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Juda genießt diese Wohltat auch in der fremde. Seines Gottes Boten sind mit ihm in die Gefangenschaft gezogen und halten Gottes Verheißungen lebendig und aufrecht, das gebeugte Volk wieder zu trösten, daß es wie ein Baum gedeihe, der an den Wafferbächen gepflanzt ist. Auch zu dem alten großen Volk von Babel neigt sich der lebendige Gott, indem er es bald mit seinen Gerichten heimsucht wie Israel und Juda, bald sein Wort ihm verkünden läßt. Ninive hörte schon auf eines Propheten drohende Stimme und tat Buße. Babel aber hört viele Propheten und sieht das Volk Gottes selbst in seiner Mitte nach Gottes Geboten wandeln und bleibt dennoch in seinen gewohnten Sündenwegen.

Das ist ein kleines Bild aus der langen Reihe der Beziehungen zwischen zwei stammverwandten Völkern, die uns beide sehr nahe angehn; denn von dem einen haben wir die Grundlage unserer geistigreligiösen Kultur, von dem andern die unserer menschlich-natürlichen Bildung empfangen. Sie gleichen zwei Strömen, einem großen und einem kleinen, deren Quellen ganz nahe bei einander liegen. Oft nähern sie sich, als wollten sich ihre Wasser vermischen. Dann streben sie wieder nach verschiedenen Richtungen, um sich von neuem einander zu nähern. Durch dieses Gleichnis werde der geneigte Leser auf die folgenden Darstellungen aus dem Morgenland vorbereitet. Nach dem Morgenland zieht eine tiefe Sehnsucht viele Christen und Juden aller Zeiten. Das Morgenland ist der Juden Heimat, und das Heil kommt von den Juden. In das Morgenland führt uns die heilige Schrift, weil dort der lebendige Gott manchmal und mancherlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, zuleht aber durch seinen Sohn, den er zum Erben über alles gesetzt hat.

Auch der Verfasser hat sich, wie sein „Palästina und Syrien" bezeugt, eingehend mit dem Morgenland beschäftigt. Vor mehr als zwanzig Jahren studierte er Eberhard Schraders Die Keilinschriften und das alte Testament“, dazu das Buch von Friedrich Delitzsch „Wo lag das Paradies?". Auch viele andre Schriften ließen ihn heimisch werden im Morgenland, bis der Streit um Bibel und Babel kam, der unser ganzes Volk erregte. In diesem Streit das Wort zu ergreifen, dazu fühlte sich der Verfasser nicht berufen. Er vernahm die Stimmen von beiden Seiten und merkte bald, was eine Verständigung ungemein erschwerte. Es wurden die Urkunden über Geschichte und Kultur von Babylonien und Assyrien auf keiner Seite unserm Volke zugänglich gemacht, und das Volk konnte sich in dem Streit der Gelehrten kein Urteil bilden. Die Zeitungen und öffentlichen Vorträge trugen den Streit in immer größere Kreise und bis in die Häuser hinein; aber die wenigsten wußten, worauf es ankam. Doch fiel mancher mit seinem chriftlichen Glauben in große Bedrängnis und Versuchung, während für andere die Wissenschaft der Affyriologie die beste Waffe im Streit wider den Christenglauben zu werden versprach.

Unter solchen Erwägungen wurde die folgende Darstellung der babylonisch-assyrischen Geschichte und Kultur unternommen und ausgeführt. Viele Schriften der Gelehrten beider Seiten wurden zu dieser Arbeit benutzt, und doch ist diese Schrift nicht für die Gelehrten geschrieben, es sei denn hier und da zu zeigen, wo etwa der Bogen zu straff gespannt und über das Ziel hinaus geschossen war. Der Verfasser dachte bei seiner Arbeit vielmehr an die Gebildeten in unserm Volk. Er möchte ihnen allen zeigen, wie wenig Grund zu der Annahme einiger Gelehrten vorliegt, als könnten die reinen Quellen der hl. Schrift aus dem trüben Sumpf entsprungen sein, mit dem die Urkunden des babylonisch-assyrischen Heidentums nach der Seite religiöser Erkenntnis und sittlicher Haltung treffend verglichen worden sind. Wir haben das Nebeneinanderstellen der Bibel und dieser alten Urkunden in keiner Weise zu scheuen. Dabei kann das Buch der Bücher nur an Achtung und Ansehn gewinnen. Wir sind daher auch den Gelehrten dieser und der vorigen Zeiten für die überaus mühevolle Entzifferung der Urkunden allen Dank schuldig; und der Verfasser kann es nicht unterlassen, an dieser Stelle solchen Dank abzustatten, auch wenn er in Auslegung und Anwendung dieser Urkunden öfters anderer Meinung ist, als ihre Ueberseker.

Insbesondere sage ich Herrn Profeffor Hommel aufrichtigen Dank für die Mühe, mit der er einen Entwurf dieser Schrift geprüft und dessen Ungenauigkeiten an vielen Stellen gebessert hat. Trotzdem weiß der Verfasser sehr wohl, daß er auch jetzt noch die Nachsicht seiner Leser in Anspruch nehmen muß. Er wünscht nur, es möge dem geneigten Leser die gleiche Erfahrung wie dem Verfasser beschert werden, daß ihm, je tiefer er in die alten Urkunden von Babylonien und Assyrien eindringt, desto heller das Licht der ewigen Wahrheit aus der hl. Schrift entgegenstrahle. Dann wird er ebensolche erhebende Freude an dem Lesen dieses Buches haben, als seine Abfaffung dem Verfasser eingetragen hat.

Marburg im Juli 1906.

E. v. Stará.

Einige besonders häufige Abkürzungen

in den Anmerkungen.

A. d. W. = Königl. Ukadamie der Wissenschaften in Berlin. fr. Hommel, Aufsätze und Abhandlungen.

A. u. A.

=

A. T. O. =

U. Jeremias, U. T. im Licht des alten Orients. B. N. C. = A. Jeremias, Babylonisches im N. C. H. Winckler, Gesetze des Hammurabi.

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G. H.
K. A. T.
K. B.
M. u. H.

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N. u. B. =

S. D. u. S.

K. Bezold, Ninive und Babylon.

= Fr. Hommel, Semitische Sprachen und Völker. 3. f. A. = K. Bezold, Zeitschrift für Affyriologie.

Literatur.

M. Dunder, Geschichte des Altertums, Leipzig 1878.

Monatsberichte der königl. Akademie der Wissenschaften, Berlin 1880 μ. f. fr. Mürdter, Geschichte Ussyriens und Babyloniens, Stuttgart 1882.

fr. Hommel, Semit. Völker und Sprachen, Leipzig 1883.

fr. Hommel, Gesch. Babyloniens und Affyriens, Berlin 1885-89.
Bibl. Handwörterbuch (Fr. Delitzsch), Calw und Stuttgart 1885.
K. P. Ciele, Babylonisch-assyrische Geschichte, Gotha 1886.
K. Bezold, Zeitschrift für Afiyriologie, Leipzig 1886 u. f.
P. Jensen, Kosmologie der Babylonier, Straßburg 1890.

K. W. Balser, Babylonische Kudurrru-Inschriften, Leipzig 1891.
H. Windler, Geschichte von Affyrien und Babylonien, Leipzig 1892.
J. A. Knudtzon, Affyr. Gebete an den Sonnengott, Leipzig 1893.
E. Schrader, Keilinschriftl. Bibliothek, Berlin 1894-1900.
Mitteilungen der deutschen Orientgesellschaft, Berlin 1900 u. f.
E. Schrader, Die Keilinschriften und d. U. C., Berlin 1901.
fr. Delitzsch, Vorträge, Leipzig und Stuttgart 1903.

H. Winckler, Die Gesetze Hammurabis, Leipzig 1903 u. 1906.

J. Urquhart, Die neuen Entdeckungen u. s. w., Leipzig 1902—4.

R. Kittel, Die babylonischen Ausgrabungen, Leipzig 1903.

H. Windler Abraham als Babylonier, Leipzig 1903.

W. Kaspari, Die Religion in den altbabylonischen Bußpfalmen, Gütersloh 1903. K. Bezold, Ninive und Babylon, Bielefeld und Leipzig 1903.

J. Jeremias, Moses und Hammurabi, Leipzig 1903.

K. Thieme, Der Offenbarungsglaube, Leipzig 1903.

U. Jeremias, Das U. C. im Licht des a. Or., Leipzig 1904.

fr. Küchler, Beitr. zur Kenntnis der alt-affyr. Med., Leipzig 1904.

fr. Hommel, Grundriß der Geogr. u. Gesch., München 1904.

fr. Hommel, Aufsätze und Abhandlungen aus mehreren Jahren.

K. Bezold, Die babylon.-affyr. Keilinschriften, Tübingen u. Leipzig 1904.

2. Jeremias, Babylonisches im N. C., Leipzig 1905.

E. König, Ursprung der israel. Religion, Langensalza 1906.

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