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Christi gespeist, item Carlstadt predigt alle Freitag zweimal, ich glaub, daß alles das Volk in der Stadt dabei sey; die vor nie oder wenig zur Predigt gangen seyn, versäumen jegtund feine."

Bis hierher ging Probst Jonas mit Carlstadt Hand in Hand; zufrieden schreibt er an Lange am 10. Januar 152234): Am Christ- und Erscheinungsfeste und am Neujahrstage habe in Wittenberg fast die ganze Stadt und Bürgerschaft unter beiderlei Gestalt communicirt; zwar würden sie darüber verlästert, aber das Volk sei durch Luthers Schriften so entflammt, daß es sich selbst beiderlei Gestalt nehmen würde, wenn man es ihm nicht gäbe. Jonas und Melanchthon waren zugegen, als Carlstadt sich am Stephanstage 1521 mit einem adeligen aber armen Mädchen verlobte und sie am 20. Januar, nach geschehener Anzeige bei dem Churfürsten, heimführte 35). Bereits dachte Jonas selbst alles Ernstes daran, dem Pabst zum Troß diesem Beispiel, an welches sich unmittelbar mehrere andere angereiht hatten, zu folgen 36). Schon am 5. Februar 1522 berichtet Melanchthon die Ausführung dieses Planes an Einsiedel: „Ich thue euch zu wissen, daß unser Probst D. Jonas gefreit hat, eine Felkin (Katharina Falk), also nennt man das Geschlecht. Ich meine je, wir machen uns zu schaffen.“ Um das Volk zu belehren, sollten regelmäßige Morgen- und Abendandachten eingeführt werden, erstere wollte Jonas mit Zugrundelegung des alten Testaments, besonders der Pfalmen, leßtere Carlstadt mit Erklärung des neuen Testaments halten. Am 24. Januar nahmen Rath und Universität zu Wittenberg eine von Carlstadt verfaßte Gemeindeordnung an, welche die Grundlage der von Luther und seinen Freunden in der ersten Hälfte des sechszehnten Jahrhunderts ausgeführten Organisationen des Cultus, der Armen- und Kirchenpflege ist. Nach dieser Ordnung sollte vor Allem aus sämmtlichen Kircheneinkünften ein gemeiner Kasten gebildet werden, doch mit Belaffung der jeweiligen Pfründner in ihrem Einkommen bis zu ihrem Tod oder Austritt, wofür sie dann, statt Messe und Vigilien, Seelsorge üben und arme Kranke besuchen sollten. Aus diesem Kasten sollten Arme unterstüßt und armer Leute Kinder zur Schule geschickt werden; da er nicht ausreichte, sollten die nöthigen Mittel durch eine nach dem Vermögen zu berechnende jährliche Steuer aufgebracht werden, zu welcher auch die Priester beizuziehen wären. Carlstadt fügte noch zwei Geseze hinzu: 1) daß zur Vermeidung der Abgötterei Bilder und Altäre in den Kirchen abgethan und nur drei Altäre ohne Bilder, als hinreichend, stehen gelassen werden sollen; 2) daß die Messe streng nach der Einsegung Christi zu halten sei; doch wolle man zur Erbauung die Gefänge, soweit sie nicht den Heiligencult in sich schließen, zulassen; hiernach habe der ganze Canon maior und minor als nicht schrift. gemäß wegzufallen, während die Communicanten die Hostie und den Kelch selbst in die Hand nehmen mögen. Die Bilderabschaffung allein wurde in dieser Ordnung sistirt. Um so eifriger drang Carlstadt und sein Verbün

deter Gabriel Didymus in den Predigten darauf. Er sagte:,,Gott hasset und meidet Bildniß und achtet sie für einen Greuel und spricht, daß alle Menschen in seinen Augen sollen seyn, wie die Ding, welche sie lieben. Bildniß sind greulich; folget, daß wir auch greulich werden, so wir sie lieben." Jeßt fing Carlstadt an, sich zu überstürzen, gegen die Schulen und gegen die Obrigkeiten zu predigen und damit den Bildersturm zu veranlassen. Von diesem Augenblicke an gingen seine Wege und die des Probstes auseinander; gegenüber dem Maßlosen hielt Jonas Maaß. Die churfürstlichen Commiffäre citirten den Rector, Probst Jonas, Carlstadt, Melanchthon, Amsdorf, zwei vom Capitel und Amsdorf nach Eulenburg zu einer Unterhandlung; diese erschienen den 12. Februar daselbst und den folgenden Tag wurden die Verhandlungen geführt: Carlstadt mußte zugeben, daß er die Unruhen in Wittenberg veranlaßt habe; die Universität vertrat mit Bestimmtheit die Aenderungen, welche in der Messe vorgenommen worden seien als recht und evangelisch, erklärte aber ausdrücklich, daß allein der Obrig. feit und ihren Vertretern das Recht zustehe, Hand an die Bilder zu legen; „daß aber etliche ungeschickt damit sein umgangen, ist ohne unsere Schuld und Zuthun, auch seind die Uebertreter ein Theils vom Rath gestraft, etliche seind entwichen“; Carlstadt mußte versprechen, „fich hinfürder dergleichen Predigens zu enthalten, und wo es nicht geschehe, wollt er willig Straf darum leiden." Amsdorf übernahm das Predigtamt und erbot sich, auf der Kanzel das Volk zur Ordnung zu weisen. Aber freilich war mit allen diesen Unterhandlungen der Bewegung in Wittenberg kein Damm entgegengesezt; Melanchthon wußte nur Einen, der das,, Bis hieher und nicht weiter!" sprechen könnte, und bestürmte Luthern um seine Rückkehr. Luther, sobald er das Gefährliche der Lage erkannte, verließ auch die Wartburg und schrieb unterwegs den 5. März 1522 den bekannten Heldenbrief an den Churfürsten. Am folgenden Tag traf er in Wittenberg ein und fällte am 7. März in einem Brief an Spalatin ein gewaltiges Urtheil über die Wittenberger Vorfälle: „Ich verdamme als ein Greuel der Papisten Messe, daraus sie ein Opfer und gut Werk machen, dadurch der Mensch Gott versöhnet wird. Ich aber will nicht Hand anlegen, noch Jemand, so ohn Glauben ist, bereden, viel weniger zwingen, daß er sie selbst mit Gewalt abthue, allein treib und verdamme ich solchen Mißbrauch der Messen durchs Wort. Wers glaubt, der glaube es und folge ungenöthigt, wers aber nicht glauben will, der lasse und fahre immerhin, denn Niemand soll zum Glauben und was den Glauben belanget, gezwungen, sondern durchs Wort gezogen und gewonnen werden. Wer alsdann ungezwungen gläubet, wird willig folgen. Ich verwerfe auch die Bilder, die man ehret, aber durchs Wort; treibe die Leute nicht, daß sie sie verbrennen sollen, sondern daß sie ihre Zuversicht und Vertrauen nicht darauf sehen, wie bisher geschehen und noch geschieht. Sie würden von ihnen selbst fallen, wenn das Volk, recht durchs Wort unterweiset, wüßte, daß sie

Bressel, Jonas.

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für Gott nichts sind noch gelten. Also verdamme ich auch des Pabsts Geseze von der Ohrenbeicht, vom Gebot zum heiligen Sacrament zu bestimmter Zeit zu gehen, vom Gebet und Anrufen der Heiligen, ihnen zu feiern und fasten. Ich thue es aber durchs Wort, daß ich die Gewissen frei mache und von solchen Stricken erledige. Wenn das geschieht, stehets bei ihnen, daß sie derselben brauchen um der Schwachen willen, die noch dran hangen und drinnen verwirrt sind, oder nicht brauchen, wo sie und andere stark sind, daß also die Liebe herrsche und Oberhand behalte in diesen und dergleichen äußerlichen Werken und Gesezen." Als den Grundsay, nach welchem er handeln will, spricht Luther aus: „Was die Unsern, vom Satan getrieben, allhie sich unterstanden haben mit Gewalt in der ersten Brunst hinauszuführen, soll allein durchs Wort widerfochten, verlegt, umgestoßen und abgethan werden."

Mit Luthers Rückkehr von der Wartburg kehrte die Ruhe in Wittenberg wieder ein; Jonas und Melanchthon erkannten mit Demuth, daß fie sich zu weit hatten treiben lassen, Dr. Hieronymus Schurf schrieb wohl aus ihrem Herzen heraus an den Churfürsten, es sei große Freude und Frohlocken unter Gelehrten und Ungelehrten zu Wittenberg über Dr. Martini Zukunft und Predigen,,, denn er dadurch uns arme verführte und geärgerte Menschen vermittelst göttlicher Hilfe wiederum auf den Weg der Wahrheit täglich weiset mit unwiderfechtlichen Anzeigen unseres Irrthums, darein wir von den eingedrungenen Predigern jämmerlich geführet, also daß augenscheinlich und am Tage, daß der Geist Gottes in ihm ist und durch ihn wirket. Gabriel hat auch bekannt, daß er geirret und den Sachen zu viel gethan. Karlstadt ist nicht wohl zufrieden; aber er wird nichts, hoffe ich zu Gott, ausrichten noch schaffen." Jonas schloß sich von nun an ganz an Luther an, ein treuer und umsichtiger Gehilfe im Werke der Reformation. Luther konnte manches von Carlstadt Zerstörte nicht so schnell wieder aufbauen; so wurde die zerstörte Knabenschule erst im Jahr 1523 von Bugenhagen wieder eingerichtet und der Gebrauch der Privatbeichte in Verbindung mit der Luthern immer so werthen Privatabsolution kam auch um dieselbe Zeit wieder in Uebung, während andererseits Luther im gleichen Jahre die Messe und das Fronleichnamsfest ganz beseitigte. In der Stiftskirche hatte das Messelesen trog der ernsten Predigten des Jonas noch immer seinen Fortgang; als aber der alte Dechant Schlaman, der am Hartnäckigsten für die Beibehaltung der alten Gebräuche einstand, im Februar 1523 gestorben war, griffen Luther und Jonas die Bekämpfung der ihnen ärgerlichen Ceremonien durch Predigt und Schrift mit aller Energie an, obschon der neu ernannte Dechant Beskau ganz in die Fußstapfen seines Vorgängers trat und augenblicklich den Churfürsten für sich zu gewinnen verstand. Lezterer befahl am 6. März, daß es bei den hergebrachten Gebräuchen im Allerheiligenstift sein Verbleiben haben, und daß die schon begonnenen Neuerungen unterlassen werden sollten. Luther

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und Jonas ließen sich jedoch hierdurch von dem betretenen Weg der Reform nicht vertreiben, was der Churfürst namentlich bei Jonas sehr übel vermerkte, so daß er sich in einem Schreiben an Schurf vom 7. August nicht scheute, Jonas mit Carlstadt in eine Linie zu stellen: So weißt du auch, daß der Probst und Karlstadt, so Weiber genommen, bei der Kirche nichts thun, ziehen hin und für ihrem Luft nach und wollen doch gleichwohl das, so zu der Kirche gestift, darum sie dienen sollen, unvermindert haben und zu ihrem Wollust und Müßiggehen gebrauchen. Ob dieß christlich und gut sei, können wir bei uns nicht ermessen." Luther und Jonas predigten unerschrocken gegen die Mißbräuche fort, wiewohl mit der Warnung an ihre Zuhörer, nichts mit Gewalt umzuändern. Am 2. August eiferte Luther von der Kanzel herab sehr stark gegen die Canoniker und erklärte unter Anderem, dem Fürsten sei zwar von Gott das Schwert, aber nicht das Recht übergeben, über den Gottesdienst Verordnungen zu treffen, hierin müsse man Gott mehr gehorchen als den Menschen; zugleich drohte er, mit den Ganonikern alle Gemeinschaft abzubrechen, wenn diese nicht von ihrem abergläubischen Cultus abstünden. Jonas aber schrieb am 27. August an den Churfürsten einen ausführlichen Brief, worin er sowohl seine Beweggründe für die Abstellung der im Stift bis dahin noch üblichen Mißbräuche, als den Weg zur Er reichung dieses Ziels ebenso bescheiden als freimüthig darlegte, ganz den Grundsägen getreu, welche er in zwei andern gleichzeitigen schriftlichen Gutachten aufstellte 37). Mit großer Mäßigung und Umsicht beabsichtigte er nemlich, seine Kirche nur allmählig den evangelischen Grundsäßen gemäß zu erneuern und daher zunächst nur die unleidlichsten Mißbräuche abzuschaffen, was sich aber nur irgend rechtfertigen ließ, einstweilen noch in Geduld unangetastet zu lassen und dabei hauptsächlich den Gebrauch der heiligen Schrift zu fördern. Wir theilen aus dem merkwürdigen Schreiben Folgendes mit:

,,Nachdem jezt zu unserer Zeit das heilige Evangelium und Gottes Wort hier zu Wittenberg endlich nach so viel Menschenlehre rein und lauter an Tag kommen, und Gott der Herr die Lehre durch den einigen Menschen in drei oder vier Jahren so stark und kräftig in die Herzen gegeben und so weit ausgebreitet, daß je auch mit Vernunft gar nahe sollte zu merken seyn, daß es Gottes Wort und Werk und fein Menschenwerk seyn müßte: habe ich, als mir Gott dieselbe Wahrheit auch zu erkennen gegeben, oft Willens gehabt, etliche ärgerliche, greuliche, ungöttliche Mißbräuche, so in unserer Stiftskirche, der mich E. Ch. F. G. unwürdig zu einem Vorsteher gesezt, noch vorhanden seyn, auf meine Verantwortung vor Gott und auch vor E. Ch. F. G. ftracks niederzulegen und abzuthun. Aber man hat bisher, sonderlich da der alteDechant noch gelebt, mit demselben Gedulten solcher Mißbräuche etlichen Schwachen eine Zeitlang dienen müssen. Dazu haben wir hinter E. CH. F. G. nicht gern so eilend Neuerung vorgenommen, und hat uns sonst auch ge

mangelt, da es uns jeßund allen zugleich am meisten gebricht, daß sich Gottes Sachen niemand gern mit Erust annimmt, denn man muß gemeiniglich bei der Welt und aller hoher Vernunft verdienen Undank, wenn Gott gibt, sich seiner Sachen herzlich anzunehmen. So aber Dr. Martin Luther nach der Gnade, die ihm gegeben ist, neulich, wie an E. Ch. F. G. gelanget, uns Derhalben erinnert und unserer etlichen die Gewissen etwa genug gerühret, bitte ich aufs unterthänigste, E. Ch. F. G. wollen dieß folgende mein Bedenken, so zu bequemer Aenderung solcher Mißbräuche gereichen sollte, gnädiglich vernehmen. Und erstlich darfs je feines Menschen oder keiner Creatur im Himmel oder auf Erden Urtheils, sondern wir sinds je gewiß, Gott Lob, daß wir das lautere, reine Wort Gottes und Evangelium haben, wie es der Herr Christus selbst geprediget, wie es Petrus und Paulus selbst geprediget und geschrieben haben, und sind je durch die Gezunge hebräisch und griechisch, die Gott darzu eröffnet, wiederum zu klarem, einfältigem, gewissem Verstand der Schrift kommen. Wem nun Gott gibt, das Wort rein und lauter zu hören, vielmehr wenn er es im Herzen erweckt, dem hat er wahrlich ein Großes gegeben. Denn es ist ein hoher theurer Schaß, dadurch Gott seine Erkenntniß, Geist und alle geistliche Gaben und Verstand in die Herzen gibt. Ja schwer ists zugegangen allezeit in der Welt, die reine Lehre und das Evangelium aufzubringen, und wie wir öffentlich sehen am Apostel Paulo, daß er heftig wider falsche Lehre hat fechten müssen, ehe er das Evangelium in einem Volk hat aufbracht, also hat er nicht weniger kämpfen müssen, wenn, es etwas aufbracht war, daß es falsche Lehrer nicht wieder unterdrückten. Denn unser Herr Gott und das Evangelium ist ein Gast in der Welt; der Teufel ist Wirth, Herr und Fürst der Welt. Das erscheinet auch daran wohl, daß sogar Gottes Sachen die Welt verachtet und nicht annimmt, und daß sein Regiment so stark in der Welt bei den Gottlosen gehet. Darum auch bald, wenn das Wort Gottes hervorgucket, brauchet Satan seine Kraft, und alles, was hoch, klug, reich, gewaltig, fromm und nach Vernunft heilig ist, reizet er dawider. So denn das Evangelium einen solchen starken Widersacher hat in seinem Aufkommen, Mittel und Ende, und eines großen göttlichen Verstandes bedarf, daß es eine kleine Zeit her vorblicket, so danken wir billig Gott über seiner unaussprechlichen Gabe alle, denen da widerfähret, das Evangelium lauter und rein zu hören. So tragen nun E. Ch. F. G. Wissen, daß wir in vorigen Zeiten, die der Zeit der Ausschuß von der Universität genennet, also etliche Aergernisse und Mißbräuche in der Pfarre abgethan, ein Bedenken der Messen halben E. Ch. F. G. zugeschickt, darauf dieselben Mißbräuche hernach abgeschafft. Derselbigen nun gehen viel auf heutigen Tag stärker, denn sie in der Pfarre gegangen, in unserer Stifskirche, nemlich daß wöchentlich aus einer gesezten und vorgeschriebenen Ordnung etliche Messen, bei 30 ungefährlich oder mehr, gewiß, aus Pflicht müssen gehalten werden, die denn gemeiniglich Capellane, Vica

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