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Zum Glück traf 18 ich den Herrn Vetter allein. Er schrieb noch eine Rechnung in seiner Stube. Ihr kommt etwas spät, Herr Stolprian!" sagte er. Ich machte zwanzig Krapfüße links und rechts, lachte vor Angst, um freundlich auszusehen, und hatte 5 nur immer die große Gesellschaft im Kopfe.19

Indem 20 der Herr Vetter die Rechnung fertig hat und den Streusand 21 sucht, spring' ich gar dienstfertig hinzu, will den Sand aufs Papier streuen, greife das Tintenfaß statt des Sandfasses, und schütte ihm einen schwarzen Strom der besten Tinte 10 über das zierliche Conto. — Ich glaubte, ich müßte in Ohnmacht fallen vor Schrecken; nahm in der Verwirrung und Eil' mein schneeweißes Schnupftuch aus der Rocktasche, und wischte damit auf.

„Ei behüte, was treibt ihr, Herr Stolprian!" rief mir der 15 Herr Vetter lachend zu, drängte mich mit meinem schwarz 22 und weißen Schnupftuch zurück, und brachte seine Sache in Ordnung. Dann führte er mich in die Stube, wo die Gesellschaft schon beisammen war. Ich folgte ihm nach, hatte aber schon kein gutes Gewissen und bemerkte beim Niedersehen, nicht ohne Entseyen, 20 einen thalergroßen Tintenfleck auf meinem weißen Seidenstrumpf am linken Bein.

Die Thür des Zimmers geht auf. Ich steifer, hölzerner Bursch will mich gar gewandt und galant', zierlich und leichtfüßig stellen, 23 hüpfe in den großen Saal hinein; mache Bücklinge hinten und 25 vorn, kraße mit den Füßen rechts und links aus, sehe gar nicht, daß dicht vor mir eine Weibsperson steht, die im Begriff ist, eine Pastete zum Tische hinzutragen; fahre 24 ihr mit dem Kopf in

20 when.

18 found. 19 im Kopfe haben, be thinking of. Cf. English, have on the brain. 21 Streusand, m. -8, lit., strew-sand; say, writing-sand. Fine sand was formerly used instead of blottingpaper. 22 Why is schwarz not declined? 23 sich stellen, pretend, act as if. Contrast with 112, 1. 25. 24 Fahren may express any kind of sudden motion. Say here, plunge. Notice the word in 112, 1. 2 and 14.

den Rücken, daß die kostbare Pastete von der Schüssel auf den lieben 25 Erdboden fährt, und so spaziere ich mit meinen Komplimenten 26 und Reverenzen blindlings vorwärts.

27

Welche Komplimente die große Gesellschaft um mich herum machte, weiß ich nicht, denn ich hatte noch nicht den Mut aufzu= 5 sehen, sondern fuhr wie besessen mit Kraßfüßen und Bücklingen um mich herum fort, bis ein neues Unglück meiner Höflichkeit Ziel und Grenzen steckte.

Ich war nämlich bei meinem eifrigen Komplimentieren bis zur Pastete avanciert, die da lag, weil sich die Magd von ihrem 10 fürchterlichen Schrecken noch lange 29 nicht erholt hatte, und mit starren Augen auf das Meisterstück der Kochkunst hinblickte, ohne es aufzunehmen.

Da fährt 24 bei einem neuen Kompliment mein tintebefleckter Fuß in die Pastete, — ich sah nichts, denn mir war vor Höflich- 15 keit alles blau vor den Augen geworden. Ich glitsche in dem Pastetenteige aus und falle, so lang ich bin, auf die Erde. Im Fallen riß ich noch zwei Stühle mit nieder, an denen ich mich halten wollte, und ein junges, artiges Frauenzimmer, das sich auf einen derselben vermutlich niederlassen 30 wollte, lag eben so 20 schnell, als ihr Stuhl, neben mir am Boden. -O Himmel, und das war meine Barbara!

Wir standen auf. Der Vetter machte aus der ganzen Sache einen Spaß. Aber er hatte gut 31 spaßen. Ich hätte weinen mögen, und schämte mich fast tot. Ich stellte mich an den Ofen, 25

32

25 Lieb (dear) is often idiomatically used where it is best omitted in English. Cf. der liebe Gott. Erdboden is here, floor. 26 Kompliment, n. -, -, probably bow or greeting here. Komplimentieren? 27 Reverenz, f. -en, bow. 28 avancieren, advance. German syn. ? 29 noch lange nicht,

here, far from. 30 sich niederlassen, syn. used, may mean either easy or useless. joke easily, or it was useless for him to here. hätte mögen, should have liked.

32

of sich sehen. 31 Gut, as thus er hatte gut spaßen, he could joke. Probably the latter For tot cf. 23, n. 78.

und sagte kein Wort zu meiner Entschuldigung, sondern, weil alles 33 um mich herum kicherte und lachte, lacht' ich auch, und sah nur verstohlen nach der zerschmetterten Kälberpastete.

Man mußte sich endlich zu Tisch begeben. Der Herr Vetter 5 war so galant, mich neben Jungfer Barbara zu setzen. Ich wäre 34 lieber neben einem feuerspeienden Berge gesessen, als neben diesem schönen, guten Kinde.35

Da ward die Suppe herumgereicht. Jungfer Barbara bot mir einen Teller voll ich konnte das unmöglich annehmen. 10 Sie hatte noch keine Suppe. Darum bat ich das schöne Kind gar dringend die Suppe zu behalten, und sah ihm 36 bittend in die schönen blauen Augen, und sah nicht auf den Teller, und die siedend heiße Suppe floß über Bärbelis Schoß und Kleider, und da ich nun schnell die Suppe zurückzog, kam die andere Hälfte 15 auf meinen Schoß und über meine Serviette und Kleider. Es war brüderlich geteilt. Ich vergess' es nie; es ist mir alles noch wie heut.38

37

Das gute Bärbchen verließ den Tisch. Ich stammelte Entschuldigungen. Man tröstete mich und gab mir einen andern 20 Teller. Inzwischen dampften meine Beinkleider noch von der Überschwemmung; ich knöpfte mir, statt der Serviet'te, einen Zipfel vom Tischtuch in die Weste. Bärbeli hatte aber die kleider ändern müssen. Sie kam wieder, und ich entschuldigte mich tausendmal bei ihr, so gut ich konnte.

25

Sobald ich sah, daß sie freundlich lächelte, ward mir auch wieder wohl zu Mut, und ich trocknete mir den Angstschweiß vom Angesicht, versteht 39 sich, nicht mit der Hand, sondern mit dem Schnupftuch.

Cf.

33 Neut. sing. for the pl., although referring to persons. 103, n. 4. 34 Haben is the usual aux. with sitzen. 35 Here, maiden; cf. 70, n. I. 36 Refers to Kind. 37 Notice the two diminutives, Bärbeli and Bärbchen (1. 18). 38 as though it were to-day.

39 of

course.

Aber das unglückliche Schnupftuch! Ich hatte die Tintengeschichte rein vergessen. Ich rieb mir beim Abtrocknen des Schweißes das ganze Gesicht so mit Tinte ein, daß, als ich das Schnupftuch wieder einstecken wollte, die große Gesellschaft mich in einen Mohren verwandelt sah.

5

Da erhob sich abermals ein großes Gelächter und Geschrei. Aus Höflichkeit schrie und lachte ich auch eine ganze Weile mit, bis ich merkte, daß sich die Frauenzimmer vor meinem schrecklichen Tintengesicht fürchteten. Nun sah ich erst ein, daß mich das Schnupftuch zum Narren 40 im Spiel gemacht hatte, und ich ein fürchter- 10 liches Aussehen haben müsse.

Erschrocken und eilfertig sprang ich vom Tisch auf, um nach der Küche zu flüchten und mich zu waschen. Da zog ich das Tischtuch, dessen Zipfel ich in das Knopfloch der Weste unten befestigt hatte, hinter mir her. Alle Teller, Braten, Messer, Gabeln, 15 Gläser, Löffel u. s. w.41 liefen mir, wie närrisch, in der Stube nach mit großem Getöse. Die Gäste saßen mit offenem Maule, wie versteinert da, und sahen die herrlichen Gerichte 42 sämtlich vor ihren Augen verschwinden.

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Anfangs, da ich sah, wie alle Schüsseln und Teller hinter 20 mir her waren und mich verfolgten, hielt ich's für Hererei, bis der Herr Better mit beiden Beinen aufs Tischtuch sprang. Das riß den Zipfel von meiner Weste.

Ich aber in vollem Galopp, nicht mehr in die Küche, sondern die Treppe hinunter, über die Straße und in mein Haus. Vier 25 Wochen lang ließ ich mich vor keinem Menschen mehr sehen. Ich dachte von der Zeit an nicht wieder ans Heiraten ohne Schwindel, und nicht an große Gesellschaften, ohne das kalte Fieber 45 zu bekommen.

40 buffoon (or clown) in the play. 41 und so weiter, and so forth. 42 Here, dish; contrast with 18, 1. 17. 43 Adv. gen., at first. 44 Da instead of als. 45 Fieber, n. -s, -, fever. Say here, chills.

Ich lache jetzt selbst über meine Ungeschicklichkeit. Aber meine Geschichte kann manchem unserer jungen Herren, zum Beispiel zwar nicht, doch zur Warnung und Lehre dienen.

3schokke.

59. Gellert' an Fräulein Erdmuth von Schönfeld.

Gnädiges Fräulein!

Leipzig, den 5. Dezbr. 1758.

5 Den 18. November ließ sich ein Husarenlieutenant2 von dem Gefolge des General Malachowskis sehr ungestüm bei mir melden. Der Gewalt, dachte ich, kann niemand widerstehen, fasse dich und nimm den Besuch an, es begegne dir auch, was daa will. Sogleich trat ein hagrer, schwarzer Mann mit drohenden Augen, 10 kotigen Stiefeln und blutigen Sporen hastig auf 5 mich zu. Sein gelbes Haar war in einen großen Knoten und sein Bart in etliche kleine geknüpft. Mit der linken Hand hielt er seinen fürchterlichen Säbel und in der rechten (den Arm mit dazu genommen) den Stock, ein Paar Pisto ́len, die Müße und eine Karbatsche,7 mit 15 Draht durchflochten.

8

Was ist zu eurem Befehle, Herr Lieutenant? fing ich mit

59. 1 This selection consists of extracts from two of Gellert's letters to Fräulein Erdmuth von Schönfeld. Both fall in the time of the Seven Years' War, when Leipzig was held by the Prussians. Although his works are now little read, Gellert, who was a professor at the University of Leipzig, was the most popular German literary man of his day, as is abundantly shown by these two letters. 2 Husarenlieutenant, m. -8, -8, lieutenant of hussars (light cavalry). Lieutenant is pronounced either as in French or generally as if spelled Leutnant. 3 Malachowski and Dohna (118, 1. 18) were Prussian generals. 4 Da following a pron. may have the force of ever. was da, whatever. For es begegne say, let befall. 5 auf - zu, towards. That is, including the arm. Karbatsche, f. -n, Knute, f. -n (117, l. 12), whip, knout. 8 Notice the absence of quotationmarks throughout the selection. "Say, What are your commands?

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