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1.

Geschlecht und Jugend1).

Ein Biograph des Mannes, welcher als Justus Jonas seinen Namen in die Blätter der Reformationsgeschichte eingezeichnet hat, ist in der eigenthümlichen Lage, daß er vor Allem Geschlechts- und Taufnamen desselben sicher stellen muß. Was den lezteren betrifft, so hat der Umstand, daß der Theologe fich Justus schreibt, einen früheren Biographen 2) verführt, aus Jodocus Jonas und Justus Jonas zwei ganz verschiedene Personen zu machen, den Einen einen Erfurter, den Andern einen Wittenberger Profeffor zu nennen und nicht nur beider Leben besonders zu beschreiben, sondern sie auch verschieden abzubilden, Jenen unbärtig, Diesen mit einem großen Bart; natürlich, da derselbe Mann, so lang er sich Jodocus schrieb, noch jung war, und vielleicht erst in späteren Jahren einen üppigen Bartwuchs bekam. Auch nachdem die Identität beider Jonas aufgedeckt war, wollte man in dem Wechsel des Vornamens längere Zeit hindurch irgend ein besonderes Motiv suchen, wie etwa ein solches der Vertauschung des Namens Saulus in Paulus zu Grunde gelegen habe. Allein schon lange vorher, ehe der Vorname Justus der stehende wurde und mit dem Uebertritt zum Studium der Theologie eine gänzliche Veränderung mit Jonas vorging, finden wir bereits beide Namen neben einander herlaufen, wie z. B. C. Mutianus einen Brief vom 27. August 15153) an den „Juristen Justus Jonas“ adressirt. Der Name Justus erklärt sich einfach aus der Sitte der damaligen Zeit, den Namen Jodocus, der öfter auch Judocus geschrieben wurde, in Jost oder Just zusammenzuziehen und ihn dann wieder zu latinisiren in Justus 4).

Schwieriger ist die Frage nach dem Geschlechtsnamen, ob dieser Jonas sei? G. Wizel, dem wir später in einer literarischen Fehde mit unserem Jonas begegnen werden, schrieb eine Schrift „wider Jodocum Koch, der sich nennet Justum Jonam;“ in der Matrikel der philosophischen Facultät zu Erfurt schrieb Jonas, wie auch sonst öfter, Jodocus Jone (d. h. Jonae, sc. filius); endlich findet sich der angebliche Name feines Vaters Johannes Jonas in keiner einzigen Urkunde als Name eines Bürgermeisters von Nordhausen unterzeichnet, während ein Jonas Koch in den Jahren 1476 bis 1503 des Defteren als Name des Bürgermeisters zu Nordhausen genannt wird. Es war daher eine gezwungene Erklärung, wenn Reinhard und Knapp vermuthe

ten, Jonas habe den Namen Coci oder Koch nur scherzweise von seinen Freunden empfangen, weil er auf seiner später zu erwähnenden Reise zu Erasmus in unwirthbaren Gegenden die Bereitung der Speisen selbst besorgt habe. Diese Vermuthung stellt sich schon dadurch als irrig heraus, daß sich der Name Koch für Jonas schon vor dieser Reise findet. Vielmehr werden wir denen beistimmen, welche den Familiennamen Koch aufrecht erhalten und annehmen, der Vater des Theologen habe nach damaliger Sitte sich gewöhnlich nach seinem Laufnamen Jonas genannt, weßwegen sich der Sohn Jodocus Jonae schrieb, bis diese patronymische Bezeichnung später in Folge des häufigen Gebrauchs zum Familiennamen wurde. Genug, Justus Jonas hieß von Hause aus Jodocus Koch, Jonä Sohn.

Seine Geburtsstätte war die an Theologen fruchtbare Reichsstadt Nordhausen, an der Zorpa in der preußischen Provinz Sachsen: wie sich dieselbe eines hohen Alterthums rühmte und den Kaiser Theodosius oder gar Merovig als ihren Gründer pries, so sollte in ihr auch die Reformation von ihren ersten Anfängen an gastliche Aufnahme finden. Der Vater des Reformators war ein in der Stadt angesehener Mann und Bürgermeister, ausgezeichnet durch Klugheit und Beredtsamkeit und für die damaligen Zeiten wohl unterrichtet und gelehrt. Jodocus wurde am 5. Juni 1493 geboren. Aus der im Eltern hause verflossenen und verschlossenen Kindheitszeit hat uns nur die Sage einen Zug aufbewahrt, der das Walten der Vorsehung über dem zu Großem auserwählten Rüstzeug des Herrn verherrlicht. Als der Vater im Jahre 1500 an der Pest gefährlich krank lag und die Zwiebel, die er zur Ausziehung des Gifts auf der Pestdrüse liegen gehabt, neben sich auf die Bank legte, griff der nichts ahnende Sohn nach ihr und verzehrte sie, ohne daß er dadurch Schaden genommen hätte! Der Vater wünschte seinem Sohne eine sorgfältige Erziehung und gelehrte Bildung angedeihen zu lassen, und der aufgeweckte, talentvolle Knabe erhielt den ersten Unterricht in der öffentlichen Schule seiner Vaterstadt. Hier machte derselbe so rasche Fortschritte, daß er schon in seinem dreizehnten Jahre die Universität Erfurt beziehen konnte, um fich dort nach des Vaters Willen erst den humanistischen Studien, dann der Rechtsgelehrsamkeit zu widmen.

Die im Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts gestiftete Erfurter Universität genoß bis in den Anfang des folgenden hinein eines Ansehens in Deutschland, daß, wie Luther sich einmal ausdrückte, alle anderen dagegen als kleine Schüßenschulen galten. Das erste Jahrzehent des sechszehnten Jahrhunderts war das legte ihrer Blüthe, welcher sofort der Ausbruch bürgerlicher Unruhen in der Stadt für immer ein Ende machte. Zu Anfang des Jahres 1505, also fast gleichzeitig mit Jonas, war aus Frankenberg in Hessen der siebenzehnjährige Eoban Hesse nach Erfurt gekommen, der Dichterkönig seiner Zeit, wie ihn Luther, der christliche Ovid, wie ihn Erasmus nennt. Frühzeitig trat Jonas in das engste Freundschaftsverhältniß mit ihm und

durch ihn in den Dichterkreis ein, welcher die strebsame Jugend Erfurts unter der Aegide des Gothaer Canonicus Conrad Mutian vereinigte. Von diesem ließen sich außer einem Eoban Heffe andere talentvolle Studirende, wie Crotus, Eberbach, Draconites in ihren humanistischen Studien leiten und wurden von ihm ebensowohl vor sittlichen Auswüchsen bewahrt, als zum Bruch mit der alten Geistesrichtung und zur Beförderung der neuen angefeuert. Ein edler Wetteifer und eine herzliche Freundschaft umschlang diesen Kreis junger Dichter: in der schönen vierten Idylle der großentheils im Jahr 1508 verfaßten bucolischen Gedichte läßt z. B. Eoban den Mutian, der den 3. Namen Thrasybulus führt, als Schiedsrichter auftreten, um einen zwischen Jonas und Petrejus unter den Namen von Tityrus und Battus geführten Sängerstreit friedlich zu schlichten. Dieser Freundeskreis wirkte auf die Bildung unseres Jonas nachhaltiger als die Unterweisung der damaligen Docenten Erfurts, unter welchen keiner in Beziehung zu Jonas besonders genannt wird. Schon im Jahr 1507 war Jonas Baccalaureus und 1510, also in einem Alter von 17 Jahren, Magister geworden. Zwar erging sich Mutian in bitterm Spott über die academischen Grade, weil er in ihnen das hauptsächlichste Herrschaftsmittel der Sophisten und es unwürdig fand, wenn Männer von wahrer Bildung sich Anstrengungen unterzögen, um zu jenen leeren barbarischen Titeln zu gelangen; „, wo die Vernunft den Vorfiß führt,“ äußerte er,,,da bedarf es keiner Doctoren": doch gestattete er seinen jungen Freunden die Anbequemung an die alte Sitte, weil ihnen das durch diese Titel erworbene Ansehen im Kampfe gegen die Sophisten zu Statten käme ; „ich will doch (schrieb er an Einen derselben), daß du dir den Magistertitel erwirbst, damit du unter dieser Maske die Unmündigen in der Dunkelheit in Schrecken sebest!" Einen besonderen Lebens- und Schicksalsgefährten gewann Jonas an Tilemann Plattener aus Stolberg, der gleichzeitig mit ihm in Erfurt Student, Baccalaureus und Magister, sowie auch nachmals in Wittenberg Doctor wurde. Vielleicht kam er auch schon damals durch Crotus in Bekanntschaft mit Ulrich von Hutten. Wie es scheint, hatte er bisher mehr den humanistischen Studien als dem Studium der Rechtswissenschaft obgelegen 5).

"

Im Jahre 1511 übersiedelte Jonas zur Vollendung seiner Studien auf die Universität Wittenberg. Während der neu aufblühende Ruhm dieser Schule ihn anzog, war ihm der Aufenthalt in Erfurt seit den stürmischen Ereignissen des Michaelisfestes im Jahr 1510 verleidet. Bei der Feier des Kirchweihfestes in der Michaelispfarre war es zwischen Studirenden und Landsknechten zu einem Wortwechsel, dann zu einem Handgemenge und endlich zu einem offenen Straßenkampf gekommen. Die Bürger nahmen für die Landsknechte Partei, die Musensöhne mußten sich vor der Uebermacht in ihr großes Collegium zurückziehen, in welchem sie sich verschanzten und auf die Belagerer mit Handbüchsen feuerten. Als aber diese zwei Kanonen vorführten

ergriffen die Studenten abermals die Flucht. In wilder Wuth bemächtigten sich die Belagerer des menschenleeren Gebäudes, demolirten Hörsäle und Wohnungen der Studirenden, zertrümmerten Katheder und Bänke, zerschnitten und verbrannten die alten Privilegien und Urkunden der Universität, richteten bedeutenden Schaden in den Bibliothekräumen an und plünderten, was irgend Werth für sie hatte. Zwar ahndete der Rath am folgenden Tag mit aller Strenge die Zügellosigkeit des Pöbels, aber der Verfall der Universität datirt von diesem Ereignisse. Zahlreiche Schaaren von Studirenden wanderten aus; auch der junge Dichterkreis verließ die unruhige Stadt: erst Eoban, um sich nach dem fernen Norden zu wenden, dann Crotus, der nach Fulda übersiedelt, Heinrich Eberbach, der eine Reise nach Wien antritt, Petrejus, welcher gleichfalls seinen Weg nach Wien nimmt, und Jonas, welcher sich nebst mehreren andern erfurtischen Magistern in Wittenberg immatriculiren läßt").

Ueber den vierjährigen Aufenthalt unseres Jonas in Wittenberg fehlen ́ fast alle Nachrichten. Mit Ernst lag er den juristischen Studien ob und nahm die Würde eines Baccalaureus der Rechte an; da er in den geistlichen Stand zu treten beabsichtigte, zog er sicher auch die Theologie in den Kreis seiner Studien, und es läßt sich erwarten, daß er bereits damals mit Luthern in Berührung trat, obwohl sich keine bestimmten Spuren hiervon finden. Jedenfalls gab dieser Aufenthalt in Wittenberg seinem Geiste eine vorherrschende Richtung zur Theologie, seinem Charakter eine Festigkeit, wie sie in den Kreisen der Humanisten nicht zu finden war.

2.

Der Canonicus und Professor zu Erfurt.

Die Zerstörung des großen Erfurter Collegiums hatte dem Eindringen des neuen Geistes auf der Universität Bahn gebrochen. Die alten Bursenverhältnisse und mit ihnen der überwachende Einfluß der älteren Lehrer auf die in den Bursen zusammenlebenden und in strenger Aufsicht gegängelten Studenten konnten nicht wieder hergestellt werden. Zwar hatte sich die Universität nicht entblödet, sich, wenn auch in mildester Form für die Unterdrückung des Reuchlin’schen „Augenspiegels“ auszusprechen und die kölnischen Theologen als ihre „Mitbrüder und zu jeder Zeit verehrungswürdige Gönner“ zu begrüßen: um so mehr aber wurde Mutian der Friedliebende angefeuert, die getreue Schaar seiner Humanisten gegen die Scholastiker ins Treffen zu führen. Die Jugend zu Erfurt nahm offen für Reuchlin gegen die alten Docenten Partei, und das ganze Jahr 1514 hindurch war die Universität durch tumul

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