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Sind aber die Semiten in Babylonien eingewandert, so können auch die Hebräer, die nur ein Teil von diesen Einwanderern darstellen, Babylonien nicht ihre Urheimat nennen 1). Wird andrerseits den Babyloniern die Ehre zuerkannt, die Wiege der Menschheits- und Völkerkultur" zu sein 2), so fällt diese Ehre nicht den Semiten, sondern den Sumero-Akkadiern zu. Sie wurden die Lehrer der kriegerischen Semiten in allen Künsten des Friedens, wie sie selbst die wilden Westindogermanen den Ackerbau lehrten 3). Aber wie ein Teil der eingewanderten Semiten Babylonien wieder verließen, um ihre Zelte in andern Gefilden aufzuschlagen, so steht zu vermuten, daß nicht alle Sumero-Akkadier den semitischen Siegern untertan wurden, sondern in das östliche Zentralasien weiter zogen, wohin sie ihre Kultur trugen ). Die übrigen aber lebten, soviel wir wissen, mit den eingewanderten Semiten und andern Völkern friedlich in dem fruchtbaren Land, das sie alle reichlich nährte, wenn es mit Sorgfalt bebaut wurde.

Schon hierin trägt das Land Babylonien eine auffallende Aehnlichfeit mit Aegypten. Weiter sehen wir hier wie dort schon bei oberfläch licher Betrachtung eine Talebene, die durch viele Kanäle aus einem großen Strom bewässert wird. Hier wie dort herrscht subtropisches Klima, das sowohl vor frost wie allzu großer Hitze bewahrt ist, gesegnet mit allen günstigen Bedingungen für die gedeihliche Entwickelung eines Volkes, das durch Mischung aus verschiedenen Raffen vor Einseitigkeit geschützt war. Nur in Sachen der Religion wurden die Semiten den Sumero-Akkkadiern bald so weit untertan, daß sie sich gleich diesen mit Vorliebe das „Volk Bels" nannten. Ihre Sprache aber hielten sie fest, sodaß Jahrtausende hindurch zwei Sprachen, mit einer Schrift geschrieben, neben einander bestanden, zwar nicht so lange gesprochen, aber doch geschrieben und verstanden wurden. Schon der König Dungi um 2850 v. Chr. ließ Inschriften in beiden Sprachen abfaffen, und über 2000 Jahre später gab Nebukadnezar II. seinen Tempeln noch sumeroakkadische Namen.

Was den Namen des vornehmsten Volkes angeht, das dieses gesegnete Land für sich gewonnen, so heißt derselbe in Keilschriften Kardu, Kaldu oder Kasdu, im A. T. Kasdim, bei den Griechen Chaldäer; aber nach Fr. Delitzsch sollen diese erst 900 v. Chr. auf den Schauplah getreten fein. In Gen. 22, 22 heißt Chasad ein Sohn Nahors. Als gefährliche Nachbarn sind sie schon in alter Zeit bekannt ). Aus Chaldäa oder dem nordwestlichen Arabien kamen Tharah, Abram und Nahor und wurden Hebräer genannt, weil sie hanahar d. i. den Euphrat über

1) Gegen A. Jeremias A. A. O., S. 103.

2) Daselbst S. 170.

3) E. Hoyck, Deutsche Gesch.. I, 19.

4) Die Zeitrechnung der Chinesen reicht bis zum Jahr 3000 vor Chr. zurüď. 5) Hiob 1, 17.

schritenn hatten (ibri). Mit ihrer Wohnschaft im babylonischen Ur gaben sie der Stadt den neuen Namen Ur Kasdim 1). Danach sind die Chaldäer Semiten und haben mit den pontischen Chalden, die sich nach ihrem Gott Chaldis nennen, gar nichts gemein; denn diese sind weder Semiten nach Japhetiten, sondern Hamiten wie die ersten Bewohner von Babylon und verstehn auch die Kunst, mit Keilschriften zu schreiben, wie die Weiheschilde vom Van-See beweisen.

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Andere vergleichen den nördlichen Teil von Affyrien, Karduchien, dessen kriegerische Einwohner nach Babylonien verpflanzt wurden 2); aber der vieldeutige Name Chaldäer" bezeichnete bald die semitischen Einwohner von Babylonien zur Unterscheidung von Arabern und andern stammverwandten Völkern, bald die kastenartig gegliederten Sterndeuter, Priester, Zauberer und Beschwörer, die als Magier einen Staat im Staate bildeten und namentlich in Babylon den allergrößten Einfluß auf die Staatsleitung hatten. Sie besaßen wie der Stamm Levi in Palästina ihre eignen Städte und Gaue wie Bitadini, Bitammukani, Bitdakuri, Bitsilani und Bitjakin. Aus ihren Reihen gingen mehrere Fürsten und Könige des babylonischen Reiches hervor wie Ukinzir, Merodochbaladan, Saosduchinos und deffen Nachfolger, auch Muschisibmarduk oder Schusub, unter dessen Herrschaft Babylon zerstört wurde. Doch war die Zugehörigkeit zu dieser Kaste nicht an ein besonderes Volkstum geknüpft, wie auch Herodot medische Magier kennt; und die hl. Schrift3) nennt Daniel, einen Sohn Israels, einen Obersten unter ihnen.

Die Affyrer waren nach Maspero eins der begabtesten Völker von Asien. Sie hatten weniger Originalität als die Chaldäer, deren Bildung fie als gelehrige Schüler annahmen; aber sie besaßen mehr Kraft und Ausdauer wie jene, dazu die Eigenschaften eines echten Kriegers, körperliche Kräfte, schnellen Entschluß, kühle und unerschütterliche Tapferkeit. Sie trieben den wilden Stier und den Löwen, die sich häufig in ihren Waldbergen fanden, aus ihren Schlupfwinkeln heraus und traten ihnen kühn zum offenen Zweikampf entgegen.

Als die Heimat dieses Volkes, das nach der hl. Schrift) wie auch Elam semitischen Ursprungs ist, aber wie seine Stammverwandten in Babel bereits semitische Kultur in seiner späteren Heimat vorfand ), gilt bei den einen Gelehrten das Becken des Tigris bis dahin, wo dieser Strom in die nordbabylonische Ebene eintritt. Seine Berge waren wie geschaffen zur Heimat eines starken Kriegsvolkes, das an dem weicheren babylonischen Nachbar und andern umwohnenden Völkern sich vielfachen Antrieb zur Wachsamkeit, zur Uebung in den Waffen und zu

1) Gen. 11, 28. 31.

2) Jef. 23. 13.

3) Dan. 1, 4. 17 u. a.

41 Gen 10, 22.

5) Gen. 10, 8—12.

reichen Beutezügen erfah. Dagegen waren andre schwache Nachbarn froh, unter den schützenden Flügeln eines so starken kriegerischen Volkes Frieden zu finden.

Andere Gelehrten wie Fr. Hommel1) weisen nach, daß Affur ursprünglich eine Landschaft war, die zwischen Südpalästina, Aegypten und dem nordwestlichen Arabien lag, also Edom noch in sich schloß; und daß ein Teil seiner Einwohner etwa um 2000 v. Chr. nach dem Bergland auswanderte, das von dem Oberlauf des Tigris und dessen Nebenflüssen durchströmt wird.

Aber diese Ansicht, die wohl mit den Nachrichten der hl. Schrift zu vereinigen wäre, stimmt nicht mit den Nachrichten der K. S. überein, die uns Affur als einen sehr alten Patesistaat erkennen lassen, wie im folgenden Abschnitt weiter auszuführen ist.

Den guten Eigenschaften des affyrischen Volkes standen schwere Cafter gegenüber. Die Affyrer waren ein grausames, blutgieriges Volk, voll von Lüge und Gewalttat, dazu sinnlich, hochmütig, listig, verräterisch, voll Verachtung gegen ihre Feinde. Wenige Völker des Altertums haben in so unverschämter Weise wie sie das Recht des Stärkeren gegenüber dem Schwächeren geltend gemacht und mißbraucht. Sie zerstörten und verbrannten die Städte und Dörfer, die auf ihrem Kriegspfade lagen, schonungslos. Ihre Einwohner wurden getötet oder weggeschleppt und zu Sklaven gemacht, die Anführer derselben öfters lebendig eingemauert oder ans Kreuz geschlagen, geschunden und gepfählt und auf allerlei Weise gefoltert und mißhandelt. Troh ihrer mannigfaltigen Bildung blieben die Affyrer, was ihre Sitte angeht, Barbaren.

Ihre Könige liebten es, wie viele Inschriften bezeugen, von ihren Taten ein großes Rühmen zu machen und nicht immer nach der Wahr heit. So prahlt einer von ihnen betreff seiner Feinde:

Ich füllte mit ihren Leichnamen die Schluchten und Gipfel der Berge. Ich enthauptete sie und krönte mit ihren Köpfen die Mauern ihrer Städte.”

Ein anderer läßt berichten:

Ich bedeckte mit_Trümmern die Gebiete von Sarausch und von Ammausch, die seit undenklichen Zeiten sich niemals einem Feinde unterworfen hatten. Ich maß mich mit ihren Herren auf dem Berg Agouma, ich züchtigte sie, ich besäte den Boden mit ihren Leichen gleich wilden Tieren. Ich nahm ihre Städte ein, ich führte ihre Götter hinweg. Ich gab ihre Städte den Flammen preis, ich verwandelte sie in Ruinen und Schutt, ich legte ihnen das schwere Joch meiner Herrschaft auf. Ich brachte in ihrer Gegenwart dem Gott Ufur, meinem Herrn, meinen Dank dar." Ueber die Behandlung von Aufrührern berichtet eine andere Inschrift:

„Ich erschlug von ihnen einen aus je zweien. Ich baute eine Mauer vor den großen Toren jener Stadt, ich ließ die Aufrührer schinden und bedeckte diese Mauer mit ihrer Hant. Einige wurden lebendig darin eingemauert, einige wurden längs

1) A. u. A., S. 277.

derfelben auf Pfähle gesteckt. Ich häufte ihre Köpfe in der form von Kronen an und ihre durchstochenen Leiber in der form von Laubgewinden."

Das alte Testament 1) nennt neun Provinzen Assyriens: Dina, Persien, Upharsach 2), Tarpal, Erech, Babel, Susan, Dahar und Elam.

1) Esra 4, 9.

2) Arb kisati bedeutet die vier Weltgegenden.

Dritter Abschnitt.
Die Herrscher in beiden Reichen.

1. Urzeit.

Die erste Geschichte Chaldäas schrieb ein Priester des Osiris in dem ägyptischen Abydus, woher er Abydenus genannt wird, unter Benußung der Werke des Berosus, der zur Zeit des Königs Antiochus Soter um 270 v. Chr. ein Priester des Bel zu Babel war und dessen Tempelarchive benutzen konnte. Nach der übergeistreichen Entdeckung des Engländers f. Cope Whitehouse ist Berosus nur eine Personifikation von Breschit, dem ersten Wort der hebräischen Bibel! Von seinen drei Büchern babylonischer Geschichten sind uns nur Bruchstücke bei Josephus, Eusebius, Syncellus u. a., in griechischer Sprache geschrieben, erhalten worden. Nach ihm regierten vor der großen Flut zehn chaldäische Könige.

1. Alorus, ein Hirte aus Babylon, regierte 185 Jahre.

2. Alaparus, Sohn des Alorus, regierte 55% Jahre. Er wird von einigen mit Adapa verglichen.

3. Amelon oder Alamlon aus Pautibilla, regierte 2401⁄2 Jahre. Amelu bedeutet im assyrischen den Menschen.

4. Ammenon aus Pautibilla, ein ummanu oder Werkmeister, regierte 222 Jahre.

5. Amegalaros aus Pautibilla, regierte 333 Jahre.

6. Daonus aus Pautibilla, regierte 185 Jahre.

7. Evedoranchus aus Pautibilla, regierte 333 Jahre. Von ihm teilt H. Zimmern 1) eine Inschrift aus der Bibliothek Asurbanipals mit, die nach wenigen Aenderungen also lautet:

„Enmeduranki, den König von Sippar, den Liebling des Anu, Bel und Samas in Ebabbara, beriefen Samas und Ramman in ihre Gemeinschaft. Samas und Ramman auf goldnem Thron (lehrten ihn) Oel_auf Wasser zu beschauen, das Geheimnis Anus, Bels und Eas, die Tafel der Götter, die Omentafel des Geheimnisses von Himmel und Erde; den Zedernstab, den Liebling der großen Götter, gaben fie in seine Hand. Er selbst aber, nachdem er solches empfangen hatte, lehrte es seinen Söhnen. In Sippar und Babylon brachte er den Göttern reichliche Opfer und lehrte seinen Söhnen, Oel auf Wasser zu beschauen, das Geheimnis Anus, Bels und Eas, die Tafel der Götter, die Omentafel des Geheimnisses von Himmel und

1) K. A. T., S. 533.

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