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diesen Umständen werden wir gendthigt, eine vermittelnde Ansicht aufzusuchen, welche sich schon an und für sich leicht dar bietet, die sich uns aber auch noch bei der Erwägung jener von Lucas erzählten der Bergrede vorangegangenen Apostelwahl ergiebt.

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Der Umstand nämlich, daß Lucas die Apostelerwählung vor die Rede seßt, ist, wie wir schon §. 1. andeuteten, der Art, daß, wenn man die Einheit der Rede bei Matthäus und Lucas festhält, die Aechtheit bei Matthäus äußerst zweifelhaft wird, und wenn man diese festhalten will, man sich genöthigt sieht, die Rede bei Lucas sammt der Apostelwahl für ein spåteres Factum zu erklären. Es verhält sich damit folgendermaßen: Während uns Lucas und nach ihm Marcus die Abberufung des Levis, von dem wir vorausseßen, daß er mit Matthåus eine Person ist, zur Jüngerschaft schon vor der Bergrede erzählen, folgt bei Matthäus diese Erzählung erst im 9ten Cap., also gering gerechnet (mit Bengels Harmonie) doch einige Tage nach der Bergrede. Müffen wir nun annehmen, daß Matthaus sich die Apostelwahl ebenfalls der Bergrede vorangehend gedacht habe, obwohl er ihrer weder hier noch sonst irgendwo Erwähnung thut, wie ist es erklärlich, daß er nach dieser Berufung einige Tage nachher wieder am Zoll sißend gefunden wird, und daß Christus, ohne auf eine frühere Bekanntschaft hinzudeuten, ihn erst jeßt auffordert, sich ihm permanent anzuschließen? Will man aber dieser Schwierigkeit entgehen und aus dem Stillschweigen des Matthäus über die Apostelwahl den Schluß machen, daß dieselbe würklich nicht vor der Bergrede des Matthäus Statt fand, dann müßte man die Rede bei Lucas als eine verschiedene, spåtere seßen, welches wir doch aus den §. 1. angegebenen Gründen nicht thun konnten. Die Unvereinbarkeit des spåtern Datums der Berufung des Matthäus im ersten Evangelium mit dem früheren Datum der Apostelwahl ist ein Hauptgrund, auf welchen Sieffert die Bestreitung der Aechtheit des ersten Evangeliums gründet. Er sagt S. 64.: So konnte die eigene Erzählung des Apostels nimmermehr ausfallen, vielmehr wird es daraus ersichtlich, daß der Erzähler mit dem Zeitpunkte unbekannt war, in welchem die Berufung der

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zwölf Apostel erfolgte. Daher konnte er denn nicht nur die Berufung des Zöllners Levi, Sohnes des Alphâus, mit der Berufung des Matthäus verwechseln, oder vielmehr aus der Ueberlieferung schon verwechselt in seine Schrift übertragen, Sondern auch diese Geschichte hier hinter die Bergpredigt stellen, wo sie jest bei einer Vergleichung der Berichte des Marcus und des Lucas über die Auswahl der zwölf Apostel sehr befremdend erscheint“, und S. 66.: „Nach dieser Beleuchtung der einzigen Geschichte, von welcher man allenfalls håtte erwarten können, daß die Persönlichkeit des Verfaffers, wenn es Matthäus wåre, irgend wie darin bemerkbar seyn würde, die aber gerade umgekehrt fast schon für sich allein zeigt, daß das Evangelium, wenigstens in seiner gegenwärtigen Gestalt, nicht den genannten Apostel zum Verfaffer habe, sehen wir uns in den übrigen Theilen darnach um, ob auch dort vielleicht dergleichen Spuren von der Entstehung dieses Buches aus den Mittheilungen Anderer, nicht aus eigener Anschauung vorkommen."

Diesen Zweifeln gegenüber bemerken wir nun zuvörderst, daß wir nicht einsehen, warum nicht, selbst wenn man die ges wöhnliche Ansicht von einem folennen Act der Apostelwahl vor der Bergpredigt festhält, die Sache so gedacht werden kann, wie sie Bengel in seiner Harmonie und Viele von den Aelteren darstellen, und wie wir sie hier noch etwas mehr ausführen wollen. Nach dem Zusammenhange, in welchem Matthäus C. 9. feine Berufung erzählt, muß man annehmen, daß sein Zollamt an einer der Fähren des Jordans oder an der Küste des Galiläischen See's befindlich war; denn in der Nähe von Kapernaum findet ihn Christus; lebte nun Matthåus in dieser Gegend, so hatte er öfters Gelegenheit gehabt, Christum zu sehen und mochte schon öfter Zuhörer seiner Rede gewesen seyn. Die Bergrede ist nun ebenfalls in der Nähe von Kapernaum gehalten; Jesus, der von Auswärts kam, um wieder nach Kapernaum zurückzukehren, veranlaßte durch diese seine Ankunft nach einer kürzeren oder långeren Abwesenheit, feine ålteren Anhänger in dieser Gegend ihm entgegen zu kommen, und unter diesen befand sich nun auch Matthåus, der damals bereits Christum gekannt haben muß, indem er sonst gar nicht

unter die Zwölfe hätte erwählt werden können. Diese Auserwählung mag ihm selbst etwas sehr' Ueberraschendes und Unerwartetes gehabt haben, und da er sich bloß unter den Haufen der μadnraí gemischt hatte, um den ihm theuren Rabbi bei seiner Rückkunft zu begrüßen, so konnte er natürlich nicht ohne Weiteres bei Jesu bleiben, ungeachtet er den erhabenen Beruf empfangen hatte, sondern mußte wieder zurückkehren zu seinem Zollgeschäft und erst hier seinen Verpflichtungen völlige Genüge leisten. Eben so gut als dort der zur Nachfolge aufgeforderte Jüngling zu Jesu sagt: „laß mich zuerst meinen Vater begraben und dann will ich dir nachfolgen", wird auch Matthäus, zumal da ja Jesus gleich nach der Bergrede nach Kapernaum, hinabstieg und dort in der Nähe blieb, Jesu erklärt haben: ,,Laß mich erst Einrichtungen treffen, um dir Folge leisten zu können“, und als dann Jesus nach einigen Tagen von Kapernaum wieder ausging, fand er den Zöllner, der unterdeß seine Einrichtungen getroffen hatte, am Zoll fißen, forderte ihn nun auf, sich ihm anzuschließen, und dieser veranstaltet ein Mahl, wie es scheint, zugleich ein Abschiedsmahl für seine Freunde, und schließt sich nun an Jesus für immer an. Sollte man dagegen einwenden, das änoλovde, por bezeichne doch eine eigent liche Apostelwahl, so wäre das nicht richtig, denn dieser Zuruf war ja schon an Petrus, Andreas, Johannes und Jacobus gelangt, ehe die Rede auf dem Berge Statt fand, und geschab überhaupt keineswegs bloß zu jenen Zwölfen (Matth. 19, 21.). Eher könnte man entgegnen, die Erzählung bei Matthaus sei so angethan, daß man gar nicht irgendwo die Spuren früherer Bekanntschaft darin wahrnehme; aber eine frühere Bekanntschaft muß man ja auf alle Weise annehmen; denn þåtte nicht Matthaus Jesum einmal vorher kennen gelernt, wie wåre er ihm fogleich gefolgt? Geht doch auch der Berufung des Petrus (Luc. 5, 4.) jene frühere Bekanntschaft voraus, von welcher Johannes (1, 42.) spricht. Man braucht diese Abruptheit. der Darstellung bei Matthäus auch nicht einmal auf die eigenthümliche Farblosigkeit seiner Geschichtserzählung zu beziehen; die Erzählung, welche uns Johannes 1, 40-45. von der Sammfung der ersten Jünger giebt, ist eben so abrupt. So ließe

sich denn also jene von Sieffert für unüberwindlich gehaltene Schwierigkeit wohl beseitigen, auch wenn man der gewöhnlichen Ansicht von der Apostelwahl getreu bliebe. Ich stimme indeß zwar nicht ganz, aber doch zum Theil der von Schleier. macher aufgestellten bei, und zwar besonders durch den Ausdruck des Lucas bewogen. Wenn man liest, wie Lucas, der doch. die Krankenheilung V. 17 — 19. ausführlich darstellt, die Beschreibung des Actes der Erwählung in ein einziges Participium zusammendrångt: Enλežáμevos, wie er die Benennung mit ἐκλεξάμενος, dem Namen Apostel, als einer anderen Periode anheim falfenb, ermabnt: οὓς καὶ ἀποστόλους ἐκάλεσεν, unb mie bas ganze Gewicht der Rede auf das verbum finitum fällt: orn ἐπὶ τόπου πεδινού, mie Dann ferner bie nad folgenbe Mebe gar nichts in sich hat, was sie zu einer Einweihungsrede von Aposteln ausschließlich qualificirte: so kann man sich nicht wohl entschließen, jene Apostelwahl für einen solennen actus anzusehen, sondern wird auf folgende mit manchen anderen Umstånden zusammenstimmende Ansicht geführt, welche ich für die richtige halte. Ich glaube nicht mit Schleiermacher, daß das Verhältniß der Zwölfe sich ganz allmählig und zufällig zu einem nåhern und innigern ausgebildet hat, vielmehr, daß Jesus von Anfang an die in Beziehung auf die Zahl der Stämme stehenden zwölf Jünger auszuerwählen beschloffen hat (Joh. 15, 16.); daß aber das würkliche Herausgreifen der Zwölfe aus dem ὄχλος μαθητῶν, gerabe vor der Bergprebigt ein mehr aufalis ges durch die Bergrede selbst veranlaßtes, daher auch nicht auf solenne Weise veranstaltetes Factum war. Es war Jesu Abficht, in dieser Rede das Ideal eines Bürgers des Gottesreiches darzustellen; an die Maffe des gemischten großentheils um der Kranken willen herbeigelaufenen Volkes konnte er sich damit nicht wenden; selbst unter den μådyrać waren gewiß Viele noch nicht empfänglich genug. Diese Zwölfe, welche er einige Zeit nachher aussenden wollte, waren die empfänglichsten. Wie er sonst zu seinen Jüngern spricht, wo er die Absicht hat, auch zugleich zum Volke zu reden (Luc. 16, 14. 12, 41.), so auch hier, er wählt bei dieser Gelegenheit zum ersten Male die Zwölfe aus der größern Zahl heraus, stellt sie zunächst in einen Halb

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kreis um sich und läßt in der weiteren Entfernung die anderen Jünger und das Volk Plaß nehmen. Denken wir uns diesen Hergang der Sache, so stimmt dieser genau zu Lucas, wenn derselbe das Auswählen der Apostel im Participium be schreibt und das Plagnehmen Jesu auf der Ebene im verbo finito. Aber auch Marcus ist nicht im Widerspruch, wenn er eine eigene Apostelwahl zu berichten scheint; den Vorzug vor beiden verdient aber Matthåus, wenn uns derselbe diese Auswahl als die unwesentlichere verschweigt und das Verzeichniß der Apostel erst im 10ten Capitel bei ihrer Aussendung anbringt, denn durch diese Aussendung wurde ihr Apostelberuf noch mehr begründet, als durch jene Aussonderung auf dem Berge. Dort folgt dann auch erst wie unter den Auslegern der Bergrede von Grotius richtig bemerkt wird die Initiationsrede, welche man an unserer Stelle zu finden gemeint hat. Blicken wir nun auf die Frage zurück, von der wir aus, gegangen sind, wie nåmlich Matthäus erst einige Zeit nach der Bergpredigt seine Abberufung vom Zoll erzählen konnte, nachdem er doch bereits zum Apostel erwählt worden, so werden wir uns den Umstand, daß er nach seiner Erwählung wieder zu seinem Geschäfte zurückkehren konnte, noch viel leichter erklåren können, sobald wir uns unter der Erzählung keinen besonders feierlichen Act zu denken haben. Während uns also Diese Untersuchung einerseits dazu gedient hat, die historische Darstellung des Matthäus zu rechtfertigen, so hat sie uns auch andererseits eine vermittelnde Antwort auf die Frage gegeben, ob die Bergrede an die Jünger oder an das Volk gerichtet gewesen sei. Wir sagen nåmlich, daß sie an alle Jünger und Anhänger Christi gerichtet war, insofern aber die Gemeinde Christi damals vorzugsweise in diesen Zwölfen bestand, und die anderen nur in höherem oder minderem Grade dazu gehörten, vorzugsweise an diese Zwölfe, welches Verhältniß der Rede sich wahrscheinlich auch finnlich ausdrückte, indem der Blick des Erlösers in der Regel auf dem engeren ihn umgebenden Kreise ruhte, und wohl nur dann und wann über diesen hinausging.

Diese unserere Ansicht finden wir auch bei den alten Eregeten, wo ganz trefflich und richtig Chrysostomus so sagt:

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