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Die Stadt Ur ist wiederentdeckt in den Ruinen von El-mukajjar (el-Mugheir) im südlichen Babylonien auf dem rechten Euphratufer. Es sind hier Königssiegel mit dem Namen Uru gefunden worden, Inschriften von Dungi, Kudur-Mabug, Išme - Dagan, aber auch noch von Nabonid. Die Stadt war Hauptsitz des südbabylonischen Mondkults'.

I Mos II, 31.

Die Abrahamsleute ziehen nach Harran, der nördlichen Mondstadt, dem Hauptort des eigentlichen Meso

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Abb. 120: Ruinen von El-mukajjar (Ur-Kasdim der Bibel, Heimat Abrahams).

potamien 2. Wenn ihr Ziel schon damals Kanaan war, so ist das trotz des riesigen Bogens der gewöhnliche Karawanenweg von Babylonien aus 3.

Der Mondgott heißt hier neben Sin speziell Bel-Harrân und hat als solcher einen starken Einfluß auf Syrien ausgeübt. Die Reformen des

1) Eupolemos (um 160 v. Chr.) bei Eusebius praep. evang. IX, 7 (Müller, Fragm. III, 211 f.) sagt, Abraham sei in der Stadt Babyloniens Kamarine, die manche Qvoin nennen, geboren. Kamarine, wohl aus dem Arabischen kamar Mond zu erklären, wird auch in der Sibylle (Kautzsch, Pseudepigr. 189) als Stadtname ,,im Lande Ur" zu lesen sein.

2) Es ist aus der alten Anschauung vom urisraelitischen Leben in der Wüste heraus geredet, wenn Gunkel, Gen. 150 sagt, nach 1 Mos 12, 1 würden Abrahams Vorfahren, als sie von Haran ausgehend geschildert werden, nicht als Städte bewohner gedacht. Wenn aber Guthe, Geschichte Israels 10, sagt:,,um der Freiheit der Wüste willen hatten sie oder ihre Väter dem Kulturlande den Rücken gekehrt", so widerspricht das nicht nur den tatsächlichen Verhältnissen der israelitischen Urzeit, sondern es enthält überhaupt eine kulturgeschichtliche Unmöglichkeit.

3) Die Wanderung Esaus, die mit denselben Worten erzählt wird, wie die Abrahams (36, 6 vgl. 12, 5), hat andre Motive; aber sie will auch als Wanderung einer Gemeinschaft angesehen sein, wie Klostermann, Gesch. Isr. 30 gesehen hat.

4) Ein Relief aus Sendschirli in Syrien bezeugt den Kultus für Syrien. In Nerab bei Aleppo wurden zwei Grabsteine gefunden, die für Priester

Islam knüpfen wohl vielfach an Harran an. Bis ins Mittelalter erhielten sich in diesem Bollwerk des heidnischen Kultus Spuren des Mondkultus bei den harranischen Sabiern.

Von Harran führt der Weg bei Biredjik über den Euphrat. Sachau fand Spuren der alten Straße. In 1001 Nacht (Reclams Ausgabe Heft 20, 147 ff.) wird eine interessante Reise von Harran nach Samarien erzählt. Der Weg der Abrahamsleute geht auf der uralten Karawanen- und Kriegsstraße, die Ägypten und Babylonien verband. Als Hauptstation wäre Damaskus zu erwarten1. I Mos 15, 2 zeigt in der Tat Spuren einer Verbindung der biblischen Vätergeschichten mit Damaskus (s. S. 352 Anm. 2). Die Tradition lebt noch heute in Damaskus 2. Josephus sagt Ant. I, 7, noch zu seiner Zeit sei Abrams Name im Damaszener-Lande berühmt, und er zitiert aus dem 4. Buche der Geschichte des Nikolaus von Damaskus die folgende Geschichte:

,,Zu Damaskus regierte Abram, der mit einem Heere aus dem oberhalb Babylons gelegenen Lande der Chaldäer3 dorthin gekommen sein soll. Und nicht lange nachher wanderte er mit seinem Volke von dort wieder aus nach Chananaea, welches jetzt Judäa heißt, und wo sich die Seinen stark vermehrten.“

Fünfzehntes Kapitel.

Abraham als Kanaanäer.

Die Religion der Abrahamsleute.

Die Jahve-Religion der mosaischen Zeit hat nach der biblischen Überlieferung ihre Vorstufe in der Religion der Väter, vgl. 2 Mos 3, 16. Wir sind der Meinung, daß diese Überlieferung einer religionsgeschichtlichen Tatsache entspricht.

Die Wanderung der Abrahamsleute bringt die Überlieferung in Zusammenhang mit den beiden großen Kultstätten des Mond

des Mondgottes von Harran errichtet sind. In einem Vertrage des Matiilu, Fürsten von Arpad (s. S. 369), mit dem assyrischen König Ašurnirâri wird Sin von Harran an erster Stelle angerufen.

1) Assyrisch Dimašķi, in der Thutmosis-Liste aus dem 16. Jahrhundert (vgl. S. 300f.) Timaski.

2) Der über Damaskus sich erhebende Dschebel Kasjûn ist den Moslems heilig; hier sei u. a. Abraham zur Erkenntnis der Einheit Gottes gekommen, s. Baedeker (Benzinger) S. 280.

3) Das ist wohl ein später Zusatz, der Harran mit Ur verwechselt oder gleich Ur zu Chaldäa rechnet. Sonst könnte sich Lepsius, der Urfa für die Urheimat hält, hierauf berufen.

gottes (Sin von Ur und Bel-Harran). Von den Vorfahren Abrahams sagt die Überlieferung Jos 24, 2, sie hätten jenseits. des Euphrats,,anderen Göttern" gedient1, also den Göttern der babylonischen Astralreligion. Wir haben die monotheistischen. Strömungen kennen gelernt, die hinter dieser Astralreligion für die,,Wissenden" sich verbergen. Diese Strömungen müssen vor der Hammurabi -Zeit in Babylonien besonders kräftig im Bereiche des Mondkultus zur Geltung gekommen sein. Der Mondkult beherrschte das Zeitalter, bis der Kult Marduks von Babylon die Sonnenerscheinungen in den Vordergrund rückte2. Daß der Mond als summus deus galt (das hieß aber für die Wissenden er ist Inbegriff aller göttlichen Macht), folgte ja in mehr als einer Beziehung aus dem System. Unter den sieben Planetenhimmeln bildet der Mondhimmel die oberste Stufe, die in den Himmel des Anu führt. Darum ist Sin Anu als Vater der Götter" und ,,König der Götter" (S. 100). In der trinitarischen Auffassung der göttlichen Macht, die sich im Tierkreis kundgibt, gilt der Mond als Vater 3. Der Begriff Ab d. h. ,, (göttlicher) Vater" im Namen Ab-ram bezieht sich auf den Mond, vgl. S. 339. Wir besitzen einen Hymnus auf Sin von Ur, der den Mond als ,,barmherzigen Vater" preist. Hier sei eine Stelle dieses prächtigen Mondhymnus wiedergegeben:

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Gewaltiger Anführer, dessen tiefes Inneres kein Gott durchschaut; hurtiger, dessen Knie nicht ermatten, der eröffnet den Weg der Götter, seiner Brüder.

Der vom Grund des Himmels bis zur Höhe des Himmels glänzend dahin

wandelt,

der da öffnet die Tür des Himmels, Licht schafft allen Menschen; Vater, Erzeuger von allem, der auf die Lebewesen blickt, . . . . . ., der

auf. . . . . . bedacht ist.

Herr, der die Entscheidung für Himmel und Erde fällt, dessen Befehl niemand (abändert);

der da hält Feuer und Wasser, der leitet die Lebewesen, welcher Gott käme dir gleich?

Im Himmel, wer ist erhaben?
Auf Erden, wer ist erhaben?

Du, du allein bist erhaben!
Du, du allein bist erhaben!

1) Vgl. Sure VI, 76:,,Sprich: Wahrlich, mich hat mein Herr auf den rechten Weg geleitet, zur Religion des rechtgläubigen Abraham, der kein Götzendiener war." Der Islam will Abrahams Religion sein.

2) S. 78. Vgl. ferner Monotheistische Strömungen innerhalb der babyl. Religion, Lpzg. 1904; Baentsch, Altorientalischer und israelitischer Monotheismus, Tübingen 1906.

*) S. 100.

*) Zimmern AO VII, 3, 13, vgl. auch unten S. 339.

Dein, dein Wort, wenn es im Himmel erschallt, werfen die Igigi sich auf das Antlitz nieder;

dein, dein Wort, wenn es auf Erden erschallt, küssen die Anunnaki den Boden.

Dein, dein Wort, wenn es droben wie der Sturmwind dahinfährt, läßt es Speise und Trank gedeihen;

dein, dein Wort, wenn es auf die Erde sich niederläßt, so entsteht das Grün.

Dein, dein Wort macht Stall und Hürde fett, breitet aus die Lebewesen; dein, dein Wort läßt Wahrheit und Gerechtigkeit entstehen, so daß die Menschen die Wahrheit sprechen.

Dein, dein Wort gleicht den fernen Himmeln, der verborgenen Unterwelt, die niemand durchschaut;

wer käme ihm gleich?

dein, dein Wort, wer verstände es, O Herr, im Himmel an Herrschertum, auf Erden an Herrschaft hast du unter den Göttern, deinen Brüdern, keinen Rivalen; König der Könige, erhabener, gegen dessen Befehl niemand ankommt, dem an Göttlichkeit kein Gott gleicht.

Über die religiösen Motive, die zur Wanderung der Abrahamsleute geführt haben, können wir natürlich nur Vermutungen aussprechen. Nach Analogie anderer religionsgeschichtlicher Erscheinungen auf dem Gebiete des alten Orients dürfen wir annehmen, daß es sich um eine reformatorische Bewegung handelt, die gegen religiöse Entartung der herrschenden Kreise protestiert. Nach Lage der Sache könnte es sich um Entartung im Bereiche des Mondkultus handeln oder um einen Protest gegen den durch die Hammurabi-Dynastie zur Geltung gebrachten Kult des neuen astronomischen Zeitalters (MardukKult, s. S. 66f.)2. Weder in diesem noch in jenem Falle würde. es sich um eine völlige Negierung des betreffenden astralreligiösen Systems handeln, sondern nur um einen Protest gegen den auf der Lehre ruhenden polytheistischen Kultus. Die Lehre selbst haben die Träger der Jahve-Religion in der Väterzeit ebenso wie auf späteren Stufen (mosaische Religion, prophetische Religion) sehr wohl gekannt. Das zeigt sich in den astralmythologischen Motiven und vor allem, wie

1) Die jüdische und die islamische Legende machten Abraham zum Märtyrer unter Nimrod. Wir sind auch hier der Meinung (vgl. S. 324 Anm. 1 BNT 65. 67), daß es sich nicht um Hirngespinste und Spintisierungen handelt, sondern um eine legendär vorgetragene mit mythologischen Motiven ausgestattete religionsgeschichtliche Wahrheit.

2) So jetzt Winckler, Abraham als Babylonier S. 24 ff., die Gesetze Hammurabis S. XXXI.

3) Für die Abrahamsüberlieferung s. S. 338 ff. Baentsch 1. c. S. 60 überschätzt m. E. die religiöse Bedeutung dieser poetischen Motive, wenn er

wir später sehen werden, in der Symbolik des Kultus, in der sich die Elemente der astralen Lehre erhalten haben1.

Wir sehen also in Abraham einen Mahdi. Der Auszug aus Babylonien erscheint uns als Hedschra. Die religiöse Bewegung unter Muhammed bietet in vielen Punkten eine religionsgeschichtliche Analogie. Wie die Religion Muhammeds, so knüpfte die Religion Abrahams an die vorhandene Ideenwelt an im Sinne eines reformatorischen Fortschritts2. Die Überlieferung weiß von visionären Erlebnissen in Ur (Neh 9, 7) wie in Harran (1 Mos 12, 1). Auf höhern Befehl führt er die Seinen nach dem Westlande; wie es scheint, nach dem Gebiet, das jenseits des Herrschaftsgebietes des babylonischen Herrschers lag. In Kanaan ist sein ganzes Leben durch visionäre und ekstatische Erlebnisse charakterisiert: 1 Mos 12, 7; 13, 14; 15, 1ff.; 17, 1 ff.; besonders 15, 12ff.

Hier tritt nun eine Tatsache in Kraft, die mit den Mitteln historisch-kritischer Untersuchung weder bewiesen noch widerlegt werden kann. Abraham machte die Erfahrung von dem Eingreifen des lebendigen Gottes der Urzeit, der Himmel und Erde gemacht hat, in das eigne Leben und in die Erziehung des Menschengeschlechts3. Gott hat Abraham seine Wege wissen

annimmt, daß sie das Anzeichen dafür bilden, daß die Väterreligion noch keinen prinzipiellen Bruch mit der Astralreligion hat bedeuten wollen, wenn sie auch einen Schritt über die altbabylonische Religion hinaus vorstellt.

1) In den Kreis dieser Symbolik würden wir auch die Nomenklatur des Berges der Gottesoffenbarung als Sinai rechnen, der nach 2 Mos 3 (hier Horeb genannt) bereits für die Väterzeit als Kultort angenommen wird.

2) AG 7, 2 scheint eine Überlieferung anzudeuten, nach der Abraham bereits von Ur aus religiöse Propaganda nach Mesopotamien hin getrieben hatte. Die Stelle sagt, Abraham habe,,in Mesopotamien, ehe er in Harran war", den Befehl zur Auswanderung erhalten. Harran kann selbst bei der mißbräuchlichsten Anwendung des Namens Mesopotamien nicht in Gegensatz zu Mesopotamien gesetzt werden, dessen Hauptort es ist. Die Abraham - Apokalypse scheint nun in der Tat von einer früheren Reise Abrahams nach Fandana, d. i. Paddan Aram, zu wissen (s. Apok. Abrahams, ed. Bonwetsch in Studien zur Geschichte der Theologie und Kirche I, 1); vgl. meinen Artikel Mesopotamien in Hauck, RPTh3.

3) Die Kritik sagt natürlich: Das ist im Sinne der späteren prophetischen Religion zu verstehen. Aber das ist petitio principii. Übrigens: wenn Gott sich den Propheten kundgab, muß er dann in den Anfängen der israelitischen Religion untätig gewesen sein? Wenn man fragt: wo war denn dann seine Offenbarung vor Abraham? so sagen wir mit AG 14, 16: ,,Er ließ die Menschen ihre eignen Wege gehen", aber im Sinne von

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