ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

b) Antonius als Lektor.

Kam im Dominikanerorden, dessen Zweck die Bekämpfung der Häresie war, der Pflege der Wissenschaften von Anfang an die hervorragendste Stellung zu, so war es bei der Stif tung des Franz von Assisi ursprünglich ganz anders 1. Franz selbst wollte,, nichts wissen, als Jesum den Gekreuzigten" und wollte auch, „, dafs seine Brüder lieber beten, als lesen". Nicht einmal das durch die Regel den Laien allein gestattete Psalterbuch wollte er den Novizen gerne lassen, denn, meinte er, wer ein Buch habe, wolle mehr haben und lieber von Thaten anderer lesen, als selbst löbliche Thaten vollbringen. „Die Brüder, die sich vom Wissensdrang leiten lassen, werden am Tage der Vergeltung meine Hände leer finden", sagte er und sah einen Tag der Wehen kommen, an dem man die unnützen Bücher alle zum Fenster hinauswerfen werde.

Auch die Predigtaufgabe, die Franz seinen Jüngern stellte, setzte ursprünglich durchaus keine theologische Bildung voraus, sondern es handelte sich da nur um volkstümliche Ermahnung zur Busse, Mildthätigkeit, Gottesfurcht, und noch aus den späteren Legenden ist ersichtlich, wie Franz, als die Wissenschaft in den Orden eingeführt wurde, eben nur einer Strömung nachgab, der er nicht widerstehen konnte; klagte er doch über die vielen Brüder, die sich in ehrgeiziger Weise zu Lehrämtern drängen, und wollte noch in den letzten Zeiten wieder Aussätzige pflegen, um diesen Brüdern ein Beispiel zu geben. Und wie Franz dachten auch später noch viele Genossen.

1) Vgl. Müller, Anfänge, S. 102 ff. und Ehrle im Archiv III, 576 ff.

[ocr errors]

2) S. Müller, S. 104. 108; Ehrle S. 580, sowie die Klagen der Spiritualen, im Archiv III, 72. 176. Unbegreiflich ist der Schlufs, den Ehrle a. a. O. S. 577 aus der angeführten Stelle zieht, dafs Franz das Studium durchaus nicht aus seinem Orden verbannt wissen wollte, vielmehr die Notwendigkeit desselben für das Predigtamt wohl erkannte". Ehrle nimmt das eigentlich gleich wieder zurück, wenn er fortfährt:,,Jedoch wollte Franz es auf das unumgänglich notwendige Mafs beschränken, ... dazu schien ihm . . . viel be

Wenn also Antonius anfangs im Orden seine wissenschaftliche Bildung verborgen hat, so geschah das durchaus in Übereinstimmung mit den damals dort herrschenden Anschauungen, da man auf Wissenschaft und Bildung wenig hielt. Seine eigene Anschauung aber war eine andere. Er hielt Studium und wissenschaftliche Bildung für ein notwendiges Korrelat zum Predigtamt, er war nicht undankbar für das, was er in Coimbra gelernt hatte. Deshalb",

meint er in einer Predigt ',,, weil in unserer Zeit die Hirten der Kirche das Licht der Wissenschaft nicht haben und es ihnen an den Werken der Tugend fehlt, deshalb zerstreut der Wolf, d. h. der Teufel, die Schafe, deshalb reifst der Dieb, d. h. der Ketzer, sie an sich"; und in dem Psalmwerk, falls das von Antonius ist, ist unter den mancherlei Anforderungen an die Prediger wesentlich auch die, dafs sie,, ein lichtvolles Wissen" haben, insbesondere, dafs sie die heilige Schrift genau studiert haben 2. Antonius hat dabei allerdings wohl das kirchliche Predigtamt im Auge, aber das ist es ja gerade: wer die wissenschaftliche theologische Bildung für ein so wesentliches Erfordernis eines Predigers hält, der steht in anderen Anschauungen als Franz, der kann den schlichten Laienpredigten, auf die Franz hielt, nur eine untergeordnete Bedeutung zugestehen. Jene Bemerkung des Antonius, dafs der Mangel an theologischer Bildung der Prediger eine Ursache sei, welcher die Häretiker zum Teil ihre Erfolge verdanken, legt aber noch eine andere Vermutung nahe: so lange nämlich die Minoriten sich in gut katholischen Gegenden bewegten, hatten

trachtendes Gebet, wenig Lesen und weniger Studium erforderlich. Von ausgiebigem Betrieb der Wissenschaften befürchtete er ernstliche Gefährdung der Innerlichkeit, Demut und Armut, in denen er seine Richtung begründet wissen wollte." Der ganze Versuch Ehrles, den von Müller konstatierten Abfall des Ordens von Franzens ersten Zielen zu verdecken, beruht auf der Methode, alles, was schliesslich aus den Anfängen herausgewachsen ist, als in diesen Anfängen schon mitgesetzt und von Franz darum mitgewollt darzustellen.

1) J. S. S. 167.

2) Vgl. Sermo CLXVII.

jene einfachen Predigten auf Strafsen und freien Plätzen keine Gefahr; wenn sie aber in Gegenden kamen, wie die von Rimini, wo die Ketzer zahlreichen Anhang hatten, so war's etwas anderes. Die philosophisch und theologisch trefflich ausgebildeten Prediger der Katharer1 liessen sich gewifs die Gelegenheit nicht entgehen, solch einem katholischen Prediger auf freiem Felde Einwürfe zu machen, und wenn sich die ungebildeten Prediger auf ein Disputieren einliefsen, so zogen sie den kürzeren. So können es Erfahrungen, die Antonius selbst und seine Genossen gemacht haben, gewesen sein, die ihn von der Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Ausbildung der Prediger im Orden überzeugt hatten. Gleiche Erfahrungen haben ja Dominikus zu gleichen Überzeugungen geführt.

Übrigens wäre Antonius für sich allein ohne Zweifel damals nicht imstande gewesen, diese ganz neue Sache in den Orden hineinzutragen. Er war ja in der Zeit, um die es sich allein handeln kann, etwa 1223 oder 1224, ein noch kaum gekannter, kaum in den Orden eingetretener Bruder, von dem Franz sich gewils nicht in die neue, ihm unbehagliche Richtung hätte drängen lassen. Die Geschichte des Johannes v. Stiacchia in Bologna zeigt jedenfalls, wie man

und offenbar mit Recht sich die Stellung des Stifters zu derartigen Versuchen dachte: unerbittlich wegwerfend, jedenfalls wenn sie von eigenmächtigen Neuerern ausgingen. Wer vielmehr der eigentliche Urheber der Einführung des Studiums in den Orden war, das sagt Salimbene, der dem Elias von Cortona, an dem er sonst keinen guten Faden lässt, das eine Verdienst zugesteht, dafs er das Theologiestudium in den Orden eingeführt habe. So mag denn er es gewesen sein, der den leidenden Franz dazu vermocht

1) S. Schmidt, Histoire des Cathares I, 144. 150; II, 158f. 2) Salimbene p. 405. Ich glaube nicht, dafs das auf die Thätigkeit des Elias während seines Generalats einzuschränken ist, wie Ehrle a. a. O. S. 579 anzunehmen scheint, vielmehr geht es nach dem deutlichen Wortlaut auf die Einführung des Theologiestudiums in den Orden, die ja zweifellos noch zu Lebzeiten des h. Franz stattgefunden hat.

[ocr errors]

1

hat, dafs dieser an Antonius den uns erhaltenen Brief schrieb: Meinem lieben Bruder Antonius wünsche ich, Bruder Franziskus, Heil in Christus! Es gefällt mir, wenn du den Brüdern die heilige Theologie liesest, wenn du nur durch derartiges Studium den Geist nicht auslöschest, wie er in der Regel enthalten ist, Lebewohl!" Der Brief, obwohl wir ihn nur aus später Quelle haben, ist meines Erachtens so charakteristisch für die Stellung Franzens zu der neuen Sache, dafs er das Siegel innerer Wahrheit in sich trägt. Er zeigt, wie ängstlich Franz dabei zumute war; die Hauptsache war ihm die Erhaltung des ursprünglichen Geistes unter den Brüdern, für ihn fürchtet er. Durch den Brief ist dann bewiesen, was wir auch aus späteren Legenden wissen, dafs Antonius der erste Lektor im Orden war, dafs mit ihm erst die Pflege der Wissenschaften in den Orden aufgenommen wurde.

Dafs Antonius seine theologische Bildung aus Coimbra gebracht habe, kann nicht zweifelhaft sein. Der alten Angabe, dafs er vor Antritt des Lektorenamts in der Schule des Abtes Thomas von Vercelli mit Adam de Marsh Theologie studiert habe, liegt nur die Thatsache zugrunde, dass Antonius in vertrautem Verkehr mit Thomas von diesem in die viktorinische Mystik eingeführt worden ist ".

1) So im L. M. n. 20, welche Lesart mir die älteste scheint.
2) P S. 91 u. S. c. XI.

3) Das sagt nicht nur L. M. n. 19 in einer Erzählung voll von inneren, sachlichen und chronologischen Unmöglichkeiten, sondern schon P2 S. 90 und auch die Historia septem tribulationum ord. min. v. Angelus Clarenus bringt Antonius mit Adam de Marsch in Verbindung. Adam de Marsch nun stand allerdings in Verbindung mit dem Viktoriner Thomas v. Vercelli (gest. 1246), vgl. seinen Brief an letzteren in den Monum. Franciscana ed. Brewer I, S. 206. Allein wenn Adam ein Schüler des Thomas war, so ist er's sicher in der Zeit gewesen, als Thomas in Paris Lehrer der Theologie war (siehe Denifle, Universitäten I, S. 730 Anm. 216); dafs ein Engländer in Vercelli hätte studieren sollen, ist ja gänzlich unwahrscheinlich. Ebenso unwahrscheinlich ist aber überhaupt jede Beziehung zwischen Adam und Antonius, kommt doch auch in der ganzen reichen Briefsammlung Adams der Name des Antonius gar nicht vor.

4) Thomas sagt in seinem Buch, auf welches P2 hinweist:,,Multi

Antonius hat also Erlaubnis erhalten, den Brüdern theologische Vorlesungen zu halten, und er begann damit in Bologna '. Dort hatte Franz von Assisi selbst schon im Jahr 1220 gepredigt, ja schon vorher soll der Sage nach den Minoriten die Kapelle und das Haus vor der Stadt draufsen eingeräumt worden sein, worin sie bis 1236 blieben. Wann Antonius nach Bologna ging, ist nicht zu bestimmen 3, nur soviel wissen wir, dafs es zu Lebzeiten des

penetrarunt arcana sanctissimae Trinitatis sicut expertus sum in Antonio ex Minorum ordine in familiari consuetudine, quam habui secum: qui parum instructus disciplinis saecularibus, tam brevi mysticam theologiam est adeptus, ut coelesti amore intus perustus, foris divina scientia illuminaret." Diese Stelle aus den Extractiones de coel. hierarchia s. im Supplementband der Acta SS. zum Juni VI, S. 124, ebenso in De la Haye; ausführlichere, offenbar spätere Variationen geben L. M. 19 und Markus von Lissabon V, cap. 5. Ein Studium des Antonius in Vercelli könnte ja nur den Zweck gehabt haben, vor Antritt des Lektorats etwaige Lücken seiner Bildung auszufüllen. Solche Lücken hatte zwar Antonius: „, parum instructus disciplinis saecularibus", d. h. es fehlte ihm an der philosophischen Bildung (so auch M. P.: „,qui philosophorum non nouerat argucias“, ja sie nennt ihn:,, uirum pubetenus ydiotam"), auch seine Schriften verraten so gut wie keine Beziehung zur Philosophie (vgl. oben Bd. XI, S. 511. 534); aber nach dem Zeugnis des Thomas hat er ja nicht diese Lücken bei ihm ausgefüllt, sondern nur die Mystik sich angeeignet, und da ist nicht abzusehen, warum er gerade Mystik studiert haben sollte, ehe er Lektor wurde. Die wenigen Spuren der Mystik, welche seine Schriften zeigen (s. oben Bd. XI, S. 512f. 532. 534), können uns nicht nötigen, die Stelle aus Thomas anders, als in dem nächstliegenden Sinn einfacher Freundschaftsverbindung zu verstehen. Die zwei Angaben der P und L. M. sind Mifsverständnis dieser Stelle, vgl. Azzoguidi fol. XC und Müller S. 103 Anm. 3.

1) Legende S. c. XI.

2) Vgl. über diese Niederlassung, S. Maria della Pugliola genannt, wohl ein Eremitorium, die wichtigen Urkunden in Azzoguidi not. 32, fol. LXXXII bis LXXXIV. Woher Ehrle im Archiv III, 578f. etwas von einer Niederlassung der Minoriten in der Stadt Bologna wissen will, ist mir unbekannt; eine solche ist vielmehr ausgeschlossen durch die Urkunden Azzoguidi's.

3) Gegenüber der grofsartigen Verwirrung, in welche hier alle Geschichtschreiber seit Azzoguidi not. 37, Arbusti c. VI, S. 19 und

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »