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Es läfst sich nun zeigen, dafs Wiklif bei seiner Bibelübersetzung von dieser Art mittelalterlicher Bibelerklärungen in hohem Masse abhängig gewesen ist, und ihnen nicht nur in der Sitte der Einschaltung von Glossen gefolgt ist, sondern auch den Inhalt derselben ausschliefslich daraus entnommen hat.

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Dies lässt sich am sichersten an der vierten Gruppe von Zusätzen erkennen, als deren Zweck wir oben angegeben haben, die Leser auf einen hinter dem Buchstabensinn verborgenen, sozusagen mystischen Sinn hinzuweisen. Matth. 16, 17 fügt Wiklif zu der Namensangabe Barjona hinzu that is the sone of culver 1. Dazu bemerkt Hieronymus - und diese Erläuterung hat die catena aurea übernommen Barjona in nostra lingua sonat,,filius columbae". Alii simpliciter accipiunt, quod Simon id est Petrus sit filius Joannis juxta alterius loci interrogationem: Simon Joannis, diligis me? Qui respondit: Domine, tu scis; et volunt scriptorum vitio depravatum, ut pro Bar Joanna (hoc est filius Johannis) Barjona scriptum sit, una detracta syllaba. Joanna autem interpretatur,,Domini gratia". Utrumque autem nomen mystice intelligi potest, quod et columba Spiritum sanctum et gratia Dei donum significat spirituale. Man sieht, Wiklif hat die erste Erklärung des Hieronymus übernommen und deshalb zugesetzt: das heifst Sohn der Taube. Er befindet sich mit dieser Erklärung übrigens im Einklang auch mit Beda, der in seinem Kommentar sagt: barjona Syriace, latine dicitur filius columbae. Hic simplicitas Petri ostenditur, qui filius gratiae spiritualis appellatur.

Matth. 21, 16: Nunquam legistis, quia ex ore infantium... perfecisti laudem setzt Wiklif zu children hinzu that kunnen nat speke. Er meint offenbar, der Herr habe damit ein besonderes Wunder andeuten wollen, dafs Kinder, die noch nicht sprechen können, mit ihrem Munde ihn loben sollen. Ganz dasselbe hebt eine in der cat. aur. enthaltene Anmerkung des Chrysostomus hervor.

Matth. 23, 3 übersetzt Wiklif genimina viperarum fruytis

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of eddris und fügt hinzu that sleen her modris. Diese Glosse stammt gleichfalls aus einer Erklärung des Chrysostomos: Genimina viperarum dicuntur, quoniam talis est viperarum natura, ut filii rumpant uterum matris et sic procedant: sic et Judaei semper parentes condemnant, reprehendentes eorum facta. Derselbe sagt zu Matth. 3, 7, wo der gleiche Ausdruck steht: viperarum natura est, rumpere viscera matrum suarum et sic nasci; quoniam ergo Judaei assidue persequentes prophetas corruperunt matrem suam synagogam, ideo progenies viperarum nuncupantur; und zu Luk. 3, 7: Ferunt, viperam marem coeundo necare, cujus foetus excrescens perimit matrem et sic prodit in lucem, scisso parentis utero in vindictam quodam modo perempti genitoris, itaque parricida est proles vipera. Tales erant Judaei, qui patres spirituales eorum atque doctores occidebant. Die Abhängigkeit des Wiklif'schen Zusatzes von diesen Erklärungen des Chrysostomos ist mit Händen zu greifen.

Joh. 1, 1 schiebt Wiklif hinter the word ein: that is Goddis sone. Es bedarf keines Nachweises, dass auch dieser Zusatz durchaus mit den Erklärungen der Väter übereinstimmt.

Joh. 2, 8: architryclin that is prince in the hous of thre stagis weist zurück auf Beda (expos. in S. Joh. evang.): Bene in domo harum nuptiarum, quae Christi et Ecclesiae sacramenta figurarent, triclinium, id est, tres ordines discumbentium altitudine distantes inesse describuntur, quia nimirum tres ordines fidelium sunt, quibus Ecclesia constat, conjugatorum videlicet, continentium et doctorum.

Joh. 8, 25: Tu quis es? Dixit eis Jesus: Principium, qui et loquor vobis schiebt Wiklif hinter the beginning ein or the first of al thing. Für diesen Zusatz stützt er sich auf Augustin: credite, me esse principium, quia, ut hoc credatis, non solum sum principium, sed et loquor vobis. . . .

Diese deutlichen Beispiele für die Abhängigkeit der Wiklif'schen Zusätze von den Erklärungen der Väter lassen sich unschwer um eine Menge solcher vermehren, die minder schlagend dasselbe zeigen. Ja, man kann sagen, dass, wenn

man die Wiklif'sche Bibelübersetzung an der Hand der catena aurea oder der postilla perpetua oder anderer mittelalterlicher Erklärungen durchmustert, man fast bei jedem Zusatze Wiklif's in jenen das Stichwort findet, das dazu Anlafs und Stoff geboten hat. Nur einige Stellen mögen das zeigen; ich wähle solche, wo Wiklif ein fremdländisches Wort durch seinen Zusatz erläutert hat.

Matth. 5, 22 heifst es Racha that is a word of scorn, eine fast wörtliche Übersetzung der Bemerkung des Chrysostomus: Racha est verbum contemptus et vilipensionis. Matth. 14, 1: Herodes tetrarcha, that is prince of the fourthe part stammt von Remigius von Auxerre: Caesar Augustus jussit dividi illud regnum in tetrarchias et tres partes dedit filiis Herodis .. et, ut hoc ostenderet, Evangelista addidit Tetrarcha". - Matth. 21, 9: Osanna that is I preie save rührt her von Beda, der seinerseits auf Hieronymus zurückweist: Notandum sane, quod Hosianna verbum hebraicum compositum est ex duobus, corrupto et integro. „, Salva" namque, sive,, sanctifica" apud eos dicitur,,hosi“, „anna" vero interjectio est deprecantis, quomodo apud Latinos interjectio est dolentis,,heu" et interjectio admirantis „, papae". Denique in psalmo1, ubi LXX interpretes transtulerunt: O Domine, salvum me fac, in Hebraeo scriptum est: hosanna anna Adonaj, quod interpres noster Hieronymus diligentius elucidans ita transtulit: obsecro, Domine, salva obsecro. Eandem namque significationem habet ipsum verbum obsecrationis. Hosanna itaque: salva, obsecro significat. Matth. 22, 17: Caesar, that is emperour stützt sich auf Chrysostomos: omnes reges Romani a primo Cajo Caesare, qui imperium arripuerat, Caesares appellantur. Matth. 8, 19: scribe or a man of lawe auf denselben: scriba, qui est unus ex doctoribus legis.

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Genug, wir sehen, Wiklif bemüht sich in seiner Bibelübersetzung aufs eifrigste, nicht nur den Wortlaut der Vulgata, sondern auch die Erklärungen der Väter und zwar

ohne Bedenken in den Text eingeflochten, also ohne jede

1) 118.

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Wertunterscheidung seinen Lesern zu vermitteln. Von einer Abweichung, geschweige von einem Widerspruche gegen die Väter keine Rede; er fühlt sich in seinem Schriftverständnis völlig eins mit ihnen. Bender behauptet jedoch, wie wir schon gehört, das Gegenteil. Wir haben oben zu zeigen gesucht, dafs die Zusätze, die er verdächtigt, ganz harmloser Natur und nicht aus besonderen lehrhaften Tendenzen, sondern aus der auch sonst von Wiklif befolgten Übersetzungsmethode zu erklären sind. Da aber die Autorität des gesunden Menschenverstandes bei einem ultramontanen Historiker nicht sonderlich hoch angeschlagen zu werden pflegt, so ist es recht gut, dafs wir uns für die Unschädlichkeit jener Zusätze auch auf die Autorität der mittelalterlichen Väter stützen können. Ich übergehe hier jene Stellen Matth. 8, 20 und 13, 12, wo Bender die Übersetzung des Futurums durch das Hilfszeitwort shal angreift, da der hier vorliegende Irrtum zu klar ist, und prüfe nur die Stellen Matth. 10, 39 nebst Parallelen (anima soule, that is lyf oder temporal lyf), Matth. 7, 15 (perceyue ze and flee for fals prophetis) Joh. 1, 3. 4 bisher noch nicht erwähnt und Matth. 11, 5 (pore men ben taken to prechynge of the gospel or ben maad Keepers of the gospel).

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Für die Auslegung anima temporal lyf oder lyf kann sich Wiklif stützen 1) auf Remigius: anima in hoc loco non substantia est intelligenda sed haec vita praesens. 2) auf Origenes:,,Si quis amator vitae praesentis parcit animae suae, timens mori . . . . si quis contemnens vitam praesentem u. s. w. (zur Parallelstelle Matth. 16, 25). 3) auf Chrysostomos: Dulcis quidem est praesens vita his, qui affixi sunt ei, si vero quis ad coelum respexerit, videns, quae ibi sunt bona, cito contemnet vitam praesentem (zur Parallelstelle Joh. 12, 25). 4) auf Beda: animam dicit praesentem vitam. 5) auf Nikolaus von Lyra: qui invenit animam suam, id est vitam praesentem (oder perientem), quae causatur ab anima existente in corpore.

Für perceyue ze and flee for fals prophetis ist anzuführen Chrysostomos: non dixit [Christus],,aspicite" sed attendite", ubi enim res certa est, aspicitur, ubi autem in

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certa est, attenditur. Item dicit: attendite, quia firma tutela salutis est, scire, quem fugias.

Drittens ist auch die Interpunktion, die Wiklif Joh. 1, 3. 4 anwendet, durchaus keine Neuerung oder Fälschung. Er übersetzt nämlich die Worte der Vulgata: sine ipso factum est nihil, quod factum est. In ipso vita erat, et .. (all thingis ben maad by hym,) and with outen him is maad nogth. That thing is maad, was lyf in him 1

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Aber Bender mufs ja selbst zugeben, dafs sich diese Interpunktion und Erklärung „, auch bei orthodoxen Auslegern findet". Allerdings, denn nicht nur einige alte griechische Handschriften und die meisten Übersetzungen (die äthiopische, Syr. Curet., B und F der Itala, einzelne Ausgaben der Vulgata), sondern auch Clemens Alexandrinus, Origenes, Cyprian, Augustin, Hilarius, Beda, Hugo von St. Viktor, Nikolaus von Lyra haben so gelesen und erklärt. Ja, Augustin hat sogar diese Interpunktion gegen die Manichäer, die teilen wollten quod factum est in illo, vita erat, ausdrücklich verteidigt (in Joh. evang. tract. II, cap. 1; Migne Bd. XXXV, S. 1387) 2.

Viertens die Übersetzung von pauperes evangelizantur. Hier ist Wiklif freilich nicht gerade von den älteren Vätern abhängig. Aber neu ist seine Übersetzung darum dennoch nicht. Vielmehr erklären sich beide Übersetzungen Wiklif's an dieser Stelle aus seiner Vertrautheit mit den Schriften der sogen. Franziskanerbewegung, wie ja überhaupt seine ganze Lehre von der Armut der Kleriker daher stammt. In der Biblia pauperum erklärt Bonaventura die Stelle, die er fälschlich Matth. 12, 5 statt 11, 5 citiert: Inter cetera Domini miracula unum ponit, quod pauperes evangelizabant eo, quod antea adventum Domini ita fieri non solebat. Und zu Matth. 4 der Geschichte der Jüngerberufung fügt

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1) Die Herausgeber haben zwar anders abgeteilt. Indessen hat Wiklif wohl in der That so geschrieben, wie Bender meint.

2) Auch die anderen mittelalterlichen Bibelübersetzungen haben so, z. B. Matthias von Beheim und le nouveau testament, traduit en XIII siècle en langue provençale.

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