in Madrid die Coleccion de documentos ineditos para la historia de Espana heraus. Navarrete, Salva, Sainz de Baranda, Fuensanta del Valle, Rayon, Zabalburu haben bis jetzt 92 Bände bearbeitet. Die fünf zuletzt erschienenen enthalten die Correspondencia de Felipe II. con sus embajadores en la corte de Inglaterra 1558-1584. Es fehlt in den Publikationen nicht ganz an minder Wichtigem, das aber vor der Fülle des Bedeutenden, Wertvollen und Interessanten verschwindet. Auch die Kirchengeschichte ist bedacht. Dahin gehören z. B. Vida y escritos de Fr. B. de las Casas von Fabié 1879, 2 T., die Ausgabe der Historia de las Indias des grofsen Missionsbischofs in ihrer ursprünglichen Gestalt von Fuensanta del Valle und Rayon 1879, 5 T. Die Documentos referentes a la causa del arzobispo de Toledo D. Fr. B. Carranza de Miranda, ausgewählte Aktenstücke aus dem Monstreprozefs mit trefflicher Einleitung in Bd. V 1844 und Bd. LXVIII 1879, sind sehr wichtig für unser Thema.

Die Verschärfung der kirchlichen Temperatur nach der Besiegung der Häresie dokumentiert der Inquisitionsprozess gegen den grofsen Lyriker Luis de Leon. Das Leben des berühmten Professors der Theologie in Salamanca, der als Dichter den antiken Marmor mit christlicher Hand zu formen wusste, ist bedeutend für die Erkenntnis der kirchlichen und wissenschaftlichen Zustände unter Philipp II. Es tauchte wieder auf, als die Coleccion 1847, Bd. X, XI, die Akten des Prozesses brachte. Sie zeigten zugleich, welche erwünschte Dienste das heilige Gericht der Rachsucht und Bosheit, dem Professoren- und Ordensneide, mittelst des Verdachtes der Häresie, leisten könne. Ohne die Vida de Fr. L. de Leon por J. Gonzalez de Tejeda 1863 zu kennen, schilderte ich im Fr. L. de Leon, eine Biographie aus der Ge

schichte der spanischen Inquisition und Kirche 1866, Lernen, Lehren, Dichten, Leiden des tiefsinnigen, geistvollen Augustiners. Gleichzeitig hat ihm der Präsident der mexikanischen Akademie A. Arango y Escandon den vorzüglichen Ensayo historico Mexico 1866 gewidmet. C. F. Audley hatte 1868 durch seinen Aufsatz, Un moine espagnol du seizième siècle Bd. LXXIV des Correspondant meinem Buche, das ein scharfgezeichnetes, vollständiges Bild des ganzen, religiösen und intellektuellen Spaniens unter Philipp II. gebe“, den Weg zu katholischen Lesern gebahnt. Kleine Versehen, die er nicht bemerkte oder grofsmütig ignorierte, fanden einen scharfen Korrektor an dem alt- und akatholischen Theologen F. H. Reusch. Seinem Vortrage Luis de Leon und die spanische Inquisition 1873 hatte er 124 Seiten gelehrter Anmerkungen mitgegeben. Wer einen spanischen Inquisitionsprozess für eine Kleinigkeit hält, die nur protestantische Geschichtslügen zur Vogelscheuche aufbauschten, kann durch diesen Fall, wo es sich weder um Häresie noch Politik handelte, anderer Ansicht werden. Aus Anlafs neu entdeckter Manuskripte Leon's schrieb der Augustiner M. Gutierrez Fr. L. de Leon y la filosofia española del siglo XVI 1885. Die Stellung des katholischen Denkers zu den philosophischen Schulen der Zeit in den Anschauungen über Gott, Mensch, Natur, sittliche und politische Ordnungen wird gezeigt.

3) Das Wort Dante's,, parla e sii breve ed arguto" dürfte das Motto der gründlichen und sinnigen Schrift Sterns sein. Seit der grofsen Klage um den Protomartyr habe die Kirche es als Ehrenschuld angesehen, das Andenken der Blutzeugen dankbar zu feiern. Es gelte den Erbschatz der Erinnerungen zu bewahren und zu beleben, den wir dem Heroismus der Väter verdankten. Das geschehe nicht nur durch äufserliche Skizzen und Bücherbeschreibungen. Man müsse in den Geist der alten Zeugen eindringen. Litterarische und kritische Nebenfragen hätten hinter den grofsen, kirchlichen Interessen zurückzutreten. In neun Kapiteln wird das Verhältnis der Valdes zur Reformation, der Charakter ihrer, in kernigen Auszügen vorgelegten Schriften, das Ganze ihrer christlichen Überzeugungen, der Lebens

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