ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Keiner mehr kann als er kann. „Die Macht oder respective Ohnmacht Meiner wäre meine alleinige Grenze, Befugnisse aber nur bindende Satzungen? Zu dieser alles umstürzenden Ansicht sollte Ich Mich bekennen? Nein, Ich bin ein gefeßlicher Bürger!"

[ocr errors]
[ocr errors]

Das Bürgerthum bekennt sich zu einer Moral, welche auf's engste mit seinem Wesen zusammenhängt. Ihre erste Forderung geht darauf hin, daß man ein solides Geschäft, ein ehrliches Gewerbe betreibe, einen moralischen Wandel führe. Unsittlich ist ihr der Industrieritter, die Buhlerin, der Dieb, Räuber und Mörder, der Spieler, der vermögenlose Mann ohne Anstellung, der Leichtsinnige. Die Stimmung gegen diese „Unmoralischen“ bezeichnet der wackere Bürger als seine „tiefste Entrüstung“. Es fehlt diesen Allen die Ansässigkeit, das Solide des Geschäfts, ein solides, ehrsames Leben, das feste Einkommen u. s. w., kurz, sie gehören, weil ihre Existenz nicht auf einer sicheren Basis ruht, zu den gefährlichen „Einzelnen oder Vereinzelten“, zum gefährlichen Pro letariat: sie sind „einzelne Schreier", die keine „Garantien“ bieten und nichts zu verlieren", also nichts zu riskiren haben. Schließung eines Familienbandes z. B. bindet den Menschen, der Gebundene gewährt eine Bürgschaft, ist faßbar; dagegen das Freudenmädchen nicht. Der Spieler seht alles auf's Spiel, ruinirt sich und Andere; feine Garantie. Man könnte Alle, welche dem Bürger verdächtig, feindlich und gefährlich erscheinen, unter dem Namen „Vagabonden“ zusammenfassen; ihm mißfällt jede vagabondirende Lebensart. Denn es giebt auch geistige Vagabonden, denen der angestammte Wohnsiß ihrer Väter zu eng und drückend vorkommt, als daß sie ferner mit dem beschränkten Raume sich begnügen möchten: statt sich in den Schranken einer gemäßigten Denkungsart zu halten und für unantastbare Wahrheit zu nehmen, was Tausenden Trost und Beruhigung gewährt, überspringen sie alle Grenzen des Althergebrachten und extravagiren mit ihrer frechen Kritik und ungezähmten Zweifelsucht, diese extravaganten Vagabonden. Sie bilden die Classe der Unstäten, Ruhelosen, Veränderlichen, d. h. der Proletarier, und heißen, wenn sie ihr unseßhaftes Wesen laut werden lassen, „unruhige Köpfe“.

[ocr errors]

Solch weiten Sinn hat das sogenannte Proletariat oder der Pauperismus. Wie sehr würde man irren, wenn man dem Bürgerthum das Verlangen zutraute, die Armuth (Pauperismus) nach besten Kräften zu beseitigen. Im Gegentheil hilft sich der gute Bürger mit der unvergleichlich tröstlichen Ueberzeugung, daß „die Güter des Glückes nun einmal ungleich vertheilt seien und immer so bleiben werden - nach Gottes weisem Rathschlusse“. Die Armuth, welche ihn auf allen Gassen umgiebt, stört den wahren Bürger nicht weiter, als daß er höchstens sich mit ihr durch ein hinge= worfenes Almosen abfindet, oder einem „ehrlichen und brauchbaren“ Burschen Arbeit und Nahrung verschafft. Desto mehr aber fühlt er seinen ruhigen Genuß getrübt durch die neuerungssüchtige und unzufriedene Armuth, durch jene Armen, welche sich nicht mehr stille verhalten und dulden, sondern zu extravagiren anfangen und unruhig werden. Sperrt den Vagabonden ein, steckt den Unruhstifter in's dunkelste Verließ! Er will im Staate „Mißvergnügen erregen und gegen bestehende Verordnungen aufreizen". steiniget, steiniget ihn!

[ocr errors]

Gerade aber von diesen Unzufriedenen geht etwa folgendes Raisonnement aus: Den „guten Bürgern“ kann es gleich gelten, wer sie und ihre Principien schüßt, ob ein absoluter oder constitutioneller König, eine Republik u. s. w., wenn sie nur geschüßt werden. Und welches ist ihr Princip, dessen Schußherrn sie stets lieben" ? Das der Arbeit nicht; das der Geburt auch nicht. Aber das der Mittelmäßigkeit, der schönen Mitte: ein bischen Geburt und ein bischen Arbeit, d. h. ein sich verzinsender Besiz. Besit ist hier das Feste, das Gegebene, Ererbte (Geburt), das Verzinsen ist daran die Mühwaltung (Arbeit), also arbeitendes Capital. Nur kein Uebermaß, kein Ultra, kein Radicalismus! Allerdings Geburtsrecht, aber nur angeborner Besit; allerdings Arbeit, aber wenig oder gar keine eigene, sondern Arbeit des Capitals und der unterthänigen Arbeiter.

Liegt eine Zeit in einem Irrthum befangen, so ziehen stets die Einen Vortheil aus ihm, indeß die Andern den Schaden davon haben. Im Mittelalter war der Irrthum allgemein unter den Christen, daß die Kirche alle Gewalt oder die Oberherrlichkeit auf

Erden haben müsse; die Hierarchen glaubten nicht weniger an diese „Wahrheit“ als die Laien, und beide waren in dem gleichen Irrthum festgebannt. Allein die Hierarchen hatten durch ihn den Vortheil der Gewalt, die Laien den Schaden der Unterthänigkeit. Wie es aber heißt: „durch Schaden wird man klug“, so wurden die Laien endlich klug und glaubten nicht länger an die mittelalterliche Wahrheit". Ein gleiches Verhältniß findet zwischen Bürgerthum und Arbeiterthum statt. Bürger und Arbeiter glauben an die „Wahrheit" des Geldes; sie, die es nicht besigen, glauben nicht weniger daran, als jene, welche es besigen, also die Laien wie die Priester.

"

„Geld regiert die Welt" ist der Grundton der bürgerlichen Epoche. Ein besigloser Adliger und ein besigloser Arbeiter sind als „Hungerleider“ für die politische Geltung bedeutungslos: Geburt und Arbeit thun's nicht, sondern das Geld giebt Geltung. Die Besitzenden herrschen, der Staat aber erzieht aus den Besizlosen seine „Diener“, denen er in dem Maße, als sie in seinem Namen herrschen (regieren) sollen, Geld (Gehalt) giebt.

Ich empfange Alles vom Staate. Habe Ich etwas ohne die Bewilligung des Staates? Was Ich ohne sie habe, das nimmt er Mir ab, sobald er den fehlenden „Rechtstitel" entdeckt. Habe Ich also nicht Alles durch seine Gnade, seine Bewilligung?

Darauf allein, auf den Rechtstitel, stüßt sich das Bürgerthum. Der Bürger ist, was er ist, durch den Staatsschuß, durch die Gnade des Staats. Er müßte fürchten, Alles zu verlieren, wenn die Macht des Staates gebrochen würde.

Wie ist's aber mit dem, der nichts zu verlieren hat, wie mit dem Proletarier? Da er nichts zu verlieren hat, braucht er für sein „Nichts“ den Staatsschuß nicht. Er kann im Gegentheil gewinnen, wenn jener Staatsschuß den Schüßlingen entzogen wird.

Darum wird der Nichtbesitzende den Staat als Schußmacht des Besizenden ansehen, die diesen privilegirt, ihn dagegen nur aussaugt. Der Staat ist ein Bürgerstaat, ist der status des Bürgerthums. Er schüßt den Menschen nicht nach seiner Arbeit, sondern nach seiner Folgsamkeit („Loyalität“), nämlich danach, ob

er die vom Staate anvertrauten Rechte dem Willen, d. h. Gesezen des Staates gemäß genießt und verwaltet.

Unter dem Regime des Bürgerthums fallen die Arbeitenden stets den Besigenden, d. h. denen, welche irgend ein Staatsgut (und alles Besigbare ist Staatsgut, gehört dem Staate und ist nur Lehen der Einzelnen) zu ihrer Verfügung haben, besonders Geld und Gut, also den Capitalisten in die Hände. Es kann der Arbeiter seine Arbeit nicht verwerthen nach dem Maße des Werthes, welchen sie für den Genießenden hat. „Die Arbeit wird schlecht bezahlt!" Den größten Gewinn hat der Capitalist davon.

Gut und mehr als gut werden nur die Arbeiten derjenigen bezahlt, welche den Glanz und die Herrschaft des Staates erhöhen, die Arbeiten hoher Staats diener. Der Staat bezahlt gut, damit seine „guten Bürger“, die Besizenden, ohne Gefahr schlecht bezahlen können; er sichert sich seine Diener, aus welchen er für die „guten Bürger“ eine Schußmacht, eine „Polizei“ (zur Polizei gehören Soldaten, Beamten aller Art, z. B. die der Justiz, Erziehung u. s. w., kurz die ganze „Staatsmaschine“) bildet, durch gute Bezahlung, und die „guten Bürger“ entrichten gern hohe Abgaben an ihn, um desto niedrigere ihren Arbeitern zu leisten.

Aber die Classe der Arbeiter bleibt, weil in dem, was sie wesentlich sind, ungeschüßt (denn nicht als Arbeiter genießen sie den Staatsschuh, sondern als seine Unterthanen haben sie einen Mitgenuß von der Polizei, einen sogenannten Rechtsschuß), eine diesem Staate, diesem Staate der Besißenden, diesem „Bürgerkönigthum“, feindliche Macht. Ihr Princip, die Arbeit, ist nicht seinem Werthe nach anerkannt: es wird ausgebeutet, eine Kriegsbeute derBesizenden, der Feinde.

Die Arbeiter haben die ungeheuerste Macht in Händen, und wenn sie ihrer einmal recht inne würden und sie gebrauchten, so widerstände ihnen nichts: sie dürften nur die Arbeit einstellen und das Gearbeitete als das Ihrige ansehen und genießen. Dies ist der Sinn der hie und da auftauchenden Arbeiterunruhen.

Der Staat beruht auf der - Sklaverei der Arbeit. Wird die Arbeit frei, so ist der Staat verloren.

§. 2. Der sociale Liberalismus.

Wir sind freigeborene Menschen, und wohin Wir blicken, sehen Wir uns zu Dienern von Egoisten gemacht! Sollen Wir darum auch Egoisten werden? Bewahre der Himmel, Wir wollen lieber die Egoisten unmöglich machen! Wir wollen sie alle zu „Lumpen“ machen, wollen Alle nichts haben, damit „Alle“ haben.

[ocr errors]

So die Socialen.

[ocr errors]

Ist sie denn aber leibhaftig?

Es ist die

Wer ist diese Person, die Ihr „Alle“ nennt? Gesellschaft“ ! Wir sind ihr Leib! Ihr? Ihr seid ja selbst kein Leib; Du zwar bist leibhaftig, auch Du und Du, aber Ihr zusammen seid nur Leiber, kein Leib. Mithin hätte die einige Gesellschaft zwar Leiber zu ihrem Dienste, aber keinen einigen und eigenen Leib. Sie wird eben, wie die „Nation“ der Politiker, nichts als ein „Geist“ sein, der Leib an ihm nur Schein.

Die Freiheit des Menschen ist im politischen Liberalismus die Freiheit von Personen, von persönlicher Herrschaft, vom Herrn: Sicherung jeder einzelnen Person gegen andere Personen, persönliche Freiheit.

Es hat keiner etwas zu befehlen, das Gesez allein befiehlt. Aber sind die Personen auch gleich geworden, so doch nicht ihr Besißthum. Und doch braucht der Arme den Reichen, der Reiche den Armen, jener das Geld des Reichen, dieser die Arbeit des Armen. Also es braucht keiner den Andern als Person, aber er braucht ihn als Gebenden, mithin als einen, der etwas zu geben hat, als Inhaber oder Besizer. Was er also hat, das macht den Mann. Und im Haben oder an „Habe“ sind die Leute ungleich.

Folglich, so schließt der sociale Liberalismus, muß Keiner haben, wie dem politischen Liberalismus zufolge Keiner befehlen sollte, d. h. wie hier der Staat allein den Befehl erhielt, so nun die Gesellschaft allein die Habe.

Indem nämlich der Staat eines Jeden Person und Eigenthum gegen den Andern schüßt, trennt er sie von einander: Jeder ist sein Theil für sich und hat sein Theil für sich. Wem genügt,

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »