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blick auf die Zeit des Manasse, s. Krätzschmar, Ezechiel z. St.). Der Tempel ist eingerichtet gewesen wie ein heidnischer. Die Opposition dagegen ist nie ganz durchgedrungen.

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Reliefs von der Ostseite des äußeren Stadttores in Sendschirli.

1. Am Nordtore1 des Tempels steht das Eiferbild". Der Chronist (2 Chr 33, 7, 15) nimmt an, daß es identisch sei mit

1) Zur Bedeutung der Nordrichtung s. S. 587.

der von Manasse einst errichteten (2 Kg 21, 7), von Josia beseitigten (2 Kg 23, 6) Ašera. Es handelt sich um irgendein Bild, wie es in syrischen oder babylonischen Tempeln sich auch fand, den Chaosdrachen oder dergleichen darstellend.

2. Die Mysterien der 70 Ältesten, die in der finstern Kammer im Tor Bildern von Gewürm und Vich, die an die Wand gemalt sind, Räucheropfer darbringen. Man denkt an Darstellungen, wie die des Drachen (Abb. 58) und des rêmu (Abb. 28) oder an Tiergestalten, wie sie die Tore von Sendschirli zeigen, s. Abb. 201-203. Das Räucheropfer weist nicht notwendig auf ägyptischen Kultus. Auch die Babylonier kannten Räucheropfer1. Die Sargoninschriften reden von ,,massenhaftem Räucherwerk". Schon im Gilgameš-Epos ist vom Räucheropfer vor Šamaš die Rede, und IV R 20 No. 1 heißt es:,,Opfer werden reichlich. dargebracht, Räucherwerk wird aufgeschüttet." Am Schlußß der ,,Höllenfahrt der Istar" sollen die emporsteigenden Totengeister ,,Räucherwerk riechen". Der eigentliche südarabische Weihrauch (hebr.) ist beim babylonischen Opferkult in den uns bekannten Urkunden nicht nachweisbar. Die Mysterien, die immer zu nächtlicher Zeit (v. 12) stattfanden, sind babylonischen Ursprungs2.

3. Am Nordtor sitzen Weiber. Dasselbe bedeutet die Klage um Adad-Rimmôn Sach 12, 11f. Die Weiber weinen am Nordtor, weil der Nordpunkt der kritische Punkt des Tammuz ist: die Sommersonnenwende, die den Tod des Tammuz bringt. Sinn und Bedeutung dieser Kalenderfeier wurde S. 83ff. und 114ff. ausführlich besprochen. Die VI. Tafel des Gilgameš-Epos nennt Tammuz den Jugendgemahl der Istar und sagt, Ištar ,,nötigt ihm alljährlich Weinen auf". Wie bei den Ägyptern die Gestalt des Osiris, so verkörpert er bei den Babyloniern die Auferstehungshoffnung und Erlösererwartung.

Ez 8, 12 vgl. 9, 9. Fahre hat das Land verlassen und Fahve sichet uns nicht. Das ist die heidnisch-orientalische Vorstellung im Volksmunde. Die Bundeslade ist fort. Jahve ist aus dem Lande gezogen, wie wenn in Babylonien die Götterstatue ins Feindesland geschleppt worden und dadurch die Herrschaft der Gottheit über das Land vernichtet ist3.

1) kutrinnu, zum Weihrauch vgl. S. 429.

2) S. meine Monotheistischen Strömungen innerhalb der babylonischen Religion Leipzig, Hinrichs 1904, vgl. oben S. 78.

3) Vgl. hierzu S. 533. Man wird aus dergleichen Redensarten nur mit aller Vorsicht religionsgeschichtliche Schlüsse ziehen dürfen. Zu

Ez 8, 14, s. S. 91.

Ez 8, 16f. Sonnenkult, von 20 Männern 1, die nach Osten sich wenden, im inneren Vorhof zwischen Brandopferaltar und der Vorhalle zum Tempelhause ausgeübt. Sonnenkult war in Kanaan zu allen Zeiten heimisch. In der Amarna-Zeit wird er in der besonderen ägyptischen Ausprägung sich eingebürgert haben (s. S. 322). Der eigentliche kanaanäische Sonnenkult feiert den Zwiespalt des Naturlebens in den Hälften des Sonnenkreislaufs (Oberwelt und Unterwelt, Sommer und Winter, Leben und Tod, Baal-Moloch, s. S. 321)2. Sonnenkult in spezifisch assyrischer Ausprägung ist durch Manasse als natürliche Folge politischer Beziehungen eingeführt worden, 2 Kg 23, 5. 11, s. S. 547 ff.

Sie halten Reiserbüschel an die Nase, d. h. sie riechen an Zweigen einer Pflanze, die als Lebenskraut gilt, s. S. 199.

Ez 8, 17 fügt hinzu es ward auch heidnischer Kult im ganzen Lande betrieben: „Fürwahr da lassen sie ihren [Opfer-] Gestank zu meiner Nase emporsteigen", vgl. hierzu 6, 13 und s. S. 246.

Ez 9, 2. Und siche, da kamen sechs Männer von der Richtung des oberen Tores her, das nach Norden zu gewandt ist, und ein jeder hatte sein Zerschmetterungsgerät in seiner Hand; und ein Mann in ihrer Mitte, in ein linnenes Gewand gekleidet und ein Schreibzeug an seinen Hüften. Sieben Boten Gottes von Norden her gesendet! Vom Norden kommt das Verderben Nebukadnezars (vgl. 26, 7), aber im Norden wohnen auch die

weilen wird das vorliegen, was wir volkstümlichen Aberglauben nennen. Oft aber handelt es sich nur um eine mythologische Ausdrucksweise für einen tieferen religiösen Gedanken, vgl. S. 177f. Bei der Einweihung einer großen renovierten evangelischen Kirche, der ich kürzlich beiwohnte. sagte der Geistliche im Weihegebet: „Herr, nun kehre wieder ein in deiner heiligen Stätte, segne von neuem den Altar usw." So konnte auch der Babylonier sprechen, wenn die Götterstatue zurückgebracht wurde. Und jener Prediger hat gewiß nichts Babylonisches sagen wollen. Unsre Kanzelsprache steckt voll von mythologischen Redewendungen. Jede feierliche Sprache ist,,mythologisch". Der alte Homer sagte mythos im Sinne von logos, Sprache.

1) Nicht 25, Sept. hat richtig 20, d. i. die babylonische Zahl, mit der der Sonnengott bezeichnet wird.

2) Da der Kreislauf auf Ausgleich von Sonnen- und Mondlauf beruht, so ist auch bei Hervorhebung des Sonnenkultus der Mond immer von Bedeutung. Und da es sich um den Naturkreislauf handelt, so kann der Mythus jederzeit Tammuz, bez. Tammuz-Ištar in ihrem Wechselverhältnis an die Stelle der Sonne setzen.

überirdischen Geister des Verderbens1. Sechs tragen je einen Hammer zum Zerschmettern. Der in der Mitte einherschreitende im linnenen Priestergewand2 hat ein Tintenfaß am Gürtel, wie die Schreiber im alten 3 und im modernen Orient. Er ist gesendet mit seinem Griffel, um vor der Vernichtung der Gottlosen die Stimmen der Gerechten zum Zeichen der Verschonung mit dem

Abb. 204: Assyr. Siegelzylinder. Brit. Museum.
Gipsabguß im Besitze des Verfassers.

Buchstaben tau

zu versehen. Es handelt sich um eine Stigmatisierung wie Apk 13, 16. Wie hat das Zeichen ausgesehen? Hieronymus sagt, daßs der letzte Buchstabe im samaritanischen Al

phabet einem Kreuze ähnlich gewesen sei. Auf den alten

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samaritanischen Steininschriften und auf dem S. 541 ff. besprochenen Mesa-Steine wird das Tau wie ein schräges Kreuz geschrieben, vgl. altgriechisch X, griechisch T. Das Jahve-Zeichen ist also ein liegendes Kreuz. Nach Hi 31, 35 diente dasselbe Zeichen. zur Beglaubigung eines Dokuments für den Schriftunkundigen.

1) S. zu Hi 37, 22 S. 557.

2) Sa 2, 18 das Kleid des Knaben Samuel und 22, 18 das linnene Schulterkleid als Priesterkennzeichen der 85 Männer. Das babylonische Priestergewand ist linnen (V R 51, 47b).

3) In einem Hymnus auf Gilgameš KB VI, 268 f.) ist von Schreibzeug und Schreibgriffel die Rede, die am Hüftengurt (rikis kabli) getragen werden.

*) Die mythologische Bedeutung der verschiedenen Kreuzzeichen im heidnischen Orient bedarf besonderer Untersuchung. Ein Zusammenhang mit dem christlichen Kreuz kann nur insofern bestehen, als die Erfindung der Kreuzigungsstrafe mythologische Zusammenhänge hat, vgl. BNT 20 ff.

5) Auch das halten wir für religiös; der Schreibunkundige macht das Jahve-Zeichen. Das beweist die sonstige orientalische Sitte. Die religiösen Darstellungen auf den babylonischen Siegelzylindern geben. dem Siegel Schwurkraft. Ein arabischer Wechsel wird noch heute mit dem Schriftzug Allah gesiegelt. Eine analoge Erscheinung ist natürlich der Gebrauch des christlichen Kreuzeszeichens bei Analphabeten als Ersatz der Unterschrift.

Bei den Babyloniern, wie bei den Elamitern scheint das Kreuz als Schlußzeichen bei Urkunden gegolten zu haben. S. Hilprecht, Babyl. Inscr. II, pl. 59 auf der Kopie einer Tafel der Hammurabi-Dynastie (Nr. 1); Hommel, Aufs. und Abh. III, 474, auf einem elamitischen Grenzstein (Nr. II)1.

Nr. I.

Die Siebenzahl der Gottesboten weist natürlich auf altorientalische Vorstellungen, die aber Ezechiel nicht erst in Babylonien aufgenommen haben muß. Sieben ist die Zahl der großen planetarischen Gottheiten, s. S. 14. Und dann liegt es nahe2, bei dem mit dem Schreibzeug und Griffel ausgerüsteten Engel an die Gestalt des Nebo zu denken, der als Schreiber des Schicksalsbuches (s. S. 125) mit dem Griffel dargestellt wird3. Auch den als himmlischen Schreiber geschilderten Erzengel des Henochbuches (man beachte, daß die spätere jüdische Tradition 7 Erzengel zählt), der durch ,, WeisNr. II. heit" ausgezeichnet ,,alle Werke des Herrn schreibt", bringt Gunkel zweifellos richtig mit babylonischen Nebo-Vorstellungen in Zusammenhang+.

+

Ez 9, 3 (miftan), s. S. 603. ́

Ez 14, 12ff. Hungersnot, wilde Tiere, Schwert, Pest. S. zu den Strafgerichten S. 233. 418. Es sind die Strafgerichte, die in den babylonischen Epen der Sintflut vorausgegangen sind. Wie in den Sintflutberichten, so sollen auch nach den Straf ankündigungen bei Ezechiel nur die Gerechten gerettet werden3. Ez 16, 3, s. S. 309 und 312. Ez 16, 17f.

und

Du nahmst Gold und Silber und machtest dir Mannsbilder hülltest sie in deine Gewänder . . . setztest ihnen Opfer vor. Die șalmê zakar sind Weihgeschenke,

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1) Vgl. auch das Kreuz auf Siegeln bei Ohnefalsch - Richter, Kypros, Bibel und Homer I, Fig. 73, S. 67. Hommel, Grundriß 100, Anm. 1, bringt wertvolles Material für die Geschichte des Kreuzzeichens und für seine mythologische Bedeutung (als Saturn-Symbol?) bei.

2) Gunkel, Der Schreiberengel Nabù im AT und im Judentum im Archiv für Religionswissenschaft I S. 294 ff.

3) Dazu stimmt das aus Babylonien stammende talmudische Neujahrsfest am 1. Tišri (statt am 15. Nisan), an dem Jahve das Buch der Lebendigen" aufschlägt und die Jahresgeschicke bestimmt. Dieses Roš haššanah entspricht dem babylonischen reš šatti, bei dem Nebo die Geschicke schreibt. Näheres hierüber BNT 70 ff.

*) Gunkel a. a. O. meint, daß der ägyptische Taut als Vorbild mitgewirkt haben könnte, aber Taut ist Nebo; auch hier handelt es sich nicht um Entlehnung, sondern um Formen gemeinsamer Weltanschauung. 5) Vgl. S. Daiches, Ezekiel and the Babyl. account of the deluge.

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