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und leider nur zu oft von dem engen und schmalen Pfade auf den Weg des Verderbens führen, nur darum besorgt, daß ihnen die Mittel nicht ausgehen, daheim ihren Lüsten zu fröhnen.“ „Seid frei“, ruft Eoban schließlich aus, „unter Christi Führung vernichtet das feindliche Heer, wisset, daß Christus unser Herr und Gott, der Urheber und der Wiederhersteller der Freiheit ist."

Auch Jonas folgte mit aller Entschiedenheit dieser neuen Richtung der Geister. Schon hatte Luther auf ihn ein Auge geworfen, wie wir aus dessen vom 13. April 1519 an Johann Lange geschriebenen Briefe ersehen, in welchem er an Jonas sehr angelegentliche Grüße bestellt. Noch mehr aber waren die Blicke des Jonas gen Wittenberg gerichtet; mit jugendlicher Begeisterung begrüßte er das Morgenroth eines neuen Tages, das von dort über den Himmel Deutschlands sich ausbreitete, und der Kirchenrechtslehrer, dem bei seiner freieren humanistischen Bildung die alten Canones längst nicht mehr zusagten, wandte sein Studium zu den Grundrechten der christlichen Kirche, wie sie in der heiligen Schrift niedergelegt find, indem er durch Vorlesungen über biblische Bücher das Verständniß der Zeichen seiner Zeit zu fördern begann. Der Erste, welcher Jonas zu dieser Aenderung seiner Studien Glück wünschte, war Erasmus, der von Antwerpen aus am 1. Juni 1519 an seinen jüngeren Freund schrieb 15). „Wiewohl ich vorausseße, daß du dich selbst kennst, erachte ich es doch angemessen, dich zu ermahnen, daß du, weil dich Gott nicht zur Behandlung schmußiger Rechtshändel, sondern als ein auserwähltes Rüstzeug seines Sohnes Jesu Christi und dazu berufen zu haben scheint, daß du die Liebe zu diesem unter den Sterblichen anfachest, all dein Studium diesem Beruf zuwendest, und das bald, so lange der Körper die Anstrengungen trägt und die Seele frisch ist. Glaube mir, der Segen dessen wird deine Bemühungen begleiten, welcher dich zu diesem Beruf mit so vielen herrlichen Gaben ausstattete, der dir in das Herz das Feuer seiner Liebe gab, der dir eine gelehrte Zunge schenkte, damit du ausstreuest, ausreutest, pflanzest; er wird dich hiebei nicht verlassen noch versäumen, zumal wenn du dabei nichts Anderes suchest als Christi Gewinn." Gegenwärtig, fährt Erasmus fort, seien die Geistlichen zu zählen, welche mit heilsamer Lehre die Menge zu einem Christi würdigen Wandel anleiteten. Den Meisten derselben fehle die Gelehrsamkeit; Einigen das Herz, ohne welches alle christliche Beredtsamkeit fröstle; Vielen die natürliche Begabung. Ein gut Theil predige nicht Christum, sondern Menschen, sondern sich selbst. Es gebe welche, die Scotiftische Subtilitäten der unerfahrenen Menge vorhielten und hierzu die verwickeltsten Stoffe auswählten, um von ihren Zuhörern desto mehr angestaunt zu werden, je weniger sie von ihnen verstanden würden. Andere trügen auf den Kanzeln nichts als scholastische Lehrfäße vor, von denen man die einen gar nicht zu wissen brauchte, während die andern, außer der Schule vorgetragen, kalt ließen. Auch fehle

es an Solchen nicht, welche, um ihren neugierigen Schülern genug zu thun, überallher aus dem bürgerlichen und dem päbstlichen Rechte und aus den Schriften verschiedener Lehrer zusammentrügen und zusammenstoppelten, damit man ja nicht glauben möge, sie hätten nicht alles gelesen. Wer aber wahre Frömmigkeit unter den Menschen pflegen wolle, müsse alle menschliche Leidenschaften von sich thun.,,Doch du bist verständig genug, daß ich dich nicht daran mahnen muß, wie es wirksamer ist, um den Menschen die Philosophie Christi beizubringen, wenn man ihnen jene staunenswerthen liebenswürdigen Bilder wahrer Frömmigkeit so anschaulich als möglich vorhält, als wenn man Stimme und Lunge mit Angriffen auf die Fehler aller Art ermüdet. Deine Rede wird aber wesentlich an Gewicht gewinnen, wenn du das, was du lehrst, hauptsächlich aus der heiligen Schrift schöpfft, wenn dein Wandel deiner Lehre gleichförmig ist, wenn dein Lehrerberuf durch keinen Verdacht der Ruhmsucht oder des Geizes entehrt wird. Dein Wort wird um so fräftiger sein, wenn du Alles, was du lehrst, von Herzen liebst, wenn du nicht von Gelagen oder weltlichen Gesprächen weg, sondern von Gebeten aus der Tiefe des Herzens dich zur Predigt auschickest, damit du, um Andere zu erwärmen, selbst brennest.“

Jonas kam dieser von Eoban unterstüßten Ermahnung des älteren Freundes treulich nach. In welchem Geist er sofort Vorlesungen über die biblischen Schriften eröffnete, sehen wir aus der Einleitungsrede, mit welcher er seine Vorlesungen über die beiden Corintherbriefe eröffnete. Sie ist außer dem oben genannten Gedicht die einzige von ihm in Erfurt herausgegebene Schrift und zeugt von dem tiefen sittlichen Ernst, mit welchem er als theologischer Docent auftrat 16). Im Eingang sagt er: Wenn es eine alte Regel der Beredtsamkeit sei, daß diejenigen Redner am Meisten auf die Herzen ihrer Zuhörer wirkten, welche von der Wahrheit dessen, wovon sie Andere überzeugen wollten, selbst recht durchdrungen seien, so wünschte er sich in dieser Stunde ein solches Feuer, von dem einst Paulus ergriffen gewesen sei, als er ausgerufen habe: „O ihr Corinther, unser Mund hat sich zu euch aufgethan, unser Herz ist voll Freude und Liebe geöffnet." Aber dazu sei sein Herz noch zu unrein. Wenn es ihm aber auch nicht vergönnt sei, die Herzen seiner Zuhörer also zu ergreifen und mit einem Strom der Rede aus ihren bisherigen Anschauungen herauszureißen, so wolle er es doch versuchen, jenes liebenswürdige Bild wahrer Weisheit ihnen also vor Augen zu halten, daß, falls Einer auch nicht alsbald zur Liebe dieses Bildes hingezogen würde, er es doch wenigstens nicht mehr verachte oder verabscheue. Wenn er über die Methode, durch welche man zum Verständniß der heiligen Schrift gelange, noch etwas sagen wollte, nachdem Erasmus hierüber so göttlich gelehrt und Martin Dorpius diesem beigestimmt habe, so würde er nach solchem Crösus und Darius nur wie ein zerlumpter Jrus auftreten. Er wolle nur die noch unerfahrene Jugend ermahnen, daß das Studium der

Schrift einen heiligen Ernst erheische, und sie vor Feinden warnen, die sich diesen frommen Versuchen entgegenstellen. Zu diesem Studium dürfe man nemlich kein rohes, böswilliges, zanksüchtiges und eigensinniges, sondern solle ein reines und offenes, kein getheiltes, sondern ein einfaches, kein darniederliegendes oder kaltes, sondern ein sehnsüchtiges brennendes und lebendiges Herz herzubringen. Zuerst warnt Jonas vor den Fesseln der Tradition, welche meist schon von den eigenen Familiengliedern der Jugend angelegt würden. Schon in der Wiege fauge man irrige Meinungen ein, in dem Elternhause lerne man nur jene irdische Weisheit, die Künste des Gewinns, der Welt Brauch:,,Dort lernen wir das Geld bewundern und fast als einen Gott anstaunen, hier dem Reichen schmeicheln, hier schmußige und unzüchtige Reden, hier auf ein weichliches Leben alle Stücke halten, hier an nichts Anderes als an feine Speisen und große Gastmahle denken. Von dieser falschen Erziehung datirt sich der Verfall der Kirche; daher die Entartung der Orden, daher der Luxus und die Goldgier der Priester, daher der Mangel geistiger Speise, daher jener Hunger, nicht nach Brot, sondern nach Gottes Wort. Denn wo Christi Wort verachtet wird, wo man nicht am Ersten nach dem Reich Gottes trachtet, mit dem alles Uebrige uns zufällt, da ist alle Fülle nur ein Schaden. Was soll ich aber von denen sagen, die unter Christi Fahne dienen und den Namen von Hirten und Priestern tragen, aber alles eher thun, als auch nur eine Stunde auf das Lesen der heiligen Schrift verwenden oder dieselbe ihren Untergebenen auch nur gönnen? Was sind die wichtigen Fragen, welche Erzbischöfe und Bischöfe bei ihren Versammlungen alles Ernstes besprechen? Etwa: wie es um die christlichen Gemeinden stehe, ob sie gelehrte und geschickte Prediger in ihren Diöcesen haben, in welchem Zustande sich die Schulen befinden? Nein, von dem allem nichts, sondern von Jagden, Bauten, Steuern, Adelstiteln, hohen Ahnen und Reiten! Das sind ihnen die wichtigsten Gegenstände, über welche sie sich mit so ernster Wiene berathen. Haben sie aber Verwandte, die einen innern Zug zum Studium der Thologie haben, so halten sie dieselben davon ab, während sie beim Anblick eines Schielenden oder Lahmen alsbald ausrufen: Das ist ein Theologe von Geburt!" Sodann mahnt Jonas, mit welcher Gesinnung man zum Lesen der heiligen Schrift herantreten solle. Habe Quintilian bemerkt, man könne seine Fortschritte an nichts besser messen als an dem steigenden Wohlgefallen, das man an Cicero trage; so sage er, daß der die Theologie recht betreibe, der je mehr er nach Christo seufze, desto mehr in seinem Gewissen geängstet werde. Ein Hauptfeind des Studiums sei der Bauchgößendienst ; hieraus stammten alle anderen Fehler: Habsucht, Luxus, Wolluft, Jähzorn, Haß und Parteisucht. Den Bauch aber mache man zu seinem Gott nicht nur, wenn man ein Feinschmecker, sondern auch wenn man ein Vielfresser sei. Ein voller Bauch studire nicht gern. In manchen Klöstern sei zwar das Fleischeffen verboten, aber ganze Schiffsladungen von Fischen werden in ihnen

verschlungen, die größten Fässer Weins geleert. „Heutiges Tags füllen und erweitern die meisten Klosterbrüder, wenn sie ihre Gebete hergemurmelt haben, ihren Bauch also mit Fischen, daß man glauben sollte, fie seien nur zum Effen geboren, nur zum Schlafen tauglich." Es gelte, dem Fleisch abzusterben, das Herz zu reinigen und allen irdischen Begierden zu entsagen. Jonas schließt mit einem begeisterten Loblied auf den Apostel Paulus: „Folgen wir dem himmlischen Lehrer Paulus. Denn dieser Paulus ist es, von welchem vor vielen Jahrhunderten der Dritte der Patriarchen, Jakob in der Nähe seines Todes weissagte: ,,,,Benjamin ist ein reißender Wolf; des Morgens wird er Raub fressen, aber des Abends wird er den Raub austheilen."" Paulus ist jener junge Benjamite, der entzückt ward in das Paradies bis in den dritten Himmel und hörte unaussprechliche Worte, welche kein Mensch aussprechen kann. Er ist über die Fürsten Zebulon und über die Fürsten Naphtalim, er ist das Brüllen des Löwen aus dem Stamme Juda, er ist die Posaune des Evangeliums, er der reißende Strom der christlichen Beredtsamkeit, er der Donnerer der Heiden, er jener Herrscher des Erdballs, dem Nom sich unterwarf, dem das gelehrte Griechenland diente, der dem Apostelfürsten Petrus ins Angesicht widerstand. Er ists, der den Stolz der Juden brach, der die gelehrtesten Synagogen von Dan bis Berseba zum Schweigen brachte und die Philosophen Athens und alle Weltweisheit verachtete. Ihn nehmet mit den Galatern auf als einen Engel Gottes, wie Jesum Christum; seine ganz von Feuer flammenden Briefe leset und bewahret in einem feinen Herzen. Tausend Bibliotheken hat ausgelesen, wer nur den einzigen Paulus versteht."

Es war wohl die Kunde von diesem glaubensmuthigen Auftreten, welche Luthern bestimmte, in einem am 21. Juni 1520 an Jonas geschriebenen Briefe diesem seine Freude und seinen Glückwunsch auszudrücken, daß er aus dem stürmischen Meere der menschlichen Rechtsgelehrsamkeit im Hafen der heiligen Schrift gelandet sei. Auch der Leipziger Professor Petrus Mosellanus schrieb am 5. August 1520: er wünsche vor Allem dem Paulus, dem Heerführer der Christen Glück, daß er den Jonas zum Erklärer bekommen habe post tot theologistas, sanctarum scripturarum enervatores verius quam enarratores; dann der Erfurter Schule, welche, wenn Jonas so fortmache, größeren Ruhm erlangen müßte, als ihn einst Plato seiner Academie erworben hätte; endlich ihm selbst, daß ihm der heilige Geist in den Sinn gegeben habe, seine Gaben zu seinem und Vieler Heil anzuwenden; nur folle sich Jonas erinnern, daß er Maß halte und suche was zum Frieden dient: seditiosa oratio non minus mihi displicet quam seditio ipsa, quae sem

ut optime cadant omnia, plus mali secum quam boni apportat! Jonas galt bereits für eine der ersten Zierden der Erfurter Hochschule. Ein Beweis von dem Vertrauen, welches man ebenso sehr in seinen Eifer für das Wohl der Universität als in seine Geschäftsgewandtheit seßte, war

es auch, daß er im Jahre 1520 mit zwei älteren Professoren, Matthias Meyger und Bernhard Ebeling, als Abgeordneter der Academie nach Hildesheim gesandt wurde, um mit dem dortigen Probste Tilemann Brandis wegen einer von diesem beabsichtigten Stiftung zu unterhandeln, welche nach einigen Jahren unter dem Namen des Collegii Saxonici zu Erfurt ins Leben trat.

Unterdessen hatte die reformatorische Bewegung in Erfurt immer größere Ausdehnung gewonnen. Am 15. Juni 1520 war in Rom die Bulle gegen Luther ausgegangen, Eck war mit der Ausführung derselben beauftragt. Noch ehe der Inhalt der Bulle in Erfurt bekannt war, brachte sie die ganze Universität in fieberhafte Erregung, von welcher sogar die theologische Facultät angesteckt wurde. Eck galt als ein neuer Hochstraten, Cordus ließ seine Epigramme gegen ihn los, und die Theologen gaben eine runde abschlagende Antwort, als Eck sie aufforderte, die Bulle zu veröffentlichen. Ec begab sich darauf selbst nach Erfurt, um selbst die Bulle als päbstlicher Nuntius anzuschlagen. Die theologische Facultät kam ihm durch einen öffentlichen Anschlag zuvor 17), in welchem sie allen Freunden und Gönnern der christlichen und evangelischen Wahrheit kund that, daß nach längeren gottlosen Rathschlägen von einigen gottlosen Schriftgelehrten und Pharisäern, die sich fälschlich den Namen Theologen beilegten, auf Einflüstern des Satans der Beschluß gefaßt sei, ein Schreiben öffentlich anzuschlagen, das den hochgelehrten Martin Luther aus der Kirche ausschließe und der Hölle überantworte. Einhellig, ohne Ausnahme hätten aber sämmtliche theo'logische Lehrer der Universität erkannt und erklärten es hiermit nach reifer Ueberlegung unbedenklich, daß Martin bisher gut und christlich geschrieben habe, wenn anders bei den Propheten, Evangelisten und St. Paulus Wahrheit zu finden sei. Darum ergehe an alle Angehörige der Universität, welche Christum oder die mit seinem theuren Blut versiegelte Wahrheit liebten und denen das Heil ihrer Seele am Herzen läge, die Aufforderung, sich zu erheben, männlich für die Vertheidigung des Wortes Christi einzustehen, ja mit Händen und Füßen den wüthenden Verläumdern Luthers Widerstand zu leisten. Sobald jene tyrannische und mehr als teuflische Excommunication an dem Universitätsbrett angeschlagen sei, möchten sie männlich und unerschrocken, sei es in Haufen oder einzeln, beim hellen Tageslicht herantreten und jene dämonische Excommunication in Stücke zerreißen, auch auf jede andere Weise das gottlose Machwerk der Eck’schen Partei verunehren und beschimpfen. Es sei Pflicht, jenes nichtswürdige Geschlecht der Pharisäer zu verfolgen, die jedes Mittel für erlaubt hielten, um den unschuldigen Vertheidiger der Wahrheit mit Schmach und Schande zu beladen, und sich dadurch den Dank des römischen Pabstes zu verdienen hofften. Doch sie und ihren Hirten erwarte gemeinsames Verderben, und das Schicksal, welches sie Luthern zugedacht, werde über sie selbst hereinbrechen. — Solch eine kühne und unbesonnene Sprache hatte keine andere deutsche Universität in Luthers

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