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Edom". Auch Salomo hatte Edom in der Gewalt 1 Kg 9, 26, Edom blieb 200 Jahre Provinz Judas. Es war auch religiös ein wichtiger Besitz; denn der Sinai lag im Gebiete von Edom, s. S. 415. Unter Joram um 850 wurde Edom nach Kg 8, 20 von neuem selbständiges Königtum. Tiglatpileser III. nennt 733 auf den Tontafeln von Nimrud einen Fürsten Kauš-malak von Edom neben Ahas von Juda. Amos redet von der Feindschaft Edoms gegen Juda. Später, als Judas Macht sank, ist diese Feindschaft verhängnisvoll geworden. Im Jahre 701 nennt Sanherib bei seinem Feldzug gegen Jerusalem unter den Tributträgern Ai-rammu, König von Edom (KT S. 44). Assarhaddon und Asurbanipal nennen neben Manasse von Juda Kauš- gabri von Edom unter den 22 westländischen Fürsten, die Fronarbeiten und Heeresfolge bei den ägyptischen Feldzügen leisten müssen. Bei dem Zuge Nebukadnezars gegen Jerusalem trat Edom wie Moab und Ammon auf die Seite der Babylonier und rächte sich an Juda (vgl. Ez 25, Ps 137, 7, s. Obadjas fliegendes Blatt gegen Edom"). Die ferneren Geschicke der Edomiter sind noch dunkel. Sie sind jedenfalls von arabischen Mächten (Nabatäerreich) aufgesogen worden.

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Abb. 124: Ištar als
Muttergöttin.
Gefunden in
Babylon.

(Layard, Niniveh
und Babylon.)
Vgl. Abb. 38.

Vgl. zu Jer 7, 18.

Von der Kultur der Edomiter wissen wir fast nichts. Sie standen im Rufe der Weisheit (Ob 8; Jer 49, 7; Ba 3, 22f)

Zur Beurteilung der Religion der Edomiter sind wir auf die theophoren Namen angewiesen. Die Namen Adad und ev. Ai stimmen zu der S. 4; 113 skizzierten,,kanaanäischen" Religion. Josephus nennt Ant. XV, 7, 9 als Gott der Edomiter Kole oder Kola. Es ist der Gewittergott Kôs (Bogen) oder Kuzaḥ, wohl ihr eigentlicher Nationalgott, s. KAT 472 f. Hommel, Grundriß S. 89 und 165, hält auch diesen Gott für einen ,,Mondgott". Wir möchten eher an eine Form des Gewittergottes Adad denken, der aber natürlich ebenfalls Mondcharakter haben kann (speziell abnehmender Mond, s. Hommel 1. c. 165 Anm. 1).

1 Mos 38, 14 ff.. Thamar geberdet sich als eine öffentliche Dirne. Ausdrücke und Sitten sind bewußt oder unbewußt dem orientalischen Kultus der Ištar entnommen. Thamar wird kedeša (assyr. kadištu) genannt, d. h. eigentlich die Geweihte", die Tempelprostituierte, dann

1) Ring und Stab gibt Juda als Pfand. Es sind die Herrschaftsabzeichen des Mannes. Auch viele babylonische Götterbilder (z. B. Abb. 133) zeigen Ring und Stab. Der Hirtenstab (šibirru) gehört zu den königlichen Insignien, die bei Anu bereitliegen für den zukünftigen König (Etana-Mythus).

2) Zum Ištar-Ašera-Kult in Kanaan s. S. 317; 321 f. zum babyl. IštarKult S. 107 ff. Zum Schleier der Ištar s. S. 110 Anm. 1. Abb. 41 zeigt das von Oppenheim an der Chabûr-Quelle gefundene Ašera - Bild, das eine Marmorsäule darstellt, die in einen verschleierten Kopf der Ištar ausläuft. Hier liegt die Lösung des Rätsels, warum Ašera zuweilen als Pfahl und dann wieder als Göttin erscheint. Abb. 124 gibt einen in Babylon gefundenen Ištar-Typus wieder wie Abb. 38 S. 107.

Hure. Die entsprechende männliche Erscheinung z. B. 1 Kg 14, 24. Die Namen von Kadeš und Kedeš (Heiligtum?) dürfen als Zeugnis für derartigen orientalischen Kult in Kanaan in vorisraelitischer Zeit gelten1. Im Babylonischen heißt kadištu auch zunächst wie šamḥâtu, harimtu (,, die Bestrickende“?) „, die dem Dienste der Ištar Geweihte“ (auch Ištaritum mit Götterdeterminativ IV R 50, 44a), dann die Straßendirne. Das Ištar-Zeichen ist der Schleier. Er gehört deshalb zum Kultus und dann zum Dirnenberuf, da im Orient alles in religiöse Beziehung gebracht wird. Eine verschleierte Ištar ist auch die göttliche Meerjungfrau Sabitu im Gilgameš-Epos. Rebekka hüllt sich in den Schleier, als ihr der Bräutigam entgegenkommt 1 Mos 24, 65, s. S. 370. Ruth soll sich verschleiern, als sie zu Boas geht. Das hat nicht den Sinn: um nicht gesehen zu werden; dazu genügte der Auftrag, sie solle bei Nacht gehen3.

Auf einen weiteren höchst merkwürdigen Anklang an den IštarMythus in der Thamar-Geschichte 1 Mos 38, 14ff. macht Stucken, Astralmythen 16, aufmerksam. Von Ištar heißt es, daß sie ihre Liebhaber vernichtet (Nimrod-Epos VI. Tafel). Thamars Liebe hat zwei Brüder, Ger

1) Vgl. Aštoret-'Aštarte 1 Kg 11, 5 und 23 (vgl. 2 Kg 23, 13) bei den Phöniziern, wie 1 Sa 31, 10 bei den Philistern. Zimmern KAT3 437 vgl. 436 spricht von ,,eventuellem babylonischem Ursprung". Das illustriert die Verschiedenheit unserer Auffassung. Ištar-Kult wird im gesamten alten Orient gepflegt. Nur die Kulte sind verschieden. In unserm Falle wird eher umgekehrt anzunehmen sein, daß im Gebiete Babyloniens cin ,,kanaanäischer" Ištar-Kult (s. S. 109 Anm. 3), der den Doppelcharakter (Leben und Sterben) hervorhebt, einen ursprünglich anders gearteten protobabylonischen Ištar-Kultus beeinflußt hat.

2) Megilla 10 sagt: Thamar ging im Hause ihres Schwiegervaters immer verschleiert. Beresch. R. zu 38, 14: Zwei Frauen verhüllten sich mit Schleiern und gebaren Zwillinge: Rebekka und Thamar (der Zusatz: ,,wäre sie eine Buhlerin, würde sie dann ihr Gesicht bedecken" ist Verballhornung). Sota 10 ab: Sie wurde für eine Buhlerin gehalten, weil sie im Hause ihres Schwiegervaters ihr Antlitz verschleiert hat.

3) Die Entschleierung bedeutet Hochzeit (,,Erkennungsmotiv"). Erkennen" aber und Hochzeit ist Todesmotiv. Man vergegenwärtige sich das an Abb. 14 f. Die Entschleierung des Bildes von Sais bringt den Tod. Ištar, die in die Unterwelt steigt, legt ihre Gewänder ab. Haggag, der Eroberer von Mekka, der den Gegenkönig der Omajjaden besiegt, läßt sich als „Sohn des Tagesanbruchs" (Tammuz, männliche Entsprechung der Ištar) besingen und sagt: ,wenn ich den Schleier hebe, erkennt ihr mich" (Winckler, MVAG 1901, 303 f.). Auch sonst spielt der Schleiermann" dhû-'l-himâr in der islamischen Sage eine Rolle. Auch die Verhüllung des Angesichtes Mosis (die Entschleierung würde den Tod bedeuten), 2 Mos 34, 33ff. gehört in diesen Zusammenhang, Wenn übrigens die Vulgata cornutus übersetzt (der „gehörnte Moses" des Michelangelo), so hat sie einen andern ,,mythologischen“ Zug in die Darstellung hineingetragen: der Übersetzer Hieronymus wird gewußt haben, daß die „Hörner" das altorientalische Götterzeichen sind. S. noch zu 2 Mos 34, 33 und 35.

4) Vgl. die Semiramis-Legende, ferner Roxane, Rhea, Zenobia. Der Ritter Blaubart ist die männliche Entsprechung.

und Onan, ums Leben gebracht. Den dritten will der Schwiegervater nicht hergeben: „es könne auch dieser sterben, wie seine Brüder". Auch Dina, die Schwester der ,,Dioskuren" Simeon und Levi (1 Mos 34, s. S. 379), bringt ihren Gatten den Tod. Dazu vergleiche man To 3,8, wo Sarah (Sarratu, d. i. Ištar!), Reguels Tochter geschmäht wird: „Du bist die, die ihre Männer tötet'!"

Auch die andre Thamar, deren Verkehr mit dem Bruder 2 Sa 13 erzählt, ist von dem Erzähler mit Zügen der Ištar ausgestattet. Ihre Brüder sind Amnon und Absalom. Die geschändete Schwester wird von einem derselben gerächt. Das Motiv der Dioskuren, die ihre Schwester rächen, wie wir es in der Simeon-Levi-Dina-Geschichte fanden (S. 379), ist hier mit dem anderen von der Tötung des einen der Dioskuren (feindliche Brüder) durch den andern vermischt. Der ,,weise Mann“ (hakâm) Jonadab, der als Ratgeber auftritt, und Amnon, der sich krank quält um seiner Schwester Thamar willen (sie war nämlich Jungfrau" virgo! s. S. 379)", riet, sich krank zu stellen, um der Schwester allein habhaft zu werden, ist der Arzt (hakîm) in den entsprechenden arabischen Erzählungen. Winckler, Ex or. lux I, 1 hat gezeigt, wie die Geschichte in ihren Motiven Zug um Zug zur Liebesgeschichte zwischen Antiochus und seiner Stiefmutter Stratonike (= Ištar S. 413) stimmt. Als Speise wird der bekannte mythologische Kuchen gewählt, das Gebäck der Ištar. Ein späterer Redaktor hat das nicht verstanden oder vertuscht; der Text ist an den Stellen v. 8 und 10 verstümmelt. Einen andern,,Wink" hat der Erzähler durch das Gewand hineingeheimnist v. 18: sie trug ein ketonet passim3. Das ist der Ausdruck, der nur noch für das Kleid des Josef 1 Mos 37 (s. S. 384) vorkommt, dessen Geschichte mit Tammuz-Zügen verwoben ist. Der Geschichte fehlt in der vorliegenden Konzipierung der Schluß: die heimliche Geburt des Kindes.

1) Asmodaus bewirkt hier den Zauber. Die rabbinische Sage macht Reguel, den Schwiegervater Mosis, zum Blaubart, der alle Freier an einem Baume probiert und verschlingt (s. Beer, Leben Mosis).

Ištar.

2) S. zu Jer 7, 18 vgl. 44, 19: Die Kuchen für die Himmelskönigin d. i.

3) Eine antiquarische Glosse fügt hinzu: das sei,,von alters" das Jungfrauengewand der Prinzessinnen. Vgl. HL 5, 3 das Gewand der Geliebten (,,Ich habe mein Kleid ausgezogen, soll ich's wieder anziehen?" Ištar-Motiv.). Auch dieses Kleid ist wohl als schleierartiges Gewand zu verstehen.

Siebzehntes Kapitel.

Die Josefsgeschichte.

I Mos 37 50.

Das Tammuz - Motiv in der Josefsgeschichte.

Josefs Geschicke führen nach Ägypten, also nach der kosmischen Geographie in die Unterwelt (s. S. 27; 342). Er wird im Südland in die Grube geworfen, in Ägypten ins Gefängnis. Dann steigt er als Segensspender für die Seinen empor. Seine Befreiung erscheint als Rettung aus der Unterwelt, wie später die Befreiung aus Ägypten durch Moses als Kampf und Sieg über die Unterweltsmacht erscheint (Drache, Rahab!). Die Josefsgeschichte wird deshalb mit den Motiven des Mythus von Tammuz ausgestattet, der in die Unterwelt hinabsteigt, um dann als Bringer der neuen Zeit emporzusteigen. Durch Wortspiele und durch Hervorhebung bestimmter Züge und Ereignisse wird auf Tammuz angespielt. Wir finden solche Anspielungen in folgenden Zügen2.

1. Dem ersten Traume Josefs, der dem Berufsleben der Brüder entspricht (1 Mos 37, 6ff. E: Die Garben der Brüder neigen sich vor Josefs Garben) wird ein mystischer Stern-Traum hinzugefügt: Sonne, Mond und elf Kokabim (die elf Tierkreis-Sternbilder3) neigten sich vor ihm. Tammuz ist der Repräsentant des gesamten durch den Tierkreis rollenden Kreislaufs. Vor ihm neigen sich Sonne, Mond und die Elf. Bereits Nork, Elias 47f. hat die Beziehung bemerkt.

1) Vgl. S. 91; 114 ff. Von der hiermit verbundenen Erlöser-Idee wird am Schluß die Rede sein, S. 386.

2) S. Winckler, Gesch. Isr. II, 67 ff. Meine Abweichungen und Ergänzungen wird der Leser bemerken.

3) Sind es elf, weil sich das 12. hinter der Sonne verbirgt? Oder zählt man nur elf (arcitenens und scorpio sind eins, s. mein Izdubar-Nimrod 52 und vgl. das Bild S. 10, Abb. 2 vorletzte Reihe)? Marduk hat die Zahl XI als Sieger über Tiâmat und ihre elf Helfer. Die elf Chaosungeheuer der alten Weltordnung sind die von Marduk-Tammuz regierten elf Tierkreisbilder der neuen Ordnung. Vgl. hierzu auch Hommel, Aufs. u. Ahh. 406, Anm. I.

*) Ein neuerer Kritiker bemerkt ironisch: „da Tammuz doch die Sonne sein soll, so verneigt sie sich also vor sich selbst". Tammuz ist nicht die Sonne. Er trägt als Repräsentant des Zyklus Sonnen-, Mondoder Ištar-Charakter, s. S. 79; 114. Ohne Kenntnis der altorientalischen Lehre ist das Kritisieren verhängnisvoll. Das Ausscheiden der Sonne

bei Winckler 1. c. 70 (wegen der Nacht) ist unnötig.

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2. Josef wird in den Brunnen geworfen (37, 24 ff. E). Der Brunnen gilt als Zugang zur Unterwelt. Vgl. Ps 69, 16; Apk 9, 1ff., wo die Bildersprache des Mythus von dem in den Brunnen des Abgrunds hinabsinkenden Stern (Attar - Tammuz als Abendstern) besonders deutlich erhalten ist. Zu bôr Unterwelt vgl. auch Erubin 19a, und die entsprechenden Züge in den aus dem Orient stammenden Märchen: Der Brunnen führt in die Unterwelt. Die Testamente der Patriarchen kennen die Tammuz-Motive. Wenn Test. Seb. sagt, Josef sei drei Tage im Brunnen gewesen, so entspricht das dem Tammuz-Mond-Motiv (drei Tage Unterweltsmacht im Kreislauf des Mondes, dann wächst er empor, s. S. 32 f.. Was beim Mond-Kreislauf drei Tage bedeuten, sind beim Sonnen-Kreislauf drei Monate und fünf Tage (das Winterquartal samt den fünf Epagomenen, die den Ausgleich von 360 zu 365 bilden), s. S. 86; 362 Anm. 1; 379 Anm. 1. Dies Motiv kennt Test. Jos. 11, das besagt, Josef sei drei Monate und fünf Tage beim Sklavenhändler gewesen. Der Aufenthalt beim Sklavenhändler (Gefangenschaft s. den nächsten Punkt) gilt auch als Verweilen in der Unterwelt 2.

I

3. Josef kommt ins Gefängnis, 39, 20 ff. Das Gefängnis ist ebenfalls gleich Unterwelt. In den assyrischen Bußpsalmen ist das Gefängnis Bild für Todesnöte (s. z. B. S. 211), der aus dem Gefängnis Begnadigte stieg durch den Geruch des Lebenskrautes aus der Unterwelt empor (s. z. B. S. 199). Apk 20, 7 vgl. 3 ist Abyssos gleich Gefängnis und 1 Pt 3, 19 steigt Christus hinab ins „Gefängnis", um den Toten zu predigen. Aber der Gang der Geschichte liefert noch weitere Anklänge. Zum Tammuz in der Unterwelt gehören auch die beiden Mitgefangenen, der Oberbäcker und Obermundschenk, von denen einer gut, der andre böse ist. Sie entsprechen den beiden Ministern des Marduk - Adapa (,,Was ist mein Herr Was trinkt mein Herr?" s. S. 54. 168) und in der Verspottung des Jahrkönigs den beiden Mitgehenkten, s. BNT 20 f.

4. Der,,bunte Rock" Josefs 1 Mos 37, 3. 23. 32 ff. wird mit dem MotivWort ketonet passîm bezeichnet, das nur noch 2 Sa 13, 18f. als Bezeichnung des Gewandes der Thamar erscheint, die Ištar-Charakter trägt, s. S. 382 u. Anm. 3. Die Brüder verabreden 37, 20: wir wollen sagen, ein böses Tier habe ihn zerrissen. Sie tauchen das Kleid in Blut und schicken es dem Vater. Jakob ruft:

1) Vgl. auch Gunkel, Schöpfung und Chaos 214 Anm. 1. Variante zum Brunnen ist die Grube, in die z. B. die fünf Könige im Dämonentale fallen i Mos 14, 10f. s. S. 348. Im ägyptischen Totenbuch (s. Erman, Äg. Rel. 11) grüßen die Toten, die Bewohner der Höhlen (!), Osiris auf seiner nächtlichen Fahrt (Osiris als ,,Mann im Monde“).

2) Andre Zeugnisse dafür, daß die spät- jüdische Welt die Motive noch kannte, finden wir Rosch ha-schanah 10b: Josefs Geburt wird der Rahel am Neujahrstag angekündigt; Jubil 28, 2 ist der 1. Tammuz der Geburtstag Josefs. Auch der Segen 5 Mos 33 ist voll mythologischer Anspielungen. Im Testament der zwölf Patriarchen heißt es bei Naphtali (Kautzsch S. 487), daß Josef mit einem geflügelten Stier (vgl. 5 Mos 33, 17) in die Höhe kommt. Ist das eine Anspielung auf Marduk-Tammuz? Man vergleiche das Stiersymbol des Osiris-Tammuz.

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