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rien, die sonst willig nicht celebriren würden, halten, daß ich anderes Mangels geschweige. Weil denn das hochwürdige Sacrament und Testament unsers Herrn und die reiche Gnade und Zusagung von Vergebung der Sünden sammt dem theuern Siegel allein denen ist eingesezt und durchs Evangelium angeboten, die da unterscheiden den Leib des Herrn, kurz die ihre Sünde fühlen, ein bestürztes, armes, bedrängtes, ängstliches Gewissen haben, mit ihren Sünden jezt kämpfen, an das Wort der Verheißung haben angehoben zu glauben, und also mit einem Ernst, der allein denen, die ihn erfahren haben, bekannt ist, der reichen Gnade und Testaments von Herzen froh werden, dem Herrn Christo für seinen Tod mit Freuden danken: so ists nicht möglich, daß nicht mit den geordneten Messen, die oft fast rohe Leute gedrungen und ohne Zerschlagung ihres Gewissens, ohne Durst der Gnaden halten, ein schrecklicher Mißbrauch und Gotteslästerung geschehe. Ueber denselben Mißbrauch, der denn der größte ist, sind etliche Gesänge und Gebete, als Vigilien für die Todten, dergleichen etliche Gesänge von der Mutter Gottes, die haben gar keinen Grund in der Schrift. Die andern Stücke und Artikel werden hier unten unter den Vorschlägen der Besserung erzählet und angezeigt. An diesen Mißbräuchen nun, die hier neben dem reinen Evangelio so stark gehen, ärgern sich fast viel Gewissen, wie wir hier täglich hören von Fremden, so herkommen, das auch Dr. Martin am meisten bewegt. Andere hohe Stifte, da man für wahr weiß, daß keine Lehre noch Schrift noch christlich Werk, sondern, daß ich aufs gelindeste davon rede, eitel fauler Müßiggang und die höchste Unzucht öffentlich getrieben wird, mißbiethen hierdurch greulich dem Evangelio, schüßen dadurch ihre Mißbräuche, und geht also das Aergerniß weiter und thut größern Schaden, denn jemand gedenket. Das also zu verhüten, und dieweil Christus selbst und Paulus der Apostol so hoch vor dem Aergerniß warnen, wollen wir diese chriftliche Aenderung mit göttlicher Hilfe bestellen und machen: 1) sollte die Mette, wie sie jezund ist, aber nur mit dreien Psalmen und den laudibus bleiben, doch daß man für die Heiligenlegenden, das zuvor auch einem jeden Priester und Chor frei gewest, Lection aus dem Text der Bibel nehme und nach dem Tedeum sollte eine Lection aus dem alten Testament, Mose oder den Propheten durch mich oder wer dazu verordnet gelesen werden; 2) anstatt der Gesänge, so von der heiligen Hilfe und Beistand ohne allen Grund der Schrift lauten, sollen Collecten und Gesänge, die von Gottes Hilfe allein lauten, genommen werden; 3) die Vespern und Complet sollen auch bleiben, wie sie jegund sind, und nach der Vesper foll man eine Lection des Neuen Testaments, einen Evangelisten oder epistolas Pauli lesen und mit Fleiß auslegen, deutsch oder lateinisch, darnach das wird füglich sein; 4) sollen alle Seelmessen, alle geordnete gewisse Messen um obangezeigtes greuliches Mißbrauchs willen abgethan werden, und am Sonntage, auch anderen Heiligenfeiertagen soll eine Messe gehalten werden, daß da communicirten, die

da wollten; 5) sollte der kleine Chor in den großen geschlagen werden, der auch gar darauf gestiftet, daß Maria eine Mittlerin sey, so doch Christus allein der Mittler ist. Hätte der Mariendienst seyn sollen, die Apostel würden es auch gedacht haben. Aber sie selbst im Magnificat weiset uns von sich auf Gott und Christum. Um den Christum ists allein in der ganzen Schrift zu thun; 6) sollte man aufsehen, daß die Personen der Kirchen nicht so müßig gingen, sondern studirten, kein ungeschickt unzüchtig Leben geduldet oder gelitten würde, auch könnte man der Personen nach der jeßigen Absterben weniger machen; 7) sollte das Präsentgeld, so vordem zu Vigilien und Seelmessen gereicht, nun denen, die in die gemeine Lection gingen, täglich gereicht werden; 8) sollten die zween wöchentlichen Processionen Corporis Christi und St. Annenbilder tragen auch abgehen; ein circuitus am Sonntage sollte dieweil bleiben. — Ursache dieser Ordnung. Fürs Erste schreibet der Apostel 1. Cor. 14., was eine christliche Gemeinde, wenn sie zusammenfommt Gott zu dienen, vornehmlich thun soll und spricht: „so oft als ihr zusammenkommet, so hat ein jeglicher einen Psalm, er hat eine Lehre, und laßt es alles geschehen zur Besserung der Gemeine.“ Die Corinther hatten auch einen eigenen Gottesdienst angenommen und beteten in der Versammlung und lasen her Psalmen mit mancherlei Zungen, legten aber nichts aus. Des Gottesdiensts, wie auch des jeßigen Gesangs, war niemand gebessert, deß ward niemand gelehrter oder verständiger in christlicher Lehre. Darum straft er sie hart und richtet ihnen eine rechte nüßliche Ordnung an: 1) daß etwas soll hergelesen werden aus der heiligen Schrift; 2) daß da einer seyn sollte, der das der Gemeine und dem Haufen auslegte und erklärte; 3) daß da würde ein furz gemein Gebet gethan. Diese Ordnung hat nun die hohe Majestät, der heilige Geist, gemacht; die wird gewiß auch recht gut und mächtig nüße seyn. Darum hat sie auch der Teufel nicht lange lassen bleiben, sondern so viel Kinderspiel, Singen und Klingen dafür eingeführt. Ob fie nun wohl kurz und einfältig ist, so ist sie je hunderttausend Mal nüßer, und gar dahin gerichtet, das Wort Gottes, daran es gar und ganz gelegen, zu treiben und den Glauben zu stärken. Die Aposteln vermahnen nichts so heftig als das, daß man das Wort Gottes treibe, und dasselbe treulich, lauter und rein stets allezeit predige, lehre, vermahne. Sie haben wohl gesehen als geistliche Leute, daß hier in des Teufels Reich dasselbe unser Schwert ist. Aber wir haben bisher gethan, wie jener Narre sagt: was dürfe man uns so oft predigen, sind wir doch Christen, und das größte liegen lassen, und mit Kinder- und Puppenwerk umgangen. Diese Ordnung nun, nach der Schrift also gestellt, würde auch bei den Widersachern, so diese Lehre für kegerisch halten wollen, für keine sonderliche ungewöhnliche Neuerung werden angesehen. Denn es hat der heilige Geist diesen öffentlichen Mißbrauch der Messen durch etliche einfältige Herzen allezeit, ehe auch die Lehre und das Evangelium an Tag kommen, angefochten, daß oft fromme Leute gesagt:

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o der armen Andacht, die unser Pfarrer und Priester hat in seiner Messe. Und ist auch nun so weit geprediget, ausgeschrieben und in die Herzen gegangen, daß gar nahe kein Dorf oder Städtlein so klein, auch in fremden Fürstenthumen, es habe viel Messen, Votiven und andre lassen abgehen. Und ob hier gesagt würde, wir wären der kleinste Hauf der Christenheit, so hat doch dem Evangelio allezeit der kleinste Haufe angehangen, und wird auch wohl so zugehen bis zum Ende der Welt, und soll darum die gött. liche Wahrheit nicht verachtet werden. Denn wenn man lange umgehet, so muß doch ein jeder in seinem Herzen inwendig durch den heiligen Geist dessen gewiß werden, daß er sprechen könne, das ist Gottes Wort und Wahrheit und andres, wenn gleich Kaiser, Könige und alle Engel dawider wären. Sonst würd er in der Todesstunde, wenn ers von dem Teufel erhalten soll, nicht bestehen. Darum ist nicht auf solch Argument der Vernunft, sondern Gottes Willen, Werk und Beruf Acht zu haben. Sind wir nun oder Andere dazu berufen, das Evangelium zu predigen oder schreiben, so müssen wir ihm selbst mit den Mißbräuchen seine Schande aufthun und unangesehen die Menschen endlich es auf Gott wagen. Wir dürfen auch nicht denken, es sei nun das Gotteswort aufkommen, wir wollten noch mit der Zeit wohl dazu thun. Eine solche helle Offenbarung des Evangelii und der reinen Wahrheit ist gemeiniglich als ein Uebergang, Plaßregen oder Sonnenblick gewesen. Als lange Gott Leute schicket, die er berufen, dadurch er das Evangelium und sein Wort ausschreiet, also lange gehets rein. Denn es ist des Evangelii Art, daß es eine lebendige Stimme sey. So nun Gott durch die Propheten denjenigen, so Gottes Wort verachten, dräuet, er wolle Hunger auf Erden schicken, nicht Hunger des Brods oder Durst des Wassers, sondern zu hören das Wort Gottes: so ist wohl möglich, wenn wir zu lange harren, wenn wir gleich fünftig daran thun wollen, daß dennoch sein Geist, Wort oder Werk würde da seyn, und mittler Zeit durch menschliche Sagung Gottes Zorn durch Ab sterben oder Ermordung der Prediger würde einbrechen. So ist auch unser Leben furz, und gehet gemeiniglich also, daß die Zeit, so wir uns in Sachen zu schicken gedenken, wird abgeschnitten und eilends verronnen. Auch ist in dieser Sache nicht zu denken, daß man forthin zusehen und erwarten wolle, bis daß die Höchsten und Größten in der Welt und der meiste Haufe diese Lehre annehme. Gottes Werke sind wunderlich; vielleicht steht es jezt am höchsten. Alle Werke Gottes gehen gern also, wenn sie im Schwange gehen, so achtet ihrer niemand; wenn sie vorüber seyn, so wird man ihrer erst gewahr. Wir sollten wohl was recht und göttlich ist, E. Ch. F. G. unbemühet, auf unser Gewissen thun; aber sie haben schreiben wollen. Wenn aber der mißbräuchliche Gottesdienst ewig bleiben sollte, wie er jegund ist: was E. Ch. F. G. dann mit mir schaffen wollen, will ich E. Ch. F. G. in Unterthänigkeit gar heimgestellt haben."

Troß dieser eindringlichen, von Luthern unterstügten Vorstellung willigte

der Churfürst aus Furcht, bei dem Kaiser anzustoßen, so bald nicht in diese Veränderungen, ja er drohte sogar mit Einziehung der Einfünfte der Kirche, wenn die alte Kirchenordnung nicht gehandhabt würde. Der Haß des Fürsten hatte sich besonders auf Jonas geworfen, so daß Luther wiederholt seinen Freund gegen Spalatin in Schuß nehmen mußte. Luther fürchtet, man werde den unentbehrlichen Mann, den man durch Entziehung der Präbende kränken wolle, zum Wegzug nöthigen. „Gilt dir,“ sagt er,,,mein Zeugniß etwas, so ist Jonas unschuldig; ich allein trage die Schuld. Du aber glaubst alsbald den lügnerischen und tempelräuberischen Canonikern und wirfst auf ihn Verdacht. Bekannt ist die Art des Fürsten, der uns geringschäßt. So ehren wir das Evangelium, daß wir seinen Dienern nicht einmal eine kleine Präbende auf Lebensdauer gönnen, während wir Andern gern Reichthümer hinwerfen, damit sie unsern Gott verlästern. Jonas ist ein Mann, den man um schwer Geld kaufen und dem Lande erhalten sollte, ihr aber taxiret ihn geringer als Stroh und Heu." Doch gab der Churfürst später so weit nach, daß er erflärte, sich einer in der Furcht Gottes und auf friedlichem Wege unternommenen Reformation nicht widerseßen und Vorschläge zu einer besseren Verwendung der Stiftseinkünfte zum Nußen der Universität entgegennehmen zu wollen; und so kam es endlich, Dank der Beharrlichkeit des Probstes, zu Anfang des Jahrs 1525 dahin, daß die Reformation der Stiftskirche gemäß den oben von Jonas aufgestellten Vorschägen ins Leben trat. Für das sanguinisch - cholerische Temperament unseres Jonas war dieser langsame Gang der Reformirung des Stiftes sicher eine schwere Geduldsprobe, aber er bestand sie, um nur desto gestählter und kräftiger aus ihr hervorzugehen und die darin gemachten Erfahrungen bei der Einführung der Reformation in anderen Ländern, wie wir unten sehen werden, desto nugbringender an zuwenden. Als Prediger in der Stiftskirche war er unermüdlich, die Gabe der Beredtsamkeit, die ihm angeboren war, auf Zinsen anzulegen. Bekannt ist der uns von Mathesius aufbewahrte Ausspruch Melanchthons: „Doctor Pomeranus ist ein Grammaticus, der legt sich auf die Worte des Textes; ich bin ein dialecticus, sehe drauf, wie der Text an einander hangt, und was sich christlich und mit gutem Grund draus spinnen und folgern will lassen; Doctor Jonas ist ein orator, der kann die Worte des Textes herrlich und deutlich aussprechen, erklären und zum Markt richten, Dr. Martinus ift omnia in omnibus." Als Mathesius im Jahr 1529 nach Wittenberg kam, hörte er Jonas etliche Psalmen und im Schloß“ den Katechismus auslegen. Seine Predigten blieben streng bei dem Textwort und zeichneten sich ebenso sehr durch große Klarheit und einfältige Durchsichtigkeit, als durch herzgewinnendes Feuer aus. Als einst Luthers Hausfrau die Predigten eines Johann Polner auf Kosten Dr. Pomers lobte, gab ihr Luther zur Antwort 38):,,J. Polner predigt, wie ihr Weiber pflegt zu reden, dann was ihnen mit einfällt, das sagen sie auch," und sprach: Dr. Jonas pflegte zu

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sagen: Man soll die Kriegsknechte nicht alle ansprechen, die einem begegnen! Und es ist wahr, Dr. Pomer nimmt bisweilen etliche mit, so ihm begegnen. Aber das ist ein närrischer Prediger, der da meinet, er will Alles sagen, was ihm einfällt." Dagegen gedenkt auch Luther eines Anstoßes, welchen der Kanzelvortrag des Jonas bei Manchen erregte, wenn er sagt 39):,, Die Ge- / brechen an Predigern siehet man bald; wenn gleich ein frommer Prediger zehn Tugenden hätte und nur einen Mangel, derselbige verfinsterte alle Tugenden und Gaben. So böse ist die Welt jegund! Doctor Jonas hat alle Tugenden, die einer haben mag, allein daß er sich oft räuspert, das kann man dem guten Mann nicht zu gut halten!" Für die neue Gottesdienstordnung wirkte Jonas auch dadurch mit, daß er nicht nur, wie Luther dankbar bezeugt, am Werk der Bibelüberseßung mitwirkte, sondern auch zum ersten Wittenberger Gesangbuch durch sein aus dem 124. Psalm entstandenes Lied: Wo Gott der Herr nicht bei uns hält" einen höchst dankenswerthen Beitrag lieferte 40). Ebenso wichtig und erfolgreich waren die Dienste, welche er bei den sächsischen Kirchenvifitationen leistete. Bei der ersten, auf Befehl des Churfürsten Johann in den Jahren 1528 und 1529 veranstalteten Kirchenvisitation wurde ihm mit Luther und Bugenhagen und einigen weltlichen Räthen das Visitationsgeschäft im Kurkreise und dem meißnischen Landestheile übertragen; und bei der zweiten von dem Churfürsten Johann Friedrich angeordneten Visitation im Jahr 1533 vollzog er dasselbe Geschäft in Verbindung mit Bugenhagen. Bei dieser lezteren Visitation wurde auf Luthers, Jonas' und Bugenhagens Vorschlag die eidliche Verpflichtung aller derer, welche ein geistliches Amt übernehmen sollten, auf die in der Augsburgischen Confession enthaltene reine Lehre des Evangeliums geseßlich eingeführt. Jonas trat dabei mit aller Autorität auf, denn, sagt er, „wir sind je zu diesen christlichen Sachen befehlhabende Diener und tragen aus Gehorsam und fürnehmlich Gott zu Ehren diese Arbeit." Die Aufgabe der Visitatoren war sehr schwierig; es galt nicht nur Prediger zu finden, sondern auch Besoldungen für sie auszuwerfen; wiederholt klagt Jonas bitter über die habsüchtige Verwendung der Kirchengüter 41). Schließlich ist bei diesem Abschnitt zu erwähnen, daß im Jahr 1525 Jonas und Agricola mit der Abfaffung eines Katechismus betraut wurden 12). Jonas, der zu dieser Arbeit besonders begabt gewesen wäre, fand damals keine Zeit dazu; dagegen gab er nicht bloß zu Anfang des Jahres 1539 eine lateinische Ueberseßung des Brandenburger Katechismus heraus, welche später von Cranmer abermals ins Englische übertragen wurde 43), sondern zeigte auch seine Befähigung zu solcher volksthümlichen Behandlung der christlichen Dogmen durch seine in Wittenberg 1542 erschienene Schrift: Christlicher und kurzer Unterricht von Vergebung der Sünde und Seligkeit durch Justum Jonam Dr. Dabei findest du etlichen vornehmen Unterschied zwischen reiner christlicher Lehre des Evangelii und der abgöttischen papistischen Lehre." Da die Schrift,

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