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schränkung eingetreten für den Glauben gegen den Unglauben.

11. Der Reichthum des Herrn über der betenden Menschenwelt.

12. Die Ordnung der evangelischen Botschaft. Ihre Nothwendigkeit, ihre Verheißung, ihre Autorität, ihre Bedingung (die göttliche Sendung; unmittelbare oder mittelbare). Ueber die Behauptung der lutherischen Theologen des 17. Jahrh., sowie ihrer neuesten Buchstabengenossen, daß unserem Text (und dem Artikel von der allgemeinen Berufung) gemäß angenommen werden müsse, das Evangelium sei schon zur Zeit Pauli in aller Welt verkündigt worden, f. die interessanten Mittheilungen von Tholuck S. 580 ff.

13. Es ist wohl zu unterscheiden, daß hier von der Nothwendigkeit der amtlichen Träger oder der Sendboten des Wortes Gottes die Rede ist, nicht aber von ihrer Ausschließlichkeit. Oder genauer noch: die Sen dung hat ihre zwei Seiten, und geht nicht rein auf in amtliche Dispositionen und Formen.

14. Die Füße der Boten auf den Bergen oder die Schönheit des Evangeliums in seinem unaufhaltsamen Lauf.

15. Der Unglaube gegen das Evangelium ift Ungehorsam, und zwar der spezifische Ungehorsam und Aufruhr, Ps. 2. Je gröber und roher die Menschennatur gefaßt wird, desto äußerlicher werden die Vorstellungen von Geborsam und Ungehorsam; je tiefer, feiner, innerlicher sie gefaßt wird, desto tiefer, feiner, innerlicher bestimmt sich auch dieser Gegensat, und am Ende und auf dem Grunde ist der Glaube an das Wort Gottes der spezifische Gehorsam, der Unglaube der spezifische Ungehorsam, die spezifische Rebellion.

16. Der vorsichtige Fortschritt des Apostels in seinem Urtheil, Israel habe durch seinen Unglauben seine Rolle mit den Heiden ausgetauscht, und sei ein Volk des Abfalls geworden, charakterisirt auch hier seine meisterhafte apostelische Lehrweisheit wie sein apostolisches Herz. Wie mit einem Schauer der innigsten Wehmuth zieht er den Vorhang allmählich weg von dem Leichenbilde Israels. Die Beweisführung aus dem Alten Testament ist dem Gesetz gemäß, daß jede Apologie aus anerkannten Quellen, Sprüchen oder Grundsätzen des Gegners zu argumentiren hat, und daß ihre Möglichkeit aufhört, wo die Gemeinsamkeit fester Positionen überhaupt aufhört.

Homiletische Andeutungen.

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a. B. 1. 2. Die wohlwollende Gesinnung des Apostels gegen Israel. Sie erhellt 1) aus seinem Wunsche und Gebete, daß sie selig werden; 2) aus seinem Zeugniß, daß sie eifern um Gott, wenn gleich mit Unverstand. Eifer um Gott ist gut, darf aber nicht mit Ünverstand geschehen (V. 2). Vom un verständigen Eifer. Wie oft kommt er vor: 1) in häuslichen, 2) in bürgerlichen, 3) in kirchlichen Angelegenheiten, und bei den letzten leider am allermeiften! (V. 2). - Die Thorheit unverständigen Eifers. Er ist thöricht 1) in Bezug auf seinen Ausgangspunkt; 2) in Bezug auf sein Ziel; 3) in Bezug auf die Wahl der Mittel (V. 2). — Verständiger und unverständiger Eifer.

Starke: O, wie können die Menschen sich so ver gehen, daß sie aus blindem Religionseifer unter Einbildung der vertheidigten Orthodrie die theuersten

evangelischen Wahrheiten bestreiten, dabei Christum in seinen Gliedern haffen, beschuldigen und verunglimpfen und dazu mit jenen alten Feinden immer meinen, als thun fie Gott einen Dienst daran (Joh. 16, 2). Hedinger: Der Juden Eifer hat Christum gekreuzigt.

Spener: Daher kommen alle Verfolgungen, das mit fromme Christen verfolgt worden sind und noch verfolgt werden, daß nämlich diejenigen, welche die Wahrheit und die Lehre der Gottseligkeit nicht erkennen, die andern, die ihr anhangen, für falsche, böse Leute achten und meinen, sie thun Gott einen Dienst daran, wo sie sie verfolgen (Joh. 16, 2), wodurch fie aber doch in Gottes Gericht sich stürzen und mit ihrem Irrthum keineswegs entschuldigt sind (V. 2). Roos: Die Juden hatten einen Eifer Gottes, d. i. einen Eifer, den einzigen Gott zu ehren; sie eiferten aber nicht nach der Erkenntniß; denn sie wußten die Gerechtigkeit Gottes nicht (V. 2).

Heubner: Was ist blinder Eifer in Sachen der Religion? Woher kommt er? Ist er ganz unrein, so ist er Eigenliebe, Selbstsucht; ist er blos mit verkehrten Maßregeln verbunden, so kommt er aus Berstandesschwäche, hat jedoch auch da einen Zusatz von Egoismus. Der wahre Eifer ist rein und hell. Vergleiche den früheren jüdischen und den christlichen Eifer des Paulus.

Besser: Hegt Paulus den Herzenswunsch und faßt ihn im Flehen zu Gott, daß, die sich gestoBen haben an den Stein des Anlaufens, noch selig würden, so weiß er freilich von keinem absoluten Verdammnißdefrete über irgend einen Menschen, auch nicht über den hartnäckigsten Juden (V. 1). — Einer unserer alten Lehrer klagt: Die Juden hatten und haben Eifer ohne Verständniß, wir dagegen, o wehe! haben Verständniß ohne Eifer" (V. 2).

b. V. 3. Wodurch haben die Juden ihr unglückliches Schicksal verschuldet? Dadurch, daß sie 1) die Gerechtigkeit nicht erkennen, die vor Gott gilt; sondern 2) trachten, ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten und so 3) der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, nicht unterthan sind. Eigene Gerechtigkeit und Gerechtigkeit vor Gott (Luk. 18, 9-14). 1) Jene ist hochmüthig und führt zur Erniedrigung; diese hingegen 2) ist demüthig und führt zur Erhöhung.

Starke, Lange: Keine Leute sind ferner vom Reiche_Gottes_und schwerer zu bekehren, als die, welche, wenn sie von der Ordnung des Heils hören, so viel eigene Gerechtigkeit haben, daß sie meinen, sie stehen schon längst darin.

Heubner: Es fehlt ihnen also die demüthige Anerkennung ihrer Unwürdigkeit vor Gott; sie wollen selbst etwas sein, etwas gelten: wo dieser Hochmuth, diese Einbildung ist, da ist allemal Verblendung.

c. B. 4-11. Die Gerechtigkeit aus dem Glauben. 1) Sie ist eine Gerechtigkeit in Chrifto, der des Gesetzes Ende ist, und daher 2) nur durch den Glauben an ihn zu erlangen (V. 4-11).- Der Ungläubige gibt vor, daß Christus ferne und für den Menschen unerreichbar sei; der Gläubige dagegen weiß, daß er uns nahe ist durch das Wort vom Glauben (V. 5—9). — Um nicht glauben zu müssen, bedient man sich nichtiger Ausreden (V. 5—9). — Wer glauben will, braucht weder in den Himmel zu fahren, um Chriftus herabzuholen, denn er ist schon herabgekommen; noch in die Tiefe zu fahren, um Christum von den Todten zu holen, denn er ist schon wiederge

kommen von den Todten (V. 5-9).

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Wie das Ge- sind uns nahe, und wo wir sie annehmen wollen, in Mund und Herz. Also, obwohl vordem im Alten Testament es noch nicht also lautete, indem die Erkenntniß der Gnade geringer, dunkler und schwerer dazu zu gelangen war, so sei sie gleichwohl jezo so nahe aus dem so weit größeren und kräftigeren Maß der Gnade, die uns jeho verkündiget werde (V. 8). - Roos: Wenn man Christum aus dem Himmel oder aus den Todten holen müßte, um durch ihn gerecht zu werden, so könnte der sterbliche Mensch sagen: wer kann das thun? Aber das Wort und in demselben Chriftus, ist ihm nahe in seinem Munde zum Bekennen und in seinem Herzen zum Glauben (V. 8).

setz Israel nahe war, so ist das Evangelium uns nahe 1) im Munde; 2) im Herzen (V. 8). Was predigen wir? Nicht ein fernes und daher unbegreifliches, sondern 2) ein nahes und daher sehr wohl verständliches Wort (V. 8). Von den Bedingungen der Seligkeit: 1) Bekenntniß des Mundes, daß Jesus der Herr fei; 2) Glauben des Herzens, daß ihn Gott von den Todten auferweckt habe (V. 9—11). · Die innere Zusammengehörigkeit von Bekenntniß und Glauben. 1) Es gibt kein wahres Bekenntniß des Mundes ohne Glauben des Herzens; 2) es gibt aber auch keinen lebendigen Glauben des Herzens ohne Bekenntniß des Mundes (V. 9-11). Der Herzensglaube muß stets dem Bekenntnisse des Mundes vorangehen, was leider nicht immer der Fall ist; weshalb so viel von Bekenntniß geredet und se wenig innig geglaubt wird (V. 9-11). - Das große Bekenntniß der christlichen Gemeinde, wie es sich ausspricht 1) im apostolischen Glaubensbekenntniß; 2) in ihren Liedern; 3) in ihren Gebeten; 4) in ihrer Abendmahlsfeier (V. 10). Von den Bekennern der christlichen Kirche 1) im Anfange (Zeiten der ersten Verfolgungen); 2) in der Reformationszeit; 3) in der Gegenwart (Blutzeugen in Madagaskar, auf den Inseln der Südsee, auf Borneo, in Syrien u. s. m.) (V. 10).

Luther: Wer nicht glaubt, daß Christus gestorben und auferstanden ist, uns von Sünden gerecht zu machen, der spricht: Wer ist gen Himmel gefahren und in die Tiefe gefahren? Das thun aber die, so mit Werken, und nicht mit Glauben, wollen gerecht werden, ob sie wohl mit dem Munde auch also sagen, aber nicht im Herzen. Emphasis est in verbo: im Herzen.

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Gerlach: Christus ist in sofern das Ende des Gesezes, als er 1) sein Endziel ist, derjenige, auf den es hinleitet (Gal. 3, 24); 2) seine Vollendung ist (Matth. 5, 17); 3) der Herrschaft des Gesezes ein Ende macht (Luk. 16, 16) (V. 4). — Diese Dinge: Gottes Gnadenrath kennen zu lernen und dem Tode die Macht zu nehmen durch Offenbarung eines göttlichen heiligen Lebens im Fleische, dies, was dem fleischlichen Menschen unmöglich war, sofern er von nichts wußte, als von der Gerechtigkeit aus dem Geseße, vermag er durch die Glaubensgerechtigkeit, die ihn in Christi Recht einseßt, und was der Sohn Got tes ist und hat, ihm zu eigen schenkt. Das Herz darf es nur glauben, der Mund es nur bekennen, so wird man gerecht und selig (V. 8—11).

Lisco: So ist die göttliche Heilsordnung also die, daß auf den Glauben Rechtfertigung folgt, daß man Gottes Beifall erlangt, und wer seinen Glauben auch muthig und beharrlich bekennet, erlangt Seligkeit (V. 10). Heubner: Die Gerechtigkeit wird redend eingeführt, als sich selbst anbietend gedacht. Es Starke: Chriftus ist der Kern auch der Schrift bedarf, um sich von Christi Auferstehung und Sißen des Alten Testaments; der verstehet sie schlecht, der zur Rechten Gottes zu überzeugen, nicht einer überChristum nicht darin findet. Das ganze Leben der menschlichen Erkenntniß oder tiefen Gelehrsamkeit, Heiligen Alten Testaments ist eine Weißagung von nicht des Hinaufsteigens in den Himmel, um ChriChristo, Joh. 5, 46 (V. 5). Sprich nicht: wer stum zu sehen; es bedarf auch keines Hinabsteigens ift in der Hölle gewesen und wiederkommen und hat in das Todtenreich, um zu fragen, ob Christus nicht gesagt, wie es da zugehe? Bleibe bei der evangelischen bei den Todten oder auferstanden sei? Kurz: GlauWahrheit, so wirst du gerecht und selig, Luk. 16, 31 ben erfordert keine Anschauung der Geschichte Jesu (V. 7). Sei getroft, bekümmerte Seele! fühleft du | gleich in der Stunde der Anfechtung nicht des Glau-| bens Freudigkeit, du bist doch selig, indem du und so lange du an Chrifto bangeft, denn Gott, der nicht liiget, hat's gar zu oft versichert, daß du sollst selig sein und werden (V. 11). Cramer: Mund und Herz kann nicht getrennt werden, Ps. 116, 10 (V. 9). Der Glaube muß nicht auf der Zunge, sondern im Herzen wachsen, Apoftg. 15, 9 (V. 10). Hedinger: Herz ohne Mund ist Zaghaftigkeit; Mund ohne Herz ist Heuchelei (V. 10).

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Spener: Das Wort, heißt es, sei uns nahe, nämlich es sei uns ja verkündigt, daß wir es in dem Herzen haben, worein es der Heilige Geist eingedrückt habe, und in dem Munde, mit welchem wir es verkündigen. Also ist's nicht eine Sache, die droben im Himmel oder in der Tiefe verborgen wäre, sondern wir haben es bei uns und in uns. Ja wir mögen sagen, daß das Wort nicht nur das Wort selbst bedeute, sondern auch die Güter, die das Wort vorzutragen pflegt, Chriftum mit allen seinen Schäßen des Evangelii. Christus, sein Verdienst, Gnade, Geist, Leben sind uns nicht fern und dürfen nicht erst vom Himmel herab, oder aus der Tiefe geholt werden; es bedarf nicht erst, sie zu erlangen, sondern sie

Christi selbst, auch keine mühsam gelehrte Nachforschung: Der Glaube ist Herzenssache. Niemand darf sich also wegen des Unglaubens mit der Schwierigkeit oder Unmöglichkeit des Glaubens entschuldigen (B. 6. 7). Den Herzensglauben hebt Paulus hervor gegen die Heuchler und Mundchristen, das Bes kenntniß, d. h. die Aeußerung, Beweisung des Christenthums durch Wort und That gegen die Feigen und Verzagten (V. 9—11).

Besser: Glaube und Bekenntniß verhalten sich wie Wesen und Erscheinung, wie Licht und Leuchte, wie Feuer und Strahl... Seligkeit ist die Erscheinung, das jetzige und das endliche Offenbarwerden der Gerechtigkeit, und Gerechtigkeit ist die Seligkeit in Verhüllung, doch in durchsichtiger und durchdufteter Verhüllung, wie Christus in der Weißagung und die ewige Hütte Gottes in der Kirche auf Erden (V. 10). Luther hat schlechthin gesetzt: Wer an ihn glaubt (wie auch Jes. 28, 16 der hebräische Text lautet); doch in dem allgemeinen: wer, ist eben der Sinn enthalten, welchen Paulus mit Nachdruck hervorhebt, da er sagt: allwer, Jedermann, der an ihn glaubt.

d. V. 12-17. Das Evangelium als eine Heilsbotschaft für Alle, sowohl Juden als Griechen: 1) Al

len gepredigt; aber 2) nicht von Allen geglaubt (V. 12—17). — Vor dem einen Herrn, der reich ist über alle, die ihn anrufen, gilt kein Unterschied der Nation, sondern wer ihn anruft, wird selig (V. 12. 13). Wie Anrufung des wahren, in Christo vollftändig geoffenbarten Gottes, Glauben und Predigt zusammenhängen (V. 13 - 16). — „Herr, wer glaubet unserm Predigen"? So klagte einst Jesaja und so flagen auch wir sehr oft; allein wir dürfen es nur dann thun, wenn wir uns bewußt sind, nach bestem Wissen und Gewissen unsere Predigerpflicht erfüllt zu haben, d. h. wenn unsere Predigten hervorgegangen find 1) aus gründlicher Erforschung der Heiligen Schrift; 2) aus herzlichem Gebete; 3) aus reicher Wahrnehmung der Bedürfnisse der Gemeinde (V. 16). Von der christlichen Predigt: 1) Was wirkt sie? den Glauben. 2) Wodurch kommt sie? durch das

Wort Gottes (V. 17). · Die Predigt steht in der Mitte zwischen Glauben und Wort Gottes. 1) Jenen schafft sie; 2) aus diesem schöpft fie (V. 17). Die berufende Kraft der Predigt (V. 17).

Starke: Alle aus allerlei Volk können einen freien Zutritt zu Gott haben und erhörlich beten (V. 12). Hedinger: Ach! wie viel gehört dazu, soll ein Mensch selig werden: hören, lehren, berufen. Schöne Kette! aber woran fehlt's? Am Hören, am recht und gründlich Predigen, viel Tausenden am Senden und Beruf. Ein schrecklicher Schade u. s. w. (V. 14). Cramer: Die Welt ist immer einerlei, wie zur Zeit Jesaja, so auch zu Christi und der Apostel Zeiten, ja noch bis auf diese Stunde: schade! daß man das alte Klaglied noch fingen muß (V.16) —Lange: Du Prediger, siehe ja zu, daß dein Vortrag in der Lauterkeit und göttlichen Kraft geschehe; und du Zuhörer, daß deine Aufmerksamkeit rechter Art sei (V. 17). Spener: 1) Sie müssen Chriftum anrufen, wollen sie selig werden. Sollen sie ihn aber anrufen, so müssen sie 2) an ihn glauben. Sollen sie an ihn glauben, so müssen sie 3) das Wort hören. Sollen fie aber hören, so muß 4) das Wort ihnen gepredigt werden. Sollen fie aber Prediger haben, so müssen 5) ihnen Leute dazu gesandt werden. Das ist die Kette der göttlichen Wohlthaten nacheinander (B. 14). Reos: Paulus führt bei dieser Abhandlung, wie er es immer gegen die Juden zu thun pflegte, etliche Sprüche aus den heiligen Schriften des Alten Testaments an, wovon der erste Jes. 28, 16 steht, wo das Fliehen ebenso viel bedeutet, als das zu Schanden werden... Der zweite Spruch steht Joel 3, 5 und läßt sich am tiefsten zur Schwachheit der Menschen herab. Was wollen wir dem größten Sünder, der am Rande der Hölle liegt, rathen? Rufe an den Namen des Herrn, so wird du errettet werden... Der dritte Spruch stehet Jes. 52, 7 und ist eine Weißagung von den freundlichen und holdseligen Herolden, die der Herr zur Zeit des Neuen Testamentes, nach dem er vorher selbst geredet haben würde, aussenden werde, um den Menschen Frieden und das Gute zu verkündigen. Warum aber? Ohne Zweifel deswegen,! daß die Menschen den ihnen verkündigten Frieden er greifen und das ihnen von Gott zugedachte Gute sich zueignen und genießen möchten. Weil aber dieses durch den Glauben geschehen sollte, so klagen diese Herolde in dem vierten Spruch, der Jes. 53, 1 steht: Herr, wer glaubt unserem Predigen? (V. 11-16). - Bengel: Dieses einzige Wörtlein: Jedermann, ist mehr werth, als die ganze Welt (V. 13).

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Heubner: Lebendige Predigt ist das von Gott gewählte Mittel der Belehrung (V. 14). Prediger muß Gott senden, sie dürfen nicht von selbst laufen, (V. 15). Alle Gnadenwirkungen find an's Wort gebunden; das gilt gegen Fanatiker, Enthusiasten, die das Wort und die Predigt verachten (V. 17).

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Beffer: Die göttliche Heilsordnung schließt jedwedes Person- oder Nationansehen aus (V. 12). Anrufen, wo nicht mit starkem Glauben, so doch mit herzlichem Verlangen, zu glauben, anrufen, wo nicht mit Bitten nach Gebühr, so doch unterstützt von des Geistes unaussprechlichem Seufzen (Kap. 8, 26), anrufen, wo nicht mit geförderter Erkenntniß, so doch mit dem ungeschwiegenen Bekenntniß Bartimäi: Jesu, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!" (Mart. 10, 47). Das zieht die Hilfe des reichen Herrn herbei (B. 12). -,,Der das Ende will, will auch die Mittel", sagt Bengel. Nun will Gott, daß alle Menschen ihn zur Seligkeit anrufen; folglich will er, daß fie glauben; folglich will er, daß sie hören; folglich will er, daß sie Prediger haben. Daher hat er Prediger gesandt. Alles hat er gethan, was zur Sache unserer Seligkeit gehört. Sein vorgängiger Gnadenwille ist allgemein und ist wirkungskräftig (V. 14). Zum rechten Prediger in Gottes Namen gehört nicht allein, daß das gepredigte Wort recht sei, sondern auch, daß der Prediger spreche: "Hier ist der Stab in meiner Hand, das Wort: mich hat der Herr gesandt“ (V. 15).

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e. V. 18-21. Das Verhalten der Juden und Heiden zur Predigt des Evangeliums. 1) Jene haben das Evangelium nicht verstehen wollen, obwohl fie es verstehen konnten; 2) diese aber, obwohl unverständig, haben es doch verstanden, weil sie es verstehen wollten. Zum ganzen Kapitel abschlieBend: Die Juden haben ihr trauriges, das Mitgefühl des Apostels auf's lebhafteste in Anspruch nehmendes Schicksal selbst verschuldet. Denn A. das Evangelium war 1) nicht fern von ihnen; 2) es wurde ihnen gepredigt; 3) sie konnten es begreifen; aber B.sie, die Ju den, suchtenes: 1) in der Ferne; 2) mochten es nicht hören; 3) wollten es nicht verstehen.

Starke: Wer will Gott Schuld geben, daß so viel Leute Satanskinder bleiben und verdammt werden. Siehe! sie selbst sind Ursache (V. 21). — Noos, mit Beziehung auf Kap. 9 u. 10: Aus diesem Allem erhellt, daß das Wort Gnade das tröstlichste und das schärfste, das klarste und das dunkelste Wort in der Bibel sei. Es ist das tröstlichste Wort, weil es dem Geschöpf, dem sein Schöpfer nichts schuldig ist, dem Sünder, der Strafe verdient, das Heil zusichert,

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immer weiter und weiter aus, wenn es auch in der Mitte still wird.

Es ist aber auch das schärfste Wort, weil es den Stolz ganz niederschlägt, den Troß tödtet, die Einbildung von eigener Gerechtigkeit, die dem Menschen so na- Lange: Die Fürbitte des von den Juden verfolg türlich ist, rein abschneidet. Es ist das klarfte Wort, ten Paulus für Israel. Sein Zeugniß für Israel. weil es keiner Beschreibung bedarf; es ist aber auch 1) Das schöne Lob; 2) die große Rüge. — Die Eigen das dunkelste Wort, weil seine lautere Bedeutung von gerechtigkeit in ihren verschiedenen Gestalten. - Die wenigen und nur von gedemüthigten Seelen gefaßt Eigengerechtigkeit allemal der Gerechtigkeit Gottes wird. Viele Menschen, welche dieses Wort zu verste- entgegen. Und zwar 1) der gesetzgebenden, 2) der hen meinen, stellen sich Gottes Gnade ungefähr wie strafenden, 3) der begnadigenden, rechtfertigenden, eines Fürsten Gnade vor, welche von der Rücksicht 4) der zum neuen Leben erweckenden Gerechtigkeit auf Verdienste, ja von der Absicht auf Nutzen unge- Gottes. Die Selbstbezeugung des Gesetzes und trennt ist. Gott aber bedarf keines Dienstes. Sein des Evangeliums an dem inneren Menschenwesen: Wille ist allein frei. Ihm gibt Niemand etwas zur | 1) Das Gesetz, Ideal seines Lebens. 2) Das EvanWiedervergeltung. Und doch ist er gerecht und han- | gelium, Leben seines Ideals. — Die Zwillingsgestalt: delt nach Erkenntniß. Wer ist weise, der dies verstehe, Glaube und Bekenntniß: 1) Bestimmt unterschieden und klug, der dies merke? und doch 2) unzertrennlich. Der Reichthum des Herrn über den betenden Herzen. — Ueber der betenden Sünderwelt. Die Allgemeinheit (der Univer salismus) des Evangeliums. Die Entschränkung und Umschränkung der Heilsbotschaft. 1) Entschränkt für Alle, die den Herrn anrufen in aller Welt; 2) umschränkt für den Glauben, weil der Unglaube widerspricht.

Heubner: Zu der Stelle Pf. 19. Evangelium und Schöpfung sind die beiden Stimmen Gottes, die uns umtönen.

Besser: Anführung eines Wortes von Luther, welcher die Predigt vergleicht mit einem Stein, der in's Waffer geworfen wird. Die Kreise dehnen sich

Dritter Abschnitt. Die schließliche gnadenreiche Lösung des Räthsels oder die Wendung des Gerichts zur Rettung für Israel. Das Gericht Gottes über Israel kein Verwerfungsgericht. Die Heilsökonomie Gottes in seinem Walten über Juden und Heiden, über der Auswahl Israels und der Menge, über der Verkettung von Gericht und Rettung, nach welcher ganz Israel endlich durch die Vollzahl der Heiden zum Glauben und zur Seligkeit kommen soll. Der Universalismus des Gerichts und des

Erbarmens. Doxologie.
Kap. 11.
A.

Ich sage nun: Hat doch nicht etwa Gott sein Volk verstoßen? Das sei ferne. Denn auch 2 ich bin ein Israelite von dem Samen Abrahams, dem Stamme Benjamin. *Nicht verstoßen hat Gott sein Volf, welches er zuvor sich ersehr. [erwählet] hat. Oder wiffet. ihr nicht, was die 3 Schrift sagt beim Elias [in der Lektion von ihm]. da er vor Gott auftritt gegen Israel')? *Herr, deine Propheten haben sie getödtet, deine Altäre haben sie umgestürzt, und ich bin übrig geblieben 4 allein; auch trachten sie mir nach dem Leben [1 Kön. 19, 10]. *Aber was sagt ihm der Gottesspruch [die göttliche Antwort]: Ich habe mir übrig behalten siebentausend Männer, welche nicht gebeugt haben ein Knie vor dem [der Säule 3 fem. 2 Kön. 3, 2 x. des] Baal. 5 *Also nun ist auch in der jetzigen Zeit ein Ueberrest vermöge der Auswahl der Gnade entstan 6 den. *Wenn [es] aber aus Gnade [ist], dann nicht weiter noch aus den Werken; denn die Gnade wird nicht erst zur Gnade. Wenn aber aus den Werken, so ist keine Gnade mehr da, denn das Werk ist nicht mehr [fertiges] Werk 2).

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B.

-

Wie also? was Israel weit hinaus sucht, eben das hat es nicht [anlangend] erlangt; die 8 Auswahl aber hat es erlangt. Die Uebrigen jedoch wurden verstockt. *Gleichwie geschrieben steht: Gott hat ihnen gegeben einen Geist der Schlafsucht, Augen, damit nicht zu sehen, und Ohren, damit nicht zu hören, bis auf den heutigen Tag [5 Mos. 29, 4; Jef. 29, 10; Jef. 6, 10]. 9 *Und David spricht: Es werde ihnen ihr Lisch zur Vogelschlinge und zum Jagdgeschoß, und zum 10 Stellholz und [fo] zur Vergeltung für sie. Es müssen verfinstert werden ihre Augen, daß fie nicht sehen, und ihren Rücken biege trumm allezeit [Pf. 69, 23 u. 24].

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1) Der Zufaß der Recepta leyov eine erklärende Glosse.

in

2) Die Worte ei de é§ éoywv bis ovnéti éotiv ëoyov fehlen bei A. C. D. u. f. w. in der Vulg. u. a., Ueberseßungen, bei den lat. Vätern, und so auch im Sinait. Daher von den meisten Kritikern verworfen, von Tischen: dorf u. A., namentlich Frißsche und Reiche, vertheidigt (s. die Erläut.).

C.

Ich sage nun: Sie sind doch nicht dazu angelaufen (an den Anstoß), daß sie fallen sollten? 11 Das sei ferne! Sondern durch ihren Hinfall wurde das Heil den Heiden, um sie nacheifern zu machen. *Wenn aber [jett] ihre Niederlage der Welt Reichthum [Gewinn] wurde, und ihr 12 [Heeres-] Verlust der Heiden Reichthum, wie vielmehr [einst] ihre Vervollständigung [Completirung]. *Denn 1) euch Heiden sage ich das: insofern ich 2) der Heiden Apostel bin, halte ich 13 mein Amt herrlich. *Ob ich etwa zum Reichthum reizen möchte, die mein Fleisch sind, und retten 14 möchte [auch nur] Etliche von ihnen. *Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt 15 wurde, was anders wird erst ihre Annahme sein, als ein Aufleben von den Todten! *Wenn 16 aber das Erstlingskrod heilig ist, dann auch die Teigmasse; und wenn die Wurzel heilig ist, dann auch die Zweige.

D.

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Wenn aber etliche der Zweige ausgebrochen wurden, du aber, der du vom wilden Delbaum 17 Her bist, wurdest unter sie [die Zweige überhaupt] eingepfropft, und wurdest theilhaftig der Wurzel und der Fettigkeit [des Saftes] des Delbaums. *So überhebe dich ja nicht rühmend über die 18 Zweige. Wenn du dich aber überhebst [so wisse:] nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel dich. *Du wirst nun sagen: Die Zweige 3) sind ausgebrochen worden, damit ich ein- 19 gepfropft würde. *Schön! [Trefflich! ironisch. Nicht: ganz wohl]. Durch den Unglauben sind 20 fie ausgebrochen worden, du aber stehst da durch den Glauben. Sei nicht hochmüthig, sondern fürchte dich; *wenn nämlich Gott der Zweige, die es naturgemäß waren, nicht geschont hat 21 [fürchte dich], daß er etwa 4) auch deiner nicht schonen möchte. *Siehe nun die Güte und die 22 Strenge Gottes. Gegen die Gefallenen ist die Strenge Gottes 5). Gegen dich aber die Güte Gottes 5), wenn du bei der Güte verharrest. Sonst wirst auch du herausgeschlagen werden. *Und 23 Jene dagegen, wenn sie nicht verharren bei dem Unglauben, werden eingepfropft werden. Denn Gott ist wohl mächtig genug, sie wieder einzupfropfen. *Denn wenn du herausgehauen wurdest 24 aus dem der Natur nach wilden Delbaum und über die Natur hinaus eingepfropft wurdest in einen edlen Delbaum, wie vielmehr werden diese, welche nach dessen Natur sind, eingepfropft werden in den ihnen eigenen Delbaum.

E.

Denn ich will euch, meine Brüder, nicht ohne Einsicht laffen von diesem Geheimniß, damit 25 ihr euch nicht in eignem Gedünken 6) für einsichtsvoll [darüber] haltet: Verstockung ist Israel zum Theil widerfahren bis dahin, daß die Fülle der Heiden eingegangen sein wird. *Und sodann wird 26 ganz Israel selig werden, wie geschrieben steht: Es wird kommen aus Zion der Erlösende, und wegschaffen wird er die gottlosen Dinge von Jakob [Jes. 59, 20]. *Und das ist dann für 27 fie der Bund von mir: Wann ich weggenommen habe ihre Sünden [Jes. 27, 9]. *Gemäß dem 28 Evangelium zwar sind sie Feinde um euretwillen; gemäß der Auserwählung aber sind sie Geliebte um der Väter willen. *Denn von unbereubarer [unwiderruflicher] Art sind die Geschenke 29 und die Berufung von Gott. *Denn gleichwie ihr 7) einst ungehorsam waret gegen Gott, nun 30 aber Gnade erlangt habt durch den Ungehorsam dieser, *also wurden auch diese jetzt ungehorsam 31 eurer Begnadigung zu Gute, damit auch sie begnadigt werden. Denn Gott hat Alle 8) zusam- 32 mengeschloffen zum Ungehorsam [des Unglaubens], damit er sich Aller erbarme [Alle begnadige]. * welch eine Tiefe des Reichthums, der Weisheit und der Erkenntnißkraft Gottes! Wie 33 unerforschlich 9) sind seine Gerichte und unausspürbar seine Wege! *Denn wer hat des Herrn 34

1) Gegenüber dem yàọ lieft Lachm. dè nach A. B. u. A. Der Zusammenhang søricht für yáo.

2) Lachm. nach A. B. C. μèv ovv.

3) Codd. A. C. F. x. xládoι ohne oi, wofür Codd. B. D.

4) Mлws fehlt in Codd. A. B. C. Lachmann. Nach Meyer wurde die Auslassung durch das folgende Futurum pɛioɛtai veranlaßt, daher auch die Lesart pɛioŋtai entstanden.

5) άлoτoμía und xenotótys hier im Nom. statt Acc. nach den Codd. A. B. u. A. Lachm., Tischendorf. Dazu be

χρηστότ. θεοῦ.

6) Statt nag savr' Lachm. Év Éavt. nach den Codd. A. B. u. A., gegen C. D. L. 26,

7) Das vμɛis ohne xai nach den besten Codd.

8) Gtatt τοὺς πάντας gebenleftionen τὰ πάντα uus πάντα. 9) Beridiebene germen: ανεξεραύνητα uι ἀνεξερεύνητα.

Lange, Bibelwerk. N. T. VI. 2te Aufl.

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