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Das Bestreichen der Türpfosten mit Blut setzt für die Religion der „Väter" eine Bekanntschaft mit einem Sühnopfer voraus, von dem unsre Quellen der israelitischen Urgeschichte nichts wissen (s. S. 325). Aber die Maṣṣeben, die in Kanaan gefunden wurden und die ebenfalls mit Blut bestrichen wurden, vertreten den Türpfosten und bezeugen den Ritus für die vorisraelitische Zeit Kanaans (s. S. 317. 325). Der Würgengel geht vorüber hier ist im Sühnopfer bereits die blutige Arbeit verrichtet; das ist der ursprüngliche Sinn. Das „Bestreichen der Schwellen mit Blut" ist vielleicht auch in den babylonischen Ritualtafeln bezeugt. Dort heißt es2 Nr. 26, 3, 20:

,,Der Beschwörer soll zum . . . . . . -Tore hinausgehen, ein Schaf im Tor des Palastes opfern, mit dem Blut dieses Lammes die Oberschwellen (?) . . . . . .“ (Es ist vielleicht I. [DIB] = askuppatu zu ergänzen.)

W. R. Smith, Semiten 261, berichtet von dem arabischen Brauch, eignes Blut an die Türpfosten des Beleidigten zu streichen. Trumbull, The treshold convenant und Curtiss, Ursemitische Religon bringen Belege aus Volksleben des heutigen Orients. In der Nähe vom See Tiberias opferte nach Curtiss Beobachtungen jede Familie ein weißes Schaf ihren Vorfahren und besprengte damit die Vorderwand des Makâm (S. XV). Oder man streicht das Blut des Opfertieres auf die Türpfosten und Schwelle des Maķâm (S. 206) oder man macht Blutzeichen an der Tür in Gestalt eines T (S. 217); im Irâk bestreicht man alle Türen mit Opferblut und mit dem Zeichen der blutigen Hand (S. 243); die Eingeborenen sollen es damit erklären, daß man den Heiligen die Ankunft seines Opfers ankündigen will (S. 264). Curtiss vergleicht mit Recht S. 259 den bei Ezechiel bezeugten Ritus, bei dem der Priester mit dem Blut des Sündopfers die Türpfosten des Tempels, die vier Ecken des Altarrandes und die Pfosten des Tores zum innern Hof bestreichen muß.

2 Mos 12, 2 s. S. 42; 2 Mos 12, 3 s. S. 182 Anm. 1; 2 Mos 12, 7 s. S. 325; 2 Mos 14, 21f. s. S. 179 f. und 410.

2 Mos 14, 24: Fahve erhob sich in der Feuersäule und Wolke." Wenn Gott I Mos 15 als rauchender Ofen und als Feuerfackel durch die Opferstücke geht, so liegt die gleiche Anschauung zugrunde. Der assyrische König Asarhaddon empfängt das Orakel: ,,Ich, Ištar von Arbela, werde zu deiner Rechten Rauch und zu deiner Linken Feuer aufsteigen lassen" 3. Und bei den Klassikern heißt es oft per noctem flamma, per diem fumans significat sociis hostium adventum.

2 Mos 14, 24. Als die Morgenwache kam. 3 Mond-Nachtwachen werden gezählt, vgl. Ri 7, 19; 1 Sam 11, II u. s. S. 348.

1) 07 NËN 78,,keine Sühne ohne Blut“ Joma 5a u. ö. 2) s. Zimmern, l. c. S. 127, vgl. aber KAT3 599.

3) Abb. 132, Ištar als Walküre darstellend, diene als Nachtrag zu S. If.

Sie wurden bis in die römische Zeit für den Tempeldienst beibehalten. Ebenso kennen die Babylonier 3 Nachtwachen: bararîtu, šad muši, šad urri1.

Die heilige Pil

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dem

Das

gerfahrt zum Berge Gottes vollzieht sich bei P nach kalendarischen Abschnitten, die Schritt für Schritt mit Monde rechnen2. ist um so beachtenswerter, als diese MondDatierungen mit der Ankunft am Sinai völlig verschwinden. Der astrale Charakter des Kultus der Hebräer zeigt sich dann nur noch in den kultischen Symbolen. Die Ortsangaben bei P spotten der Geographie. Es ist eine Himmelsreise nach dem Sitz Gottes. Die geographischen Namen werden Motive enthalten, die wir zurzeit nicht aufklären können. Die Kalender - Datierung bei Pihahirôt 14, 20 ist verloren gegangen. Nach den Textresten, die wir P zuschreiben, scheint es, als ob es für die Israeliten licht war, während die Ägypter die Dunkelheit der Nacht gehindert hat also Neumond-Zeit. Am Tage nach der Vollmondsnacht des 2. Monats kommen sie nach der Wüste Sin (Mondname), die zwischen Elim3 und Sinai liegt. 16, 9-10 befiehlt Moses,,vor Jahve zu treten"; sie schauten nach der Wüste hin (nach Osten); da erscheint die Herrlichkeit Jahve's am Himmel: der Vollmond geht auf! Wer im Orient je den Vollmond aufgehen sah, versteht, wie er die

Abb. 132:

Istar als Kriegsgöttin. Persische Zeit.

1) S. Delitzsch ZA II, 284. Schiaparelli, Astronomie 84, 89. Mt. 24, 25. Dagegen Berachoth 3b: Unsre Rabbiner lehren, daß die Nacht in vier Wachen eingeteilt werde (Sonnenrechnung).

2) Nielsen 1. c.

3) Dunkel sind die Motive im vorhergehenden Stück des vorliegenden Textes: Šur, Bitterwasser (Apk 8, 10f. wird den Schlüssel zur Lösung des Rätsels bieten; vgl. auch das Bitterwasser auf der Alexanderreise Ps. Callisthenes 3, 17) Massa und Meriba (hier müssen nach 5 Mos 33, 8 Hauptpointen einer verloren gegangenen Erzählung gelegen haben), Elim mit 12 Quellen und 70 Palmen.

*) Nielsen, S. 151, vgl. das entsprechende arabische Wort.

„Herrlichkeit Gottes" verkörpern kann. Auch hier ist mit der Mondfeier der Ruhetag (šabat Jahve's) scharf hervorgehoben, wie bei der Pesah-Vollmondfeier cp. 12. 17, 1 ziehen die Israeliten aus der Wüste Sin,,stationenweise“: lemas ehem. Der Terminus ist der Wandergeschichte bei P eigentümlich (vgl. 4 Mos 10, 6. 12. 28; 33, 1f.) und wir fanden ihn bereits 1 Mos 13, 3 bei den Motiven, die Abrahams Wanderung als Mondwanderung kennzeichnen sollen (S. 341); die,,Stationen" sollen an die Mondstationen erinnern. Am Neumondstag des 3. Monats sind sie 19, 1 (vgl. 18, 5) am heiligen Berge. Drei Tage ist Schwarzmondzeit. In diesen Tagen sollten sie sich durch Lustrationen auf die Erscheinung Gottes vorbereiten (19, 1off., in einem Zusammenhang, der im vorliegenden Text JE gehört). Am 3. Tage (19, 16), wenn das Horn geblasen wird, sollen sie an den Berg gehen. Dieser 3. Tag ist also Neumondstag. Das Horn (vgl. 4 Mos 10, 10, vgl. Ps 81, 4) verkündigt den Neumond (Hilal! s. S. 101 Anm. 1). An diesem Tage offenbart sich Gott. Nun folgt bei P wieder eine 7tägige Periode 24, 16: „Die Herrlichkeit Jahve's thronte auf dem Sinai; die Wolken aber hüllten ihn 6 Tage lang ein; am 7. Tage rief er Mose aus der Wolke zu." Nun ist die Reise zum Gottessitz, die bei P in das Gewand des Mond-Mythus gekleidet ist, beendet. Die Mond-Datierungen hören auf. Die Offenbarungsstätte Gottes ist vom Sinai an im 'ohel mo'ed.

2 Mos 15, 2, s. S. 336. 2 Mos 20, 4, s. S. 8 Anm. 4; 174. 21, 6, s. S. 419 und Nachträge.

2 Mos

Neunzehntes Kapitel.

Israelitische und babylonische Gesetzgebung.

Das Charakteristische der mosaischen Religion liegt im Gottesbegriff. Gott ist der Heilige, d. h. der an sich Gute, der darum eifert, weil Abweichung die Menschen ins Verderben bringt, und andrerseits der Barmherzige. Die Religionsgemeinde, die Moses am Sinai sammelt, soll das Wesen Gottes widerspiegeln und dadurch das Gewissen der Völker werden. Treibende Kraft soll Dankbarkeit für Errettung und Hoffnung auf weitere Errettung sein.

Eine auf die Gottheit zurückgeführte in Stein gegrabene Gesetzgebung fanden wir auch bei den Babyloniern im steinernen Gesetzes-Codex Hammurabis (Abb. 133f.)2. Auch Josua scheint

1) Als šabaton mit minäischem Artikel bezeichnet, s. Aharon S. 418. Der Priesterkodex zeigt auch hier alte Ingredienzien!

2) Der Block (Abb. 133) ist 2 Meter hoch. Die 5 unteren Kolumnen sind ausgekratzt von den Elamitern, die die Stele erbeuteten. Die Einsetzung einer elamitischen Inschrift ist aus unbekannten Gründen unterblieben. Der Text kann nach alten Abschriften teilweise ergänzt werden.

auf Grund codifizierter, auf Steine geschriebener Gesetze zu richten, Jos 8, 321. Die in den babylonischen Texten vorausgesetzten moralischen Forderungen führen sämtliche Verbote auf, die das 2. und 3.-10. Gebot enthalten. Sogar das 2. Gebot hat sein babylonisches Gegenstück, s. S. 209 Anm. 1; 211. Auch Feiertagsheiligung

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durch Gebet und Gesang fanden wir bezeugt. Freilich sind die Motive andere als die, die das mosaische Gebot kennt. In Babylonien fehlt die Berufung auf religiöse Erfahrung, die Voraussetzung dankbarerGottesverehrung ist. Die pessimistische Stimmung des babylonischen Dichters S. 210ff. klagt über den Mangel an solcher Erfahrung. Und in den übrigen Geboten fehlt das Gebot der Nächstenliebe und die Bekämpfung der Begierde Selbstsucht 2.

und

Abb. 133: Hammurabi, vom Sonnengott die Gesetze empfangend.
Szene am oberen Teile des Dioritblockes, vgl. Abb. 134.

In welcher Schrift sind die Gebote in die Gesetzestafeln eingeschrieben gedacht? 2 Mos 32, 16 (Elohist, die

Der Block hat die Gestalt eines Phallus! Auf die gleiche Sitte bei den Grenzsteinen machte ich bei Roscher, Lex. III, Sp. 66 aufmerksam. Das Bild stellt die Belehnung Hammurabis durch den Sonnengott mit Ring und Stab dar, s. S. 380 Anm. 1. Eine handliche Ausgabe des Textes mit Transskription und Übersetzung bietet H. Winckler, Die Gesetze Hammurabis. 1904. Dort ist auch die Literatur angegeben. Die Hypothese D. H. Müllers über ein Urgesetz, aus dem sowohl der Cod. Hamm, als die bürgerliche Gesetzgebung der Israeliten stammt, ist nicht spruchreif.

1) Anders Jos 24, 26 f., wo die Gesetze in ein Buch geschrieben werden; erst dann wird ein Stein aufgerichtet.

2) Vgl. aber S. 427 Anm. 2. Zur Sache s. J. Jeremias, Moses und Hammurabi 54. Entsprechende Gebote im ägyptischen Totenbuche

s. Leist, Gräkoitalische Rechtsgeschichte, S. 758 ff.

ältere Quelle): Gott selbst hat die Schrift eingegraben; 5 Mos 27, 8: Moses schrieb die Gebote auf die Tafeln. Nach dem Befund der Amarna-Zeit ist anzunehmen, daß Moses in babylonischer Keilschrift geschrieben hat. Wenn Jes 8, I die hebräische Buchstabenschrift,,Menschenschrift" im Gegensatz zur Keilschrift heißt, so würde. die Keilschrift zu Jesaias' Zeit als hieratische Schrift gegolten haben und noch im Gebrauch gewesen sein. Der Ausdruck 2 Mos 32, 16 könnte dann Umschreibung für,,Keilschrift" sein.

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Abb. 134: Dioritblock, die Gesetze Hammurabis

enthaltend.

Die Ethik des Codex Hammurabi2.

Die Grundlage des staatlichen Lebens ist die Familie, die Sippe mit dem Vater als Oberhaupt. Die Familie ruht auf der Einzelehe. Die Annahme einer Nebenfrau und die Zubilligung von Kebsmägden ist gesetzlich geordnet, s. S. 355 ff. Daß Geschwisterehen als möglich gelten, kann man e silentio schließen; die Ehen zwischen Eltern und Kindern, auch Stief- und Schwiegerkindern, sind streng ausgeschlossen.

Die Eheschließung erfolgt auf Grund eines Ehevertrags durch Brautkauf, der Bräutigam gibt dem Vater Geschenke, zahlt den Frauenpreis und erhält die Mitgift. Die Frau ist Eigentum des Mannes. Er kann sie wegen Schulden verkaufen oder zu Zwangsarbeit vergeben. Wenn sich die Frau vergeht, so wird sie gesackt. Scheidung ist leicht zu erreichen. Beim Manne genügt der Spruch:,,Du bist nicht meine Frau." Wenn genügender Grund zur Scheidung vorliegt, sagt der Mann: „Ich verstoße dich." Er braucht ihr dann nicht das Eingebrachte zurückzustellen, ja er kann sie sogar als Dienerin behalten (CH 141). Auch die Frau kann Scheidung verlangen wegen

1) So Winckler F. III, 164 ff.; Krit. Schriften II, 116.

2) Im wesentlichen übereinstimmend mit J. Jeremias, Moses und Hammurabi, Leipzig; J. C. Hinrichs 1903. Hier sind auch die auffälligen Übereinstimmungen des Bundesbuches (2 Mos 21-23) mit dem Codex Hammurabi dargelegt und in Tabellenform erläutert. Vgl. noch Öttli, Das Gesetz Hammurabis und die Thora Israels, Leipzig 1903; Kohler und Peiser, Hammurabis Gesetz, Leipzig 1903; D. H. Müller, Die Gesetze Hammurabis. Wien 1903. Zur Vervollständigung des Bildes wurden an einigen Stellen die Bestimmungen des anderweit bezeugten altbabylonischen Privatrechts (s. Meißner, AB XI) herangezogen.

3) tirḥâtu, der mohar des altisr. Rechts, s. S. 358.
+) S. Kohler und Peiser, 1. c. 120.

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