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Unter der Herrschaft der Kossäer und Elamiter war das babylonische Volk, das nun nicht mehr in viele kleine Bezirke zerfiel, geeinigt und erstarkt. Das bezeugt schon die Aufzeichnung der sumero-akkadischen Familiengesehe1), die in dieser Zeit geschehn sein mag. Noch mehr aber tritt diese Tatsache ans Licht durch die erfolgreiche Erhebung gegen das elamitische Joch, die unter dem Semiten Hammurabi geschah. Mit ihr beginnt die Geschichte von Babylonien, freilich nur, um mit dem Schluß seiner Regierung wieder für Jahrhunderte in Dunkel gehüllt zu

werden.

3. Die altbabylonischen Könige.

Hammurabi,

König von Babylonien, herrschte etwa 2250 bis 2200 v. Chr. Er heißt im A. T. in der Uebersetzung der Siebzig Amarphal, bei Luther nach Hieronymus Amraphel. Es ist aber nicht nötig, im hebräischen Tert das auslautende el zum nächstfolgenden Wort zu nehmen; denn wenn auch Amraphel nicht dem Namen Hammurabi entspricht, so kommt in den Keilschriften neben dem Namen Hammurabi auch die Schreibweise Ammurapaltu vor, wodurch die hebräische Endung el vollkommen gerechtfertigt ist. Früher las man sein Zeichen Hammuragas und setzte seine Regierung um das Jahr 1500 v. Chr. an; aber der König Labumaid bezeugt ausdrücklich, daß Hammurabi 700 Jahre vor Burnaburias gelebt habe. Um dem Leser gelegentlich einen Begriff der Keilschrift zu geben, sei hier erwähnt, daß Hammurabi mit dem Zeichen Fisch (ha), Antilope (am,) Name (mu), Ueberschwemmung (ra), Wein (bi) geschrieben wird 2).

Inschriftlich nennt sich dieser König Hammurabi, der mächtige König, König von Babilu, König der vier Weltgegenden, der Erbauer des Landes, dessen Werke Samas und Marduk wohlgefallen“ oder „für die zukünftigen Tage hat es mit dem Griffel kundgetan Hammurabi, der mächtige König, der gewaltige, der Vernichter des Feindes, die Sturmflut des Kampfes 3).

Herodot erzählt, daß um diese Zeit Sesortesen II. von Aegypten ganz Asien erobert habe; aber bis Babylon ist er nicht gekommen, und ehe Hammurabi Babel zu seiner Residenz und Hauptstadt eines freien Königtums gemacht hatte, zog er als Amraphel von Sinear mit seinem Lehnsherrn, Kedorlaomor von Elam, und seinen Mitvasallen Arioch von Ellafar, d. i. Eriaku von Larsa, der auch Herr von Erech und

1) H. Winckler, Ges. Hamm. 4. Aufl.

2) K. B. III, b, S. 91.

3) Fr. Hommel, S. D. S. I, S. 301.

Nisin war, und Tideal, d. i. Tudghula, König der Goim, gegen die Herren des Westlandes zu streiten im Tale Siddim". Unter den Fürsten dieses Landes wird Sineab, König der Stadt Adama, genannt, der in den K. S. Sanibu, König von Amman, heißt. Was aber den König der Goim, bei Luther König der Heiden", betrifft, so ist der Vorschlag des Symmachus, statt goim gogim zu lesen und so einen „König der Skythen" zu gewinnen, gänzlich überflüssig, da in einer Inschrift des Königs Asurbanipal das Volk der Goim 1) neben Syrien genannt wird, die beide unter der Botmäßigkeit Elams standen.

In diesen Krieg wurde auch Abraham, der Stammvater des hebräischen Volkes, verwickelt. Ungewisse Zeit vorher war er mit seinem Vater Tharah und mehreren Stammesgenossen aus Uru in Chaldäa ausgewandert, wo schon der Vater Hammurabis die dort wohnenden Nomaden bekämpft hatte 2), und als Haupt und Anführer eines Nomadenstammes, nicht als ein Mann der Religionspropaganda 3), mit seinen Herden gegen Nordwesten dem Strom der Flüsse entgegen gezogen. In Haran starb Tharah, und Abram in K. S. kommt ein Aburamu vor zog, während ein Teil seines Stammes sich hier zu dauernder Ansiedelung niederließ, auf der alten Handelsstraße von Haran weiter nach Südwesten und kam über Damaskus ) in das Land Kanaan, das unter der Herrschaft Elams stand, aber sich häufig gegen diesen fremden Herrn auflehnte. Als Abraham seinem Stammesgenoffen Lot gegen die verbündeten Könige des Ostens und der Mitte Hilfe brachte, zog er nicht allein, sondern mit ihm die Führer amoritischer Stämme Aner, Eskol und Mamre 3).

Es ist gar nicht zu verwundern, daß es den Hirtenftämmen in Babylonien um diese Zeit bange wurde wegen der Ernährung ihres Viehes; vielmehr werden wir bald wahrnehmen, daß grade jezt die in Babylonien wohnenden Nomaden entweder zur Auswanderung gezwungen waren oder ihre Lebensweise aufgeben und Ackerbauer werden mußten. Ein Teil dieses Zwanges wird auch durch den oben erwähnten Zug Sinmuballits gegen die Nomaden vorgestellt, die ihr gutes Recht mit den Waffen verteidigt haben werden.

Außerdem wird auch eine religiöse Bewegung innerhalb Babyloniens mitbestimmend auf diese Auswanderung gewirkt haben, wie 750 Jahre vorher auf die Auswanderung der Sumero-Akkadier ®); worauf später zurückzukommen ist.

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Gen. 15, 2.

5) Gen. 14. 24.

6) Vergl. J. Jeremias, M. u. H., S. 5. H. Winckler, Abraham a. B.,

S. 26.

So werden äußere und innerliche Bedingungen der Ereignisse und Zustände nicht außer acht gelassen, wie von manchem geschieht, der solches tadelt.

Wie aber Hammurabi, von dem Krieg im Westland zurückgekehrt, den Krieg mit Elam aufnahm und sein Land frei machte, darüber schweigen die Urkunden; aber wir dürfen erkennen, daß dieser Mann nach beiden Seiten Hervorragendes leistete. Er war der König, der ,,das Land der Elamiter, der Widersacher, niederwirft", der aber auch „die Kämpfe zur Ruhe bringt, der die Aufruhrstämme zur Sättigung führt, der die Streiter vernichtet wie ein Bild aus Ton, der da öffnet die Unwegsamkeit unzulänglicher Berge“. So schildert Hammurabi selbst seine Tätigkeit in Krieg und Frieden.

Unter ihm hielt die Gründung von Städten mit der Ausdehnung und Verbesserung des Ackerbaues gleichen Schritt. Aber die Viehhirten wurden von allen Seiten bedrängt, das Weiden der Schafe und Rinder besonders durch die vielen Kanäle, die mehr und mehr das Land nach allen Seiten durchschnitten, sehr erschwert '), wenn nicht unmöglich gemacht. Der König läßt darüber auf mehreren Tafeln berichten. Die erste Inschrift nämlich lautet weiter:

„Ich erhöhte die Mauer von Sippar mit Erdmassen wie einen großen Berg. Mit Rohrdickicht umgab ich sie. Den Kanal Udkipnun (arachtu?) grub ich nach Sippar hin und errichtete für denselben einen Sicherheitsdeich."

Auf einer Alabastertafel ließ der König schreiben:

„Hammurabi, der mächtige König, König von Babel, König der vier Weltgegenden, der den Sieg Marduks gewinnt, der Hirte, der das Herz dieses Gottes erfreut, bin ich. Als die Götter El und Bel (mir) das Volk von Sumer und Akkad zu beherrschen verliehen, mich mit der Oberhoheit über sie belehnten, grub ich den Kanal Nar Hammurabi, den Segen des Volkes, welcher dem Volk von Sumer und Akkad Wasser in Fülle zuführt. Seine Ufer zu beiden Seiten bestimmte ich für die Ernährung, indem ich Scheffel von Korn ausgoß. Ihre zahlreichen Scharen versammelte ich. Was ihnen zur Speise und Trank dienen sollte, übergab ich ihnen. mit Segen und Ueberfluß beschenkte ich sie, in behaglicher Wohnung ließ ich sie wohnen."

Wenn hier Hammurabi sich einen Hirten nennt, so wird ein Ehrentitel gewonnen, wenn der entsprechende Allgemeinberuf mehr und mehr aufhört. Doch gab es zu seiner Zeit noch einige Hirten alten Schlages wie in Gubrun am Jdinnafluß, andre am Uggimdufluß, andre auch in der Gegend von Larsa und Girsu 2). Die Inschrift fährt fort:

folgendes tun wir kund und zu wissen. Hammurabi, der starke König, der Verehrer der großen Götter, bin ich. Mit Hilfe der gewaltigen Kräfte, die Marduk mir verliehen, erbaute ich ein hohes Schloß mit großen Türmen, deren Spitzen bergegleich emporragen, am Ausgang des Nar Hammurabi, des Segens des Volkes. Dieses Schloß nannte ich Schloß des Sinmuballit", des Vaters, meines Erzeugers. Zu Ehren des Sinmuballit, meines Erzeugers, legte ich seinen Grund nach den Himmelsgegenden.“

1) H. Wincler, B. u. U., S. 305.
2) Fr. Hommel, Grundriß, S. 288.

Das Waffer der Ströme Euphrat und Tigris, das in diesen Kanälen weithin durch das meist ebene Land geleitet wurde, das den Fleiß des Landmanns mit hundertfältiger Ernte belohnte, konnte auch ver derblich wirken; wie das Beispiel der Stadt Umlias beweist, die im Monat Arachsamna durch eine Ueberschwemmung des Tigris zerstört wurde. Da dieser Strom mit seinem starken Fall besonders gefährlich war, ließ Hammurabi an seinen Ufern Dämme oder Deiche anlegen, Karafamas genannt.

Daß ein Teil der in Babylonien aus Arabien eingewanderten Semiten wieder auswanderte und sich unter Tharah und Äbram eine neue Heimat suchte, ist bereits erwähnt worden. An dieser Tatsache haben, wie wir sahen mehrfache Gründe mitgewirkt, vor allem die Hebung des Ackerbaues unter der Regierung Hammurabis. Aber ein Ackerbau treibendes Volk ist seßhaft und muß seßhaft sein. Ein seßhaftes Volk schafft sich bald bestimmte Gesetze. Die Freiheit des Einzelnen wird zum Wohl des Ganzen beschränkt. Aber solcher Beschränkung geht der Freiheit liebende Nomade aus dem Wege. Und noch eins. Hatten die eingewanderten Semiten nicht nur die Neigung zum Gößendienst, sondern auch diesen selbst mitgebracht, wie auch die Stammesgenossen Abrams andern Göttern dienten 1), so trafen sie diesen Abfall von dem lebendigen Gott bei dem unterworfenen Volk von Sumer und Akkad schon voll. zogen, sodaß dem, der nicht an dem volkstümlichen Dienst der fast unzähligen babylonischen Götter teilnehmen wollte, nichts andres übrig blieb, als diese zweite Heimat zu verlassen und sich eine dritte zu suchen.

Auch Hammurabi war wie sein Volk groß im Aberglauben. Er baute Ebarra, den Tempel des Samas, wieder auf, nachdem derselbe durch die Gewalt der Winde und Regenstürme zu Fall gebracht war. Darüber hat der König Nabunaid aufzeichnen lassen:

„Der Grundstein von dem Hause des Gottes Samas und der Ai ward wieder gefunden, und die Mauern kamen zum Vorschein. Die Schrift des Namens von Hammurabi, des alten Königs, der 700 Jahre vor Burnaburias Ebarra erbaut und den Stufenturm für Samas errichtet hatte, sah ich. Da erschrak ich, und Schrecken überfiel mich, ich erhob meine Hände und betete."

Auch den Tempel des Zamama in Kis, Emeteursag genannt, und den der Istar ließ der König erneuern.

Erst im 31. Jahre seiner Regierung war es Hammurabi gelungen, in einem siegreichen Krieg gegen Jamutbal 2), den König von Elam, das vereinigte Babylonien unabhängig zu machen; und in diese nun folgende Friedenszeit wird das größte Kulturwerk des großen Königs fallen, seine Gesetzgebung. Wie wir bereits bemerkten, war das familienrecht der Sumero Akkadier bereits aufgezeichnet. Hammurabi aber sammelte alle für die beiden nun verschmolzenen Völker, die Sumero

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Akkadier und die Semiten, geltenden Rechte, wie sie in den 7 Jahrhunderten ihres Zusammenlebens ausgebildet waren, und ließ sie zum ewigen Gedächtnis und unauslöschlicher Geltung auf Felsen schreiben 1) Einer derselben, der uns erhalten ist, trägt zum Zeugnis über die dicke Finsternis, die auch auf diesen Heiden lag, die Gestalt eines Phallus 2). Dieser Diorit-felsblock wurde, wir wissen nicht wie lange nach seiner Beschreibung und Aufrichtung, von Elamitern, die ihn vermutlich für ein Götterbild hielten, aus Erech geraubt und nach Elam gebracht, wo er bis zum Jahr 1901 unter Schutt verborgen gelegen hat, wohl gegen 3000 Jahre oder gar noch länger! Da fand ihn J. de Morgan. 44 Zeilen laufen auf ihm senkrecht von oben nach unten, 16 auf der Vorderseite, 28 auf der Rückseite. Eine französische Uebersetzung gab P. V. Scheil, eine deutsche Professor H. Winckler heraus. Auf dem Stein ist auch ein Bild in Hautrelief ausgemeißelt, das nach einigen Forschern Marduk, nach andern Samas als den Gott darstellt, der die Rolle des Gesetzes" an Hammurabi darreicht. Dabei wird ganz vergessen, daß es in Babylon keine Schriftrollen, sondern nur Tafeln und Prismen, Cylinder, allerlei Gefäße und Felsen gibt, auf die man schreibt, nur keine Papyrus- oder Pergamentrollen. Aber sollte es nicht möglich sein, daß weder Marduk noch Samas, sondern Hammurabi selbst in der sitzenden Gestalt abgebildet ist, der seinen Herrscherstab oder Szepter dem Gehor sam pflichtigen Untertan entgegenstreckt. J. Jeremias ) hält das Bild für den Gott Samas, der in seiner rechten Hand einen Schreibgriffel und einen kreisförmigen Gegenstand hält. Also erfährt das undeutliche Bild mehrfache Deutungen.

Es gab aber, wie oben erwähnt, mehrere solcher Steine mit Gesebesinschriften und auch Abschriften dieser Gesetze auf Tafeln, wie solche wenigstens in Bruchstücken uns erhalten sind, noch aus der Zeit des Königs Asurbanipal.

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In der Einleitung oder Uebersicht dieser Gesetze nehmen des Königs Titel und Taten den größten Raum ein. Ihn haben die hehren Götter Anu und Bel berufen, ihn, der Reichtum und Ueberfluß über sein Volk ausschüttet, daß er wie die Sonne die Schwarzköpfigen erleuchte“ *). Mit diesem Schmeichelwort scheint der König alle seine Untertanen zufammen zu begreifen; aber ist er nicht selbst ein Schwarzkopf gewesen? Doch stolz wie die Sonne schaut er vom hohen Königsthron auf das gemeine Volk herab.

Er nennt sich den tapfern König, der die vier Weltgegenden bekämpfte, der den Namen Babels groß machte, der Ur bereicherte. Anu,

1) Nach H. Winckler. G. d. H., S. 7 wurden mehrere beschrieben.

2) U. Jeremias, A. T. O., Ś. 262.

3) M. u. H., S. 4.

4) Die Worter lauten: nisi salmat kakkadu.

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