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Der König: Das ist viel. Aber warum ist Er krank? Er scheint mir die Hypochondrie' zu haben.

Ich: Leider, seit zwanzig Jahren.

Der König: Ich habe sie auch gehabt, und ich will Ihn ku5 rieren.

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Jch: So werde ich in mein Journal' 49 segen können, daß mich der König von Preußen furiert hat. Dies wird mir viel Ehre bei der Nachwelt machen.

Der König: Erstlich muß er alle Tage eine Stunde reiten 10 und zwar traben.

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Jch: Wenn das Pferd gesund ist, so kann ich nicht fort; und wenn es so frank ist, wie ich, so kommen wir alle beide nicht fort. (Nunmehr schlug er mir noch eine Menge Mittel vor.)

Der König: Will Er das thun?

Ich: Ihre Regeln, Sire, wie man gut schreiben soll, die werde ich in Acht nehmen und habe sie auch schon in Acht genommen; aber Ihren medizinischen Vorschriften werde ich nicht gehorchen, sie scheinen mir eine zweite Krankheit zu sein. Ich lebe schon sehr diät, und ich bin zufrieden, wenn ich ruhig sterbe, gesetzt,51 20 daß ich auch nicht gesund werde.

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Der König: Wie alt ist Er?

Jch: Fünf und vierzig Jahre.

Der König: Das ist kein Alter. Er muß noch schreiben, für die Welt leben.

Ich: Ich habe es gethan, und ich habe schon zu viel geschrieben. Es ist eine große Geschicklichkeit zu rechter Zeit aufzuhören; und endlich liegt 52 mir an der Unsterblichkeit wenig, wenn ich nur genüget habe.

Der König: Weiß Er keine von Seinen Fabeln auswendig?
Jch: Nein.

49 Journal, n. -s, -, journal, diary; used here instead of Tagebuch.
52 liegt mir wenig an (dat.), is of little im-

50 Prussia. 51 provided.

portance to me.

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Der König: Besinne Er sich. Ich will etliche Mal im Zimmer auf und abgehen.

Ich: Nunmehr kann ich Ihrer Majestät eine sagen. Ich sagte ihm die Fabel vom Maler in Athen.58 Als ich bis auf die Moral' war, sagte er: Nun die Moral? Ich sagte die Moral. Der König: Das ist gut; das ist sehr gut!

loben. Das habe ich nicht gedacht; nein, das ist

Ich muß Ihn

sehr schön, na

türlich, gut und kurz. Wo hat er so schreiben lernen? Es klingt fein; sonst hasse ich die deutsche Sprache.

Ich: Das ist ein Unglück für uns, wenn Sie die deutschen 10 Schriften hassen.

Der König: Nein, Jhn lobe ich.

Jch: Das Lob eines Kenners und Königs ist eine große Belohnung.

Der König: Der König wird wohl nicht viel dazu beitragen. 15 Ich: Ja, wenn der König ein Kenner ist, so wird das Lob vollwichtig.

Der König: Wenn ich hier bleibe, so besuche Er mich wieder und stecke Er Seine Fabeln zu sich und lese Er mir welche 54 vor.

Dieses, gnädiges Fräulein, ist der kurze Auszug eines Ge- 20 sprächs, das beinahe zwo Stunden gedauert hat. So lange ich auf meiner Stube war, zitterte ich. Sobald ich auf die Gasse kam, fassete ich mich und ward beherzt. Und eben weil ich unbe

sorgt war, Beifall zu erlangen, habe ich ihn erhalten.

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Eine Nachricht muß ich Ihnen noch melden, die mich ungemein 25 erfreut hat. Meine Schwester in Haynichen 55 hat mir Folgendes geschrieben:

Unser Städtchen ist mit ganz leichter Einquartierung 56 belegt worden, und der General Hülsen hat dem Rate sagen lassen,

53 Athens. 54 Instead of einige, some. 55 The village in which Gellert was born. 56 That is, they had few troops quartered on

them.

dieses geschähe aus Wohlwollen gegen den Herrn Professor Gellert und seine Schriften.

Ja, diese Nachricht hat mich mehr vergnügt als das: Es ist schön, es ist sehr gut, es ist natürlich!

5 Ich küsse der gnädigen Mama demütigst die Hand und bin 2c.

Leipzig, den 12. Dezember 1760.

Gellert.

60. Der Zauberstößel.1

Als ich mich in Ägyp'ten aufhielt, wohin ich noch sehr jung Studierens wegen von meinem Vater geschickt worden war, fam3 mich die Lust an, den Nil hinauf nach Koptos zu gehen, um den bei Sonnenaufgang einen so wunder

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Memnon zu hören, der

10 baren Ton von sich giebt. Ich hörte ihn auch, aber nicht, wie der große Haufe, einen bloßen Schall ohne Sinn, sondern ein wirkliches Orakel aus Memnons eignem Munde in sieben Versen, die ich euch noch hersagen könnte, wenn es uns nicht zu weit von der Hauptsache abführte. Auf der Rückreise trug es sich zu, daß 15 ein Mann aus Memphis mit uns fuhr, ein Mann von erstaunlicher Weisheit, und ein wahrer Adept' in allen ägyptischen Wissenschaften. Man sagte von ihm, er habe ganzer dreiundzwanzig Jahre unter der Erde gelebt, und sei während dieser Zeit von der Isis selbst in der Magie'9 unterrich'tet worden.

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60. 1 This selection is taken from Wieland's translation into German of Lucian, being an extract from Der Lügenfreund. Eucrates is the speaker. Egypt. 3 Say, came over. Nile. Coptos was a city of Egypt on the Nile. 5 He refers to the statue of Memnon, which was believed to utter a strange sound at sunrise. Say, crowd. He means that he did not hear it as others had. The acc. is now used, not the gen. as here. 8 An Egyptian goddess. Magie', f., magic; used instead of Zauberkunst, ƒ. -e. magisch, magic; used instead of Zauber-.

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Du sprichst, unterbrach ihn Arigno'tus, von meinem ehemaligen Lehrer Pan'krates? War es nicht ein Mann vom Priesterorden, mit abgeschornen Haaren, der keine andere als leinene Kleider trug, immer in tiefen Gedanken, sprach sehr rein Griechisch, ein langgestreckter Mann, mit herabhängender Unterlippe 5 und etwas dünnen Beinen?

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Von diesem nämlichen Pankrates, versezte jener. Anfangs wußte ich nicht, wer er war. Wie ich ihn aber, so oft wir ans Land stiegen, unter andern wunderbaren Dingen, auf Krokodilen reiten und mitten unter diesen und andern Seetieren herumschwim- 10 men sah, und sah, wie sie vor ihm Respekt 10 hatten und ihm mit dem Schwanze zuwedelten, da merkte ich, daß der Mann was Außerordentliches sein mußte, und suchte mich durch ein aufmerksames und gefälliges Betragen bei ihm in Gunst zu sehen. Es gelang mir auch so gut, daß er mich bald wie einen alten Freund 15 behandelte und an allen seinen Geheimnissen teilnehmen ließ. Endlich überre'dete er mich, meine Leute 11 zu Memphis zu lassen, und ihn ganz allein zu begleiten; es würde uns an Bedienung nie fehlen, sagte er. Ich gehorchte, und seitdem lebten wir folgendermaßen. Sobald wir in ein Wirtshaus kamen, nahm er 20 einen hölzernen Thürriegel oder einen Besen, oder den Stößel aus einem hölzernen Mörser, legte ihm Kleider an und sprach ein paar magische Worte dazu. Sogleich wurde der Besen, oder was es sonst war, von allen Leuten für einen Menschen, wie sie selbst, gehalten; er ging hinaus, schöpfte Wasser, besorgte unsre 25 Mahlzeit, und wartete uns in allen Stücken 12 so gut auf, als der beste Bediente. Sobald wir seiner Dienste nicht mehr nötig hatten, sprach mein Mann ein paar andere Worte, und der Besen wurde wieder Besen, der Stößel wieder Stößel, wie zuvor.

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10 Respekt', m. -8, respect; used instead of Achtung. vants. Say, respects.

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11 Say, ser

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Ich wandte alles Mögliche an, daß er mich das Kunststück lehren möchte; aber mit diesem einzigen hielt er hinterm Berge,13 wiewohl er in allen andern der gefälligste Mann von der Welt war. Endlich fand ich doch einmal Gelegenheit, mich in einem 5 dunkeln Winkel verborgen zu halten, und die Zauberformel, die er dazu gebrauchte, aufzuschnappen, indem 14 sie nur aus drei Silben bestand. Er ging darauf, ohne mich gewahr zu werden, auf den Marktplatz, nachdem er dem Stößel befohlen hatte, was zu thun sei.

ΙΟ

Den folgenden Tag, da er Geschäfte halber ausgegangen war, nehm' ich den Stößel, kleide ihn an, spreche die besagten drei Silben und befehle ihm Wasser zu holen. Sogleich bringt er mir einen großen Krug voll. Gut, sprach ich, ich brauche kein Wasser mehr, werde wieder zum Stößel. Aber er kehrte sich nicht an 15 meine Reden, sondern fuhr fort Wasser zu tragen, und trug so lange, daß endlich das ganze Haus damit angefüllt war. Mir fing an bange zu werden,15 Pankrates, wenn er zurückfäme, möcht' es übel nehmen (wie es denn auch geschah) und weil ich mir nicht anders zu helfen wußte, nahm ich eine Art und hieb den Stößel 20 mitten entzwei. Aber da hatte ich es übel getroffen 16; denn nun packte jede Hälfte einen Krug an und holte Wasser, so daß ich für einen Wasserträger nun ihrer zwei hatte. Immittelst kommt mein Pankrates zurück, und wie er sieht, was passiert 17 war, giebt er ihnen ihre vorige Gestalt wieder; er selbst aber machte sich 25 heimlich aus dem Staube, 18 und ich habe ihn nie wieder gesehen. Du kannst 19 also, sagte Dinom'achus, vermutlich das Kunststück noch jest, aus einer Mörserfeule einen Menschen zu machen? Beim Jupiter, aus der Hälfte sogar! antwortete Eu'frates: aber

13 That is, he kept it secret.

14 Here, as. 15 Cf. 75, n. 2.

16 Say, fare. 17 passieren, s., happen, occur. German synonyms? Say, disappeared. Cf. English slang, get up

18 Staub, m. -es, dust.

and dust. 19 Supply verb.

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