ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

III.

Gottsched's Schule und Leffing's Vorgänger.

Gottsched's Einfluß bildete eine weitverbreitete Schule. Zum Theil war dieselbe nur ein Tummelplay dünkelhafter Hohlheit, und trug, was an ihr lag, dazu bei, das Ansehen des Lehrers gründlich zu compromittiren; zum Theil regten sich in ihr aber wirklich triebfräftige Elemente, welche nur noch die Schale des Gottschedianismus nicht völlig zu sprengen vermochten. Jedenfalls ist diese nur wenig beachtete Vorbereitungszeit unserer neueren dramatischen Literatur einer näheren Betrachtung werth.

Wenn wir von Gottsched's Schule sprechen, müssen wir des Meisters Frau und treue literarische Gehilfin, die Louise Adelgunde Gottsch edin, geborene Culmus, obenan nennen. Sie ist wohl mehr noch als seine Schülerin, und nimmt eine fast selbständige Stellung neben Gottsched ein. Wie man sie bei ihrer gelehrten Bildung auch als musterhafte Hausfrau rühmte: so sorgte sie auch klug und umsichtig für die nächsten Bedürfnisse in dem Haushalt der deutschen Literatur;

-

fie schaffte mit weiblich practischem Blick schnell dasjenige herbei, was vor Allem noth that, um dieselbe mit dem Leben in wirksame Verbindung zu bringen das Lustspiel. Auf diesem Felde blieb ihr Einfluß, ihre Anregung auf lange Zeit hinaus tonangebend. So wie die nach Deutschland verpflanzte Renaissancetragödie aus der Mappe des Professors Gottsched, so stammte die Modekomödie jener Zeit aus dem Ridicul seiner Frau.

[ocr errors]

Gottsched fühlte sich bei seinem gravitätischen Ernst nicht zur Komödie hingezogen. Er that hier nur eben seine Schuldigkeit, um seinem Princip im Allgemeinen zu genügen: d. h. er beseitigte den Schmug und die Roheit, die bisher am Komischen klebten und machte dem armen tollen Jungen, dem Harlekin, ohne Erbarmen den Garaus griff aber sonst in dieses Feld der Dichtung nicht thätig ein. Von der Komödie ist so viel zu merken," schreibt Gottsched in seinen Beiträgen, daß auch diese ganz von dem alten Wuste gereinigt und so weit gebracht worden, daß man auf der Neuberischen Bühne weder den Harlekin, noch Scaramuz, noch die anderen Narren der Welschen mehr sieht oder nöthig hat, die doch Molière in seinen Komödien nicht gänzlich vermieden." Mit diesem negativen Einfluß, mit dieser Entfernung der plebejischen Komik aus dem Lustspiel ließ es Gottsched genug sein: eine productive Idee, wie der Komik ein neuer Inhalt zu geben sei, brachte er nicht hinzu, ja nicht einmal ein Schema für die Kunstform des Lustspiels, während er es doch für die Tragödie so genau vorgezeichnet. Er hatte einmal,

wie gesagt, für die Sache kein rechtes Interesse. Wie hätte es sich auch mit seiner Rectorswürde vertragen, wenn hinter den Locken seiner mächtigen Allonge ein oder das andere Mal der lustige Kobold des Scherzes hervorgeguckt hätte? Gleich allen Pedanten fehlte auch ihm der unbefangene Sinn für die heitere Seite des Lebens.

"

Aber wenn es Gottsched wirklich damit Ernst gewesen wäre, für das Lustspiel dasselbe zu thun, was er für das Trauerspiel that hätte sich wohl die regelmäßige Musterkomödie auch so mit „Kleister und Scheere" zurechtslicken lassen, wie etwa der sterbende Cato" zu Stande gebracht wurde? Unmöglich! In der Tragödie kann man sich, wenn auch alle poetische Inspiration fehlt, mit dem Surrogat einer gewissen vornehmen Schulrhetorik zur Noth behelfen; da kann sogar in einer Zeit, der das Verständniß für das echte tragische Pathos verloren gegangen ist, die Trockenheit für Würde, die aufgestelzte Langweiligkeit für echte Classicität gelten und Niemand merkt etwas. Es lang= weilen sich wohl die Leute dabei, aber höchst respectvoll und ohne Murren, und glauben vielleicht, das müsse nun einmal so sein, das sei gerade die rechte, mit künstlerischer Absicht bezweckte Wirkung dieser ernsten und vornehmen Kunstgattung. In der Komödie ist es aber anders; da läßt sich, wo Wig und Erfindung fehlen, mit der Gelehrtheit eben gar nichts machen. Mit falschem, gefünfteltem Pathos kann man die Leute lange täuschen, aber für die echte, natürliche Laune giebt es nun einmal kein Surrogat. Da tritt die Langeweile

offen zu Tage, und auch das geduldigste Publicum gähnt dann ohne allen Respect.

Ein Lustspiel also, so mechanisch und nach doctriRairen Standpunkten zusammengestellt, wie Gottsched's "sterbender Cato," wäre geradezu ein Unding. Dennoch aber hat es den Anschein, als ob die Frau Gottsched das moderne Lustspiel gerade auf dieselbe Art in Deutschland eingeführt hätte, wie ihr Gemahl die Kunstform der Tragödie. Hat sie nicht in der Mustersammlung der deutschen Schaubühne“ eine Komödie: „das Gespenst mit der Trommel," nach Addison und Destouches, erscheinen lassen, wie Gottsched ebendaselbst sein Trauerspiel, eine Bearbeitung nach Addison und Deschamps veröffentlichte? Die Sache ist aber gleichwohl eine ganz andere. Gottsched's Stück ist eine Compilation aus zwei verschiedenen Tragödien, die ganz unabhängig von einander entstanden find - der,,drummer" von Addison dagegen ist nur durch zwei Hände, durch die des französischen Nachahmers und der deutschen Bearbeiterin gegangen, aber er ist doch tabei dasselbe Stück geblieben. Addison war bekanntlich ein entschiedener Anhänger des französischen Styls; Destouches, der in England persönlichen Umgang mit Addison pflegte, zog (nach Lessings Wort) das Lustspiel desselben über einen noch französischeren Leisten, so daß in seiner Umarbeitung vieles wohl feiner und natürlicher, aber auch manches kälter und kraftloser wurde. Madame Gottsched hat nun das Verdienst, das englische Original mit zur Hand genommen, und manchen guten Einfall daraus wieder hergestellt

zu haben. Sie zeigt sich gerade darin freier und unabhängiger als ihr Gemahl, dem die formelle Regel über die allerbesten Einfälle ging, und der gerade der Regelmäßigkeit zu lieb das englische Original des Cato in Stücke zerschnitt, um es mit französischem Flickzeug auszubessern.

Da schieden sich eben die Richtungen. In der Tragödie fügte man sich der classischen Norm, das Lustspiel hingegen ließ sich nicht so unbedingt discipliniren. Man folgte hier mehr dem natürlichen Tact, und suchte solche Erscheinungen beranzuziehen, in denen man ein dem deutschen Wesen und den unmittelbaren Regungen des Zeitalters zusagendes Element fand. Welche diese Erscheinungen waren, soll weiterhin zur Sprache kommen.

Wäre die Komödie denselben Weg gegangen, wie das Trauerspiel, so hätte sie ebenso an die classische Komödie der Franzosen, also an die Kunstform Molière's anfnüpfen müssen, wie jenes sich nachahmend an die Form Corneille's und Racine's anschloß. In der That übersegte auch die Frau Gottsched den Misanthropen des Molière, ohne aber dadurch eine wesentliche Anregung für das deutsche Lustspiel zu geben. Woran mochte dies wohl liegen?

Wir müssen uns, um diese Frage zu beantworten, zuerst das Wesen der classischen Komödie der Franzosen klar machen. Je vornehmer und idealistischer ihre Tragödie war, desto stärkere, grellere Farben trug die gleichzeitige komische Dichtung auf; dem übersteigerten tragischen Ideal stellte sich die Charge in ihrer verwegensten Form, die tollste, ausgelassenste Burleske

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »