Sie fämmt es mit goldenem Kamme, Und singt ein Lied dabei "; Das hat eine wundersame Gewaltige Melodei.
Den Schiffer im kleinen Schiffe Ergreift es mit wildem Weh; Er schaut nicht die Felsenriffe, Er schaut nur hinauf in die Höh'.
Ich glaube, die Wellen verschlingen Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lorelei gethan.
33. Das Mädchen aus der Fremde.1
In einem Thal bei2 armen Hirten Erschien mit jedem jungen Jahr, Sobald die ersten Lerchen schwirrten, Ein Mädchen, schön und wunderbar.
Sie war nicht in dem Thal geboren, Man wußte nicht, woher sie kam; Doch schnell war ihre Spur verloren, Sobald das Mädchen Abschied nahm.
Beseligend war ihre Nähe,
Und alle Herzen wurden weit 3; Doch eine Würde, eine Höhe
Entfernte die Vertraulichkeit.
1 This poem is an allegory, but critics disagree as to whether it represents spring or poetry.
Sie brachte Blumen mit und Früchte, Gereift auf einer andern Flur, In einem andern Sonnenlichte, In einer glücklichern Natur.
und teilte jedem eine Gabe, Dem Früchte, jenem Blumen aus; Der Jüngling und der Greis am Stabe, Ein jeder ging beschenkt nach Haus.
Willkomʼmen waren alle Gäste; Doch nahte sich ein liebend 5 Paar, Dem reichte sie der Gaben beste, Der Blumen allerschönste dar.
34. Der Zigeunerbube im Norden.
Fern im Süd das schöne Spanien,1 Spanien ist mein Heimatland, Wo die schattigen Kastan'ien Rauschen an des Ebro Strand, Wo die Mandeln rötlich blühen, Wo die heiße Traube winkt Und die Rosen schöner glühen Und das Mondlicht goldner blinkt.
Und nun wandr' ich mit der Laute Traurig hier von Haus zu Haus, Doch kein helles Auge schaute 2 Freundlich noch nach mir heraus.
4 A conj. expressing condition is to be supplied. 5 In adjectives the neut. ending es is often, but other endings rarely, omitted.
34. 1 Spain. 2 schaute-noch, has ever looked.
Spärlich reicht man mir die Gaben, Mürrisch heißet man mich gehn; Ach, den armen braunen Knaben Will kein Einziger verstehn.
Dieser Nebel drückt mich nieder, Der die Sonne mir entfernt, Und die alten lust'gen Lieder Hab' ich alle fast verlernt. Immer in die Melodi'en
Schleicht der eine Klang sich ein3: In die Heimat möcht' ich ziehen, In das Land voll Sonnenschein! Als beim letzten Erntefeste Man den großen Reigen hielt, Hab' ich jüngst das allerbeste Meiner Lieder aufgespielt.
Doch wie sich die Paare schwangen In der Abendsonne Gold, Sind auf meine dunkeln Wangen Heiße Thränen hingerollt.
Ach, ich dachte bei dem Tanze An des Vaterlandes Luft,
Wo im duft'gen Mondenglanze Freier atmet jede Brust, Wo sich bei der Zither Tönen. Jeder Fuß beflügelt schwingt Und der Knabe mit der Schönen
Glühend den Fandango 5 schlingt.
3 The colon shows that the next two lines are der eine Klang.
4 recently. 5 The Fandango is a lively Spanish dance.
Vögel singen, Blumen blühen, Grün ist wieder Wald und Feld. O so laßt uns zieh'n und wandern Von dem einen Ort zum andern Durch die weite, grüne Welt.
Wie im Bauer1 sitt der Vogel, Saßen wir noch jüngst zu Haus. Aufgethan2 ist jetzt das Bauer, Hin ist Winter, Kält' und Trauer, Und wir fliegen wieder aus.
Freude lebt auf allen Wegen, Um uns, mit uns, überall.3 Freude fäuselt aus den Lüften, Hauchet aus den Blumendüften, Tönt im Sang der Nachtigall.
1 Here das Bauer, the cage. 2 aufthun, open. Cf. aufmachen, 58, n. 19. 3 überall, everywhere. Do not associate the word with English, over all.
Nun, so laßt uns zieh'n und wandern Durch den neuen Sonnenschein, Durch die lichten Au'n und Felder, Durch die dunkelgrünen Wälder
In die neue Welt hinein.
Hoffmann von Fallersleben.
36. Mein Kind, wir waren Kinder.' Mein Kind, wir waren Kinder, Zwei Kinder, klein und froh; Wir krochen ins Hühnerhäuschen, Versteckten uns unter das Stroh. Wir krähten wie die Hähne, Und kamen 2 Leute vorbei „Kikereküh! sie glaubten, Es wäre Hahnengeschrei.
36. 1 This poem was addressed to Heine's sister Charlotte. He gave it no title. 2 Cf. 15, n. 18. 3 had a fine establishment. 4 Inf. as noun, state of health, health.
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