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nisten, Weiber- und Kindergemeinschaft wieder einführen wollte 1).

Solche uralte Anklänge, die eine spätere Zeit umgedeutet und umgedichtet hat, scheinen auch in der Sage von den Partheniern vorzuliegen. Als die Spartaner Messene belagerten, hätten bei Beginn des Kampfes die waffenfähigen Männer geschworen, nicht eher heimzukehren, als bis Messene gefallen sei; als aber der Krieg bereits 10 Jahre gewährt hatte und ihnen um die Nachkommenschaft bange wurde, wären die kräftigsten Jünglinge von denen, die nicht mitgeschworen hatten, nach Sparta zu unterschiedslosem Verkehr mit den Jungfrauen abgesandt. Die hieraus entsprossenen Kinder seien Parthenier (zu deutsch Jungfrauenkinder) genannt). Und die Heldensage weiss noch zu berichten, dass die halbgöttlichen Nymphen in Freiheit der Liebe lebten, und Kalypso und Circe, wie die Nixen und Feen unserer Märchen, sich ihre Liebhaber nach Gefallen aus den Söhnen der Menschen nahmen 3).

So finden wir Erinnerungen an den Hetärismus mitten auf griechischem Kulturboden. Dass uns von den Römern nichts derartiges erhalten ist, kann uns nicht Wunder nehmen, da die Überlieferungen des Uraltertums hier erst in einer sehr späten Zeit und in sehr umgedichteter Gestalt redigiert worden sind. Dagegen hat sich auf italischem Boden die Kunde erhalten, dass bei den Etruskern in alter Zeit Weibergemeinschaft geherrscht haben soll4).

Ein Beweis für das Alter des Hetärismus ist auch, dass die in Indien ansässigen dravidischen Stämme, von denen bekannt ist, dass ihre Einrichtungen auf ein sehr hohes Alter

1) Πολιτεία 5 (ε).

2) JUSTINUS 3, 4; STRABO 6, C. 279.

3) HOMER, Od. 5, 118 ff.; 10, 333 ff.

4) Genaue Nachrichten hierüber finden sich bei ATHENÄUS 12, C. 14

(bei Teubner Bd. 3, S. 142).

zurückreichen, ähnlich noch heute leben. Sie gliedern sich in Hausgenossenschaften (gemeinsame Haushaltungen), die ihnen unseren heutigen Begriff der Familie ersetzen, und diese Genossenschaften haben in der Regel auch Weibergemeinschaft 1). Wir haben hier also im hochkultivierten Indien Überreste der fernsten Urzeit. Und, während hier ein kräftig gebliebenes Volk noch Spuren der alten Entwickelung zeigt, finden wir in demselben Lande, das, auch darin ein Wunderland, uns gleichzeitig die Kulturperioden der verschiedensten Zeiten vergegenwärtigt, noch unmittelbar Reste urältester Sitten bei einem in weltabgelegene Einsamkeit geflüchteten und zurückgebliebenen Stamm. Am untersten Waldsaum der blauen Berge (Nilgherry) im südlichen Vorderindien in Gegenden, welche von ungesundem Fieberland umgeben und daher den englischen Eroberern des Landes lange unbekannt geblieben sind2), kümmern noch heute die Erular, ein herabgekommenes, rohes und schmutziges Geschlecht, »in keiner geschlossenen Ehe« fort. Man fand sie im >erniedrigsten, ärmsten, versunkensten Zustand. Das Haar bei Männern und Weibern phantastisch aufgebunden, mit geflochtenem Stroh, davon sie auch Halsbänder, Ohrringe, Ringe am Handgelenk tragen, und allerlei Ornamente mit klappernden Nüssen, die sie im Takte beim Tanzen und Springen schüttelten, sonst aber fast nackt gingen< 3).

So sehen wir auch bei den heutigen sogenannten Naturvölkern noch Reste des uralten Hetärismus. Berühmt ist die ganz seltsame Eheverfassung der Nairen im indischen Malabar. Hier besteht dem Namen nach Einzelehe, aber die Frau tritt überhaupt nicht in den Hausstand des Ehemanns ein, sondern bleibt bei ihrem Vater, betrachtet sich auch in keinem Sinne als Frau ihres Schattenmanns, sondern ihre Türe steht einer

1) BERNHÖFT in Zeitschr., Bd. 9, S. 2.
2) RITTER, Bd. IV. 1, S. 952, 999.

3) RITTER, ebenda. S. 1016.

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unbegrenzten Schar von Liebhabern offen1). Also nur dem Schein nach Einzelehe, in Wahrheit Hetärismus, da die Frau dem ganzen Stamme gehört. Es ist nun in hohem Grade bezeichnend, dass die Nairen der höchsten Aristokratie von Malabar angehören - deswegen so bezeichnend, weil, wie wir noch des Öfteren sehen werden, die Aristokraten allüberall gerade der Hort urältester Einrichtungen sind.

Der Hetärismus in reinster Form ist bei den Waldbewohnern im Innern von Malakka (Hinterindien) erhalten. Dort kennt man die Einzelehe nicht, die Frauen wechseln nach Belieben die Männer3), d. h. alle Männer innerhalb des Stammes gelten als ihre Ehemänner. Gleiche Zustände werden uns von manchen australischen Stämmen berichtet3), ebenso in weitem Umfang aus Afrika (bei den Kaffern und Buschmännern, in Darfur u. s. w.4).

Wir werden bald sehen, dass eine der Eingehungsformen der Ehe, d. h. der Erwerbsarten der Frau in ältester Zeit der Raub ist. Auch dies ist uns in Verbindung mit Hetärismus bis auf den heutigen Tag bei den wilden Stämmen in den tropischen Wäldern Südamerikas erhalten. Dort werden die im Kriege gefangenen Weiber Gemeingut des ganzen Stammes").

Unvereinbar mit der Einzelehe und daher offenbar Ausfluss des alten Hetärismus ist die merkwürdige Sitte so mancher Naturvölker, dass die Männer ihre Frauen austauschen. So

1) BERNHÖFT in Zeitschr., Bd. 8, S. 22.

Aehnliches wird uns aus

Arabien berichtet (STARCKE, Primitive Familie, S. 136).

2) KOHLER in Zeitschr., Bd. 6, S. 332 A. 26. Volle Weibergemeinschaft wird uns auch von den Jolah auf der Insel St. Marie bestätigt (BASTIAN, Rechtverhältnisse, S. LXI).

3) STARCKE, a. a. O., S. 130. 131.

4) KULISCHER, in Zeitschr. f. Ethn. 1876. S. 140 ff.

5) EHRENREICH, Beiträge zur Völkerkunde Brasiliens, in den Veröffentlichungen aus dem Kgl. Museum f. Völkerkunde, Bd. 2, S. 28.

begegnet uns dieser Brauch in Alaska1) und weit, weit davon räumlich entfernt bei den Australnegern. Bei diesen ist es, wenn in Notfällen die Versöhnung der Götter feierlich angerufen wird, nichts Seltenes, dass zwei Stämme mit einander ihre Weiber vertauschen). Seltsame Sitte! Weshalb will man die Götter gerade hierdurch versöhnen? Wird die Einzelehe, als jüngerer Brauch, gegen die Satzungen der uralten Götter verstossend betrachtet, und will man diesen neuernden Frevel sühnen, indem man die Frauen der alten Gesamtehe wieder zuführt? Auch sonst scheint dieser Gedanke den Australnegern keineswegs fremd zu sein. Es wird von ihnen berichtet, dass bei besonderen Gelegenheiten, also jedenfalls auch unter feierlicher Anrufung der Götter, die Frauen der älteren Männer"), den jüngeren überlassen werden1) also man betrachtet es als einen Frevel gegen die alten Göttergebote, dass ein jüngeres Weib durch eine unnatürliche Ehe der ihr von der Natur gegebenen Bestimmung entzogen wurde.

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Aber auch bei den alten, vorislamitischen Arabern bestand nachweislich völliger Hetärismus), und so sehr Mohammed diese Ursitte auch bekämpft hat, ein eigentümliches Überbleibsel hat sich bis heute erhalten. Auch bei den heutigen Arabern giebt es noch eine Ehe auf Zeit (Mota = oder Mutaehe),

1) FR. MÜLLER in den Mitteilungen der anthropologischen Gesellsch. in Wien, Bd. I, S. 188; auf Grund eines amerikanischen Werkes von DALL. Vergl. auch über die nördlichsten Eskimos die seltsame Bemerkung bei BESSELS (die amerikanische Nordpolexpedition, Leipzig 1879, S. 367), wonach die Heirat ein Band zwischen der Frau und allen verheirateten Männern des Stammes zu schaffen scheint.

2) KOHLER in Zeitschr., Bd. 7, S. 327.

3) Es ist hier zum Verständnis vorwegzunehmen, dass, wo die Kaufche herrscht, die im Besitze grösserer Vermögensmittel stehenden älteren Männer die jüngeren und schöneren Frauen erwerben können, während die Jünglinge das Nachsehen haben.

4) FISON and HOWITT, KAMILAROI, p. 326, 354.

5) KOHLER in Zeitschr., Bd. 6, S. 420, Bd. 8, S. 238 ff., Bd. 12, S. 91 ff.

welche mit »züchtigen Weibern« erlaubt ist, um den Mann, der nicht die Mittel zu einer Ehe mit einem freigeborenen Weibe hat, vor einem liederlichen Lebenswandel zu schützen 1), und auch von islamitischen Reisenden an verschiedenen Orten ihres Aufenthalts abgeschlossen wird. Im islamitischen Recht ist ihre Gültigkeit allerdings bestritten; während die Sunniten sie verneinen, erkennen die Schiiten sie an, und daher ist besonders in Persien, wo diese Sekte die herrschende ist, diese Eheform vielfach verbreitet; solche Ehen können dort auf beliebige Zeit, von einer halben Stunde bis zu 99 Jahren abgeschlossen werden"). Auch die Christen in Spanien hatten während der moslemischen Herrschaft die Ehe durch Miete (casado de media carta) angenommen 3).

Und auch hier wie ein Naturgesetz, dass es keinen völlig vereinzelten Volksgebrauch gibt, dass die Menschheit eine grosse Gemeinschaft bildet, in der dasselbe Lebensblut zirkuliert und an den fernsten Enden der Erde dieselben Er

scheinungen hervorruft4) finden wir bei den Negerstämmen

1) Zeitschr., Bd. 4, S. 474.

2) WILKEN, das Matriarchat der alten Araber. S. 9 ff.; HÄNTZCHE, in Zeitschr. f. allg. Erdkunde N. F. Bd. 17, S. 431 ff.; KOHLER in Zeitschr., Bd. 6, S. 420 ff.; TORNAUW, daselbst Bd. 5, S. 143, 144.

3) GANS, Erbrecht, Bd. 1, S. 189.

4) Sollte dies nicht mit den so wenig beobachteten und einer absichtlichen Beobachtung sich auch völlig entziehenden Unterströmungen im menschlichen Geist zusammenhängen? Es kommt vor, dass du einen Gedanken aufgreifst, dann fallen lässt, bewusst ihm nicht weiter nachgehst, und doch nach langer Zeit steht er plötzlich wieder, aber in vollendeter, gereifterer Gestalt vor dir da. Jeder wird solche Erfahrungen gemacht haben; man entdeckt überrascht einen Zusammenhang, der einem selbst völlig entfallen war. Sollte, wie im Leben des Einzelnen, es so auch im Leben der Völker sein? Unbewusst arbeitet der gemeinsame Gedankenbesitz, die gemeinsamen Erinnerungen brechen plötzlich an einer Stelle hervor, wo man sich keine Rechenschaft von dem alten Zusammenhang geben kann. Und doch Eines, ein gemeinsamer Faden, ein gemeinsames Leben der Gesamtheit als solchen.

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