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Kampfe abziehen konnte. Und als der grimme Held keinen Feind mehr vor sich sah, stürmte er einem brüllenden Löwen gleich, der sein geraubtes Junges sucht, in die Hofburg von Halle zu Halle und kannte keine Gnade; Männer, Weiber und Kinder fielen unter seines Schwertes Schneide. Noch einmal s suchte Ortrun Schutz und Hilfe bei Gudrun für sich und ihre Frauen, und Gudrun stellte sich schirmend vor sie hin. Jezt fam auch Gerlind gar demütig und rief Gudrun zu: „Rette, ach rette uns, edle Fürstin, vor Wates grimmen Händen,“ und zitternd vor Angst fiel die stolze Fürstin der zu Füßen, die sie so 10 lange mißhandelt hatte. Aber Gudrun sprach: „Um meine Gnade flehet ihr, Frau Königin? Sagt, wo war denn eure Gnade, wann ich euch gebeten habe?" Und schon stürzte Wate auf Gerlind zu, riß sie vom Boden empor, trieb sie zum Saale hinaus und hieb ihr das Haupt ab. Wieder eilte er in den 15 Saal, um die andern zu holen. Jezt aber wehrte ihm Gudrun: Genug des Blutes, Herr Wate! Was noch lebt, das lasset mir zu Liebe leben." So war der Streit geschlichtet, und Stille herrschte in den blutigen Gemächern. Herwig trat auf Gudrun zu, und mitten in Graus und Jammer umfing sich das 20 herrliche Paar, und alles Elend und alle Rache war vergessen in seliger Umarmung.

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In wenigen Tagen rüsteten die Sieger zur Rückkehr. König Hartmut und fünfhundert edle Normannen wurden als Geiseln mit hinweggeführt. Die schöne Ortrun wollte den geliebten 25 Bruder auch in der Not nicht verlassen und folgte ihm freiwillig mit ihren treuesten Frauen und Dienerinnen in die Gefangenschaft nach.

Im schönen Maienmond landeten die Hegelinge in der Heimat. Da stand am Ufer manche edle Mutter, mancher 30 Vater und Bruder und Freund, und suchte mit angstvollen Blicken das verlorene Kind oder Schwester oder Braut. Auch die Königin Hilde kam mit ihren Frauen vom Schlosse herab

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gestiegen. Aber sieben Jahre Mägdedienst sind eine lange Zeit, und manches holde Angesicht hatte sich verändert, also daß es eine gute Weile währte, bis sich alle erkannt hatten. Auch Königin Hilde mußte fragen: Welches ist denn mein teures 5 Kind?" Als sie ihr aber zugeführt wurde, da sanken sich Mutter und Tochter in seliger Freude an die Brust. Sodann führte Herwig auch Ortrun zur Königin Hilde. Zürnend wandte sich die Königin von ihr ab; aber als man ihr erzählte, wie Ortrun Gudruns Trost im Elend gewesen sei, da schloß sie gerührt auch 10 die Tochter ihrer Feinde in ihre Arme. Am freudigsten wurde aber Hildburg begrüßt, die mit Gudrun gewaschen hatte. Kurz, da gab es zu küssen, zu sagen und zu fragen, mehr als tausend Federn schreiben könnten, und des Jubels und der Freude war fein Ende.

Nach Bacmeister.

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68. Eckermann' und Goethe.

Weimar, Dienstag den 10. Juni 1823. Vor wenigen Tagen bin ich hier angekommen; heute war ich zuerst bei Goethe. Der Empfang seinerseits war überaus herzlich, und der Eindruck seiner Person auf mich der Art, daß ich diesen Tag zu den glücklichsten meines Lebens rechne.

68. 1 This selection is taken from Eckermann's Gespräche mit Goethe. Johann Peter Eckermann (1792-1854), when a student at the University of Göttingen, as he states in the Introduction to the Gespräche, sent a volume of his poems to Goethe. Learning that Goethe thought well of his book, he sent him in May, 1823, a manuscript which he desired to have published and asked for a recommendation to the famous publisher Johann Friedrich Cotta (1764-1832). Towards the end of May he set out on foot for Weimar. We have here the account of his first visit to Goethe. This was the beginning of the intimate relationship which lasted till Goethe's death in 1832 and resulted in the Gespräche.

Er hatte mir gestern, als ich anfragen ließ, diesen Mittag zwölf Uhr als die Zeit bestimmt, wo ich ihm willkommen sein würde. Ich ging also zur gedachten Stunde hin, und fand den Bedienten auch bereits meiner wartend und sich anschickend mich hinaufzuführen.

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Das Innere des Hauses machte auf mich einen sehr angenehmen Eindruck; ohne glänzend zu sein, war alles höchst edel und einfach; auch deuteten verschiedene an der Treppe stehende Abgüsse antiker Statuen auf Goethes besondere Neigung zur bildenden Kft und dem griechischen Altertum. Ich sah ver- 10 schiedene Frauenzimmer, die unten im Hause geschäftig hin und wider gingen, auch einen der schönen Knaben Ottiliens,2 der zutraulich zu mir herankam und mich mit großen Augen anblickte.

Nachdem ich mich ein wenig umgesehen, ging ich sodann mit dem sehr gesprächigen Bedienten die Treppe hinauf zur ersten 15 Etage. Er öffnete ein Zimmer, vor dessen Schwelle man die Zeichen SALVE als gute Vorbedeutung eines freundlichen Willkommenseins überschritt. Er führte mich durch dieses Zimmer hindurch und öffnete ein zweites, etwas geräumigeres, wo er mich zu verweilen bat, indem er ging mich seinem Herrn zu 20 melden. Hier war die kühlste, erquicklichste Luft; auf dem Boden lag ein Teppich gebreitet, auch war es durch ein rotes Kanapee's und Stühle von gleicher Farbe überaus heiter möbliert; gleich zur Seite stand ein Flügel, und an den Wänden sah man Handzeichnungen und Gemälde verschiedener Art und Größe.

Durch eine offene Thür gegenüber blickte man sodann in ein ferneres Zimmer, gleichfalls mit Gemälden verziert, durch welches der Bediente gegangen war mich zu melden.

Es währte nicht lange, so fam Goethe, in einem blauen Ober

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2 Goethe's son August married Ottilie von Pogwisch. boy mentioned here was their son. 3 Etage, f. -n, story. Pronounce about as if spelled Etabsche. Lit., hail. Repeat and cf. 128, n. 17. Kanapee', n. -8, -8 = Sofa or Ruhebett.

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rock und in Schuhen; eine erhabene Gestalt! Der Eindruck war überraschend. Doch verscheuchte er sogleich jede Befangenheit durch die freundlichsten Worte. Wir setzten uns auf das Sofa. Ich war glücklich verwirrt in seinem Anblick und seiner Nähe, 5 ich wußte ihm wenig oder nichts zu sagen.

Er fing sogleich an von meinem Manuskript zu reden. „Ich komme eben von Ihnen her," sagte er; „ich habe den ganzen Morgen in Ihrer Schrift gelesen; sie bedarf keiner Empfehlung, sie empfiehlt sich selber.“ Er lobte darauf die Klarheit der Darzo stellung und den Fluß der Gedanken, und daß alle uf gutem Fundament ruhe und wohl durchdacht sei. „Ich will es schnell befördern," fügte er hinzu; „heute noch schreibe ich an Cotta mit der reitenden Post, und morgen schicke ich das Paket mit der fahrenden nach.“ Ich dankte ihm dafür mit Worten u.. Blicken.

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Wir sprachen darauf über meine fernere Reise. Ich sagte ihm, daß mein eigentliches Ziel die Rheingegend sei, vo ich an einem passenden Ort zu verweilen und etwas Neues zu schreiben gedenke. Zunächst jedoch wollte ich von hier nach Jena gehen, um dort die Antwort des Herrn von Cotta zu erwarten.

Goethe fragte mich, ob ich in Jena schon Bekannte habe; ich erwiderte, daß ich mit Herrn von Knebel in Berührung zu kommen hoffe, worauf er versprach, mir einen Brief mitzugeben, damit ich einer desto bessern Aufnahme gewiß sei.

„Nun, nun,“ sagte er dann, „wenn Sie in Jena sind, so sind 25 wir ja nahe beieinander und können zueinander und können uns schreiben, wenn etwas vorfällt."

Wir saßen lange beisammen, in ruhiger liebevoller Stimmung. Ich drückte seine Knie, ich vergaß das Reden über seinem An

6 For reitende Post say, mail, and for fahrende Post, mail-coach. The former carried letters, the latter all sorts of mail matter. 1 Karl Ludwig von Knebel (1744-1834), who had been years before a tutor of Prince Constantin of Weimar and who was an early and life-long friend of Goethe.

blick, ich konnte mich an ihm nicht satt sehen. Das Gesicht so kräftig und braun und vollers Falten, und jede Falte voller Ausdruck. Und in allem solche Biederkeit und Festigkeit, und solche Ruhe und Größe! Er sprach langsam und bequem, so wie man sich wohl einen bejahrten Monarchen denkt, wenn er redet. Man 5 sah ihm an, daß er in sich selber ruht und über Lob und Tadel erhaben ist. Es war mir bei ihm unbeschreiblich wohl; ich fühlte mich beruhigt, so wie es jemand sein mag, der nach vieler Mühe und langem Hoffen endlich seine liebsten Wünsche befriedigt sieht.

Er kam sodann auf meinen Brief, und daß ich recht habe, daß wenn man eine Sache mit Klarheit zu behandeln vermöge, man auch zu vielen andern Dingen tauglich sei.

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„Man kann nicht wissen wie sich das dreht und wendet,9" sagte er dann; „ich habe manchen hübschen Freund in Berlin, da habe 15 ich denn dieser Tage 10 Ihrer gedacht."

Dabei lächelte er liebevoll in sich. Er machte mich sodann aufmerksam, was ich in diesen Tagen in Weimar alles noch sehen müsse, und daß er den Herrn Sekretär Kräuter" bitten wolle, mich herumzuführen. Vor allem aber solle ich ja nicht versäu- 20 men, das Theater zu besuchen. Er fragte mich darauf, wo ich logiere, und sagte, daß er mich noch einmal zu sehen wünsche und zu einer passenden Stunde senden wolle.

Mit Liebe schieden wir auseinander; ich im hohen Grade glücklich, denn aus jedem seiner Worte sprach Wohlwollen, und ich 25 fühlte, daß er es überaus gut mit mir im Sinne habe.

Eckermann.

8 voller = voll. Adjectives were once declined in predicate, and voller is a survival of that usage. 9 Say, how it has come about. 10 Cf. 123, n. 7. 11 Friedrich Theodor Kräuter, of the Weimar library.

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