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PART IV

NARRATIVE PROSE

NARRATIVE PROSE.

58. May Stolprian.'

Es giebt ein gewisses Unglück in der Welt, das man freilich für kein Unglück hält und doch eins ist. Ich bin das redende 2 Veispiel davon.

Mein Vater, Gott hab' ihn selig,3 hielt mich fleißig zur Schule; 5 ich lernte was, wiewohl unsere Stadtschulen damals noch ziemlich schlecht eingerichtet waren.

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Man sagte überall von mir: „Herr Max Stolprian ist ein gar geschickter Mann, aber man kann ihn nicht brauchen, er weiß sich nicht in die Welt zu schicken5; er weiß nicht mit den Leuten 10 umzugehen; er weiß nicht, wo er Hände und Füße hinstrecken soll. Sonst ist er ein guter braverTM Mann.“

So sagte man von mir. Merkst du jezt, wo es mir fehlte? Ich war in der Erziehung versäumt.8 Ich war in der Schule und bei der Arbeit fleißig, aber in meinen Kleidern unreinlich 15 und unordentlich. Ich war fromm, dienstgefällig, redlich, aber schüchtern, lief davon, wenn fremde Leute kamen; wußte nicht,

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58. 1 Taken with some omissions, from Zschokke's Novellen und Dichtungen. Stolprian means an awkward fellow. Say, living. Lit., have him blessed; say, rest his soul. 4 brauchen for gebrauchen, use. 5 sich schicken in, adapt one's self to. associate. Usually not brave, but worthy. That is, his training had been

neglected.

8 versäumen, neglect.

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wo mit den Augen hinlaufen, wenn mich ein Fremder anredete, und wenn ich endlich gar einem Frauenzimmer freundlich und artig begegnen 10 sollte, stand ich steif und stumm da.

Unter manchem andern bösen Schicksal, das ich mir durch meine Unbeholfenheit zuzog, gehört auch das, daß ich ein alter Jung- 5 gesell geworden bin, und jezt zweiundfünfzig Jahre und keine Frau habe.

Sobald meine Base Sparhafen 11 gestorben, und ich, als ihr einziger Erbe, ziemlich vermögend geworden war, wollte man mir in meinem dreißigsten Jahr ein Mädchen zur Frau geben, das 10 schön war, hauswirtlich, tugendhaft und vermögend.

Jungfer 12 Barbara gefiel mir; die Sache sollte in Richtigkeit gebracht werden; ich sollte Jungfer Barbara näher kennen lernen; ich war von ihrem Vetter zu 13 Gast geladen, wo ich sie finden sollte.

Ich ging nicht gern 14 in große Gesellschaften, weil ich durch üble Erziehung scheu und schüchtern war. Aber was thut man nicht, einer Jungfer Barbara zu gefallen?

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Ich kleidete mich in sonntägliche Feierkleider: weiße seidene Strümpfe, ein neuer Haarbeutel, ein apfelgrüner Rock mit Per- 20 lenmutterknöpfen — genug, ich war zierlich wie ein Bräutigam.

Als ich aber vor das Haus des Herrn 15 Vetters kam, klopfte mir das Herz vor 16 Angst, als 17 hätte ich eine Schmiede in meiner Brust. „Wenn nur keine große Gesellschaft da ist!" dacht' ich. „Wenn's nur vorbei wäre!“

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11 The

14 Gern

9 wo - hinlaufen, what to do with. act, or behave. name really means a receptacle for savings. 12 Jungfer, f.-n, virgin, maid. Here title, where we now expect Fräulein, Miss. 13 Often as, where it expresses purpose, aim, character, etc. with verbs is generally translated by the proper tense of like with the inf. of the verb. ich ging gern, I liked to go. 15 Herr, Frau, etc., are often thus inserted for politeness' sake. Omit in English. 16 yor (with words of joy, sorrow, fear, etc.), for, with, because of. 17 Conj. of condition to be understood.

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